Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Operophtera brumata (kleiner Frostspanner an Apfel)

Kleiner Frostspanner

Cheimatobie hiémale, Phalène brumeuse (franz.); winter moth (engl.)

wissenschaftlicher Name: Operophtera brumata L.

Synonyme: Cheimatobia brumata L.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Lepidoptera, Geometridae (Spanner)

Der kleine Frostspanner (Operophtera brumata) ist ein Schädling von Kern- und Steinobstbäumen. Die Raupen fressen an Knospen, Blüten, Blättern und jungen Früchten. Die ausgewachsenen Raupen verpuppen sich Ende Mai im Boden. Im Oktober schlüpfen die Falter. Die flugunfähigen Weibchen wandern die Baumstämme hoch und werden dort von den flugfähigen Männchen begattet. Die von den Weibchen unter Rindenschuppen abgelegten Eier überwintern. Ab Knospenaufbruch schlüpfen die Raupen. Der kleine Frostspanner bildet nur eine Generation pro Jahr. Als direkte Bekämpfungsmassnahmen stehen Leimringe und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf der Basis von Bacillus thuringiensis oder Neemöl zur Verfügung.

Kleiner Frostspanner (Operophtera brumata) an ApfelAbb. 1. Die Raupen des kleinen Frostspanners (Operophtera brumata) ernähren sich von Blüten, wachsenden Blättern und jungen Früchten.

Abb. 2. Schadsymptome an Apfel, verursacht durch die Raupen des kleinen Frostspanners (Operophtera brumata)

Schadbild

Die jungen Raupen fressen an Blüten- und Blattknospen. Die Knospen können sich nicht mehr entfalten, sind teilweise versponnen, enthalten Kotspuren und sind innen ausgehöhlt. Ältere Larven ernähren sich von Blüten, wachsenden Blättern und jungen Früchten (Abb. 1 und 2). In den Blüten fehlen die Stempel und Staubgefässe, die Früchte weisen ausgehöhlte Vertiefungen auf, die Blätter zeigen Lochfrass oder sind bis auf die Blattrippen kahl gefressen.

Schädling

Der männliche Falter hat voll entwickelte Flügel und fliegt nachts. Die Vorderflügel sind hellbraun und haben dunkle, wellige Querlinien, die Hinterflügel sind blasser. Die Flügelspannweite beträgt 22-28 mm. Die Weibchen haben auffallend lange Beine, nur Stummelflügel und können deshalb nicht fliegen. Sie befinden sich häufig an der Basis der Bäume und wandern auf dem Stamm nach oben. (siehe www.lepiforum.de)
Die Eier sind oval, 0.8 mm lang und 0.5 mm breit. Sie sind anfänglich hellgrün gefärbt, nach einigen Tagen werden sie orangerot (Bovey et al. 1979).
Die Raupen sind zuerst dunkelgrau, später hellgrün. Ihr Kopf ist grün bis gelblich. Sie sind durch zwei weissliche Seitenstreifen und durch einen dunkelgrünen Mittelstreifen gekennzeichnet. Sie haben drei Paar gegliederte Brustbeine, ein Paar Bauchfüsse am 6. Hinterleibssegment und ein Paar Afterfüsse (Nachschieber) am letzten Segment. Ihre Fortbewegung ist sehr speziell, da sie nicht kriechen. Sie halten sich zunächst an den Brustbeinen fest und ziehen den Hinterleib bis zur Brust heran, so dass der Körper einen Katzenbuckel bildet. Danach klammert sich die Raupe mit dem vorderen Bauchfusspaar und dem Nachschieber am Untergrund fest und streckt sich nach vorn, um danach den Hinterleib wieder anzuziehen. Ausgewachsene Raupen werden 2.8 bis 3 cm gross.

Lebenszyklus

Die Falter des Frostspanners kommen in der Regel im Oktober bis Dezember aus dem Boden. Der Name Frostspanner weist auf die Tatsache hin, dass die Männchen in der kalten Jahreszeit ab der ersten Frostnacht fliegen. Sie suchen die flügellosen Weibchen, die den Baumstamm aufwärts wandern. Nach der Paarung legen die Weibchen 200 bis 300 Eier einzeln oder in Gruppen (Bovey et al. 1979) unter Rindenschuppen in der Nähe von Knospen. Die Eier überwintern. Ab Knospenaufbruch bis Blühbeginn (Höhn und Stäubli 1989) schlüpfen die zuerst dunkelgrauen, später hellgrün gefärbten Raupen und fressen an den sich entwickelnden Knospen, später auch an jungen Blättern und Blüten. Die Raupen können sich an selbst gesponnenen Fäden zu tiefer liegenden Knospen abseilen und werden dabei auch durch den Wind von Baum zu Baum verfrachtet. Ende Mai lassen sich die ausgewachsenen Raupen an einem Faden zu Boden fallen. Dort verpuppen sie sich in 8-10 cm Bodentiefe, wo sie den Sommer verbringen. Im Herbst schlüpfen die Falter. Es tritt nur eine Generation pro Jahr auf.

Wirtsspektrum

Der Frostspanner verursacht Schäden an Kern- und Steinobst. Auch Beerenobst, Ziersträucher und Waldbäume zählen zu seinen Wirtspflanzen.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Vögel sind natürliche Feinde des Frostspanners. Sie können in der Obstanlage durch das Aufstellen von Nistkästen und Tränkestellen gefördert werden (Kühne et al. 2006).
  • Ab Oktober Leimringe um den Stamm und die Holzpfähle binden: Sie müssen ausreichend breit sein und fest am Stamm befestigt werden. Hohlräume müssen unbedingt vermieden werden. Die flugunfähigen Weibchen bleiben auf ihrem Weg nach oben auf dem Leim kleben und werden so an der Eiablage gehindert. Unterhalb des Leimringes abgelegte Eier müssen mechanisch entfernt werden. Diese Massnahme eignet sich vor allem für Einzelbäume im Hausgarten.
  • Die Schadschwelle ist erreicht, wenn vor der Blüte bei der Kontrolle von 100 Blütenbüscheln 10-15 Raupen vorhanden sind (FiBL 2005). Nach Pflanzenschutzempfehlungen für den Erwerbsobstbau liegt die Schadschwelle zum Zeitpunkt Beginn Blüte bei 5-8 Raupen pro 100 Blütenbüscheln, zwischen Vollblüte und Ende Blüte bei 5-10 % Befall (Probenumfang 100 Blütenbüschel) oder 12-15 Raupen pro 100 Ästen.
  • Frisch geschlüpfte Raupen können vor der Apfelblüte mit Pflanzenschutzmitteln auf der Basis von Bacillus thuringiensis (Bt) oder Neemöl reguliert werden (Kühne et al. 2006). Siehe auch Andermatt biocontrol oder Betriebsmittelliste FiBL.
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen den kleinen Frostspanner finden sie für die Schweiz unter Agroscope und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel

Literatur

Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.

Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 2005. Pflanzenschutz im Biokernobstanbau (pdf)

Höhn H, Stäubli A, 1989. Frostspanner/Gespinnstmotten. Landwirtschaft Schweiz Nr. 1-2 und 4, Herausgeber: Schweiz. Zentrale für Obstbau Oeschberg, Koppigen und AMTRA Nyon

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, 288 S.

 

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