Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus)

Gefleckter (kleiner) Kohltriebrüssler

Charançon de la tige du chou (franz.); cabbage stem weevil (engl.)

wissenschaftlicher Name: Ceutorhynchus pallidactylus (Marsh.)
Synonym: C. quadridens (Panz.)

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Curculionidae

Der Gefleckte Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) überwintert als Käfer und beginnt im März mit der Eiablage vorwiegend an Raps. Käfer, die ihr Winterquartier erst spät verlassen, können ihre Eier auch an Kohlgemüse, Rettich oder Radieschen ablegen. Die Larven fressen in den Blattstielen oder in den Knollen. Im Sommer verlassen die Larven die Wirtspflanzen und verpuppen sich im Boden. Einige Tage später schlüpfen die Käfer der neuen Generation und machen einen Reifungsfrass an Kreuzblütlern, bevor sie ihr Winterquartier aufsuchen. Um dem Gefleckten Kohltriebrüssler auszuweichen, sollten Kohlgemüse und Radieschen räumlich getrennt von Raps und erst spät angebaut werden. Auch Kulturschutznetze können die Eiablage des Schädlings verhindern.

Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) RadieschenAbb. 1. Bei Radieschen kann das Erntegut durch Frassgänge der Larven des Gefleckten Kohltriebrüsslers (Ceutorhynchus pallidactylus) vollständig entwertet werden.

Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) LarveAbb. 2. Die Larven des Gefleckten Kohltriebrüsslers (C. pallidactylus) haben eine braune Kopfkapsel und weder Beine noch Füsse.

Schadbild und Schadwirkung

Die Larven des Gefleckten Kohltriebrüsslers verursachen im Frühjahr Frassgänge in den Blattstielen von Kohlgemüse sowie in den Knollen von Kohlrabi, Rettich und Radieschen (Abb. 1 und 2).
Im Frühsommer fressen die erwachsenen Käfer (Abb. 3) der neuen Generation an den Herzblättern der Kohlarten und hinterlassen grubenartige Frasslöcher (Kahrer und Gross 2003).
Schadwirkung: Die Larven erzeugen in der Regel nur geringe Schäden an Kohlgemüse, da im Frühjahr nur spät auftretende Käfer ihre Eier an Kohl oder Radieschen ablegen. Die meisten Käfer nutzen Raps zur Eiablage. Dagegen werden bei Kohlsamenträgern oft massive Schäden beobachtet (Kahrer und Gross 2003). Im Frühsommer kann der Käferfrass vor allem in der Nähe von Rapsfeldern erheblichen Schaden anrichten

Gefleckter Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) KäferAbb. 3. Käfer des gefleckten Kohltriebrüsslers (C.pallidactylus): Ein heller Fleck an der Flügelbasis und rostrote Fussglieder sind typisch für diese Käferart.

Abb. 4. Larven (Bild 1 bis 5) und Käfer (6) des Gefleckten Kohltriebrüsslers (C. pallidactylus)

Beschreibung des Schädlings

Der Gefleckte oder Kleine Kohltriebrüssler gehört zur Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae).
Der Käfer ist 2.5 bis 3.5 mm lang (Hoffmann und Schmutterer 1999) (Abb. 3 und 4). Der Kopf trägt einen dünnen, nach unten gebogenen Rüssel, an dem sich dunkle, gekniete und gekeulte Fühler befinden. Der Käfer ist grundsätzlich schwarz gefärbt, erscheint aber wegen schuppenartiger Behaarung grau gefleckt. Typisch für den Gefleckten Kohltriebrüsslers ist ein heller, kreisrunder Fleck an der Flügelbasis (Achtung: Fleck verschwindet mit dem Versinken des Käfers in der Gelbschale!). Die Füsse sind rötlichgelb bis rostrot (Crüger et al. 2002).
Die durchsichtigen Eier werden in die Stängel und Blattstiele abgelegt.
Die weisslichen Larven sind etwa 4 mm lang und nach innen gekrümmt (Abb. 2 und 4). Sie haben eine braune Kopfkapsel und weder Beine noch Füsse (Hoffmann und Schmutterer 1999).
Verwechslungsmöglichkeit: Neben dem Gefleckten Kohltriebrüssler tritt selten auch der Grosse Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) an Kohlgemüse auf. Er ist etwas grösser (3 bis 4 mm), hat keinen weissen Fleck an der Flügelbasis und die Fussglieder sind schwarz.

Lebenszyklus

Der Gefleckte Kohltriebrüssler überwintert als Käfer an geschützten Stellen, wie zum Beispiel im Laub von Hecken oder an Waldrändern (Kahrer und Gross 2002). Im zeitigen Frühjahr (ab Ende Februar bis Anfang Mai (Crüger et al. 2002), verlassen die Käfer ihre Winterquartiere und fliegen zu den Wirtspflanzen. Dies sind zunächst vor allem Winterraps oder Kohlsamenträger, da zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Kohlgemüse oder Radieschen angebaut werden. Nach einem kurzen Reifungsfrass (10 bis 14 Tage) legen die Weibchen 3 bis 4 Eier bevorzugt in die Stängel und Blattstiele ab. Die Larven schlüpfen nach etwa 6 Tagen und beginnen das Innere der Stängel, Knollen und Blattstiele zu fressen. Drei bis sechs Wochen später verlassen sie die Wirtspflanzen und verpuppen sich im Boden (Schwarz et al. 1990). Ungefähr nach weiteren 10 Tagen schlüpfen die Käfer und machen einen Reifungsfrass an Kreuzblütlern. In der Umgebung von Rapsfeldern können die frisch geschlüpften Käfer oft erheblichen Schaden anrichten, bevor sie ihre Winterquartiere aufsuchen. Der Gefleckte Kohltriebrüssler bildet nur eine Generation pro Jahr.

Wirtsspektrum

Wirtspflanzen sind Raps, Rübsen, Kohlarten, Senf, Rettich, Radieschen, Gartenkresse sowie wild wachsende Kreuzblütler wie z.B. Hederich (Hoffmann und Schmutterer 1999). Besonders betroffen sind Samenträger der oben genannten Gemüsearten (Crüger et al. 2002).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Kohlgemüse und Radieschen räumlich weit getrennt von Raps anbauen, da Raps der Hauptwirt des Gefleckten Kohltriebrüsslers ist (Kahrer und Gross 2002).
  • Wirtspflanzen erst spät anbauen, um der Flugperiode der überwinternden Käfer auszuweichen. Nur spät einfliegende Käfer legen Eier an Kohlgemüse und Radieschen ab.
  • Kulturschutznetze (mit < 1,3 mm Maschenweite) können die Eiablage des Gefleckten Kohltriebrüsslers verhindern (Luka und Koller, 2019).
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen den Gefleckten Kohltriebrüssler (C. pallidactylus) finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW und für Deutschland in der Online-Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).

Literatur

Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 675 S.

Kahrer A, Gross M, 2002. Gemüseschädlinge. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf: 205 S.

Luka H, Koller M, 2019. Schädlingsregulierung im Biokopfkohlanbau. Herausgeber: Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Ackerstrasse 113, Postfach 219, CH-5070 Frick: 12 S.  (Link)

Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.

 

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