Erbsenblattlaus
Puceron vert du pois (franz.); pea aphid (engl.)
wissenschaftlicher Name: Acyrthosiphum pisum Harris
Synonyme: Macrosiphum pisi Kalt., Acyrthosiphum onobrychis Boy., Macrosiphum pisum Harr.
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Aphididae
Die Erbsenblattlaus (Acyrthosiphum pisum) schädigt die Pflanzen durch ihre Saugtätigkeit. Ausserdem ist sie ein wichtiger Überträger von Pflanzenviren. Neben Erbsen befällt sie auch Ackerbohnen, Luzerne, Rotklee und andere Kleearten. Nützlinge und insektenpathogene Pilze können die Massenentwicklung begrenzen.
Abb. 1. Erbsenblattläuse (Acyrthosiphon pisum)
Schadbild
Die ersten Erbsenblattläuse verstecken sich zunächst zwischen den noch nicht entfalteten Blättern an der Triebspitze (Abb. 1 und 2). Durch die Saugtätigkeit der Blattläuse werden die Pflanzen geschädigt: Die Triebspitzen welken, die Pflanze wächst langsamer und die Blätter werden gelb. Bei frühem Befall können junge Pflanzen sogar absterben. Die Anzahl der Hülsen ist reduziert, ebenso die Anzahl der Körner pro Hülse. Die Körner bleiben klein. Die Blattläuse scheiden Honigtau aus, der die Blätter mit einer glänzenden, klebrigen Schicht überzieht und häufig von Russtaupilzen besiedelt wird.
Die Erbsenblattläuse können Pflanzenviren übertragen, zum Beispiel das Blattroll-Virus der Ackerbohne, das Scharfe Adernmosaik-Virus, das Erbsenmosaik-Virus, das Luzernemosaik-Virus oder das Bohnengelbmosaik-Virus. Je nach Virus sind die Schäden an der Erbsenpflanze unterschiedlich.
Beschreibung der Erbsenblattlaus
Die ungeflügelte Erbsenblattlaus ist 3.3 bis 5.1 mm lang und gehört damit zu den grossen Blattlausarten (Dubnik 1991). Es gibt grüne, gelbgrüne oder rote Tiere. Die Fühler sind wesentlich länger als der Körper. Die Fühlerspitze und die Spitzen der einzelnen Fühlerglieder sind dunkelbraun. Die sehr langen und dünnen Hinterleibsröhren (Siphonen) sind am Ende bräunlich. Das Schwänzchen (Cauda) ist ebenfalls lang und am Ende zugespitzt.
Die geflügelten Formen sind 3.1 bis 4.1 mm lang und sind schwach pigmentiert. Im Gegensatz zu den ungeflügelten Formen sind die Fühler, die Beine und das Schwänzchen dunkler. Die Augen sind rot.
Entwicklungszyklus
Die Erbsenblattlaus hat einen vollständigen Lebenszyklus. Nach der Paarung der Männchen mit den eierlegenden Weibchen werden die befruchtete, schwarzen Eier im Herbst einzeln an mehrjährige Vicia Arten oder an Rotklee abgelegt. Ein Weibchen kann bis zu 10 Eier legen, die dann überwintern (Hoffmann und Schmutterer 1999). In Gebieten mit milden Wintern (Südeuropa) kann die Erbsenblattlaus auch als lebendgebärendes Weibchen überwintern.
Im Frühjahr (April bis Mai) schlüpfen die Larven aus den Eiern und entwickeln sich zu ungeflügelten Stammmüttern (Fundatrix), die sich ungeschlechtlich (parthenogenetisch) fortpflanzen. Ab der zweiten Generation entstehen die ersten geflügelten Tiere. Diese wandern in die Erbsen- oder Ackerbohnenbestände ein.
Die Erbsenblattlaus hat ein enormes Vermehrungspotential. Ein Weibchen kann pro Tag fünf bis sieben Jungtiere lebend gebären und dies innerhalb von 30 bis 40 Tagen (Kraft und Pfleger 2001). Die Entwicklungszeit von der Geburt bis zum erwachsenen Tier dauert 9 bis 15 Tage. In den Blattlauskolonien entstehen ständig geflügelte Weibchen, die neue Erbsenpflanzen besiedeln. Nach dem Abreifen der Erbsenfelder bricht die Blattlauspopulation zusammen. Die geflügelten Weibchen fliegen auf mehrjährige Leguminosen. Dort entstehen neben den Männchen auch die eierlegende Weibchen (Biddle und Cattlin 2012).
Wirtsspektrum
Die Erbsenblattlaus kommt auf verschiedenen Hülsenfrüchtlern vor: Erbsen, Ackerbohnen, Luzerne, Rotklee und andere Kleearten (Dubnik 1991).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Neuansaaten von Erbsen nicht in unmittelbarer Nähe von Kleegras- oder Luzerneschlägen planen.
- Erbsen früh oder spät säen. Damit kann erreicht werden, dass zum Zeitpunkt der Massenentwicklung der Erbsenblattlaus die empfindliche Phase der Hülsenbildung weitgehend abgeschlossen oder noch nicht erreicht ist (Kühne et al. 2006).
- Förderung von Nützlingen: Marienkäfer, Schwebliegen- und Florfliegenlarven, Schlupfwespen und insektenpathogene Pilze (Entomophthora Pilze) (Häni et al. 2008)
- Der Einsatz von Insektiziden sollte nur unter Berücksichtigung von Schadschwellen oder Bekämpfungsschwellen erfolgen. Für die Schweiz gilt als Bekämpfungsschwelle: 80 % befallene Pflanzen zwischen den phänologischen Entwicklunsstadien 51 (erste Blütenknospe sichtbar) und 61 (Beginn der Blüte, 10% der Blüten offen). Es sind 10 x 5 Pflanzen zu untersuchen. (Agridea, Datenblätter Ackerbau). Nützlingsschonende Insektizide verwenden.
- Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen Erbsenblattläuse finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).
Literatur
Agridea, 2021. Datenblätter Ackerbau. AGRIDEA, CH-8315 Lindau (Bekämpfungsschwellen)
Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A Colour Handbook. Manson Publishing Ltd.
Dubnik H, 1991. Blattläuse: Artenbestimmung – Biologie – Bekämpfung. Verlag Th. Mann Gelsenkirchen-Buer: 120 S.
Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.
Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.
Kraft JM, Pfleger FL, 2001. Compendium of Pea Diseases and Pests, second edition. APS Press St. Paul, 67 S.
Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG: 288 S.