Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Grüne Reiswanze (Nezara viridula)
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Grüne Reiswanze

punaise verte ponctuée (franz.); southern green stink bug (engl.)

wissenschaftlicher Name: Nezara viridula Linnaeus

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Heteroptera, Pentatomidae (Baumwanzen)

Die Grüne Reiswanze stammt ursprünglich aus Ostafrika (Äthiopien) und wurde 1798 erstmals in der westlichen Hemisphäre beobachtet. Sie ist ein guter Flieger und ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über viele Teile der Welt. Sie hat ein breites Nahrungsspektrum, wobei sie Hülsenfrüchtler (Soja, Bohnen) und Kreuzblütler (Kohlarten) bevorzugt. Mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen entnimmt die Wanze Pflanzensaft. An der Saugstelle bildet sich ein dunkler Fleck, das Pflanzengewebe wird hart und verkorkt. Befallene Früchte sind häufig deformiert. Die Grüne Reiswanze überwintert als erwachsene Wanze. Im Frühjahr legt das Weibchen nach der Paarung die Eier vorwiegend an der Blattunterseite ab. Nach fünf, unterschiedlich gefärbten Nymphenstadien erscheint die adulte Wanze. In Mitteleuropa bildet sie pro Jahr eine Generation (in Österreich zwei).

grüne Reiswanze (Nezara viridula) auf BohnenAbb. 1. Jugendstadium (Nymphen) der Grünen Reiswanze (Nezara viridula) auf Bohnen

Abb. 2. Verschiedene Jugendstadien (Nymphenstadien) (Bilder 1-5) und adulte Wanze (6. Bild) der Grünen Reiswanze (N. viridula)

Schadbild

Die Grüne Reiswanze sticht mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen das Pflanzengewebe an und saugt Pflanzensaft (Abb. 1 und 2). Stängel-, Blatt-, Blüten- und Fruchtgewebe sowie Samen werden befallen. Junge und saftige Früchte werden bevorzugt.
An der Saugstelle bildet sich ein dunkler Fleck, das Gewebe weist eine Vertiefung auf und wird hart (verkorkt). Die Früchte sind oft deformiert und können vorzeitig abfallen. Angestochene Hülsen können zitronengelb bis bräunlich gefleckt sein.
Die Grüne Reiswanze scheidet ein unangenehm riechendes Sekret aus, das den Geschmack der Früchte beeinträchtigt.
Durch die Wunden können sekundäre Krankheitserreger eindringen.

Beschreibung des Schädlings (nach Capinera 2001)

Eier: Die Eier werden in Gelegen von 30 bis 130 Eiern abgelegt, bevorzugt auf der Blattunterseite. Jedes Weibchen legt in der Regel 1 bis 3 solcher Gelege, wobei die Gesamtproduktion je nach Wirtspflanze variiert. Die Eier werden in regelmässig geformten, sechseckigen Gruppen abgelegt, wobei die einzelnen Eier in Reihen angeordnet sind, miteinander verklebt werden und das Ende an der Pflanze festgemacht wird. Die zylindrischen Eier sind etwa 1.3 mm lang, 0.9 mm breit und sind oben flach. Sie sind gelblich-weiss bis rosa-gelb und durch einen Ring aus winzigen Stacheln deutlich erkennbar. Mit fortschreitender Bebrütung werden die Eier dunkler, und nach etwa 5 Tagen schlüpfen die Nymphen. Der Schlupf erfolgt innerhalb eines Eigeleges gleichzeitig, so dass alle Eier innerhalb von 1 -1.5 Stunden geschlüpft sind.
Nymphen: Es kommen total fünf Nymphenstadien vor (Abb. 2). Beim Schlupf aus dem Ei ist die Nymphe gelblich-orange, verfärbt sich aber schnell rotbraun. Die Körperlänge beträgt etwa 1.6 mm. Während des zweiten Nymphenstadiums sind Kopf und Brust (Thorax) schwarz, der Hinterleib (Abdomen) ist rötlich-schwarz. Sowohl der Thorax als auch das Abdomen sind gelblich gefleckt. Die Gliedmassen sind schwarz. Die Körperlänge beträgt etwa 3.2 mm. Das dritte Stadium ist dem zweiten sehr ähnlich, unterscheidet sich aber hauptsächlich durch seine Grösse und ist etwa 3.6 mm lang. Die Farbe des vierten Stadiums ist sehr variabel. Der Thorax ist hellgrün mit schwarzen Markierungen und der Hinterleib ist dunkelgrün mit weissen Flecken. Die Körperlänge beträgt etwa 4.2 mm. Das fünfte Nymphenstadium ist ebenfalls sehr variabel: Kopf, Thorax und Flügeldecken reichen von hellgrün bis fast schwarz. Der Hinterleib ist in der Regel hell oder dunkel gefärbt, abhängig von der Farbe des Thorax, mit rosa Flecken auf dem Rücken und weisslichen Flecken an den Seiten. Die Körperlänge des fünften Larvenstadiums beträgt etwa 10 mm.
Adulte Wanze (Imago): Die adulte Grüne Reiswanze ist im Allgemeinen einheitlich hellgrün, wobei die Unterseite heller ist (Abb. 2). Sie ist etwa 13-17 mm lang und 8 mm breit. Der Thorax ist der breiteste Teil des Körpers und an den Seiten abgerundet.
Die adulte Grüne Reiswanze (Nezara viridula) kann leicht mit der Grünen Stinkwanze (Palomena prasina) verwechselt werden. Im Gegensatz zur Grünen Stinkwanze hat die Grüne Reiswanze 3 weisse und 2 äussere schwarze Punkte am vorderen Rand des Rückenschildes (Scutellum) (Abb. 2, 6. Bild). Die Flügeldecken sind durchsichtig und erscheinen grün; bei der Grünen Stinkwanze sind die Flügeldecken braun.

Lebenszyklus

Die grüne Reiswanze (Nezara viridula) durchläuft eine hemimetabole Entwicklung über insgesamt fünf Nymphenstadien zur erwachsenen Wanze (Capinera 2001).
Die Überwinterung erfolgt als adulte Wanze an geschützten Orten, meist unter der Rinde von Bäumen, aber auch in der Bodenstreu oder in der Nähe von Gebäuden. Sobald die Tageslänge auf 12 - 13 Stunden absinkt, geht die Grüne Reiswanze in eine Ruhephase (Diapause).
Mit Beginn der warmen Tage im Frühjahr paaren sich die überwinterten Wanzen. Zwei bis drei Wochen später beginnen die Weibchen mit der Eiablage, in der Regel an die Blattunterseite. Aus den Eiern schlüpfen die Nymphen, die fünf Stadien durchlaufen und je nach Stadium unterschiedlich gefärbt sind (siehe Kapitel „Beschreibung des Schädlings“). 
Während des ersten Stadiums drängen sich die Nymphen eng um das Eigelege und nehmen keine Nahrung auf. Erst kurz vor der Häutung lösen sich die Nymphen vom Eigelege und beginnen mit der Nahrungsaufnahme. Das zweite Nymphenstadium verbleibt ebenfalls gesellig in einer Gruppe in der Nähe des Eigeleges. Das dritte Stadium entfernt sich vom Eigelege, bleibt aber in der Gruppen zusammen. Bei einer Störung (z.B. Berührung der Pflanze) gehen sie auseinander, finden sich aber sofort wieder. Während des vierten und fünften Stadiums bilden die Nymphen keine grösseren Kolonien mehr, sondern verteilen sich auf den Pflanzen. Das gesellige Zusammensein in der Gruppe (Aggregatbildung) wird durch Pheromone gesteuert, die bei hohen Konzentrationen jedoch das Gegenteil bewirken und die Nymphen zerstreuen sich.
Die adulte Grüne Reiswanze ist ein langlebiger und kräftiger Flieger, der sich gut zwischen den Wirtspflanzen bewegen kann.
Die Entwicklungszeit der Grünen Reiswanze ist abhängig von der Temperatur, so dass in warmen Regionen bis zu fünf Generationen auftreten können. In Mitteleuropa geht man davon aus, dass nur eine Generation (Österreich zwei) pro Jahr gebildet wird (Schweiz: Pétremand et al. 2017, Österreich (AGES), Deutschland (Arbofux).

Epidemiologie

An der nördlichen Grenze des Verbreitungsgebiets kann es zu einer beträchtlichen Wintersterblichkeit kommen. Das Winterwetter hat deshalb einen grossen Einfluss auf die Populationsgrösse im Folgejahr. Hohe Sterblichkeitsraten treten auf, wenn die Wanzen während 3 Stunden -10 °C oder 55 Stunden lang -5 °C ausgesetzt werden.

Wirtsspektrum

Die Grüne Reiswanze hat ein breites Nahrungsspektrum und umfasst über 30 Pflanzenfamilien, wobei Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und Kreuzblütler (Cruciferae) bevorzugt werden. Zu den Gemüsearten, die von den Grünen Reiswanzen befallen werden, gehören unter anderem Bohnen, Erbsen, verschiedene Kohlarten, Gurken, Kürbis, Auberginen, Kartoffeln und Tomaten. Sie saugt jedoch auch an Soja, Mais, Reis und Tabak usw.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Regelmässige Pflanzenkontrollen; befallene Pflanzen möglichst früh erkennen und Eigelege, Nymphen und adulte Wanzen von Hand entfernen.
  • Förderung der natürlichen Feinden: Es sind über 50 Arten von Parasitoiden bekannt, die meisten sind Eiparasitoide und unspezifisch. Die häufigsten sind die Raupenfliege (Trichopoda pennipes) und die Schlupfwespe (Trissolcus basalis). Letztere ist im Handel (Österreich) erhältlich (Trissohelp) und im Gemüseanbau im Freiland und unter Glas zugelassen.
  • Eindringen der Grünen Reiswanzen in Glashäuser oder Tunnels verhindern: Vorbeugende Desinfektion der Gewächshäuser vor dem Pflanzen der Kulturen und/oder durch das Anbringen von engmaschigen Insektenschutzgittern an den Öffnungen.  

Literatur

Capinera JL, 2001. Handbook of Vegetable Pests. Academic Press New York: 729 S.

Pétremand G, Vonlanthen O, Rochefort S, 2017. La Punaise verte du Soja. HEPIA Genève Institut Terre-Nature-Environnement (InTNE)

 

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