Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi)

Grosser Rapsstängelrüssler

Charançon de la tige du colza (franz.); rape stem weevil (engl.)

wissenschaftlicher Name: Ceutorhynchus napi Gyll.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Curculionidae

Der Grosse Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) ist ein wichtiger Schädling des Rapses. Er fliegt im Frühjahr in die Rapsbestände und legt die Eier in den jungen Haupttrieb. Die Larven fressen im Inneren des Stängels. S-förmige Krümmungen des Stängels, verbunden mit späterem Aufplatzen, sind typische Symptome eines Befalls. Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen sind: Neue Rapsfelder möglichst weit entfernt von vorjährigen Rapskulturen anlegen. Früh schossende, standfeste, nicht zum Platzen der Stängel neigende Sorten wählen.

Rapsstängelrüssler (Ceutorrhynchus napi)
Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi)
Rapsstängelrüssler (Ceutorrhynchus napi)Abb. 1. Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi): Einstichstelle für Eiablage, Larve und adulter Käfer

Schadbild

Im Frühjahr sind am Haupttrieb unterhalb der Triebspitze Einstichstellen der Käfer für die Eiablage sichtbar. Die Einstiche sind zuerst schleimig, später weisslich umrandet (Abb. 1 und 2). Beim Längenwachstum des Haupttriebes zeigt dieser typische S-förmige Krümmungen. Befallene Stängel können aufplatzen. Ausserdem kann es zu Verzögerung der Entwicklung, zu verstärkter Seitentriebbildung mit verspäteter Blüte und zu Stängelbruch kommen. Im Stängelmark fressen braunköpfige, beinlose Larven. Ausbohrlöcher der Larven befinden sich bevorzugt in den Blattachseln. Ein starker Befall kann zu Ertragsverlusten von bis zu 50 % führen (Häni 2008).

Abb. 2. Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi): Einstichstellen der Käfer für die Eiablage, Larven im Stängelmark, S-förmige Krümmungen und Aufplatzen der Stängel

Beschreibung des Grossen Rapsstängelrüsslers

Der Rüsselkäfer ist ohne Rüssel 3 bis 4 mm gross. Der Kopf ist in einen dünnen nach unten gebogenen Rüssel verlängert (Abb. 1). Dunkle Fühler setzen am Rüssel an. Der Käfer ist grundsätzlich schwarz gefärbt, erscheint aber wegen Schuppen als grau. Die Füsse sind schwarz.
Die Larven sind bis zu 7 mm lang, weiss (1. Larvenstadium) bis gelblich (2. und 3. Larvenstadium). Während der ersten beiden Larvenstadien ist die Kopfkapsel dunkelbraun (Abb. 3), während des dritten Larvenstadiums hingegen gelblich (Abb. 1). Die Larven haben keine Beine.
Verwechslungsmöglichkeit: Der gefleckte Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) ist etwas kleiner als der Rapsstängelrüssler: 2.5 bis 3.5 mm. Er ist ebenfalls schwarz, hat aber einen typisch weißen Fleck am Nackenschild. Er ist deutlich weniger schädlich. Der Zuflug des gefleckten Kohltriebrüsslers erfolgt meist später.

Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi)Abb. 3. Larve des Rapsstängelrüsslers (Ceutorhynchus napi)

Lebenszyklus

Der Rapsstängelrüssler überwintert als voll entwickelter Käfer (Imago) in einem Verpuppungskokon im Boden von vorjährigen Rapsfeldern. Im März, wenn die oberste Bodenschicht 5 - 7 °C und die Lufttemperatur 10 - 12 °C erreichen (Paul 1992), verlassen die Käfer ihr Winterquartier und fliegen bei sonnigem Wetter in die Rapsbestände. Nach einem kurzen Reifungsfrass (10 bis 20 Tage) erfolgt die Eiablage. Das Weibchen bohrt mit seinem Rüssel ein Loch unterhalb der Triebspitze von schossenden Rapspflanzen. Die Eier werden einzeln in die Löcher abgelegt. Aus den Eiern entwickeln sich die Larven, die sich vom Stängelmark ernähren. Im Sommer verlassen sie die Rapsstängel und begeben sich wenige Zentimeter in den Boden zur Verpuppung. Die Jungkäfer schlüpfen noch im Sommer, verbleiben aber bis zum nächsten Frühjahr im schützenden Kokon. Der Rapsstängelrüssler bildet jährlich nur eine Generation.

Wirtsspektrum

Wirtspflanzen sind Raps, Rübsen, Senf, Kohlgewächse sowie wild wachsende Kreuzblütler wie Hederich, Ackersenf und Hirtentäschelkraut.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Rapsfelder möglichst weit entfernt von vorjährigen Rapskulturen anlegen und weite Rapsfruchtfolgen planen (Kühne et al. 2006)..
  • Förderung von Larvenparasiten durch eine pfluglose Bodenbearbeitung der Folgekultur
  • Früh schossende, standfeste, nicht zum Platzen der Stängel neigende Sorten wählen (in der Schweiz empfohlene Sorten).
  • Förderung der Rapsentwicklung im Jugendstadium: zum Beispiel durch eine frühe N-Düngung. Eine Güllegabe zu Vegetationsbeginn soll eine abschreckende Wirkung haben.
  • Zuflug der Käfer mit Gelbschalen im Rapsbestand selbst und in vorjährigen Rapsfeldern erfassen (Abb. 4) und ab Beginn des Zuflugs regelmässig auf Einstiche kontrollieren bis Rapspflanzen grösser als 20 cm sind (Häni et al. 2008).
  • In der Schweiz ist die Bekämpfungsschwelle für Massnahmen gegen den Rapsstängelrüssler wie folgt geregelt (Agridea). Diese ist erreicht, wenn zum Zeitpunkt des Pflanzenstadiums 31 (1. gestrecktes Internodium sichtbar) bei einer Stängelhöhe von 1 bis 5 cm, 10 bis 20 % der Rapspflanzen Einstiche für die Eiablage zeigen (in regelmässig stark befallenen Regionen: sobald Einstichstellen vorhanden sind), beim Pflanzenstadium 37 (7. gestrecktes Internodium sichtbar) bei einer Stängelhöhe von 5 bis 20 cm, 40 bis 60 % der Pflanzen mit Einstichen. Es müssen 10 mal 5 Rapspflanzen untersucht werden.
  • Mit Insektiziden können die Käfer abgetötet werden, Eier und Larven können nicht mehr bekämpft werden.
  • Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen den Rapsstängelrüssler finden sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).

Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) Gelbfalle
Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) GelbfalleAbb. 4. Der Zuflug des Rapsstängelrüsslers kann mit Gelbfallen überwacht werden.

Literatur

Agridea, 2021. Datenblätter Ackerbau. AGRIDEA, CH-8315 Lindau (Bekämpfungsschwelle)

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S. 

Paul V, 1992. Krankheiten und Schädlinge des Rapses. Verlag Th. Mann 2. Auflage: 132 S.

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