Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Rübenblattlaus (Aphis fabae)

Schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus

Puceron noir de la fève (franz.); black bean aphid (engl.)

wissenschaftlicher Name: Aphis fabae (Scop.)
Synonym: Doralis fabae

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Aphididae

Die Schwarze Rübenblattlaus (Aphis fabae) und die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) sind die wichtigsten Blattlausarten an Zuckerrüben (Harveson et al. 2009). Gelegentlich treten auch die Grünstreifige Kartoffelblattlaus (Macrosiphum euphorbiae) und die Grünfleckige Kartoffelblattlaus (Aulacorthum solani) an Rüben auf. Blattläuse verursachen Saugschäden. Die beiden erstgenannten Blattlausarten spielen ausserdem eine wichtige Rolle als Überträger von Viruskrankheiten. Die Schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus überwintert im Eistadium an Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) oder Schneeball (Viburnum sp.). Während des Sommers besiedelt sie Zuckerrüben, Ackerbohnen und viele andere Wirtspflanzen. In der Regel können natürliche Feinde den Blattlausbefall unter der Schadschwelle halten und die Schäden bleiben gering.

Rübenblattlaus (Aphis fabae)
Rübenblattlaus (Aphis fabae)
Rübenblattlaus (Aphis fabae)Abb. 1. Schwarze Rübenblattlaus (Aphis fabae) an Zuckerrübenblättern: geflügelte und ungeflügelte Läuse, Nymphen haben je vier weisse Wachsflecken

Schadbild

Die Rübenblattlaus (Abb. 1) saugt den Pflanzensaft aus den Siebröhren. Dies führt zu einer Wachstumsverzögerung der Rüben und zu einem Einrollen oder Kräuseln der Blätter (Abb. 2). Auf der Blattunterseite befinden sich grössere Kolonien von Blattläusen. Diese scheiden „Honigtau" (ein zuckerhaltiges Ausscheidungsprodukt) aus, der die Rüben bald mit einem klebrigen Belag überzieht. Der zuckerhaltige Saft wird schnell von Russtaupilzen besiedelt. Die Blätter sehen schmutzig aus und die Photosynthese wird behindert.
Die Schwarze Rübenblattlaus wechselt im Vergleich zur Grünen Pfirsichblattlaus seltener die Pflanze, da bei ihr bereits nach kurzem Flug eine Lähmung der Flugmuskulatur eintritt (Dubnik 1991). Die einzelnen Kolonien sind daher meist grösser und auf einzelne Bereiche im Feld beschränkt. Aufgrund ihrer geringeren Mobilität sind sie auch als Virusüberträger weniger gefährlich.

Schadwirkung der Blattläuse an Rüben

Die Schwarze Rübenblattlaus und die Grüne Pfirsichblattlaus sind Überträger wichtiger Viruskrankheiten: z. B. das milde Vergilbungsvirus (beet mild yellowing virus: BMYV) und das nekrotische Vergilbungsvirus (beet yellow virus: BYV). Beide Viren sind persistent, das heisst die Viren werden nach längerem Saugen von der Blattlaus aufgenommen und können dann von dieser lebenslang ausgeschieden werden.
Sowohl ungeflügelte als auch geflügelte Blattläuse können Viren übertragen. Aufgrund ihrer Mobilität sind die geflügelten Läuse jedoch immer die gefährlicheren Überträger. Für die Verbreitung von Virosen ist das Vorhandensein von virusbefallenen Wirtspflanzen von grosser Bedeutung, da die vom Winterwirt einfliegenden Blattläuse virusfrei sind und eine Virusübertragung mit dem Saatgut nicht möglich ist. Als Virusreservoir kommen viele Wirtspflanzen in Frage: Spinat, Wildrüben, Raps sowie die Unkräuter Kreuzkraut (Senecio vulgaris), Hirtentäschchen (Capsella bursa-pastoris), Sternmiere (Stellaria sp.) und viele andere (Dubnik 1991). Blattläuse, die von ihren Winterwirten kommen, können sich an diesen Pflanzen infizieren, wenn sie auf der Suche nach dem geeigneten Sommerwirt dort Zwischenstation machen.
Aber allein schon die Saugtätigkeit der schwarzen Bohnenblattlaus kann die Rüben erheblich schädigen.

Rübenblattlaus (Aphis fabae) Schadbild
Rübenblattlaus (Aphis fabae) SchadbildAbb. 2. Die schwarze Rübenblattlaus verursacht ein Einrollen der Blätter und ein verzögertes Wachstum der Rüben. An der Blattunterseite findet man grössere Kolonien von Blattläusen.

Beschreibung der schwarzen Bohnen- oder Rübenblattlaus

Die ungeflügelten Läuse sind rundlich und etwa 1.5 bis 2.5 mm gross (Meier 1985). Die Fühler sind etwa halb so lang wie der Körper. Die Hinterleibsröhren (Siphonen) sind schwarz und verengen sich zum Ende hin. Das Schwänzchen (Cauda) ist dunkel und fingerförmig. Die Oberschenkel, insbesondere der Hinterbeine, sind dunkel, die Schienen hellbraun mit dunkler Spitze und die Fussglieder (Tarsen) sind schwarz. Der Körper ist matt blauschwarz gefärbt und fein bewachst. Die Nymphen zeichnen sich durch eine Doppelreihe von je 4 weissen Wachsflecken auf dem vorderen Teil des Hinterleibs aus. Nymphen sind das letzte Larvenstadium der Blattläuse, bevor sie sich zu geflügelten Tiere entwickeln.
Innerhalb einer Blattlauskolonie findet man viele Larvenhäute, die während der Häutung abgestreift wurden, so genannte Exuvien.
Auch geflügelten Formen sind dunkel gefärbt. Auf dem Hinterleib befinden sich stärker chitinisierte Querstreifen und Seitenflecken.

Lebenszyklus

Die Schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus überwintert im Eistadium auf dem Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) oder auf dem Schneeball (Viburnum opulus). Im Frühjahr, ab April, schlüpft die Stammmutter (Fundatrix). Die Entwicklung zur erwachsenen Laus (Imago) dauert je nach Witterung mehrere Wochen. Die Läuse bilden auf dem Winterwirt drei bis vier ungeschlechtliche Generationen, wobei die erste Generation bereits geflügelte Wanderläuse enthalten kann. Später entwickeln sich immer mehr geflügelte Tiere, die Ende April bis Anfang Mai zunächst auf verschiedene Unkräuter (z. B. Melde) abwandern. Später besiedeln sie auch Rüben oder Ackerbohnen, beginnen dort zu fressen und vermehren sich ungeschlechtlich weiter. Trockenes, warmes Wetter führt zu einer raschen Vermehrung der ungeflügelten Weibchen (Exsules), so dass in kurzer Zeit grosse Blattlauskolonien entstehen können. Ab Mitte Juni erscheinen auch geflügelte Blattläuse, die neue Pflanzen im Bestand befallen und neue Kolonien bilden können.
Im Herbst fliegen geflügelten Weibchen (Gynoparen) zum Winterwirt und legen dort ungeflügelte weibliche Geschlechtstiere (Oviparen) ab. Diese werden von nachfolgenden geflügelten Männchen ("Brüder" der Gynoparen) begattet. Die Oviparen wandern als Imagines zu den Zweigen und legen jeweils etwa vier Eier an Knospen, Astlöcher oder in Rindenrisse.

Wirtsspektrum

Die Schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus (A. fabae) besiedelt neben Zucker- und Futterrüben auch Rote Bete (Randen), Mangold (inkl. Krautstiel), Spinat, Ackerbohnen und Bohnen, Mohn und Dahlien. Viele weitere Pflanzen, darunter auch Unkräuter wie Meldenarten, gehören zum Wirtskreis dieser Blattlausart.
Winterwirte sind Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) oder Schneeball (Viburnum opulus).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Ein gut vorbereitetes und abgesetztes Saatbett fördert eine schnelle Entwicklung der Rüben.
  • Bei einem frühen Saattermin sind die Schäden durch Blattläuse geringer.
  • Möglichst keine anderen Wirtspflanzen in der Nähe von Zuckerrüben anbauen: z. B. Raps, Busch- oder Ackerbohnen.
  • An Feldrändern, Böschungen und Wiesen eine vielfältige Vegetation zulassen. Dies fördert die natürlichen Feinde der Blattläuse: Marienkäfer, Schlupfwespen, Larven von Schwebfliegen, Florfliegen sowie Pilzkrankheiten von Läusen (Häni et al. 2008).
  • Bei der Neuanlage von Hecken sollten Sträucher wie Schneeball und Pfaffenhütchen (beides Winterwirte der schwarzen Bohnen- oder Rübenlaus) nicht zu häufig gepflanzt werden..
  • Die Bekämpfungsschwelle für die Schwarze Rübenblattlaus ist in der Schweiz wie folgt festgesetzt  (Agridea, Datenblätter Ackerbau): Im 4-Blattstadium 50 %, im 6-10 Blattstadium 80 % befallene Pflanzen (10 x 5 Pflanzen zählen). Im ÖLN nur frei einsetzbare Produkte einsetzen oder eine Sonderbewilligung einholen.
  • Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Rübenblattlaus finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).

Literatur

Agridea, 2021. Datenblätter Ackerbau. AGRIDEA, CH-8315 Lindau (Bekämpfungsschwelle)

Dubnik H, 1991. Blattläuse: Artenbestimmung – Biologie – Bekämpfung. Verlag Th. Mann Gelsenkirchen-Buer: 120 S.

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Harveson RM, Hanson LE, Hein GL, 2009. Compendium of Beet Diseases and Pests. The American Phytopathological Society, Auflage 2: 140 S.

Meier W, 1985. Pflanzenschutz im Feldbau: Tierische Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Eidg. Forschungsanstalt für landw. Pflanzenbau, Zürich-Reckenholz: 240 S.

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