Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Weisser Rost (Albugo candida)

Weisser Rost

rouille blanche (franz.); white rust (engl.)

wissenschaftlicher Name: Albugo candida (Pers.) Kuntze

Taxonomie: Chromista, Peronosporomycetes (früher Oomycota oder Oomycetes), Albuginales, Albuginaceae, Albugo

Der Weisse Rost (Albugo candida) ist weltweit verbreitet und ist eine wichtige Krankheit der Kreuzblütler (Brassicaceae). Er überlebt viele Jahre als Oospore im Boden oder auf dem Saatgut. Die Oosporen sind die Hauptquelle für Neuinfektionen. A. candida befällt Blätter, Stängel und Blütentriebe und bildet weisse Pusteln, aus denen pulverförmige Sporen (Sporangien) freigesetzt werden. Eine Fruchtfolge mit einer Anbaupause für Kreuzblütler und die Aussaat von gesundem Saatgut sind wichtige vorbeugende Massnahmen zur Vermeidung der Krankheit.

Weisser Rost (Albugo candida) Rettich Blattunterseite

Weisser Rost (Albugo candida) Rettich BlattunterseiteAbb. 1. Weisser Rost an Rettich (Albugo candida); von oben nach unten: Blattoberseite, weisse Pusteln (Sori) auf der Blattunterseite, Nahaufnahme der Pusteln

Schadbild und Schadwirkung

Die Symptome des Weissen Rosts können an allen oberirdischen Teilen von anfälligen Wirtspflanzen auftreten: an Keimblättern, Blättern, Stängeln, Blütenständen und Schoten.
Frühe Anzeichen eines Befalls sind gelbe Flecken auf der Blattoberseite und kleine, leicht erhöhte, weisse oder cremefarbene Pusteln (Sori) auf der Unterseite (Abb. 1). Die Pusteln sind zunächst von der Epidermis bedeckt, später reisst diese auf und pulverförmige Sporangien werden freigesetzt. Die Pusteln werden grösser (2-3 cm im Durchmesser) und wachsen zu grossen infizierten Flächen zusammen.
Die Infektion kann sich in der Pflanze (systemisch) ausbreiten und ein deformiertes Wachstum der Blätter, des Stängels oder der Blüten verursachen. Blühende Triebe sind verdickt, und stark verdreht. Die Wurzeln zeigen keulenförmige Schwellungen (Achtung: nicht mit Kohlhernie verwechseln!).
Brokkoli: Eine Infektion des Brokkoli-Kopfes führt zu einer abnormalen Entwicklung der Kelch- und Blütenblätter, die sich in weisse Gallen verwandeln (werden oft mit weissen Blüten verwechselt) (Porteneuve et al. 2012). Befallener Brokkoli ist nicht mehr marktfähig.
Meerrettich:  Zusätzlich zu den oben beschriebenen gelben Flecken auf der Blattoberseite und den Sporenlagern auf der Blattunterseite entstehen Verdickungen der Blattstiele und Stangen, die später aufreissen (Crüger et al. 2002).
Schadwirkung: Junge Sämlinge werden eher infiziert und sterben in der Folge ab. Bei älteren Pflanzen wirkt sich ein Befall nicht mehr so stark aus, sondern führt zu einer Schwächung, die sich in einem geringeren Ertrag oder einer verminderten Qualität der Produkte niederschlägt. 

Weisser Rost (Albugo candida): Sporangienträger und Sporangien

Weisser Rost (Albugo candida): Sporangienträger und Sporangien Abb. 2. Weisser Rost (Albugo candida); die Sporangien werden in Ketten an den Trägern gebildet (während der Herstellung des Präparates für die mikroskopische Untersuchung zerfallen die Ketten in der Regel sofort).

Beschreibung des Krankheitserregers

Albugo candida ist ein obligater Parasit, der nur in lebenden Wirtspflanzen wachsen und sich vermehren kann.
Während des Sexualstadiums werden Oogonien und Antheridien gebildet, die entweder aus den gleichen oder aus verschiedenen Hyphen entstehen (Rimmer et al. 2007). Nachdem ein Antheridium ein Oogonium befruchtet hat, entsteht eine Oospore (30-55 µm gross). Diese sind kugelig, gelb bis schokoladenbraun, dickwandig und haben eine warzige Oberflächenstruktur. Reife Oosporen keimen aus und bilden 50 oder mehr bewegliche Zoosporen.
In den Pusteln (Sori) produzieren keulenförmige Sporangienträger die Sporangien, die in Ketten getragen werden (Abb. 2). Die Sporangien sind farblos und kugelig bis oval (12-18 x 14-22 µm) (Rimmer et al. 2007). Sie keimen auf der Pflanzenoberfläche und bilden fünf bis acht Zoosporen (Sporangiosporen) mit je zwei Geisseln (Flagellen). Die Zoosporen bilden kurze Keimschläuche, die durch die Spaltöffnungen in die Wirtspflanze eindringen. Das im Pflanzengewebe wachsende Myzel ist nicht septiert und bildet Haustorien in den Pflanzenzellen.

Lebenszyklus

Albugo candida kann viele Jahre als Oospore im Boden oder auch auf den Samen überdauern (Rimmer et al. 2007). Unter trockenen Bedingungen, z.B. auf dem Saatgut, bleiben die Oosporen 10 bis 20 Jahre am Leben. Oosporen sind normalerweise das wichtigste primäre Inokulum. In gemässigten Klimazonen, wo geeignete Wirtspflanzen ganzjährig wachsen, können auch Sporangien diese Funktion übernehmen.
Unter feuchten Bedingungen keimen die Oosporen aus und bilden zahlreiche bewegliche Zoosporen. Diese bewegen sich aktiv im Bodenwasser zu anfälligen Wirtspflanzen oder werden durch Regen oder Bewässerungswasser dorthin gespritzt. In der Folge kommt es zu einer Infektion junger Pflanzen. Auf der Blattunterseite (selten auch auf der Blattoberseite) oder am Stängeln bilden sich die Sporangien in weissen, leicht erhöhten Pusteln (Sori).
Die Sporangien werden hauptsächlich durch den Wind verbreitet und verursachen Sekundärinfektionen an Pflanzen in der näheren Umgebung. Sekundärinfektionen entstehen durch die Keimung der Sporangien, die zur Bildung von Zoosporen führt. Diese schwimmen zu den Spaltöffnungen (Stomata), wo sie eine feste Hülle bilden. Diese Zysten keimen aus und bilden eine Penetrationshyphe, die durch die Spaltöffnungen eindringt. Anschliessend wächst ein nicht septiertes Myzel durch die Zellzwischenräume des Wirtsgewebes und bildet zahlreiche kleine, kugelförmige Haustorien in den Pflanzenzellen. Auf der Blattunterseite werden Pusteln (Sori) gebildet, die erneut Sporangien hervorbringen.
Oosporen können in jedem infizierten Pflanzengewebe gebildet werden (vor allem in befallenen, verdickten Blütenständen) und gelangen mit den Ernteresten in den Boden oder auf das Saatgut.

Epidemiologie

Albugo candida tritt vor allem im Frühjahr und Herbst zusammen mit dem Falschen Mehltau auf (Crüger et al. 2002).
Für die Infektion ist Feuchtigkeit auf der Blattoberfläche in Form von Tau oder Regen erforderlich (Koike et al. 2007). Bei optimalen Temperaturen (15-25 °C) kann die Infektion innerhalb von 4 bis 6 Stunden erfolgen. Die Symptome treten etwa 10-14 Tage nach der Infektion auf.

Weisser Rost (Albugo candida) HirtentäschchenAbb. 3. Auch das Hirtentäschchen (Capsella pursa-pastoris) wird vom Weissen Rost (Albugo candida) befallen

Wirtsspektrum

Weisser Rost (A. candida) ist eine Krankheit von Kreuzblütlern (Brassicaceae). Zu den befallenen Gemüsearten gehören viele Brassica-Arten (Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl, Chinakohl, Speiserüben, Senf usw.). Auch Radieschen und Rettich werden häufig befallen. Verschiedene Unkräuter aus der Familie der Kreuzblütler, unter anderem das Hirtentäschchen (Capsella bursa-pastoris) (Abb. 3), sind ebenfalls Wirtspflanzen.
Beim Weissen Rost an Meerrettich handelt es sich um eine spezialisierte Form, die andere Kreuzblütler nicht befallen kann (Crüger et al. 2002).
Gegenwärtig wird angenommen, dass eine einzige Art, Albugo candida,  für den Befall aller Kreuzblütler verantwortlich ist. Die Art A. candida besteht jedoch aus verschiedenen Pathotypen, die mehr oder weniger artspezifisch sind. Innerhalb einiger Pathotypen wurden auch Rassen identifiziert, die virulent oder avirulent gegenüber spezifischen Resistenzgenen sind, die in den Sorten der Wirtspflanzen vorhanden sind (Rimmer et al. 2007).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Fruchtfolge: In der Regel gilt eine vierjährige Anbaupause zwischen zwei Kreuzblütler-Kulturen (Pflanzenschutzempfehlungen für den Biogemüsebau)
  • Bekämpfung von Kreuzblütler-Unkräutern während der gesamten Fruchtfolge
  • Wahl resistenter Sorten, sofern verfügbar
  • Verwendung von gesundem Saatgut, das frei von Oosporen der A. candida ist.
  • Ernterückstände  nach der Ernte einarbeiten
  • Hohe Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus vermeiden und eine möglichst kurze Blattnässedauer anstreben (Bedlan und Kahrer 2002)

Literatur

Bedlan G, Kahrer A, 2002. Wichtige Krankheiten und Schädlinge im Gemüsebau. Verlag Jugend & Volk GmbH, Wien: 248 S.

Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.

Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.

Rimmer SR, Shattuck VI, Buchwaldt L, 2007. Compendium of Brassica Diseases. The American Phytopathological Society Press, St. Paul: 117p.

Porteneuve C, Baty-Julien C, Estorgues V, Maitre R, Penguilly D, Mérendet V, Méry A, Raynal C, Serrurier M, Villeneuve F, 2015. Les choux à inflorescence: chou-fleur, chou brocoli, chou romanesco. Paris: Centre Technique Interprofessionnel des Fruits et Légumes (CTIFL): 331 S.

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