Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Mastigosporium Blattflecken (Mastigosporium rubricosum)

Mastigosporium Blattflecken des Knaulgrases


mastigosporiose ou moucheture brune du dactyle (fr.), mastigosporium leaf fleck (engl.)

Wissenschaftlicher Name: Mastigosporium rubricosum (Dearn. et Barthol.) Nannf 
Hauptfruchtform nicht bekannt

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Insertae sedis

Mastigosporium Blattflecken sind in den gemässigten Klimazonen von Europa und Nordamerika an Knaulgras (Dactylis glomerata) allgemein verbreitet. Während feuchten und kühlen Jahren kann dieser Parasit einen beträchtlichen Schaden anrichten. Nach Sprague (1938) ist M. rubricosum im Westen Oregons (USA) die wichtigste Blattfleckenkrankheit des Knaulgrases. In der Schweiz findet man diesen Pilz regelmässig, vor allem im Frühling und Herbst.

Mastigosporium Blattflecken (Mastigosporum rubricosum) an Knaulgras (Dactylis glomerata)
Mastigosporium Blattflecken (Mastigosporum rubricosum) an Knaulgras (Dactylis glomerata)Abb. 1. Mastigosporium Blattflecken an Knaulgras (Dactylis glomerata)

Mastigosporium Blattflecken (Mastigosporium rubricosum) an Knaulgras
Mastigosporium Blattflecken (Mastigosporium rubricosum) an Knaulgras
Mastigosporium Blattflecken (Mastigosporum rubricosum) an Knaulgras (Dactylis glomerata)Abb. 2. Mastigosporium rubricosum Befall an Knaulgras (Dactylis glomerata): Konidienträger und Konidien sind als weisse Punkte an den Flecken schwach erkennbar.

Schadbild

An Blättern und Blattscheiden erscheinen zahlreiche purpurfarbige bis schwarzbraune Flecken. Sie sind länglich-elliptisch und 1 bis 8 mm gross (Abb. 1). Das Zentrum der älteren Flecken verfärbt sich häufig blass bräunlich bis grau. Bei hoher Luftfeuchtigkeit bildet sich hier zudem ein mit blossem Auge eben noch erkennbarer weisser Belag, der aus den Konidien und den Konidienträgern des Erregers besteht (Abb. 2). Die Flecken sind von einem gelben Hof umgeben. Bei sehr starkem Befall fliessen die Flecken ineinander und bilden unregelmässige Streifen, was zum Tod der Blätter führen kann.

Krankheitserreger

Die Konidien sind zylindrisch, hyalin, meist 4-zellig, an den Septen eingeschnürt und messen 29-60 x 9-17 µm (Abb. 3). Die Konidien werden einzeln an der Spitze von sehr kurzen, einfachen Konidienträgern gebildet.

Konidien der Mastigosporium rubricosum an KnaulgrasAbb. 3. Vierzellige, hyaline Konidien von Mastigosporium rubricosum (mit Anilinblau gefärbt)

Lebenszyklus

Die Konidien von M. rubricosum keimen unter optimalen Bedingungen auf dem Blatt schon nach wenigen Stunden. Die Keimhyphe dringt durch die Kutikula und die Epidermis ins Mesophyll ein. Nach 3-4 Tagen erscheinen die ersten Symptome und nach insgesamt 7-12 Tagen werden an den Blättern erneut Konidien gebildet. Diese werden von Wind und Wasser verbreitet und sind sofort wieder keimfähig.
Die Überwinterung des Pilzes erfolgt im Myzelstadium in lebendem oder abgestorbenem Blattgewebe.

Epidemiologie

Die Konidien sind empfindlich gegen Austrocknung und sterben in trockener Luft schon nach wenigen Stunden. Für die Ausbreitung des Pilzes ist deshalb das Vorhandensein von Wasser in Form von Regen oder Tau eine unerlässliche Voraussetzung. Die Bildung von Konidien ist denn auch maximal bei kühlen und feuchten Bedingungen. Der für den Pilz optimale Temperaturbereich ist nach Bollard (1950) 15 – 20 °C.

Wirtsspektrum

Untersuchungen von Sprague (1938) und Bollard (1950) zeigten, dass eine auf Dactylis spezialisierte Form von M. rubricosum vorkommt: Isolate von Knaulgras liessen sich nicht auf andere Gräserarten übertragen.
Bei M. rubricosum an Englischem Raigras (Lolium perenne), Straussgras (Agrostis sp.), Lieschgras (Phleum pratensis) und Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis) muss es sich folglich um eine andere Form handeln, die das Knaulgras nicht infizieren kann.
Wiesenfuchsschwanz wird auch vom nahe verwandten M. album und Lieschgras von M. kitzebergense (Schlösser, 1970) befallen.

Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen

Ein Schnitt oder eine Beweidung des Knaulgrases im Spätherbst entfernt befallene Pflanzenteile vom Feld. Dies reduziert die Anzahl Infektionen durch neu gebildete Konidien im nächsten Frühling, da weniger Pilzmyzel überwintern kann (Buhl und Lange, 1965).
Hohe Stickstoffgaben fördern den Befall durch Begünstigung der Infektionsbedingungen.
Die Anfälligkeit für M. rubricosum variiert je nach Knaulgrassorte. In der offiziellen schweizerischen Sortenprüfung für Futterpflanzen wird die Anfälligkeit für Blattflecken beurteilt und in der Sortenliste publiziert. Es wird aber nicht zwischen den verschiedenen Erregern unterschieden.

Literatur

Buhl C. und Lange M., 1965. Weitere Untersuchungen über das Auftreten von Mastigosporium rubricosum (Dearn. et Barth.) Nannf., dem Erreger einer Blattfleckenkrankheit an Knaulgras, in Schleswig-Holstein. Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes 17 (8): 116-119.

Bollard E.G., 1950. Studies on the genus Mastigosporium. 1. General account of the species and their host ranges. Trans. Brit. Mycol. Soc. 33: 250-264.

Schlösser U.G., 1970. Mastigosporium kitzebergense spec. nov., ein parasitischer Pilz auf Phleum pratense. Phytopathologische Zeitschrift 67: 248-258.

Sprague R., 1938. Two Mastigosporium leaf spots on Graminae. Journ. Agric. Research 57: 287-299.

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