Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum)

Rhynchosporiose


Rhynchosporiose du dactyle (fr.); Rhynchosporium leafspots, scald or white leaf stripe (engl.)

Wissenschaftlicher Name: Rhynchosporium orthosporum Caldwell 

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Leotiomycetes, Leotiomycetidae, Helotiales, Incertae sedis

Rhynchosporium orthosporum ist ein Blattfleckenerreger des Knaulgrases (Dactylis glomerata) und der Raigräser / Weidelgräser (Lolium sp.). Die Flecken sind im Zentrum hellbraun bis grau und haben einen violetten bis rotbraunen Rand. Ein Befall mit R. orthosporum reduziert den Ertrag und die Qualität des Futters. Elliot (1962) schätzt, dass R. orthosporum in den USA 5-10 % der Blattfläche von Knaulgras zerstören kann. Ausserdem vermutet Latch (1966), dass die Schmackhaftigkeit von kranken Futterpflanzen eingeschränkt ist.
Eine weitere bei uns vorkommende Rhynchosporium Art, R. secalis, befällt vor allem Gerste und Roggen, kann aber auch Knaulgras, Trespen, Englisches und Italienisches Raigras, Wiesenschwingel und Lieschgras/Timothe befallen. Die Konidien sind ebenfalls zweizellig, die apikale Zelle ist aber gekrümmt (schnabelförmig).

Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an Knaulgras
Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an Knaulgras
Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an Knaulgras
Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an Knaulgras
Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an Knaulgras
Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an Knaulgras
Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an KnaulgrasAbb. 1. Rhynchosporium orthosporum an Knaulgras (Dactylis glomerata)

Schadbild

R. orthosporum verursacht Flecken an Blättern und Blattscheiden. Diese sind zuerst dunkelgrün, später hellbraun und grau mit einem deutlich sichtbaren violetten bis rotbraunen Rand (Abb. 1). Die Form ist unregelmässig, eher länglich bis linsenförmig: bis zu 2 cm lang und wenige mm breit. Fliessen zwei oder mehrere Flecken zusammen kann eine deutlich grössere Nekrose entstehen. Das Gewebe rund um die infizierte Stelle bleibt grün. Im Zentrum des Flecks kann das Pflanzengewebe parallel zu den Blattnerven zerreissen. Mit fortschreitender Krankheit beginnen die Blätter von der Spitze aus abwärts zu vertrocknen. Das Aussehen der Flecken kann je nach Wirtsart variieren.
Die englische Bezeichnung der Krankheit „Scald" weist darauf hin, dass die Blätter aussehen als ob sie mit heissem Wasser verbrüht wurden.
Neben R. orthosporum kann an der gleichen Wirtspflanze auch R. secalis wachsen. Beide machen ähnliche Symptome und können leicht miteinander verwechselt werden. Auch das Krankheitsbild von Drechslera sp. sieht ähnlich aus wie dasjenige der beiden Rhynchosporium Arten.

Krankheitserreger

R. orthosporum produziert ein farbloses Myzel, das in den Epidermiszellen wächst. Unter der Kutikula bildet der Parasit ein farbloses Stroma, das die sporenbildenden Hyphen trägt (Smith et al. 1969). Die Konidien sind hyalin, gerade, zweizellig und haben eine Querwand (Abb. 2). Gelegentlich besitzen die Konidien auch 3 oder 4 Septen (Mäkalä, 1972). Sie messen 14-22 x 2-5 µm (Raynal et al. 1989).
Der Ktankheitserreger kann auch auf künstlichen Nährmedien wachsen.
Verwechslungsmöglichkeit: Die Konidien von R. orthosporum können mit denjenigen des Schneeschimmels (Microdochium nivale) verwechselt werden. R. secalis hat ebenfalls zweizellige Konidien, die apikale Zelle ist aber schnabelförmig gekrümmt.

Rhynchosporiose (Rynchosporium orthosporum) an Knaulgras (Konidien)Abb. 2. Die Konidien der Rhynchosporium orthosporum sind hyalin, gerade und zweizellig

Lebenszyklus

Der Pilz überwintert als Myzel an abgestorbenen oder lebenden Blättern. Sobald die Temperaturen im Frühling ansteigen, beginnt der Pilz üppig zu sporulieren. Regen und Wind sorgen für deren Verbreitung. Die Konidien keimen und dringen direkt durch die Epidermis ins Blatt. Das Pilzmyzel besiedelt das Blatt und bildet unter der Blattoberfläche ein Stroma, an dem direkt neue Konidien gebildet werden.

Epidemiologie

R. orthosporum gedeiht am besten während feuchten, regnerischen und kühlen Perioden im Frühling und Herbst. Während des Sommers ist die Krankheit selten anzutreffen. In der Schweiz kommt R. orthosporum nach Schmidt (1972) das ganze Jahr vor, hauptsächlich aber von April bis Mai und von August bis September.
Die Keimung der Konidien ist über einen weiten Temperaturbereich möglich: zwischen 2-30 °C, bei einem Optimum von 20 °C. Der Pilz sporuliert zwischen 15 und 20 °C reichlich.
Nach Mäkelä (1972) wächst R. orthosporum auch unter einer Schneedecke.

Wirtsspektrum

R. orthosporum wird in vielen Ländern als bedeutende Krankheit des Knaulgrases (Dactylis glomerata), des englischen (Lolium perenne) und Italienischen Raigrases (L. multiflorum) beschrieben. Latch (1966) zeigte, dass Isolate von Englischem und Italienischem Raigras nur diese beiden Wirtsarten infizieren können, alle anderen Grasarten blieben gesund. Wilkins (1973) kam zu ähnlichen Ergebnissen: Isolate von Raigräsern und Knaulgras konnten nur diejenige Wirtsart infizieren, von der sie isoliert wurden. Folglich gehören R. orthosporum an Knaulgras beziehungsweise an Raigräsern zwei verschiedenen Rassen an.
Mäkalä (1972) fand in Finnland R. orthosporum am häufigsten an Knaulgras (Dactylis glomerata), gefolgt von Timothe (Phleum pratense) und Wiesenschwingel (Festuca pratense). Weit weniger häufig waren Rotschwingel (F. rubra), Englisches Raigras (Lolium perenne) und Wiesenrispe (Poa pratensis) befallen. Gelegentlich fand Mäkelä (1972) R. orthosporum auch auf Straussgräsern (Agrostis stolonifera, A. tenuis), Calamagrostis arundinaceae, C. epigeios, Deschampsia caespitosa, Italienischem Raigras (L. multiflorum) und dem einjährigen Rispengras (Poa annua).
Nach Sprague (1950) wird auch Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) befallen.

Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen

Nach Schmidt (1972) und Wilkins (1973) reagieren Knaulgrassorten unterschiedlich auf einen Befall durch R. orthosporum. Eine geschickte Wahl von resistenten Sorten ist deshalb die beste Massnahme um einem Befall vorzubeugen. Die „Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen" enthält Angaben über die Resistenz gegen Blattkrankheiten der geprüften Sorten.

Literatur

Latch GCM, 1966. Fungous diseases of ryegrasses in New Zealand: I. Foliage diseases. New Zealand Journal of Agricultural Research, Vol. 9 No. 2: 394-409.

Elliot ES, 1962. Disease damage in forage grasses. Phytopathology 52: 448-451.

Mäkelä K., 1972. Occurence of Rhynchosporium orthosporum Caldwell on Grasses in Finland. Annales Agriculturae Fenniae Vol. 11: 323-329.

O'Rourke CJ, 1976. Diseases of grasses and forage legumes in Ireland. An Foras Taluntais, Dublin 4. 115 S.

Raynal G, Gondran J, Bournoville R und Courtillot M, 1989. Ennemis et maladies des prairies. INRA paris: 249 S.

Schmidt D, 1972. Les maladies des taches foliaires du dactyle. Revue Suisse d'agriculture 4 (2): 64-68.

Smith JD, Jackson N and Woolhouse AR, 1989. Fungal Diseases of Amenity Turf Grasses. E. & F.N. Spon, London.

Sprague R, 1950. Diseases of cereals and grasses in North America (Fungi, except smuts and rusts). The Ronald press Company, N.Y.: 538 S.

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.