Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella)
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Lauchmotte

Teigne du poireau (franz.); leek moth (engl.)

wissenschaftlicher Name: Acrolepiopsis assectella (Zeller)

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Lepidoptera, Plutellidae

Die Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) ist ein nachtaktiver Kleinschmetterling, dessen Raupen an den Blättern und im Schaft vor allem von Lauch, Knoblauch und Zwiebeln fressen. Der Schädling überwintert im Puppenstadium oder als Falter und bildet in der Regel zwei bis drei Generationen pro Jahr. Die zweite Generation richtet den grössten Schaden an. Das Abdecken der Jungpflanzen mit einem Kulturschutznetz verhindert die Eiablage der Lauchmotte. Bei Befall kann ein Bakterienpräparat auf der Basis von Bacillus thuringiensis eingesetzt werden.

Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) Schadbild an LauchAbb. 1. Schadbild der Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) an Lauch

Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) LarveAbb. 2. Raupe der Lauchmotte (A. assectella)

Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) PuppenstadiumAbb. 3. Lauchmotte (A. assectella): Puppenstadium

Abb. 4. Lauchmotten an Lauch

Abb. 5. Lauchmotten an Zwiebeln: Helle Kotkrümel stammen von den Lauchmotten, schwarze Kotkrümel von den Zwiebelrüsslern.

Abb. 6. Lauchmotten an Knoblauch

Schadbild und Schadwirkung

Die Raupen (Larven) der Lauchmotte ernähren sich von den Blättern der Allium-Arten, zu denen u.a. Lauch (Porree), Zwiebeln, Schalotten, Knoblauch und Schnittlauch gehören (Abb. 1-6). Die Ränder werden stärker befallen als die Mitte des Feldes. Den grössten Schaden verursacht die zweite Generation (in den Monaten Juli und August).
Die Schadsymptome hängen sehr stark von der Blattform der Wirtspflanze ab:
Bei Lauch und Knoblauch fressen die jungen Raupen an der Blattoberfläche. Häufig findet man sie zwischen den jungen, gefalteten Blättern, die gerade aus dem Schaft geschoben werden. Hier sind oft Kotkrümel zu finden. Ältere Raupen bohren sich später fressend bis in die Mitte der Pflanze durch.
Bei Pflanzen mit hohlen Blättern (Zwiebeln und Schnittlauch) fressen die Raupen das Pflanzengewebe an der Innenseite der Zwiebelröhren (Schlotten) und hinterlassen charakteristische „Frassfenster“ (Frassstelle ist von der durchsichtigen Kutikula bedeckt), die in der Regel grösser sind als jene der Larven der Zwiebelrüssler (Abb. 5). Im Inneren der geschädigten Blätter befinden sich die Raupen und deren Kot. Ältere Raupen wandern dann in Richtung Zwiebel. Auch nach der Verpuppung der Larven im Boden, bleibt der Kot in den Zwiebelröhren sichtbar.
Schadwirkung: Starker Befall kann die Pflanzen schwächen oder eine Welke verursachen. Offene Gänge in den Blättern können den wirtschaftlichen Wert der Pflanze mindern. Auch die Blütenstände können geschädigt werden und zu Verlusten in der Saatgutproduktion führen.

Beschreibung des Schädlings

Die Lauchmotte (Acrolepiopsis assectella) gehört innerhalb der Ordnung der Schmetterlinge (Lepidoptera) zur Familie der Schabenmotten (Plutellidae).
Die Entwicklung der Lauchmotte verläuft in vier Stadien: Ei, Raupe (fünf Larvenstadien), Puppe und Falter (Motte).
Die Eier sind cremefarben bis gelblich und nur 0.5 mm gross (Crüger et al.2002), weshalb sie meist übersehen werden.
Die Raupen des ersten Larvenstadiums sind ca. 1 mm lang, während die ausgewachsenen Raupen bis zu 12 mm lang werden (Kahrer und Gross 2002). Die Kopfkapsel ist braun und wird nach jeder Larvenhäutung breiter. Der Körper ist gelb, braun bis schmutzig grün mit graubraunen Punkten, auf denen feine Körperborsten sitzen (Bedlan und Kahrer 2002). Sie haben drei Paar gegliederte Brustbeine und vier Paar ungegliederte Bauchfüsse und ein Paar Afterfüsse.
Die Verpuppung der Raupe des 5. Larvenstadiums erfolgt in der Regel auf der gleichen Wirtspflanze in einem Kokon aus netzartig gesponnenen Seidenfäden (Kahrer und Gross 2002). Die gelbliche bis braune Puppe ist 7 mm lang.
Der graubraune Falter hat ein typisches weisses Dreieck in der Mitte des hinteren Randes der Vorderflügel (Kahrer und Gross 2002). Dieses Dreieck erscheint in Ruhestellung bei zusammengefalteten Flügeln als weisser Mittelfleck (lepiforum.org). Die Hinterflügel sind einheitlich grau. Die Spannweite der Flügel beträgt etwa 15 mm. Der Falter ist nachtaktiv.
Weitere Abbildungen: Zusätzliche Bilder der Eier, Raupen, Puppen und Falter der Lauchmotte finden Sie auf lepiforum.org.

Lebenszyklus

Die Lauchmotte überwintert als Puppe oder als erwachsener Falter an Pflanzenresten (Bedlan und Kahrer 2002; Bovey et al. 1979; Kahrer und Gross 2002; Kühne et al. 2006; Schwarz et al. 1990). Die Falter erscheinen bereits im zeitigen Frühjahr und sind nur nachts aktiv.
Die Weibchen locken die Männchen mit Hilfe von Sexualpheromonen an (Mason et al. 20013). Als Reaktion auf diese Lockstoffe geben die Männchen ebenfalls ein Sexualpheromon in die Umgebung ab, das die Fruchtbarkeit der Weibchen stimuliert. Die Paarung findet während der Nacht statt und dauert etwa eine Stunde. Die Weibchen paaren sich in der Regel nur einmal und beginnen in der folgenden Nacht mit der Eiablage, allerdings nur, wenn sie eine Wirtspflanze finden. Ein Weibchen legt im Allgemeinen ca. 100 Eier, einzeln auf die Blätter von Wirtspflanzen (Kahrer und Gross 2002). Wenige Tage später schlüpfen die kleinen Räupchen und fressen an jungen, noch nicht entfalteten Blättern (Lauch, Knoblauch) oder im Inneren von röhrenförmigen Blättern (Zwiebel etc.). Ältere Larvenstadien fressen sich nach unten und dringen bis zum Schaft vor.
Während des 5. Larvenstadiums spinnen die Raupen einen netzartigen Kokon auf den Blättern der Wirtspflanze, in dem sie sich verpuppen. Nach einer kurzen Puppenruhe schlüpfen die Falter.
Je nach Breitengrad bringt die Lauchmotte mehrere Generationen pro Jahr hervor. Nördlich der Alpen fliegen die Falter der ersten Generation etwa im Mai/Juni, die Falter der zweiten Generation im Juli/August (Bedlan und Kahrer 2002; Schwarz et al. 1990). In sehr warmen Jahren kann es im Herbst zur Ausbildung einer dritten Generation kommen (der Flug der 1. und 2. Generation erfolgt dann möglicherweise früher). In der Schweiz sind drei Generationen üblich (Pflanzenschutzempfehlungen für den Biogemüsebau). Die Anzahl der Lauchmotten nimmt von Generation zu Generation zu. Die Schäden sind im Sommer und zu Beginn des Herbstes grösser als im Frühjahr.

Wirtsspektrum

Das Wirtsspektrum der Lauchmotte (A. assectella) ist auf Pflanzen der Gattung Allium beschränkt. Hauptwirtspflanzen sind Lauch/Porree (A. porrum) und Zwiebel (A. cepa). Aber auch Schalotten (A. ascalonicum), Frühlingszwiebeln (A. fistulosum), Knoblauch (A. sativum), Schnittlauch (A. schoenoprasum) und wild wachsende Allium-Arten werden befallen.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Anlage von extensivem Grünland und Buntbrachen, um Schlupfwespen zu fördern (siehe auch Vieweger et al. 2023)
  • Fruchtfolge: Mindestens eine dreijährige (oder längere) Anbaupause zwischen Lauch, Zwiebeln, Schalotten sowie Schnittlauch einhalten.
  • Das Auftreten der Lauchmottenfalter kann mit Pheromonfallen festgestellt werden (Agroline).
  • Nach dem Pflanzen von Lauch und Zwiebeln verhindert ein Insektenschutznetz (Andermatt Biocontrol), dass die Falter ihre Eier auf den Wirtspflanzen ablegen können. Die Lauchmotten sind nachtaktiv, so dass das Netz tagsüber für Pflegearbeiten entfernt werden kann)
  • Schadschwelle für die Deutschschweiz: Während des Hauptfluges ab 10 bis 20 Falter pro Falle und Woche (Sauer und Fischer 2014).
  • Einsatz von Bacillus thuringiensis und Spinosad ist im Biogemüsebau in der Schweiz möglich (Betriebsmittelliste für den biologischen Anbau in der Schweiz)
  • Entfernen von Pflanzenresten am Ende der Saison (Überwinterungsquartiere der Falter)
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen die Lauchmotto (Acrolepiopsis assectella) finden Sie für die Schweiz in der Betriebsmittelliste für den biologischen Anbau sowie im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der Online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel

Literatur

Bedlan G, Kahrer A, 2002. Wichtige Krankheiten und Schädlinge im Gemüsebau. Verlag Jugend & Volk GmbH, Wien: 248 S.

Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.

Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.

Kahrer A, Gross M, 2002. Gemüseschädlinge. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf: 205 S.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.

Mason PG, Jenner WH, Brauner A, Kuhlmann U, Cappuccino N, 2013. Acrolepiopsis assectella (Zeller), leek moth (Lepidoptera: Acrolepiidae). CABI Digital Library.

Sauer C, Fischer S, 2014. Schadschwellen im Deutschschweizer Gemüsebau, Teil 2: Salate, Liliengewächse und Doldenblütler. Agroscope Merkblatt, Nr. 5.

Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.

Vieweger A, Hauenstein S, Koller M, 2023. Pflanzenschutz im Biogemüsebau: Krankheits- und Schädlingsregulierung im Freilandanbau. Merkblatt Nr. 1145, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, CH-5070 Frick: 28 S. (Link)

 

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