Fuss- und Brennfleckenkrankheit
anthracnose ou taches brunes du pois (franz.); pea leaf and pod spot (engl.)
wissenschaftliche Namen des Ascochyta Komplexes (gebräuchlicher Name in fetter Schrift):
Hauptfruchtform: Didymella pisi Chilvers, J.D. Rogers & Peever
Nebenfruchtform: Ascochyta pisi Lib.,
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Dothideomycetes, Pleosporales, Didymellaceae
Hauptfruchtform: Mycosphaerella pinodes (Berk. & Bloxam) Verstergr.
Nebenfruchtform: Ascochyta pinodes Jones
Synonym Hauptfruchtform: Didymella pinodes (Berk. & A. Bloxam) Petr.
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Dothideomycetes, Dothideales, Mycosphaerellaceae
Hauptfruchtform: Didymella pinodella (L.K. Jones) Qian Chen & L. Cai
Nebenfruchtform: Phoma medicaginis var. pinodella (Jones) Boerema
Synonym Nebenfruchtform: Ascochyta pinodella L.K. Jones
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Dothideomycetes, Pleosporales, Didymellaceae
Der Ascochyta-Komplex
Drei eng miteinander verwandte Pilze (Ascochyta pisi, Mycosphaerella pinodes und Phoma medicaginis var. pinodella) bilden den Ascochyta-Komplex und verursachen die Fuss- und Brennfleckenkrankheit an Erbsen. Alle drei sind samenbürtig (Biddle und Cattlin, 2012). M. pinodes und P. medicaginis var. pinodella können auch auf Ernterückständen überleben. Die Symptome der einzelnen Krankheitserreger sind unterschiedlich. A. pisi erzeugt die auffälligsten Blatt- und Hülsenflecken (siehe separate Beschreibung).
Abb. 1. Mycosphaerella pinodes (Blattober- und Blattunterseite)
Schadbild
Die drei Krankheitserreger des Ascochyta-Komplexes verursachen Flecken auf Blättern, Stängeln und Hülsen sowie Verfärbungen der Keimblätter, des Hypokotyls und der Wurzeln. Die Symptome von A. pisi unterscheiden sich deutlich von denen der M. pinodes und P. medicaginis var. pinodella (siehe separate Beschreibung). Ausserdem wird A. pisi selten an den unterirdischen Teilen der Pflanze gefunden.
Die durch M. pinodes und P. medicaginis var. pinodella verursachten Symptome sind nicht leicht zu unterscheiden. Als Faustregel gilt: Sind die Schäden an Blättern, Stängeln und Hülsen grossflächig und schwerwiegend, handelt es sich in der Regel um M. pinodes. Kommen schwere Schäden an den unterirdischen Pflanzenteilen hinzu, handelt es sich eher um P. medicaginis var. pinodella (Kraft und Pfleger, 2001).
Erste Symptome einer Infektion sind schlechtes Auflaufen der Keimlinge und braune Flecken an den Jungpflanzen. Später erscheinen hellbraune bis braunschwarze, unregelmässige Brennflecken mit diffusem Rand an den Blättern (Abb. 1), Stängeln und Hülsen. Auf den Hülsen bildet M. pinodes oft Flecken mit einem charakteristischen konzentrischen Ringmuster in abwechselnd hellbraunen und braunen Farbtönen. Auf den Flecken entstehen zahlreiche schwarze, punktförmige Fruchtkörper, die Pyknidien und später die Pseudothezien (nur M. pinodes).
Unter feuchten Bedingungen werden die unteren Stängel zerstört, was zum Absterben der Pflanzen führt. Wurzelinfektionen treten meist an der oberen Pfahlwurzel und am Hypokotyl (Teil des Sprosses zwischen Wurzelhals und Keimblättern) auf, aber auch die Seitenwurzeln können befallen und zerstört werden.
Phoma medicaginis var. pinodella verursacht neben Flecken auf Blättern, Stängeln und Hülsen auch einen geschwärzten Rand an der Stängelbasis, was zu vorzeitigem Altern, Kümmerwuchs und Absterben der Pflanzen führt.
Verwechslung mit Bakterienbrand: Wenn ein mit Ascochyta spp. infiziertes Blatt gegen das Licht gehalten wird, sind die Blattflecken nicht durchscheinend. Blattflecken, die durch Bakterienbrand verursacht werden, haben ein ähnliches Aussehen, sind aber durchscheinend, wenn sie gegen das Licht gehalten werden.
Krankheitserreger
Die drei Ascochyta Arten treten oft gemeinsam auf und sind schwer voneinander zu unterscheiden (Kraft und Pfleger, 2001):
- Ascochyta pisi: siehe Brennfleckenkrankheit
- Die Pseudothecien von M. pinodes sind dunkelbraun, kugelförmig und messen 90 x 180 µm. Die Asci haben eine Grösse von 10-15 x 50-80 µm. Jeder Ascus enthält acht zweizellige Ascosporen (7,9 x 17,2 µm).
Die dunkelbraunen oder schwarzen Pyknidien sind kugelförmig und enthalten Konidien (Pyknidiosporen), die meist zweizellig (manchmal drei- oder vierzellig) sind und auf der Höhe der Scheidewand eine Einschnürung haben. Sie enthalten zahlreiche Ölkügelchen. Die Konidien messen durchschnittlich 4,5 x 12,3 µm. M. pinodes bildet ausserdem dunkelbraune oder olivfarbene Chlamydosporen. Neuere Studien im Vereinigten Königreich deuten darauf hin, dass sich in verschiedenen Erbsenanbaugebieten der Welt unterschiedliche Rassen entwickelt haben könnten. - P. medicaginis var. pinodella hat, wie A. pisi, keine bekannte Hauptfruchtform. Die kugelförmigen Pyknidien sind braun bis schwarz. Die Konidien (2-3 x 4,5-8 µm) sind kleiner als die von M. pinodes, sind vorwiegend einzellig, manchmal auch zweizellig, und oval-zylindrisch mit abgerundeten Kanten. Dunkle Chlamydosporen sind ebenfalls vorhanden.
Die beiden wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der drei Ascochyta spp. sind (1) das Vorhandensein von Pseudothecien (Hauptfruchtform) bei M. pinodes und (2) die Tatsache, dass die Konidien von P. medicaginis var. pinodella deutlich kleiner und kugeliger sind als die von A. pisi. Die Grösse der Konidien von M. pinodes und P. medicaginis var. pinodella überschneiden sich manchmal. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist auch das Fehlen von Septen bei vielen Konidien von P. medicaginis var. pinodella. A. pisi bildet in der Natur weder Pseudothecien noch Chlamydosporen.
Lebenszyklus
Ascochyta pisi: siehe Brennfleckenkrankheit
Mycosphaerella pinodes: In Gebieten, in denen Erbsen Jahr für Jahr angebaut werden, ist M. pinodes besonders häufig. Der Krankheitserreger besiedelt abgestorbenes Erbsenstroh sowohl auf als auch im Boden und kann als Saprophyt gut mit der übrigen Bodenmikroflora konkurrieren. Hier überwintert er (oder überlebt mehrere Jahre) in Form von Myzel, Chlamydosporen oder Pyknidien. Bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt und ausreichender Feuchtigkeit, reifen die alten und entwickeln sich neue Pyknidien sowie Pseudothecien. Pyknidiosporen und Ascosporen (die in den Pseudothecien gebildet werden) werden freigesetzt und infizieren die neue Erbsenkultur. Der wichtigste Faktor, der bestimmt, ob eine Infektion gelingt oder nicht, ist die Dauer der Blattnässe nach der Inokulation.
Die Hauptquelle des primären Inokulums bei M. pinodes sind in der Regel Ascosporen (Kraft und Pfleger 2001). Diese Sporenform ist auch für die sekundären Ausbreitung der Krankheit von Bedeutung. Mit fortschreitender Krankheit bilden sich an alternden Pflanzenteilen neue Pseudothecien, die Ascosporen in grosser Zahl freisetzen. In feuchten Regionen sind sowohl Pyknidiosporen als auch Ascosporen wichtig für die sekundäre Ausbreitung der Krankheit; in trockenen Regionen scheinen Pyknidiosporen jedoch von untergeordneter Bedeutung zu sein. Ascosporen können mit dem Wind über weite Strecken transportier werden und die Krankheit kann sich gleichmässig über grosse Gebiete ausbreiten.
Pyknidiosporen werden meist bei Wind und Regen lokal auf die unteren Blätter der Erbsen gespritzt. Die Sporen keimen, bilden Keimschläuche und Appressorien ähnliche Strukturen und dringen dann direkt durch die Zellwände der Epidermis ein. Dort angekommen, bildet der Pilz Hyphen im Pflanzengewebe und das Pflanzengewebe wird abgebaut.
Phoma medicaginis var. pinodella bildet ebenfalls Chlamydosporen und Pyknidien. Sie kann daher auch lange im Boden überleben. Nach Kraft und Pfleger (2001) konnte P. medicaginis var. pinodella mehr als 10 Jahre nach der letzten Erbsenernte aus den Erbsenfeldern isoliert werden. Bevor die Saatgutbehandlung allgemein üblich wurde, drang P. medicaginis var. pinodella über das Saatgut in die Wurzeln und unteren Stängel ein und tötete oft schon kurz nach dem Auflaufen einzelne Pflanzen ab.
Epidemiologie
Die Symptome von M. pinodes und P. medicaginis var. pinodella treten nach 2-4 Tagen auf, die von A. pisi nach 6-8 Tagen. Die Krankheit breitet sich in feuchter Umgebung rasch aus.
Die Sporen keimen über einen weiten Temperaturbereich von 5-35 °C, sofern ausreichend Feuchtigkeit vorhanden ist. Bei niedrigen Temperaturen sind längere Blattnässeperioden erforderlich; die Flecken sind dann aber oft grösser und zahlreicher. Die Sporen von M. pinodes sind in der Lage, unterbrochene Nässeperioden zu überleben (wie man sie bei nächtlichem Tau oder leichtem Regen, gefolgt von trockenen Tagen erwartet). Sie behalten ihre Infektionsfähigkeit bis wieder günstige Feuchtigkeitsbedingungen herrschen.
Wirtsspektrum
Die drei Krankheitserreger des Ascochyta Komplexes befallen Leguminosen. Dazu gehören Arten der Gattungen Pisum, Lathyrus, Vicia und Phaseolus (Hoffmann und Schmutterer, 1999). Zum Wirtskreis von P. medicaginis var. pinodella gehören auch Futterleguminosen (Medicago- und Trifolium-Arten).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Einhaltung einer weiten Fruchtfolge mit einer Anbaupause von Erbsen von mindestens 6 Jahren (Jeangros und Courvoisier, 2019)
- Neue Erbsenfelder möglichst weit entfernt von den Vorjahresfeldern anlegen.
- Verwendung von gesundem Saatgut verhindert Probleme mit A. pisi
- Eine tiefe Bodenbearbeitung, um alle Pflanzenreste vollständig zu beseitigen
- Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Fuss- und Brennfleckenkrankheit an Erbsen (Gemüsebau wählen) finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).
Literatur
Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd.: 128 p.
Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 675 S.
Jeangros B, Courvoisier N, 2019. Optimale Fruchtfolgen im Feldbau. Agrarforschung Schweiz 10 (7–8)
Kraft JM, Pfleger FL, 2001. Compendium of Pea Diseases and Pests, second edition. APS Press St. Paul, 67 S.