Raps- oder Rüpsenblattwespe
tenthrède de la rave (franz.); turnip sawfly (engl.)
wissenschaftlicher Name: Athalia rosae L.
Synonym: Athalia colibri Christ.
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Hymenoptera, Tenthredinidae
Die Raps- oder Rübsenblattwespe (Athalia rosae) legt ihre Eier im Frühjahr in die jungen Blätter des Rapses. Nach 6 bis 10 Tagen schlüpfen die Larven und fressen an den Blättern. Meist treten drei Generationen auf. Die Larven der dritten Generation verursachen im Herbst den Hauptschaden.
Abb. 1. Die Larven der Raps- oder Rübsenblattwespe (Athalia rosae) fressen an den Blättern.
Schadbild
Ältere Larven verursachen den grössten Schaden. Sie fressen an den Blättern von Raps, Rübsen, Senf oder Gemüse (Kohl). Diese zeigen Fenster-, Loch- oder Randfrass. Später sind die Blätter bis auf die Blattadern abgefressen (Skelettierfrass). Kahlfrass nach Massenauftreten von Blattwespenlarven kann zu erheblichen Ertragsverlusten führen.
Beschreibung des Schädlings
Die Raps- oder Rübsenblattwespe gehört zur Familie der Tenthredinidae (Echte Blattwespen). Die Larven sind so genannte „Afterraupen“. Sie besitzen drei Paar kräftige, gegliederte Brustbeine und am Hinterleib sieben Paar Bauchfüsse sowie am letzten Segment ein Paar Afterfüsse oder Nachschieber. Im Gegensatz zu den Schmetterlingsraupen haben die Blattwespenlarven nur ein bein- bzw. fussloses Segment zwischen den brustbeintragenden und bauchfusstragenden Segmenten (Kahrer und Gross 2002). Ausserdem haben die Schmetterlingsraupen in der Regel nur vier Paar Bauchfüsse, während die Larven der Rapsblattwespen sieben haben. Letztere sind anfangs hellgrau bis hellgrün gefärbt, ältere Larven sind dunkelgrün bis schwarz und auf der Bauchseite grau (Hoffmann und Schmutterer 1999). Die Kopfkapsel ist glänzend schwarz. Die Larven werden bis zu 18 mm lang.
Die erwachsene Rapsblattwespe (adultes Insekt oder auch Imago genannt) hat einen orangegelben Hinterleib. Der Halsschild ist schwarz mit roten Feldern. Die Flügel sind durchsichtig und haben am Vorderrand einen dunklen Fleck (Abbildung). Sie sind 6 bis 8 mm lang. Echte Blattwespen haben keine Wespentaille zwischen Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen) und können nicht stechen.
Lebenszyklus
Die Rapsblattwespe bringt im Laufe eines Jahres zwei oder drei Generationen hervor. Die erste Generation fliegt im Mai / Juni. Nach der Paarung fressen die Weibchen Pollen und Nektar von blühenden Pflanzen (Kreuz-, Dolden- und Korbblütler). Das Weibchen kann bis zu 300 Eier einzeln in Blätter von wilden und kultivierten Kreuzblütlern legen. Die optimale Temperatur für die Eiablage liegt zwischen 18 und 20 °C (Hoffmann und Schmutterer 1999). Vom Blattrand aus trennt die Wespe mit ihrer fein gezahnten Legeröhre die Blattober- und Blattunterseite und legt dort ein 1 mm langes weissgelbes Ei ab (Zahradnik 1985). Nach 6 bis 10 Tagen schlüpft die Larve aus dem Ei und ernährt sich vom Blattgewebe. Die Larven verursachen zunächst einen Fensterfrass, später fressen sie die Blätter bis auf die Blattadern ab. Nach vier Häutung verpuppen sich die Larven in 1 bis 5 cm Bodentiefe in einem Erdkokon. Im Juli und August schlüpft die zweite Generation. Diese ernährt sich vor allem von Gründüngungs- und Futterpflanzen. Bei günstiger Witterung entsteht eine dritte Generation, welche den jungen Winterraps befällt. Das letzte Larvenstadium überwintert flach unter der Erde in einem Erdkokon und verpuppt sich im Frühjahr.
Wirtspflanzen
Wirtspflanzen der Athalia rosae sind Raps, Rübsen, Senf, aber auch Gemüsearten wie zum Beispiel Chinakohl, Kohlrüben oder Rettich sowie wild wachsende Kreuzblütler (Paul 1992).
Bekämpfung
- Natürliche Feinde der Rapsblattwespen fördern.
- Die Bekämpfungsschwelle für Massnahmen gegen die Rapsblattwespe ist in der Schweiz wie folgt festgelegt (Agridea): Ein bis zwei Larven pro Rapspflanze während des 3 bis 6 Blattstadiums. Eine Behandlung ist nur mit einer Sonderbewilligung erlaubt!
- Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Raps- oder Rübsenblattwespen (Deutschland: Kohlrübenblattwespe) finden sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).
Literatur
Agridea, 2021. Datenblätter Ackerbau. AGRIDEA, CH-8315 Lindau (Bekämpfungsschwellen)
Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.
Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 675 S.
Kahrer A, Gross M, 2002. Gemüseschädlinge. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf: 205 S.
Paul V, 1992. Krankheiten und Schädlinge des Rapses. Verlag Th. Mann 2. Auflage: 132 S.
Zahradnik J, 1985. Bienen, Wespen, Ameisen: Die Hautflügler Mitteleuropas. Kosmos-Naturführer, Franckh’sche Verlagshandlung Stuttgart: 191 S.