Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Echter Mehltau (Erysiphe heraclei)

Echter Mehltau der Karotten

oïdium de la carotte (franz.); powdery mildew (engl.)

wissenschaftlicher Name: Erysiphe heraclei DC

Synonym: Erysiphe umbelliferarum (Lév.) de Bary

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Leotiomycetes, Erysiphales, Erysiphaceae

Der Echte Mehltau Erysiphe heraclei befällt viele Pflanzen aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae / Umbelliferae). Er bildet auf den oberirdischen Pflanzenteilen einen weissen, mehligen Belag, der aus Pilzfäden (Myzel) und Sporen (Konidien) besteht. Der Echte Mehltau kommt vor allem bei trockener, heisser Witterung vor. Die Schadwirkung wird durch Trockenstress verstärkt und durch Regen oder Überkopfbewässerung verringert. Mulchen kann Trockenstress reduzieren.

Echter Mehltau der Karotten (Erysiphe heraclei)Abb. 1. Echter Mehltau an Karotten (Erysiphe heraclei): weisser, mehliger Belag auf den Blättern

Abb. 2. Echter Mehltau der Karotte (Erysiphe heraclei)

Schadbild

Der Echte Mehltau der Karotte bildet auf allen oberirdischen Pflanzenteilen einen weissen, mehligen Belag, der aus Pilzfäden (Myzel) und Sporen (Konidien) besteht. Breitet sich das Myzel auf den Blättern stark aus, werden diese gelb. Der Echte Mehltau tritt zuerst an älteren Blättern auf, später auch auf jüngeren. Eine schwere Infektion führt zu einer Verformung der Blätter und vorzeitiger Blattalterung.
Schadwirkung: Ertragsverluste und Erschwerung der maschinellen Ernte. Die Blätter brechen während der Ernte ab, so dass vermarktungsfähige Karotten auf dem Feld zurückbleiben.

Echte Mehltaupilze an Doldengewächsen (Apiaceae / Umbelliferae)

Neben Erysiphe heraclei (Typ Oidium) befallen zwei Arten von Echten Mehltaupilzen der Gattung Leveillula (Typ Oidiopsis) die Doldengewächse (Apiaceae / Umbelliferae): L. lanuginosa und L. taurica. Das Vorkommen der Leveillula-Arten ist im Allgemeinen auf den Nahen Osten, Indien, Länder Zentralasiens, Pakistan sowie die Mittelmeerregionen Europas und Afrikas beschränkt (Davis und Raid 2002). Die Krankheit tritt hier nur sporadisch auf und ist von geringer wirtschaftlicher Bedeutung.

Beschreibung des Krankheitserregers

Das stark verzweigte Myzel von Erysiphe heraclei wächst hauptsächlich ausserhalb der Pflanze, nur die Haustorien dringen in die Epidermiszellen der Wirtspflanze ein. Auf den Konidienträgern (60-140 µm lang) werden einzeln, zylindrische Konidien (12-21 x 25-45 µm) gebildet (Davis und Raid 2002). Die geschlechtlichen Fruchtkörper (Cleistothecien), haben einen Durchmesser von 80-120 µm und wenige bis zahlreiche, unregelmässig verzweigten Anhängseln. Normalewrweise gibt es drei bis sechs Asci pro Fruchtkörper und meist drei bis fünf Ascosporen pro Ascus. Die Ascosporen sind 10-16 x 18-30 µm gross und eiförmig bis elliptisch.

Lebenszyklus

E. heraclei überlebt die Zeit zwischen zwei Kulturen in Form von Fruchtkörpern (Cleistothecien) oder als Myzel auf infizierten Durchwuchs- oder Wildpflanzen aus der Familie der Doldengewächse (Koike et al. 2007). Im Frühjahr werden die ersten Sporen (Ascosporen aus den Fruchtkörpern oder Konidien von Myzel) freigesetzt und mit dem Wind auf Wirtspflanzen transportiert. Dort keimen die Sporen, bilden ein gelapptes oder keulenförmiges Appressorium (Davis und Raid 2002) und dringen direkt in die Epidermiszellen ein, wo sie Haustorien (dienen der Nährstoffaufnahme) bilden. Für die Keimung benötigen die Konidien kein freies Wasser. Eine hohe Luftfeuchtigkeit und gemässigte Temperaturen begünstigen die Infektion und den Krankheitsverlauf. Etwa 7 bis 14 Tage nach der Infektion bildet der Echte Mehltau der Karotten neue Konidien. Die Anfälligkeit der Pflanzen nimmt mit dem Alter zu (Davis und Raid 2002).

Epidemiologie

Der Echte Mehltau der Doldengewächse kommt vor allem während trockener und heisser Sommer vor (Schwarz et al. 1990). Regen oder Bewässerung verringert in der Regel den Schweregrad der Krankheit, Trockenstress erhöht ihn.

Wirtsspektrum

Erysiphe heraclei befällt 86 Pflanzen aus der Familie der Doldengewächse (Apiaceae / Umbelliferae) (Davis und Raid 2002). Neben Karotten und Sellerie befällt dieser Mehltau auch Anis, Kümmel, Kerbel, Koriander, Dill, Fenchel, Petersilie, Pastinaken und andere Pflanzen (auch wild wachsende Doldengewächse wie Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) oder Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)).
Untersuchungen zeigen eine Wirtsspezialisierung, so dass E. heraclei, der auf einer bestimmten Wirtspflanze wächst, nicht unbedingt einen beliebigen, anderen Wirt infizieren kann.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Tolerante Sorten aussäen: Karottensorten sind unterschiedlich anfällig für Echten Mehltau (Kühne et al. 2006).
  • Angepasste Düngung
  • Schattige Standorte meiden: Sonnenlicht schädigt das Myzel und die Konidien des Echten Mehltaus (Davis und Raid 2002).
  • Die Krankheit wird durch Trockenstress verstärkt und durch Regen oder Überkopfbewässerung verringert. Mulchen kann den Trockenstress reduzieren.
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen den Echten Mehltau der Karotten (Erysiphe heraclei) finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel

Literatur

Davis RM, Raid RN, 2002. Compendium of Umbelliferous Crop Diseases. The American Phytopathological Society, St. Paul Minnesota: 75 p.

Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.

Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.