Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Sclerotinia Fäule (Sclerotinia sclerotiorum)

Sclerotinia Fäule

sclérotiniose du pois (franz.); white mould, sclerotinia (engl.)

wissenschaftlicher Name: Sclerotinia sclerotiorum (Lib.) de Bary

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Leotiomycetes, Helotiales, Sclerotiniaceae

Sclerotinia sclerotiorum befällt neben der Erbse mehr als 400 verschiedene Wirtspflanzen. Ein Befall tritt vor allem bei feuchter Witterung im Frühjahr auf. Erstes Anzeichen eines Befalls sind feuchte, unregelmässige Fäulnisstellen an Blättern, Stängeln und Hülsen. Später bilden sich ein weisses, watteartiges Myzel und schwarze Sklerotien (Dauerkörper). Letztere fallen auf den Boden und können dort 5-7 Jahre ohne Wirtspflanze überleben. Besonders gefährdet sind Erbsen in Fruchtfolgen mit anderen anfälligen Kulturen wie Raps, Sonnenblumen und verschiedenen Gemüsearten. Eine biologische Bekämpfung von Sclerotinia ist mit Sporen des Bodenpilzes Coniothyrium minitans möglich.

Sclerotinia Fäule (Sclerotinia sclerotiorum) ErbsenAbb. 1. Sclerotinia Fäule (Sclerotinia sclerotiorum) an Erbsen

Abb. 2. Sclerotinia Fäule an Erbsen: weisses Myzel und Sklerotien an und in den Hülsen

Schadbild

Die ersten Symptome eines Sclerotinia-Befalls erscheinen in der Regel ab der Blüte in Form von feuchten, unregelmässigen Fäulnisstellen an allen Pflanzenteilen, insbesondere an den Stängeln. Bei hoher Luftfeuchte im Bestand wächst später ein weisses, watteartiges Myzel (Abb. 1). In diesem Stadium ist die Pflanze oft völlig zerstört. Später erscheinen an und in den Stängeln und Hülsen befallener Pflanzen unregelmässig geformte, zunächst weisse, später schwarze Sklerotien (Abb. 2). Die Pflanzenteile oberhalb eines Befalls vergilben und werden notreif. Die Hülsen platzen vorzeitig auf.

Der Krankheitserreger

S. sclerotiorum bildet an befallenen Pflanzen ein weisses, watteartiges Myzel, das meist reichlich vorhanden und gut sichtbar ist. Das Myzel ist septiert und verzweigt. Ausgehend von Myzel werden Sklerotien gebildet, die anfangs weiss, später aussen schwarz sind. Reife Sklerotien sind hart und haben einen Durchmesser von 3 mm oder mehr (Kraft und Pfleger, 2001). Die Form der Sklerotien ist unregelmässig, rundlich bis länglich.
Die Sklerotien können mit Myzel keimen oder sie keimen nach einer Ruhephase mit gestielten, becher- oder trichterförmigen Apothecien (geschlechtliche Fortpflanzung). Diese sind hellbraun und messen 6 bis 15 mm im Durchmesser. Auf den Apothecien befinden sich zahlreiche senkrecht stehende, keulenförmige Asci mit je 8 einzelligen, elliptischen Ascosporen (11.7-15.1 x 5.9-7.3 µm) (Kraft und Pfleger, 2001). Abbildungen von gekeimten Sklerotien, Asci und Ascosporen der S. sclerotiorum sind auf der Seite Sonnenblumenkrebs zu finden.

Lebenszyklus

Sklerotien können 5-7 Jahre im Boden überleben (Kraft und Pfleger, 2001). Ihre Ruhephase endet im Frühjahr. Sie keimen entweder direkt mit Myzel, das über die Wurzeln oder den Wurzelhals in die junge Pflanze eindringen kann. Oder aus den Sklerotien wachsen zur Zeit der Erbsenblüte ein oder mehrere Apothecien. Hier entstehen durch sexuelle Fortpflanzung in den Asci je 8 Ascosporen. Diese werden bei günstigen Umweltbedingungen ausgeschleudert und mit dem Wind zu den Erbsenpflanzen transportiert.
Bei hoher Luftfeuchtigkeit können die Ascosporen die Pflanzen infizieren. Ascosporen sind nur wenige Tage keimfähig und ihnen fehlt die nötige Energie, gesundes Pflanzengewebe direkt zu infizieren. Daher befallen sie vor allem ältere Blätter und abgefallene Blütenblätter (Biddle und Cattlin, 2012). Hier kann Myzel wachsen, das benachbartes, gesundes Pflanzengewebe besiedeln kann. In der Pflanze bildet das Myzel Enzyme, welche das Pflanzengewebe schnell zersetzen. Die abgestorbenen Zellen werden vom Myzel besiedelt und dienen dem Pilz als Nahrungsquelle (nekrotrophe Lebensweise). Eine Infektion neuer, gesunder Pflanzen durch das Myzel ist nur bei direktem Kontakt möglich. Später werden Sklerotien gebildet, die auf den Boden fallen und hier mehrere Jahre überleben können. Bei der Ernte von Drescherbsen werden häufig auch Sklerotien (mit) geerntet, was zu einer Verunreinigung der Erntegutes und zu einem erhöhten Reinigungsaufwand führt.

Epidemiologie

Temperaturen zwischen 15 und 20°C und eine hohe Luftfeuchtigkeit fördern die Krankheit.
Für den Verlauf der Krankheit ist eine lang anhaltende Bodenfeuchtigkeit zur Zeit der Erbsenblüte besonders kritisch. Ist der Boden vor und während der Blüte ausgetrocknet, können die Sklerotien nicht keimen und somit auch keine Apothecien bilden.

Wirtsspektrum

Sclerotinia sclerotiorum wächst auf vielen Kulturpflanzen. Es wird von mehr als 400 verschiedenen Wirtspflanzen berichtet, darunter Raps (und andere Brassica Arten), Sonnenblumen, Kartoffeln, Flachs, Erbsen, Bohnen und andere Gemüsearten (Kraft und Pfleger, 2001). Auffallend ist, dass Gräser nicht befallen werden.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Besonders gefährdet sind Erbsen in Fruchtfolgen mit anderen anfälligen Kulturen wie Raps, Sonnenblumen oder Gemüsearten. Weiss- und Rotklee werden durch eine andere Sclerotinia Art (S. trifoliorum) befallen. Diese wiederum kann auch Erbsen befallen.
  • Getreide oder Futtergräser in die Fruchtfolge einbeziehen.
  • Üppig wachsende Erbsen werden gerne befallen. Deshalb wird empfohlen, aufrecht wachsende Sorten zu berücksichtigen, die Aussaatdichte zu reduzieren und zurückhaltend zu düngen.
  • Sclerotinia kann über Sklerotien im Saatgut übertragen werden. Deshalb sollte das Saatgut gründlich gereinigt werden (Kühne et al. 2006).
  • Befallene Pflanzen entfernen, um zu verhindern, dass Sklerotien in den Boden kommen.
  • Eine biologische Bekämpfung von S. sclerotiorum ist mit Contans ® WG möglich. Contans enthält getrocknete Sporen des Bodenpilzes Coniothyrium minitans. Der Bodenpilz parasitiert die Sklerotien im Boden und tötet sie ab (Andermatt Biocontrol).
  • Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Sclerotinia Fäule an Erbsen (Gemüsebau wählen) finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).

Literatur

Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A Colour Handbook. Manson Publishing Ltd.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, 288 S.

Kraft JM, Pfleger FL, 2001. Compendium of Pea Diseases and Pests, second edition. APS Press St. Paul, 67 S.

 

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