Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Zwiebelfliege (Delia antiqua)

Zwiebelfliege

Mouche de l'oignon (franz.); onion maggot (engl.)

wissenschaftlicher Name: Delia antiqua Meigen

Synonym: Hylemya antiqua Meigen

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Diptera, Anthomyiidae

Der Hauptwirt der Zwiebelfliege (D. antiqua) ist die Zwiebel, aber auch Schnittlauch, Lauch und Schalotten werden befallen. Die Zwiebeln werden vor allem durch die Maden der ersten Generation geschädigt. Die Maden bohren sich in die Sämlinge und Jungpflanzen ein und fressen die jungen Blätter im Trieb. Die Herzblätter verfärben sich gelb und lassen sich leicht aus der Pflanze ziehen. Befallene Zwiebeln beginnen zu faulen und sterben meist ab. Zwiebeln können durch Abdecken mit Kulturschutznetzen vor dem Befall durch die Zwiebelfliege geschützt werden.

Zwiebelfliege (Delia antiqua) Copyrigt Alamy Abb. 1. Zwiebelfliege (Delia antiqua): Maden auf Zwiebeln, © Tomasz Klejdysz, Alamy Stock Photos

Zwiebelfliege (Delia antiqua) Copyrigt Alamy Abb. 2. Zwiebelfliegen (Delia antiqua): Maden in Zwiebeln, © Tomasz Klejdysz, Alamy Stock Photos

Zwiebelfliege (Delia antiqua) Copyrigt Alamy Abb. 3. Made (Larve) der Zwiebelfliege (Delia antiqua), © Tomasz Klejdysz, Alamy Stock Photos

Schadbild und Schadwirkung

Die erste Generation der Zwiebelfliege ist für den Zwiebelanbau am schädlichsten. In den Monaten Mai und Juni findet man die Maden in den Sämlingen und Jungpflanzen. Diese beginnen zu welken. Die Herzblätter verfärben sich gelb und lassen sich leicht aus der Pflanze ziehen (Bedlan und Kahrer 2002). Befallene Zwiebeln beginnen zu faulen und sterben in der Regel ab. In dichten Beständen kann die Made von Pflanze zu Pflanze wandern, so dass eine einzige Made 2 bis 3 benachbarte Zwiebeln zerstören kann.
Bei älteren Zwiebeln sind Schäden durch die Maden der zweiten und dritten Generation weniger häufig, da es für die Maden schwierig ist, in die sich entwickelnde Zwiebel einzudringen (Abb. 1 und 2). Wenn die Pflanzen jedoch krank oder verletzt sind, können die Maden durch eine bereits vorhandene Wunde eindringen. Ein Befall mit Maden der Zwiebelfliege ist fast immer mit einer Fäulnis verbunden. Diese kann bereits auf dem Feld beginnen und sich während der Lagerung fortsetzen. Mechanische Beschädigungen der Zwiebeln bei der Ernte können zu einem Befall der auf dem Feld trocknenden Zwiebeln durch Fliegen der dritten Generation führen.
Verwechslungsmöglichkeit: Maden der Wurzel- oder Bohnenfliege (Delia platura) können das gleiche Schadbild verursachen (Crüger et al. 2002).

Beschreibung des Schädlings

Die Zwiebelfliege (Delia antiqua Meigen) gehört innerhalb der Zweiflügler (Ordnung Diptera) zur Familie der Blumenfliegen (Anthomyiidae). Die folgende Beschreibung der Entwicklungsstadien von D. antiqua stammt von Capinera (2001) und Kahrer und Gross (2002).
Die Eier sind weiss und länglich. Ein Ende ist etwas spitzer als das andere. Die Eier sind etwa 1.2 mm lang und 0.5 mm breit.
Die Maden (Larven) sind cremefarben und haben weder eine Kopfkapsel noch Beine. Das Vorderende ist zugespitzt und die bis zu 1 mm langen schwarzen, hakenförmigen Mundwerkzeuge sind deutlich sichtbar (Abb. 3). Das Hinterende ist abgeflacht und mit kleinen Dörnchen bestückt. Diese sind ein nützliches, mikroskopisches Merkmal, um die Maden der Zwiebelfliege von denen der Wurzel- oder Bohnenfliege (Delia platura) zu unterscheiden. Die Maden durchlaufen drei Larvenstadien und sind je nach Stadium bis zu 8 mm lang.
Puppen: Die voll entwickelten Maden verpuppen sich im Boden (in einer sogenannten Tönnchenpuppe), oft in der Nähe der Zwiebeln. Die Puppenhülle ist gelb-braun bis dunkelbraun oder fast schwarz und ist etwa 4 bis 5 mm lang.
Fliegen: Die erwachsenen Insekten sind 6 bis 8 mm lang und sehen einer Stubenfliege ähnlich. Sie sind grünlich grau mit dunklen Längsstreifen auf der Brust. Die Beine sind schwarz und die Flügel eher farblos mit schwarzen Adern. Die Hinterflügel sind durch Schwingkölbchen ersetzt. Nur eine Expertin oder ein Experte kann sie von anderen Fliegenarten unterscheiden.

Lebenszyklus

Die Zwiebelfliege überwintert als Puppe (selten als Larve) im Boden in der Nähe der Wurzeln von zuvor befallenen Pflanzen (Kühne et al. 2006; Schwartz und Mohan 2008). Die Fliegen schlüpfen ab Mitte April bis Ende Mai und besuchen blühende Pflanzen (z.B. Löwenzahnblüten), wo sie einen Reifungsfrass beginnen. Später legen die Weibchen ihre Eier einzeln oder in Gruppen an der Basis von Zwiebelpflanzen (oder anderen Wirtspflanzen) ab (Kahrer und Gross 2002), gelegentlich auch in Erdspalten in der Nähe von Wirtspflanzen (Capinera 2001). Bei Trockenheit sterben viele Eier ab.
Zwiebelfliegen nutzen sowohl Geruchs- als auch visuelle Hinweise, um ihre Wirtspflanzen für die Eiablage zu finden. Die Weibchen werden besonders von faulenden Zwiebeln angezogen, die aufgrund von Verletzungen oder Madenbefall bereits zu faulen begonnen haben.
Die aus dem Ei schlüpfenden Maden bohren sich in die Wirtspflanze ein und fressen an den jungen Blättern im Trieb (Kahrer und Gross 2002). Die Maden tragen Bakterien mit sich, die das Pflanzengewebe schnell faulen lassen, und ernähren sich von diesem faulenden Gewebe (Bovey et al. 1979). Nach 15 bis 23 Tagen (Capinera 2001) ist die Entwicklung der Maden abgeschlossen und sie verpuppen sich im Boden.
Die Zwiebelfliege bringt 2 bis 3 Generationen pro Jahr hervor, wobei die erste Generation am schädlichsten ist. Die Maden der ersten Generation befallen die Pflanzen in den Monaten Mai und Juni, diejenigen der zweiten Generation im Juli und August (Koller et al. 2007). Das Auftreten der dritten Generation überlappt sich oft mit der zweiten. Die Puppen der dritten Generation (teilweise auch der zweiten) überwintern. Die Dauer der Verpuppung beträgt im Frühjahr 15 bis 19 Tage, im Sommer 8 bis 14 Tage und im Winter 5 bis 6 Monate (Capinera 2001).

Wirtsspektrum

Die Zwiebelfliege (D. antiqua) befällt alle kultivierten Arten der Gattung Allium. Hauptwirt ist die Zwiebel, aber auch Knoblauch, Schnittlauch, Lauch und Schalotten werden befallen.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Förderung von Nützlingen durch Anlegen von extensiven Wiesen und Buntbrachen (Vieweger et al. 2023)
  • Zwiebeln in trockenen, windoffenen Lagen anbauen (Kahrer und Gross 2002)
  • Keine Düngung mit frischem Stallmist oder unzureichend verrottetem Kompost, da dies Fliegen anlockt.
  • Durch eine späte Aussaat oder Pflanzung entgehen Jungpflanzen der Eiablage der ersten Generation im Frühjahr.
  • Abdeckung junger Zwiebeln mit Kulturschutznetzen während der Eiablage
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Zwiebelfliege (Delia antiqua) finden Sie für Deutschland in der online-Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Literatur

Bedlan G, Kahrer A, 2002. Wichtige Krankheiten und Schädlinge im Gemüsebau. Verlag Jugend & Volk GmbH, Wien: 248 S.

Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.

Capinera JL, 2001. Handbook of Vegetable Pests. Academic Press New York: 729 S.

Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.

Kahrer A, Gross M, 2002. Gemüseschädlinge. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf: 205 S.

Koller M, Lichtenhahn M, Six R, 2007. Biologischer Anbau von Zwiebeln. Herausgeber: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse, CH-5070 Frick.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.

Schwartz HF, Mohan SK, 2008. Compendium of Onion and Garlic Diseases and Pests. Second edition. The American Phytopathological Society, St. Paul Minnesota: 127 p.

Vieweger A, Hauenstein S, Koller M, 2023. Pflanzenschutz im Biogemüsebau: Krankheits- und Schädlingsregulierung im Freilandanbau. Merkblatt Nr. 1145, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, CH-5070 Frick: 28 S. (Link)