Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Dürrfleckenkrankheit an Kartoffeln (Alternaria solani)

Dürrfleckenkrankheit

Alternariose (franz.); early blight (Alternaria solani), brown spot and black pit (A. alternata) (engl.)

wissenschaftliche Namen: Alternaria solani Sorauer, A. alternata (Fr.) Keissl.

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Dothideomycetes, Pleosporomycetidae, Pleosporales, Pleosporaceae

Die beiden Krankheitserreger Alternaria solani und A. alternata sind die Verursacher der Dürrfleckenkrankheit. An Blättern entwickeln sich kleine, graubraune Flecken mit konzentrischen Kreisen.

Duerrfleckenkrankheit an Kartoffeln (Alternaria solani)Abb. 1. Dürrfleckenkrankheit an Kartoffeln (Alternaria solani): Runde oder eckige Blattflecken mit konzentrischen Kreisen sind für diese Krankheit typisch.

Krankheitsbild

Abgestorbenes Pflanzengewebe (Nekrosen) an den Blättern ist ein erster Hinweis auf die Dürrfleckenkrankheit. Die Nekrosen können bereits zwei bis drei Wochen nach dem Auflaufen der Kartoffelpflanzen auftreten. Häufig werden diese Flecken im Anfangsstadium nicht als Krankheit erkannt.
Ab Juni treten auf älteren Blättern braune Flecken mit konzentrischen Kreisen auf, die scharf vom gesunden Pflanzengewebe abgegrenzt sind (Abb. 1 und 2). Die Flecken sind rund oder, wenn sie von Blattadern begrenzt sind, eckig. Sie haben einen Durchmesser von einigen Millimetern bis zu 2 cm. Das Zentrum der Flecken ist sehr brüchig, so dass das abgestorbene Gewebe aufreissen und herausfallen kann. Die Blattflecken können zusammenfliessen und grössere Teile des Blattes umfassen. Ältere Blätter sind anfälliger als junge.
Später entwickeln sich auch an den Stängeln braune Stellen. Einzelne Stängel oder die ganze Pflanze können absterben.
An den Knollen verursacht A. solani eine Trockenfäule. Diese äussert sich in deutlich eingesunkenen, unregelmässig geformten Flecken mit wulstartig aufgewölbten Rändern. Unterhalb der Flecken ist das Gewebe 5-7 mm tief braunschwarz verfärbt, verfault und scharf vom gesunden Gewebe abgegrenzt (deutlicher Unterschied zur Braunfäule verursacht durch Phytophthora infestans). Die Trockenfäule tritt erst während der Lagerung auf.
Alternaria alternata verursacht die so genannte Sprühfleckenkrankheit. Zahlreiche kleine Flecken von maximal 5 mm Grösse sind über das ganze Blatt zerstreut. A. alternata befällt vor allem abreifende Blätter und ist selten von wirtschaftlicher Bedeuteung (Kühne et al. 2006).

Abb. 2. Dürrfleckenkrankheit (Alternaria solani) an Kartoffeln

Krankheitserreger

Alternaria solani: Die septierten, geraden oder gekrümmten, hellbraunen Konidienträger wachsen einzeln oder in kleinen Gruppen (Abb. 3). Sie sind bis zu 110 µm lang und 6-10 µm dick (Ellis, 1971). An den Konidienträgern werden blass goldgelbe Konidien gebildet (Abb. 4). Sie stehen meist einzeln, sind gerade oder leicht gekrümmt, umgekehrt keulenförmig und haben am Konidienende einen langen, leicht gekrümmten, manchmal verzweigten Schnabel. Dieser ist gleich lang oder länger als der Rest der Spore. Die Konidien haben 9-11 Quersepten und keine oder wenige Längssepten. Sie sind 150-300 µm lang und 15-19 µm dick (Ellis, 1971).
Alternaria alternata: Die geraden oder gekrümmten Konidienträger wachsen einzeln oder in kleinen Gruppen. Sie sind bis zu 50 µm lang und 3-6 µm dick (Ellis, 1971). Die Konidien sind in langen, manchmal verzweigten Ketten angeordnet. Sie sind birnenförmig, am Ende leicht zugespitzt (der Schnabel beträgt höchstens ein Drittel der Konidienlänge) und sie haben weniger als 8 Quer- und mehrere Längssepten. Die Konidien sind 20-63 µm lang und 9-18 µm dick. A. alternata ist ein weit verbreiteter Saprophyt, der auf einer Vielzahl von Pflanzen vorkommt.
Alternaria spp. bilden keine geschlechtlichen Fortpflanzungsorgane.

Duerrfleckenkrankheit an Kartoffeln (Alternaria solani)
Duerrfleckenkrankheit an Kartoffeln (Alternaria solani)Abb. 3. Alternaria solani: Auf den Flecken sind unter der Lupe Konidienträger mit Konidien zu erkennen

Duerrfleckenkrankheit an Kartoffeln (Alternaria solani) Konidie
Duerrfleckenkrankheit an Kartoffeln (Alternaria solani) KonidienAbb. 4. Konidien von Alternaria solani: Verursacher der Dürrfleckenkrankheit an Kartoffeln

Lebenszyklus

Alternaria solani überwintert auf abgestorbenem Pflanzenmaterial im Boden. Ein direkter Befall der Pflanzen über infizierte Knollen wird von Radtke und Rieckmann (1990) ausgeschlossen. Ausgehend von diesen bodenbürtigen Infektionsquellen erfolgen die Primärinfektionen an den Blättern im unteren Blattbereich. Der Erreger infiziert die Blätter direkt über die Epidermis, gelegentlich aber auch über die Spaltöffnungen (Stomata). Es entstehen Blattflecken und bei günstiger Witterung Konidien, die neue Infektionen auslösen. Die Konidien verbreiten die Krankheit im Kartoffelfeld und auch von Feld zu Feld. Sie kontaminieren den Boden und infizieren die Knollen über Wunden, die bei der Ernte entstehen. Die Infektion der Knollen erfolgt nicht auf dem Feld sondern nach der Ernte. Die Knollenfäule tritt erst im Lager auf, meist im Frühjahr.

Epidemiologie

Der Erreger der Dürrfleckenkrankheit befällt vor allem älteres Pflanzenmaterial. Blätter im unteren Blattbereich zeigen die ersten Flecken: Sie sind den Konidien stärker ausgesetzt, sind anfälliger und die Inkubationszeit ist bei älteren Blättern kürzer.
Zu einer starken Vermehrung der Konidien kommt es, wenn auf eine Trockenperiode Regen folgt (Kühne et al. 2006). Der Krankheitsdruck ist dort besonders hoch, wo regelmässig beregnet wird oder häufig Taubildung auftritt. Sehr häufige Niederschläge, gleichmässig kühle und feuchte Witterung oder lang anhaltende Trockenheit sind für die Sporenbildung ungünstig.
Das Temperaturoptimum für die Sporenbildung liegt bei 20 °C (Stevenson et al. 2001). Die Sporenkeimung erfolgt nur bei hoher relativer Luftfeuchtigkeit oder wenn ein Wasserfilm auf der Blattoberfläche vorhanden ist. Die Konidien bleiben mindestens 8 Wochen keimfähig und können bei günstigen Bedingungen die Blätter infizieren.
Die Konidien können mit dem Wind über weite Strecken transportiert werden.
Die Kartoffelknollen werden erst nach der Ernte befallen. Eine intakte Kartoffelschale kann A. solani nicht durchdringen. Um in die Knolle zu gelangen, ist der Erreger auf Wunden angewiesen, die z.B. bei der Ernte entstehen.

Wirtsspektrum

Alternaria solani befällt Kartoffeln, Tomaten und viele andere Nachtschattengewächse (Solanaceae).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Anbau wenig anfälliger Sorten (in frühreifen Sorten breitet sich die Krankheit schneller aus): In der Österreichischen beschreibenden Sortenliste ist die Anfälligkeit der in Österreich zugelassenen Sorten gegenüber der Dürrfleckenkrankheit angegeben.
  • angepasste Düngung und Schaffung von guten Wachstumsbedingungen
  • eine dem Bedarf der Pflanze angepasste Bewässerung
  • Kartoffelbestände regelmässig auf Alternaria Befall kontrollieren.
  • Einige Fungizide, die gegen die Kraut- und Knollenfäule eingesetzt werden, wirken teilweise auch gegen die Dürrfleckenkrankheit (beispielsweise Kupferpräparate).
  • Eine frühe Erstbehandlung mit Fungiziden gegen die Dürrfleckenkrankheit 7-8 Wochen nach dem Auflaufen der Pflanzen einplanen, um Primärinfektionen sicher zu bekämpfen. Folgebehandlungen je nach Witterung und Erregerentwicklung im Feld. Beim Auftreten von Symptomen im mittleren Blattbereich eine zweite Behandlung durchführen. Weitere Massnahmen zum Schutz der oberen Blattbereiche Ende Juli / Anfang August.
  • Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die (Alternaria-)Dürrfleckenkrankheit finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit). Gegenüber einigen Fungiziden besteht ein erhöhtes Risiko der Resistenzbildung, deshalb bei Mehrfachanwendung Resistenzgruppen beachten.
  • Vermeidung eines Knollenbefalls:
    Der Befall die Knollen erfolgt in gleicher Weise wie bei der Kraut- und Knollenfäule, so dass Massnahmen gegen Blattinfektionen auch den Knollenbefall bekämpfen.
    Die Entfernung des Krautes vor der Ernte vermeidet den Kontakt der Konidien mit den Knollen.
    Eine sorgfältige Ernte verhindert Verletzungen der Knollen und damit Infektionen mit A. solani.
    Nasses Erntegut schnell trocknen.
    Die Lagerbedingungen so wählen, dass die Wunden schnell verheilen. Optimal sind dabei Temperaturen von 12 – 16 °C für 7 - 14 Tage. Dadurch verkorkt die Schale der Knolle und bietet einen guten Schutz gegen Fäulnis. Die Krankheit wird im Lager nicht von Knolle zu Knolle übertragen.

Literatur

Ellis MB, 1971. Dematiaceus Hyphomycetes. Commenwealth Mycological Institute Kew, Surrey England: 608 p.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S. 

Radtke W, Rieckmann W, 1990. Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel. Verlag Th. Mann, Gelsenkirchen-Buer, 167 S.

Stevenson WR, Loria R, Franc GD, Weingartner DP, 2001. Compendium of Potato Diseases, second edition. The American Phytopathological Society, St. Paul: 106 S.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.