Papierfleckenkrankheit
mildiou du poireau (franz.); white tip (engl.)
wissenschaftlicher Name: Phytophthora porri Foister
Taxonomie: Chromista, Peronosporomycetes (früher Oomycota oder Oomycetes), Peronosporales, Peronosporaceae
Die Papierfleckenkrankheit (Phytophthora porri) ist eine der wichtigsten Blattkrankheiten des Lauchs (Porree) in Europa. Der Krankheitserreger überwintert in Form von Oosporen (Dauersporen). Befallene Pflanzen haben weisse, papierartige Blattspitzen. Bei feuchter Witterung sind diese Blattflecken von einem grünen, wässrigen Rand umgeben. Die Einhaltung einer Fruchtfolge mit einer mindestens dreijährigen Anbaupause von Lauch und Zwiebeln ist eine wichtige vorbeugende Massnahme.
Abb. 1. Papierfleckenkrankheit (Phytophthora porri), © Nigel Cattlin, Alamy Stock Photos
Schadbild
Die Papierfleckenkrankheit tritt hauptsächlich an Lauch (Porree) und gelegentlich an Zwiebeln auf. Die ersten Symptome sind unregelmässig geformte, wässrige Flecken meist an den Blattspitzen. Die Flecken dehnen sich mit zunehmendem Alter aus, sind zunächst blassgrün, werden dann weiss, trocknen papierartig ein und sterben ab (daher der englische Name „white tip“) (Abb. 1). Bei feuchter Witterung sind die papierartigen Blattflecken von einem grünen, durchscheinenden, wässrigen Rand umgeben. In dieser Übergangszone kann der Erreger am besten nachgewiesen werden (Kühne et al. 2006).
Bei kühler, feuchter Witterung breitet sich die Krankheit rasch aus. Die Krankheitssymptome können dann auf der gesamten Blattspreite beobachtet werden, sind aber meist an der Blattspitze oder in der Blattfalte zu finden. Stark befallene Blätter faulen, die Pflanzen verkümmern oder sterben sogar ab.
Die Blattflecken werden oft von anderen Pilzarten (z.B. Russtaupilzen) besiedelt, was die Diagnose im Feld erschwert, da die Symptome denen anderer Blattkrankheiten wie Cladosporium-Blattflecken, Purpurflecken (Alternaria porri) oder Frostschäden ähneln (Koike et al. 2007).
Krankheitserreger
Der Erreger der Papierfleckenkrankheit an Lauch und Zwiebeln ist Phytophthora porri. Die ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt durch die Bildung von Sporangien an verzweigten Sporangienträgern. Die Sporangien sind birnenförmig und 37-75 x 31-48 µm gross (Koike et al. 2007). Sie keimen bei niedrigen Temperaturen mit Zoosporen (10-12 µm gross), bei höheren Temperaturen direkt mit einem Keimschlauch.
Bei der mikroskopischen Untersuchung von Blattstücken werden die Sporangien sichtbar. Dazu werden kleine Stücke von infiziertem Blattgewebe, die vom vorderen Rand der Läsionen entnommen werden, einige Tage in Wasser schwimmen gelassen.
Bei der geschlechtlichen (sexuellen) Vermehrung bildet P. porri im Pflanzengewebe kugelförmige Oosporen, die 19-36 µm gross sind. Oosporen sind Dauersporen, die mehrere Jahre im Boden überleben können. Die Oosporen keimen mit Hilfe eines Keimschlauches mit einem endständigen Sporangium.
Lebenszyklus
Phytophthora porri bildet bei der geschlechtlichen Fortpflanzung Oosporen im Pflanzengewebe. Diese Dauersporen können im Boden oder in infizierten Pflanzenresten mehrere Jahre überleben.
Die Primärinfektion erfolgt durch direkten Kontakt von mit Oosporen kontaminierter Erde mit den Blattspitzen oder wenn befallene Erde auf die Blätter gespritzt wird. Die Oosporen keimen mit Keimschläuchen an deren Enden sich jeweils ein Sporangium bildet. Die Sporangien entlassen Zoosporen, die dann die Blätter infizieren. Die Sporangien können auch direkt keimen.
Die weitere Verbreitung der Krankheit geschieht durch Sporangien, die bei der ungeschlechtlichen Vermehrung gebildet werden.
Epidemiologie
Die Papierfleckenkrankheit wird durch feuchte und kühle Witterung begünstigt. Die optimalen Temperaturen für die Entwicklung liegen zwischen 12 und 22 °C (Crüger et al. 2002).
In der Regel tritt die Krankheit zwischen Ende Juli und September auf.
Wirtsspektrum
Die Papierfleckenkrankheit befällt vor allem Lauch (Porree) (Allium porrum) und weniger stark Zwiebeln (A. cepa).
In älteren Publikationen wurde verschiedentlich darauf hingewiesen, dass P. porri auch Brassica-Arten infizieren kann. Heute weiss man jedoch, dass das Wirtsspektrum von P. porri auf Allium-Arten beschränkt ist (Koike et al. 2007).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Fruchtfolge mit mindestens dreijähriger Anbaupause für Lauch und Zwiebeln einhalten (Koike et al. 2006)
- Anbau von Lauch und Zwiebeln auf feuchten, schlecht entwässerten Standorten (Mulden) und windgeschützten Flächen vermeiden (Schwarz et al. 1990)
- Tolerante Sorten anbauen (Hauenstein et al. 2023). Empfohlene Sorten für den Biogemüsebau siehe hier!
- Ernterückstände und Rüstabfälle fachgerecht kompostieren (Hauenstein et al. 2023)
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz vor der Papierfleckenkrankheit (Phytophthora porri) an Lauch (Porree) finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der Online-Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Literatur
Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.
Hauenstein S, Hedrich T, Gamper-Cardinali C, 2023. Pflanzenschutzempfehlung für den Biogemüsebau. FiBL Artikelnummer 1284, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Schweiz, 112 S. (aktuelle Auflage)
Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.
Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.
Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.