Rapsglanzkäfer
Méligèthe du colza (franz.); pollen beetle, blossom beetle, rape beetle (engl.)
wissenschaftlicher Name: Meligethes aeneus F. und M. viridescens F.
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Cucujoidea, Nitidulidae
Der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus und M. viridescens) ist ein häufiger Schädling an Raps. Der Käfer ernährt sich fast ausschliesslich von Pollen. Um vor der Rapsblüte an den Pollen zu gelangen, frisst der Käfer ein Loch in die Blütenknospen. Die Blüte kann sich nicht weiter entwickeln, vertrocknet und fällt ab. Frühblühende Rapssorten werden weniger befallen als spätblühende. Rübsen locken die Käfer an und halten sie im Knospenstadium von den Rapsbeständen fern. Eine direkte Bekämpfung mit Insektiziden ist nur ausserhalb des Bienenfluges möglich.
Abb. 1. Der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus) zerstört die geschlossenen Blütenknospen, um an den Pollen zu gelangen.
Schadbild
Den Hauptschaden verursachen die Käfer. Sie zerstören die geschlossenen Blütenknospen, um an den Pollen zu gelangen, der ihnen als Nahrung dient (Abb. 1 und 2). Kleine Knospen werden vollständig ausgefressen, grössere weisen Frasslöcher auf. In der Folge vertrocknen die Knospen und fallen ab, so dass nur noch die leeren Blütenstiele übrig bleiben (Abb. 2).
Der Winterraps kann den Knospenverlust teilweise kompensieren, indem er auf die Beschädigung mit vermehrter Seitentrieb- und Knospenbildung reagiert.
Verwechslungsgefahr: Anhaltende Trockenheit kann auch zum Absterben von Knospen führen (Knospenwelke).
Schadwirkung des Rapsglanzkäfers
Der Schadwirkung der Käfer ist von der Witterung abhängig: Bei kalter Witterung und später Rapsblüte zerstören die Käfer viele Blütenknospen. Bei warmem Wetter und früher Blüte ist die Gefahr geringer, da genügend Pollen als Nahrung vorhanden ist. Sommerraps wird stärker befallen als Winterraps. Bei Sommerraps ist ein Totalverlust möglich.
Abb. 2. Der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus) ernährt sich von Pollen. Um an diesen zu gelangen, frisst er ein Loch in die Blütenknospen. Diese vertrocknen und fallen ab. Abb. 3. Die Larven des Rapsglanzkäfers (Meligethes aeneus) haben drei Beinpaare und einen schwarzbraunen KopfBeschreibung des Rapsglanzkäfers
Der Rapsglanzkäfer ist 1.5 bis 2.5 mm gross, länglich-oval, schwarz mit blaugrünem, metallisch glänzendem Rücken (Abb. 1 und 2) (Paul 1992). Die Fühler sind an der Spitze keulenförmig. Die Eier sind länglich und milchig-weiss. Die Larve ist maximal etwa 4 mm lang, gelblich bis weiss, hat drei kurze, dunkel gefärbte Beinpaare und einen schwarzbraunen Kopf (Abb. 3). Auf jedem Körperabschnitt sind 2 bis 3 dunkle Flecken sichtbar.
Im Feld kommen zwei Arten des Rapsglanzkäfers vor, die nur von Spezialisten anhand der Begattungsorgane unterschieden werden können: Meligethes aeneus und M. viridescens. Eine Unterscheidung wäre wichtig, da nur M. aeneus Resistenzen gegen Pyrethroide entwickelt hat.
Lebenszyklus
Bei Bodentemperaturen über 10 °C verlassen die Rapsglanzkäfer das Winterquartier (Heitefuss et al. 1993). Je nach Jahr findet dies im März oder April statt. Bei Tagestemperaturen über 15 °C fliegen die Käfer in die Rapsfelder und besiedeln zunächst die Feldränder. Bei warmer Witterung sind die Käfer sehr aktiv und breiten sich schnell über den gesamten Bestand aus. Sie ernähren sich vorwiegend von Blütenpollen. Um vor der Rapsblüte an den Pollen zu gelangen, müssen die Käfer ein Loch in die Blütenknospen fressen. Dabei wird oft auch der Fruchtknoten beschädigt und die Knospe zerstört. Die Blüten vertrocknen und fallen ab, so dass nur die leeren Blütenstiele übrig bleiben. Ab Blühbeginn verursachen die Käfer keine nennenswerten Schäden mehr (Häni et al. 2008).
Nach der Begattung durch das Männchen legt das Weibchen ein bis sechs Eier in eine nicht beschädigte, kräftige Rapsblütenknospe. Dazu bohren sie ein kleines Loch in die Basis der Knospe und legen die Eier auf die Staubblätter. Ein Weibchen kann ihre Eier in mehreren Knospen ablegen. Nach der Eiablage sterben die Altkäfer ab.
Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven, die sich vor allem von Pollen und Nektar ernähren. Die Schotenbildung wird durch die Larven nicht beeinträchtigt. Sie richten deshalb meist keine nennenswerten Schäden an.
Nach einer Entwicklungszeit von drei bis vier Wochen lassen sich die Larven auf den Boden fallen und verpuppen sich in einer kleinen Kammer im Boden. Etwa drei Wochen später, im Sommer (Ende Juni bis Juli) des gleichen Jahres, schlüpft die nächste Käfergeneration. Die Jungkäfer fressen einige Wochen an verschiedenen Pflanzen und suchen im Spätsommer (August) ihr Winterquartier unter der Streuschicht in Laubwälder auf. Die neue Käfergeneration kann in Massen auftreten und lästig werden, vor allem wenn man gelbe oder weisse Kleider trägt.
Der Rapsglanzkäfer bildet nur eine Generation pro Jahr.
Rapsglanzkäfer werden sowohl während der Verpuppung als auch im Winterquartier durch natürliche Feinde stark dezimiert: z. B. durch Parasiten und Räuber wie Schlupfwespen und Laufkäfer.
Wirtsspektrum
Rapsglanzkäfer fressen im Frühjahr Pollen von zahlreichen Pflanzenarten, später vorwiegend von Raps und Rübsen. Im Sommer fressen die Jungkäfer an verschiedenen Pflanzenarten.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Im Frühjahr auf schnelles Wachstum und kurze Blütezeit achten
- Frühblühende Sorten werden weniger geschädigt. Sie wachsen dem Schädling davon.
- Rübsen blühen früher. Ein Rübsenstreifen am Feldrand (10-15 m breit) lockt die Rapsglanzkäfer vom Raps weg und schützt diesen für eine gewisse Zeit. Dies lohnt sich aber nur bei grossen Feldern.
- Grosse Schläge zeigen häufig einen kleineren Schaden, da die Käfer vom Rand her einwandern.
- Eine weitere vorbeugende Massnahme ist eine Güllegabe im Knospenstadium bei trockener Witterung.
- Pfluglose Bodenbearbeitung schont Nützlinge (z.B. Schlupfwespen). Hecken und ökologische Ausgleichsflächen fördern die natürlichen Feinde der Rapsschädlinge ebenfalls.
- Ein mechanisches Absammeln der Käfer mit einem Käfersammelgerät reduziert den Befall.
- Eine Behandlung der Rapspflanzen mit Kaolin (Surround ®) (Abb. 4) kann den Frass der Käfer reduzieren (Jossi et al. 2014). Diese Methode ist nur bei mittlerem Befallsdruck wirtschaftlich interessant.
- Mit Hilfe von Gelbschalen oder gelben Leimfallen, die 5 Meter vom Feldrand entfernt auf Bestandeshöhe aufgestellt werden, kann der Erstanflug der Käfer und die Flugaktivität festgestellt werden.
- In der Schweiz ist die Bekämpfungsschwelle für Massnahmen gegen den Rapsglanzkäfer wie folgt festgelegt (Agridea): Sechs Käfer pro Pflanze zwischen den Stadien 53 (Hauptblütenstand überragt die obersten Blätter) und 55 (Blütenknospen des Haupttriebes deutlich sichtbar). Ab Stadium 57 (Blütenknospen der Seitentriebe sichtbar) bis Stadium 59 (erste Blütenblätter sichtbar; Blüten noch geschlossen) liegt die Bekämpfungsschwelle bei 10 Käfern pro Pflanze. Bei schwach entwickelten Beständen gelten 4 beziehungsweise 7 Käfer. Zur Bestimmung der Bekämpfungsschwelle werden die Blütenstände von 10 mal 5 Pflanzen pro Feld über einem Gefäss geschüttelt und die Käfer gezählt. Nach Beginn der Blüte verursachen die Käfer keinen Schaden mehr.
- Direkte Bekämpfung mit Insektiziden nur ausserhalb des Bienenflugs am Abend durchführen. Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen den Rapsglanzkäfer finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).
Abb. 4. Der Naturstoff Surround®, ein kaolinhaltiges Pflanzenschutzmittel, kann den Frass der Käfer reduzieren.
Literatur
Agridea, 2021. Datenblätter Ackerbau. AGRIDEA, CH-8315 Lindau (Bekämpfungsschwellen)
Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.
Heitefuss R, König K, Obst A, Reschke M, 1993. Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Ackerbau. DLG-Verlags-GmbH
Jossi W, Humphreys C, Dorn B, Hiltbrunner J, 2014. Bekämpfung des Rapsglanzkäfers mit dem Naturstoff Surround. Agrarforschung Schweiz 5 (3): 80-87.
Paul VH, 1992. Krankheiten und Schädlinge des Rapses. Verlag Th. Mann Gelsenkirchen-Buer: 132 S.