Schwarze Kirschenblattlaus
Puceron noir du cerisier (franz.); black cherry aphid (engl.)
Wissenschaftlicher Name: Myzus cerasi F.; Synonym: Aphis cerasi F., M. pruniavium CG.
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Sternorrhyncha, Aphididae
Die schwarze Kirschenblattlaus (Myzus cerasi) befällt als Hauptwirt die Süss- (Prunus avium) und die Sauerkirsche (P. cerasus). Die Blattläuse schlüpfen ab März aus den Wintereiern. Zur Zeit der Kirschenblüte beginnen die Läuse sich auf den Blättern ungeschlechtlich zu vermehren und ernähren sich von Pflanzensaft. Die befallenen Blätter rollen sich ein. Ab Juni entstehen geflügelte Läuse, die auf die Nebenwirte (Labkräuter und Ehrenpreis) abwandern. Im Herbst kehren sie wieder zum Hauptwirt zurück und legen dort glänzend schwarze Eier ab. Eine Bekämpfung der Blattläuse muss sehr früh erfolgen, auf jeden Fall vor dem Einrollen der Blätter.
Abb. 1. Ein Befall durch die schwarze Kirschenblattlaus (Myzus cerasi) verursacht eingerollte und verdrehte Blätter.
Abb. 2. Kirschenblattlaus (Myzus cerasi): Die Blattlauskolonien werden häufig von Ameisen besucht, die sich vom Honigtau der Blattläuse ernähren (letztes Bild) .Schadbild
Die schwarze Kirschenblattlaus befällt vor allem die Blätter der Triebspitzen (Abb. 1 und 2). Diese sind bereits kurz nach der Blüte stark eingerollt und verdreht. Die Triebspitzen sind gestaucht und können bei starkem Befall auch absterben. Auf der Blattunterseite befinden sich zahlreiche Blattläuse, die Honigtau produzieren und dadurch Blätter, Triebe und auch Früchte verschmutzen und verkleben. Sauerkirschen reagieren auf einen Befall nicht mit einem Einrollen der Blätter. Der Schaden ist vor allem in den Baumschulen und bei jungen Bäumen gross.
Ameisen besuchen häufig die Kolonien der Kirschenblattlaus, was ein gutes Zeichen für das Vorhandensein von Läusen ist.
Nach Lampel und Meier (2007) ist die schwarze Kirschenblattlaus ein Vektor des „wilt and decline disease“ Virus.
Abb. 3. Schwarze Kirschenblattlaus (Myzus cerasi)
Schaderreger
Die schwarze Kirschenblattlaus ist rundlich, bis 2.6 mm gross und glänzend schwarz oder dunkelbraun (Abb. 3). Fühler (Antennen), Hinterleibsröhren (Siphonen) und Schwänzchen (Cauda) sind ebenfalls schwarz.
Lebenszyklus
Die schwarze Kirschenblattlaus ist wirtswechselnd und hat einen vollständigen Entwicklungszyklus: Süss- und Sauerkirschen sind die Hauptwirte. Nebenwirte sind verschiedene Arten der Familien Rubiaceae, Scrophulariaeceae und Brassicaceae (Lampel und Meier 2007).
Ab März schlüpfen die Stammmütter (Fundatrix) aus den Wintereiern. Während der Kirschenblüte beginnen diese sich ungeschlechtlich (parthenogenetisch) zu vermehren. Bereits nach einer Woche können die typischen Symptome (einrollen und verdrehen der Blätter an der Triebspitze) beobachtet werden. Es folgen mehrere Generationen ungeflügelter Blattläuse, die zu dichten Kolonien an der Unterseite der Blätter führen. Die Läuse saugen Pflanzensaft und scheiden Honigtau aus. Ab Juni entstehen geflügelte Läuse, die auf die Nebenwirte abwandern: in Europa zum Beispiel Labkräuter (Galium sp.) und Ehrenpreis (Veronica sp.). Ein Teil der Blattläuse bleibt bis August auf dem Hauptwirt. Auf dem Nebenwirt entwickeln sich einige Generationen von Blattläusen. Im Herbst erfolgt der Rückflug von geflügelten Weibchen (Gynoparae) an die Hauptwirte. Diese gebären dort die Generation der eierlegenden Weibchen (Oviparae). Letztere müssen von den ebenfalls vom Nebenwirt zufliegenden Männchen begattet werden, bevor sie die Eier in Rindenrisse ablegen. Die schwarzen, befruchteten Eier überwintern auf den Ästen des Hauptwirtes.
Wirtspflanzen
Prunus-Arten vor allem Süsskirsche (P. avium) und Sauerkirsche (P. cerasus) sind die Hauptwirte der schwarzen Kirschenblattlaus (M. cerasi). Als Nebenwirte erwähnen Lampel und Meier (2007) Galium-Arten (Labkräuter) aus der Familie der Rubiaceae, ferner Euphrasia- und Veronica-Arten aus der Familie der Scrophlariaceae und (vor allem in Nordamerika) Capsella- und Cardamine-Arten aus der Familie der Brassicaceae.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Blattlausräuber und –parasiten fördern oder schonen, zum Beispiel durch Anlegen von Blühstreifen
- Zurückhaltende Stickstoffdüngung
- Mit Blattläusen befallene Triebe entfernen
- Gemäss Pflanzenschutzempfehlungen für den Erwerbsobstbau liegt die Schadenschwelle während der Blüte bei 5 % befallenen Blütenbüscheln und nach der Blüte bei 5 % befallenen Trieben (Probengrösse = 100)
- Schmierseifenlösung spritzen (1.5 bis 3 %ig, in heissem Wasser auflösen)
- Das FiBL (2020) empfiehlt eine Behandlung mit Weissöl (Paraffinöl), ab " Knospenschwellen" bis "Knospenaufbruch" 3 - 3.5 % (48-56 l/ha), später bis "Blütenstand geöffnet" 2 % (32 l/ha). Behandlung mit Neem-Präparat kurz nach der Blüte, sobald sich die ersten Laubblätter entfaltet haben. Siehe auch Andermatt biocontrol oder Betriebsmittelliste FiBL.
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die schwarze Kirschenblattlaus finden sie für die Schweiz unter Agroscope und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Literatur
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 2020. Merkblatt Pflanzenschutz im Biosteinobstanbau (pdf)
Lampel G, Meier W, 2007. Hemiptera: Sternorrhyncha – Aphidina, Teil 2: Aphididae. Fauna Helvetica 16 , Schweizerische Entomologische Gesellschaft. 523 S.