Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Dysaphis plantaginea (mehlige Apfelblattlaus)

Mehlige Apfelblattlaus

puceron rose (cendré) du pommier (franz.); rosy apple aphid (engl.)

wissenschaftlicher Name: Dysaphis plantaginea Pass.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Homoptera, Aphididae

Die mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea) ist die gefährlichste Blattlausart im Apfelanbau. Sie verursacht eingerollte, gestauchte Triebe sowie deformierte Blätter und Früchte. Im Sommer verlässt die mehlige Apfelblattlaus den Apfelbaum und besiedelt verschiedene Wegerich-Arten (Plantago spp.). Im Herbst kehrt sie wieder zum Apfelbaum zurück und legt dort befruchtete Eier in Rindenrisse oder an die Basis der Knospen ab. Die mehlige Apfelblattlaus überwintert im Eistadium. Nützlinge (Raubmilben, Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen, Schlupfwespen und andere) sind bei der Regulierung der Blattläuse von grosser Bedeutung. Eine vorbeugende Bekämpfung mit Neemöl ist vor der Blüte möglich.

Mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea)Abb. 1. Die mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea) verursacht eingerollte, verkrüppelte Blätter. Im Sommer verlassen die Blattläuse den Apfelbaum. Die Symptome bleiben aber noch lange sichtbar.

Abb. 2. Mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea): Schadbild, Kolonien mit ungeflügelten Blattläusen, geflügelte mehlige Apfelblattlaus

Schadbild

Von der Spitze her eingerollte und missförmige Blätter, gestauchte Triebe sowie deformierte Früchte sind charakteristische Symptome eines Befalls durch die mehlige Apfelblattlaus (Abb. 1 und 2). Die Blattläuse befinden sich in Kolonien auf der Blattunterseite. Ab Juni bis Juli verlassen die Läuse den Apfelbaum, so dass die deformierten Blätter ohne den Verursacher der Krankheitssymptome zurückbleiben. Der durch die Blattläuse ausgeschiedene Honigtau wird von Russtaupilzen besiedelt.
Mögliche Verwechslung der Symptome: Die deformierten Blätter verfärben sich manchmal gelblich, aber nie rötlich. Rote, deformierte Blätter werden von Apfelfaltenläusen (Dysaphis spp.) verursacht.

Mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea)Abb. 3. Mehlige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea)

Schädling

Die Eier sind etwa 0.5 mm lang und glänzend schwarz (Sutton et al. 2014). Die ungeflügelten Blattläuse (Abb. 3) sind zuerst rosa, später bläulich grau und mehlig grau gepudert. Die Länge der Fühler entspricht etwa der Hälfte der Körperlänge. Die Hinterleibsröhren (Siphonen) sind lang und sind am Ende schwarz gefärbt. Die Larven (Nymphen) häuten sich viermal, bevor sie das Erwachsenenstadium erreichen. Je nach Stadium messen die Nymphen zwischen 0.4 und 2.5 mm. Innerhalb der Blattlauskolonie findet man viele abgelegte, weisse Larvenhäute, die nach der Häutung abgestreift wurden (Exuvien). Die geflügelten Läuse sind schwarz.

Lebenszyklus

Die mehlige Apfelblattlaus überwintert im Eistadium auf dem Apfelbaum. Die kleinen, schwarzen Eier findet man in Rindenrissen oder an der Basis der Knospen. Im Frühling, etwa beim Knospenaufbruch, schlüpfen aus den Eiern die Nymphen, die sich zu flügellosen, rötlich-braunen Stammmüttern (Fundatrix) entwickeln. Diese bilden auf den Apfelblättern durch ungeschlechtliche Vermehrung (parthenogenetisch) in drei bis vier Generationen eine sehr grosse Anzahl an Nachkommen. Die Entwicklung vom ersten Nymphen-Stadium bis zur erwachsenen Laus dauert je nach Temperatur 2 bis 3 Wochen. Die flügellosen Läuse bilden grössere Kolonien auf der Unterseite der eingerollten Blätter. Die Kräuselung der Blätter wird durch ein Pflanzengift im Speichel der Läuse verursacht, das während des Saugens von Pflanzensaft in die Apfelblätter gespritzt wird. Dieses Gift kann auch zu kleinen, deformierten Früchten führen.
Ab Juni entstehen schwarze, geflügelte Blattläuse, die auf Wegerich Arten (Plantago spp.) abwandern (Zwischenwirt). Die mehlige Apfelblattlaus vermehrt sich dort ungeschlechtlich weiter. Im Herbst entstehen geflügelte Weibchen (Gynoparen), die zurück zum Apfelbaum fliegen und dort weibliche, ungeflügelte Geschlechtstiere (Oviparen) absetzen. Diese werden durch nachfolgende geflügelte Männchen (Brüder der Gynoparen) begattet. Die Oviparen legen dann die befruchteten Eier einzeln oder in kleinen Gruppen an die Knospen oder in Rindenrisse. Damit ist der holozyklische Entwicklungszyklus abgeschlossen.

Wirtsspektrum

Die mehlige Apfelblattlaus findet man vorwiegend am Apfelbaum, selten auch an der Birne. Neben- oder Sommerwirte sind Wegerich-Arten (Plantago spp.).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Wenig anfällige Sorten wählen (siehe FiBL, 2005). Nach Sutton et al. (2014) sind Golden Delicious und Gala besonders anfällig.
  • Alle Massnahmen, welche die Nützlinge fördern oder schonen, helfen die Vermehrung der mehligen Apfelblattlaus zu verhindern (Kühne et al. 2006).
  • Visuelle Kontrolle ab Ballonstadium bis Mitte Vollblüte: 1 bis 2 Kolonien pro 200 Blütenbüschel; später 1-2 % befallene Bäume von 100 untersuchten Bäumen (Pflanzenschutzempfehlungen für den Erwerbsobstbau)
  • Mit Blattläusen befallene Triebe entfernen
  • Ökologischer Landbau: Eine vorbeugende Bekämpfung mit Neemöl (NeemAzal-T/S) ist kurz vor der Blüte möglich. Nach dem Einrollen der Blätter sind die Blattläuse aber geschützt vor Pflanzenschutzmittel. Siehe auch Andermatt biocontrol und Betriebsmittelliste FiBL.
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die mehlige Apfelblattlaus finden sie für die Schweiz unter Agroscope und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel

Literatur

FiBL, 2005. Merkblatt. Pflanzenschutz im Biokernobstanbau. 32 Seiten (pdf)

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, 288 S.

Sutton TB, Aldwinckle HS, Agnello AM and Walgenbach JF, 2014. Compendium of Apple and Pear Diseases and Pests. Second edition, St. Paul, Minn. The American Phytopathological Society, 218 p.