Kohlschotengallmücke
Cécidomyie des crucifères (franz.); brassica pod midge (engl.)
wissenschaftlicher Name: Dasineura brassicae (Winnertz)
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Diptera, Cecidomyiidae
Die Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae) kommt in allen Rapsanbaugebieten verbreitet vor. Die Mücken überwintern als Puppe im Boden. Im Frühjahr fliegen sie kurz vor der Vollblüte in die Rapsbestände und legen ihre Eier in die jungen Schoten. Die Larven (Maden) fressen an der Innenwand der Schoten und an den Samen. Die befallenen Schoten vergilben vorzeitig, schwellen an und platzen auf. Im Inneren der Schote befinden sich zahlreiche weiss-gelbe Maden. Die Schäden konzentrieren sich bevorzugt auf die Ränder der Rapsfelder.
Schadbild
Einzelne Schoten sind schon früh gelb und unregelmässig angeschwollen (Gallen) (Abb. 1). Im Inneren der Schoten befinden sich zahlreiche weiss-gelbe Maden, welche die Kornanlagen zerstören (Abb. 2). Später, lange vor der natürlichen Abreife, platzen die Schoten auf und die noch intakten Körner fallen heraus.
Meist treten die Schäden nur an Feldrändern auf. Der Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis) ist oft ein Wegbereiter für die Eiablage der Kohlschotengallmücke.
Abb. 1. Mit Kohlschotengallmücken (Dasineura brassicae) befallene Rapsschoten sind frühzeitig gelb, unregelmässig geschwollen und platzen vorzeitig auf.
Abb. 2. Die weiss-gelben Maden der Kohlschotengallmücke zerstören die Kornanlagen.
Beschreibung der Kohlschotengallmücke
Die Mücke (Zweiflügler) ist 1.2 bis 1.5 mm gross (Paul 1992) und besitzt lange Beine und Fühler. Der Hinterleib ist rötlich mit bräunlichen Querstreifen (Abbildung siehe Wikipedia). Die Gallmücke legt bis zu 10 Eier in eine Schote. Die Maden (Larven) sind 0.5 bis 1.5 mm lang. Sie sind anfangs glasig, später gelblich-weiss und haben keine Kopfkapsel und keine Beine. Die Puppe ist etwa 2 mm gross, gelblich-weiss und befindet sich etwa 3 cm tief im Boden.
Lebenszyklus
Die Kohlschotengallmücke überwintert als Puppe im Boden von vorjährigen Rapsfeldern. Bei Bodentemperaturen von 12 bis 15 °C (Paul 1992) schlüpfen die Mücken, kommen an die Bodenoberfläche und fliegen bei Temperaturen über 15 °C und Windstille in die blühende Rapsbestände. Diese werden von den Rändern her besiedelt. Die Kohlschotengallmücke kann nur kurze Strecken fliegen und lebt nur 1 bis 3 Tage.
Die Weibchen legen ihre Eier in etwa 5 verschiedene Schoten (Paul 1992). Junge weiche Schoten (kleiner als 10 mm) kann die Mücke zur Eiablage selbst anstechen. Bei älteren, grösseren Schoten nutzt sie bereits vorhandene Frasslöcher des Kohlschotenrüsslers oder Verletzungen zum Beispiel durch Hagel.
Die Maden fressen an der Innenwand der Schoten oder an den Samen. Sie scheiden einen giftigen Speichel aus, der die Schoten aufquellen und vorzeitig platzen lässt (Heitefuss et al. 1993).
Etwa 14 Tage nach dem Schlüpfen aus dem Ei wandern die Larven in den Boden, wo sie sich in einem Kokon verpuppen. Nach weiteren zwei Wochen schlüpfen die Mücken der zweiten Generation. Ein Teil der Puppen verbleibt in einer Ruhephase (Diapause) im Boden bis zum nächsten Frühjahr oder länger. Die zweite Generation legt ihre Eier in Schoten von Kreuzblütlern in Zwischenfrüchten, Gründüngungen oder auf wildwachsende Wirtspflanzen ab. Je nach Witterung können sich zwei, drei oder mehr Generationen pro Jahr entwickeln.
Wirtsspektrum
Wirtspflanzen sind Raps, Rübsen, schwarzer und weisser Senf, Rettich (Samenträger), Radies (Samenträger) sowie wildwachsende Kreuzblütler wie Hederich, Ackersenf und Hirtentäschelkraut.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Rapsfelder möglichst weit entfernt von vorjährigen Rapsbeständen anlegen und weite Rapsfruchtfolge planen (Kühne et al. 2006).
- Die im Boden liegenden Kokonlarven werden durch die Bodenbearbeitung in alle Bodenschichten verteilt.
- Die Erkennung eines Befalls ist schwierig. Das Fangen der Mücken mit Gelbschalen oder das Zählen der Mücken auf der Rapspflanze liefert keine verlässlichen Werte. Oft wird nur ein Randbefall festgestellt. In der Schweiz gibt es keine praxistauglichen Bekämpfungsschwellen.
- Bekämpfungsmassnahmen gegen den Rapsglanzkäfer und den Kohlschotenrüssler wirken teilweise auch gegen die Kohlschotengallmücke (Häni et al. 2008). Die Bekämpfung des Kohlschotenrüsslers ist von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung, da er der Kohlschotengallmücke bei der Eiablage in die Schoten behiflich ist. Häufig reicht eine Behandlung der Ränder der Rapsfelder aus.
- Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Kohlschoten(gall)mücke finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).
Literatur
Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.
Heitefuss R, König K, Obst A, Reschke M, 1993. Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Ackerbau. DLG-Verlags-GmbH
Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.
Paul V, 1992. Krankheiten und Schädlinge des Rapses. Verlag Th. Mann 2. Auflage: 132 S.