Brennfleckenkrankheit
anthracnose du haricot (franz.); anthracnose (engl.)
wissenschaftlicher Name der Nebenfruchtform: Colletotrichum lindemuthianum (Sacc. & Magnus) Briosi & Cavara
und der Hauptfruchtform: Glomerella lindemuthiana Shear.
Synonym (Hauptfruchtform): Gloeosporium lindemuthianum Sacc. & Magnus
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Sordariomycetes, Glomerellales, Glomerellaceae
Die Brennfleckenkrankheit (Colletotrichum lindemuthianum) ist weltweit verbreitet und eine der wichtigsten Bohnenkrankheiten. Der Krankheitserreger kann alle oberirdischen Pflanzenteile befallen. An Keimlingen und Hülsen verursacht er rundliche, eingesunkene, braune Flecken, die von einem dunklen Rand umgeben sind. Auf den Blättern entstehen eckige, rötlich bis dunkelbraune Blattflecken. Innerhalb der Flecken entstehen dunkle Fruchtkörper (so genannte Acervuli), aus denen hellbraune bis lachsfarbene Konidien ausgeschieden werden. Die Krankheit wird hauptsächlich durch infiziertes Saatgut übertragen. Die wichtigste vorbeugende Massnahme zur Verhinderung der Brennfleckenkrankheit ist deshalb die Verwendung von gesundem Saatgut.
Abb. 1. Brennfleckenkrankheit (Colletotrichum lindemuthianum): eckige Blattflecken (oben) und typische Brennflecken mit dunklem Rand an den Hülsen (unten)
Abb. 2. Brennfleckenkrankheit (C. lindemuthianum) der Busch- und StangenbohnenSchadbild
Die Brennfleckenkrankheit kann alle oberirdischen Teile von Busch- und Stangenbohnen befallen (Abb. 1 und 2). Keimlinge aus bereits infiziertem Saatgut zeigen kleine, dunkelbraune bis schwarze Flecken, die von einem dunklen Rand umgeben sind.
Die Flecken auf den Blättern gehen oft von den Blattadern aus. Sie sind eckig, ziegelrot bis violett und werden dunkelbraun bis schwarz. Kurze Abschnitte der Blattadern können geschwärzt sein.
Am Stängel können längliche, braune Flecken auftreten. Falls diese den Stängel umgürten, kann der gesamte Stängel oberhalb der Befallsstelle absterben.
Die typischen Brennflecken entstehen nach einer Infektion der Hülsen. Dort entwickeln sich rundliche, bräunliche bis rostfarbene Flecken (1-10 mm im Durchmesser), die etwas eingesunken und von einem leicht erhabenen, schwarzen Rand umgeben sind. Bei einigen Sorten ist der schwarze Rand noch von einem zweiten, rötlichen Ring umgeben (Kühne et al. 2006).
Innerhalb der Blatt-, Stängel- und Hülsenflecken entstehen braune bis schwarze Fruchtkörper (Acervuli), aus denen die mikroskopisch kleinen Konidien in rötlich-grauen Schleimpfropfen ausgeschieden werden (Schwarz et al. 1990).
Junge Hülsen können bei starkem Befall schrumpfen und vertrocknen. Der Pilz kann in die Hülsen eindringen und die Samenschale sowie die Keimblätter der sich entwickelnden Samen infizieren. Befallene Samen sind oft verfärbt und können dunkelbraune bis schwarze Flecken aufweisen.
Beschreibung des Krankheitserregers
Die Brennfleckenkrankheit wird durch den Ascomyceten-Pilz Glomerella lindemuthiana (Hauptfruchtform) verursacht. Auf Bohnen kommt aber fast ausschliesslich das asexuellen Stadium (Nebenfruchtform) Colletotrichum lindemuthianum vor (Koike et al. 2007).
Die Konidien befinden sich in runden oder länglichen Fruchtkörpern (Acervuli) (Abb. 3). Diese erreichen einen Durchmesser von ca. 300 µm. Die Setae (Stacheln) können sich am Rand eines Acervulus oder in der Kultur bilden. Sie sind braun, septiert und messen 4-9 x 100 µm. In den Acervuli bilden sich in grossen Massen blasse, hellbraune bis lachsfarbene Konidien (Abb. 3). Diese sind einzellig, hyalin und zylindrisch. Die Enden sind entweder beide stumpf oder mit einem spitzen und einem stumpfen Ende. Die Konidien messen 2.5-5.5 x 9.5-22 µm (Schwartz et al. 2005).
Colletotrichum lindemuthianum besteht aus vielen Rassen, Genotypen und Anastomosegruppen (Koike et al. 2007).
Lebenszyklus
Die Brennfleckenkrankheit der Bohnen wird hauptsächlich durch Samen übertragen (Koike et al. 2007). Auf dem Saatgut kann der Erreger mehrere Jahre überleben (Kühne et al. 2005). Die Überlebensfähigkeit des Pilzes auf Ernterückständen ist begrenzt: In gemässigten Klimazonen überlebt der Pilz in kalten Wintern nur wenige Monate im Boden. Bleiben die Ernterückstände jedoch trocken und werden nicht abgebaut, kann der Pilz bis zu 5 Jahre lang lebensfähig bleiben.
An den Keimlingen von infiziertem Saatgut bilden sich unter feuchten Bedingungen Fruchtkörper (Acervuli) in denen Konidien gebildet werden (Schwartz et al. 2005). Diese werden durch Wasserspritzer auf die umliegenden Pflanzen verteilt. Die Konidien keimen innerhalb von 6-9 Stunden, bilden ein bis vier Keimschläuche und Appressorien, die sich an der Kutikula der Wirtspflanze festsetzen. Vom Appressorium aus durchdringt eine Infektionshyphe die Kutikula und die Epidermis. Zwei bis vier Tage wächst die Pilzhyphe zwischen den Zellwänden ohne die Wirtszellen zu schädigen. Erst nach einigen Tagen bildet der Pilz Enzyme, welche die Zellwände abbauen und dunkle Flecken verursachen. Auf diesen Flecken bildet das Myzel von C. lindemuthianum wieder Acervuli, welche die Kutikula der Wirtspflanze aufreissen und Konidien freisetzen. Diese können weitere Infektionen auslösen.
Die Hülsen werden ebenfalls befallen. Die sich entwickelnden Samen werden durch das eindringende Myzel infiziert.
Epidemiologie
Die Brennfleckenkrankheit kommt in allen Anbaugebieten von Bohnen vor, ausser in heissen, trockenen Regionen, in denen Furchenbewässerung eingesetzt wird (Koike et al. 2007).
Infektionen und die Bildung von Konidien werden durch Temperaturen von 3 bis 26 °C begünstigt, wobei das Optimum bei 17 °C liegt (Schwartz et al. 2005). Während des Infektionsprozesses und der anschliessenden Konidienbildung ist eine relative Luftfeuchtigkeit von mehr als 92 % (oder ein Wasserfilm) erforderlich. Häufige Regenfälle, insbesondere wenn sie mit Wind einhergehen, sind für die lokale Verbreitung der Konidien wichtig.
Wirtsspektrum
Nach Schwartz et al. (2005) zählen viele Hülsenfrüchtler zum Wirtskreis von Colletotrichum lindemuthianum, darunter Busch- und Stangenbohnen (Phaseolus vulgaris), Feuerbohne (P. coccineus), Mungobohne (Vigna radiata), Kuhbohne (Vigna unguiculata), Limabohne (P. lunatus) und Fababohne/Ackerbohne (Vicia faba).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Gesundes Saatgut von resistenten Sorten verwenden; Saatgut aus Gebieten mit trockenen Anbaubedingungen ist in der Regel gesund (Biddle et al. 2012)
- Eine zwei- bis dreijährige Fruchtfolge mit Kulturen, die keine Wirtspflanzen sind, kann den Krankheitsbefall reduzieren.
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen die Brennfleckenkrankheit der Bohnen (Colletotrichum lindemuthianum) finden Sie für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Literatur
Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd.: 128 p.
Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.
Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.
Schwartz HF, Steadman JR, Hall R, Forster RL, 2005. Compendium of bean diseases. Second edition. The American Phytopathological Society, St. Paul Minnesota: 109 p.
Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.