Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Möhrenschwärze (Alternaria dauci)

Möhrenschwärze oder Blattbrand der Möhre

alternariose de la carotte, brûlure alternarienne de la carotte (franz.); Alternaria leaf blight of carrot (engl.)

wissenschaftlicher Name: Alternaria dauci (Kühn) Groves & Skolko

Synonym: Alternaria porri f. sp. dauci Neerg.

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Dothideomycetes, Pleosporales, Pleosporaceae

Die Möhrenschwärze (Alternaria dauci), auch Blattbrand der Möhre oder Blattalternaria genannt, verursacht dunkelbraune bis schwarze Blattflecken, die von einem gelben Rand umgeben sind. Die Flecken werden grösser, das Blatt wird braun oder schwarz und stirbt ab. Die Möhrenschwärze kann durch das Saatgut übertragen werden. Warme Witterung und anhaltende Blattnässe begünstigen die Ausbreitung der Krankheit. Ein starker Befall führt zu grossen Ernteverlusten, da die Erntemaschinen die befallenen und brüchigen Blätter nicht nutzen können, um die Karotten aus dem Boden zu ziehen. Die wichtigsten vorbeugenden Massnahmen sind: Verwendung von gesundem Saatgut und eine Anbaupause von Karotten / Möhren während mindestens 3 Jahren.

Möhrenschwärze (Alternaria dauci)Abb. 1 Möhrenschwärze (Alternaria dauci) (mikroskopische Aufnahmen des Schaderregers der Blattflecken von Abb. 1 und 2 siehe Abb. 3)

Abb. 2. Möhrenschwärze (A. dauci)

Schadbild und Schadwirkung

Die ersten Symptome der Möhrenschwärze erscheinen an älteren Blättern als grünlich-braune, wässrige, eckige Flecken. Diese werden mit der Zeit dunkelbraun bis schwarz und sind oft an den Blatträndern am zahlreichsten (Abb. 1 und 2). Die Blattflecken sind meist von einem gelben Rand umgeben. Die Flecken werden grösser und wachsen zusammen. Wenn etwa 40 % der Blattfläche befallen sind (Davis und Raid 20012), vergilbt das Blatt, wird braun oder schwarz und stirbt ab. Die Blätter sehen dann wie verbrannt aus (Blattbrand der Möhre).
Schadsymptome an den Blattstielen sind häufig. Sie sehen ähnlich aus wie die Blattflecken, sind aber länglich. Grosse Flecken an den Blattstielen können schnell ganze Blätter abtöten.
Alternaria dauci kann auch auf der Karottenwurzel schwarze Flecken bilden.
Keimlinge, die kurz nach dem Auflaufen befallen werden, können absterben (zum Beispiel wenn die Krankheit über das Saatgut oder den Boden übertragen wird). Die befallenen Keimlinge zeigen eine graue oder schwarze Fäulnis im oberen Teil der Wurzeln. Auf den toten und absterbenden Keimlingen bildet der Pilz zahlreiche Konidien.
Schadwirkung: Ein stark befallenes Karottenfeld führt zu Blatt- und später auch zu Ertragsverlusten. Befallene Blätter brechen leicht ab, sobald sie von Erntemaschinen erfasst werden, um die Karotten aus dem Boden zu ziehen. Dies führt dazu, dass vermarktungsfähige Karotten auf dem Feld zurückbleiben.
Verwechslungsmöglichkeiten: Die Möhrenschwärze wird häufig mit der Cercospora-Blattfleckenkrankheit (Cercospora carotae) verwechselt. Zur Unterscheidung dieser beiden Blattkrankheiten, ist eine mikroskopische Untersuchung erforderlich. Die Möhrenschwärze verursacht eher unregelmässig geformte Flecken, die gleichmässig dunkelbraun bis schwarz sind. Ausserdem befällt sie eher ältere Blätter und erscheint dementsprechend später als die Cercospora-Blattfleckenkrankheit.

Möhrenschwärze (Alternaria dauci) Konidien mit endständigem Schnabel
Möhrenschwärze (Alternaria dauci) KonidieAbb. 3. Möhrenschwärze (Alternaria dauci): Konidien mit endständigem fadenförmigem Schnabel (Konidien der Abbildung 3 stammen von den Blattflecken der Abbildungen 1 und 2)

Beschreibung des Krankheitserregers

Die olivbraunen Konidienträger sind bis zu 80 µm lang und 6-10 µm dick (Ellis 1971). Sie stehen einzeln oder in Gruppen, sind gerade oder knieförmig mit einer bis drei Konidienansatzstellen. Die Konidien werden einzeln oder gelegentlich in Zweierketten gebildet. Reife Konidien haben einen endständigen fadenförmigen Schnabel, der oft dreimal so lang ist wie die Konidie selbst (Abb. 3). Sie sind verkehrt keulenförmig, braun bis dunkelbraun, 100-450 µm lang (mit Schnabel) und 16-25 µm dick. Sie haben 7-11 Quersepten und eine oder mehrere Längssepten. Die Konidienschnäbel sind septiert, farblos bis braun und oft einmal verzweigt.

Lebenszyklus

Der Erreger der Möhrenschwärze kann mit dem Saatgut übertragen werden. Im Boden überlebt A. dauci auf befallenen Ernterückständen während mehrerer Monate (Koike et al. 2007).
Infiziertes Saatgut und befallene Pflanzenreste im Boden sind wichtige Quellen für die Bildung neuer Konidien. Diese werden mit dem Wind verbreitet und infizieren die Karottenblätter über die Spaltöffnungen. Warme Witterung und anhaltende Blattnässe begünstigen die Infektion. Der Krankheitszyklus von der Infektion bis zur Bildung neuer Konidien dauert nur 8 bis 10 Tage, so dass sich schnell Epidemien entwickeln können (Koike et al. 2007).
Auch Blütenteile und sich entwickelnde Samen werden infiziert. Dies beeinträchtigt nicht nur den Samenertrag sondern auch die Qualität der Samen. Der Krankheitserreger überlebt mehrere Jahre in und auf befallenen Karottensamen. Wird dieses Saatgut ausgesät kann die Krankheit in neue Anbaugebiete verschleppt werden.

Wirtsspektrum

Karotten / Möhren (Daucus carota) und Petersilie (Petroselinum crispum)

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Fruchtfolge: Anbaupausen von mindestens 3 Jahren einhalten. Ein Wechsel von Karotten mit Nicht-Wirtspflanzen kann bodenbürtige Infektionen reduzieren.
  • Neue Karottenfelder nicht neben älteren, möglicherweise befallenen Feldern anlegen. Früh- und Lagerkarotten räumlich trennen (Schwarz et al. 1990).
  • Windoffene Lagen fördern ein rasches Abtrocknen der Bestände.
  • Tolerante Sorten wählen (Pflanzenschutzempfehlung für den Biogemüsebau)
  • Gesundes Saatgut, das frei von Möhrenschwärze ist, verwenden, um die Einschleppung des Erregers in neue Anbaugebiete zu verhindern. Bei geringem Befall wird eine Dampf- oder Heisswasserbehandlung empfohlen (Koike et al. 2007; Kühne et al. 2006).
  • Nicht zu dicht säen, grosse Reihenabstände (eventuell Dammkultur) und gut durchlüftete Bestände anstreben; Vorsicht bei einer Bewässerung: Blattnässedauer möglichst kurz halten
  • Pflanzenreste von befallenen Kulturen sollten nach der Ernte möglichst schnell untergepflügt werden, um eine Ausbreitung auf Folgekulturen zu verhindern.
  • Um festzustellen, ob eine Behandlung mit Fungiziden notwendig ist, sollten die Karottenbestände regelmässig auf Symptome der Möhrenschwärze kontrolliert werden. Dies ist besonders wichtig bei lang anhaltender Blattnässe und warmen Witterungsbedingungen.
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen die Möhrenschwärze (Alternaria dauci) finden Sie für die Schweiz unter Betriebsmittelliste für den biologischen Anbau sowie im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel

Literatur

Davis RM, Raid RN, 2002. Compendium of Umbelliferous Crop Diseases. The American Phytopathological Society, St. Paul Minnesota: 75 p.

Ellis MB, 1971. Dematiaceus Hyphomycetes. Commenwealth Mycological Institute Kew, Surrey England: 608 p.

Hauenstein S, Hedrich T, Gamper-Cardinali C, 2023. Pflanzenschutzempfehlung für den Biogemüsebau. FiBL Artikelnummer 1284, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL Schweiz, 112 S. (aktuelle Auflage)

Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.

Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.

 

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