Schokoladen- oder Braunfleckenkrankheit
auch Schokoladen- oder Braunfleckigkeit genannt
botrytis sur féverole (franz.); chocolate spot of broad bean (engl.)
wissenschaftlicher Name: Botrytis fabae Sard.
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Leotiomycetes, Leotiomycetidae, Helotiales, Sclerotiniaceae
Die Schokoladen- oder Braunfleckenkrankheit (Botrytis fabae) verursacht bei anhaltend hoher Luftfeuchtigkeit wirtschaftlich bedeutende Schäden. Der Krankheitserreger kann alle oberirdischen Pflanzenteile von Vicia-Arten befallen. Vorbeugende Massnahmen zur Regulierung der Krankheit sind: Die Verwendung wenig anfälliger Sorten und Massnahmen, welche ein rasche Abtrocknen der Bestände fördern.
Abb. 1. Schokoladen- oder Braunfleckenkrankheit an Ackerbohnen verursacht durch Botrytis fabae
Schadbild
Die ersten Symptome der Schokoladenfleckenkrankheit sind kleine, rundliche, scharf begrenzte, schokoladenbraune Blattflecken (Abb. 1 und 2). Diese haben oft einen rotbraunen Rand, später ist das Innere etwas heller gefärbt. Der Befall beginnt meist an den älteren Blättern. Bei trockenen Bedingungen breitet sich der Pilz nur langsam aus und die Grösse der Flecken bleibt lange Zeit unverändert (Hoffmann und Schmutterer 1999). Während mehrtägiger feuchtwarmer Witterung geht die Krankheit in eine aggressive Phase über: Die Flecken wachsen schnell und fliessen zusammen. Auf dem abgestorbenen Pflanzengewebe ist ein grauer Sporenrasen sichtbar. Durch den Wechsel von trockener und feuchtwarmer Witterung entstehen die typischen konzentrischen Ringe auf den Flecken. Bei starkem Befall werden ganze Blätter, Hülsen und grössere Teile des Stängels zerstört.
Verwechslungsmöglichkeiten: Die Symptome können mit denjenigen der Ascochyta-Brennfleckenkrankheit verwechselt werden. Letztere bildet kleine schwarze Pyknidien, die als dunkle Punkte im Zentrum der Flecken sichtbar sind.
Krankheitserreger
Botrytis fabae bildet verzweigte Konidienträger, an denen einzellige Konidien entstehen (Abb. 3). Die Konidien sind 16 bis 25 x 13 bis 16 µm gross (Ellis 1971). Die ebenfalls auf Ackerbohnen vorkommende B. cinerea hat deutlich kleinere Konidien 8 bis 14 x 6 bis 9 µm. B. fabae bildet kleine Sklerotien mit einem Durchmesser von 1 bis 1.7 mm (Ellis 1971).
Abb. 3. Botrytis fabae: links Konidienträger, rechts Konidien
Lebenszyklus
Der Krankheitserreger überwintert mit Sklerotien an abgestorbenen Pflanzen oder im Boden. Er kann aber auch auf infizierten Ackerbohnen oder Wildpflanzen (Vicia spp.) überwintern. Eine Samenübertragung ist möglich aber nicht von Bedeutung.
Auf den Sklerotien und den infizierten Wirtspflanzen werden im Frühjahr Konidien gebildet, welche die neue Ackerbohnenkulturen befallen (Koike et al. 2007). Die Konidien infizieren bereits die jungen Pflanzen. In den meisten Fällen entwickelt sich die Schokoladenfleckenkrankheit aber erst zwischen dem Blühbeginn und dem Ende der Hülsenbildung. Bei hoher Luftfeuchtigkeit bildet der Erreger auf abgestorbenem Blattgewebe Konidien, die durch Wind und Regenspritzer verbreitet werden. Die Konidien keimen bei 85 bis 95 % relativer Luftfeuchtigkeit (Hoffmann und Schmutterer 1999), infizieren das Pflanzengewebe und verursachen Blattflecken. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto schneller vergrössern sich die Flecken.
Wirtsspektrum
Botrytis fabae befällt Vicia-Arten (Ackerbohnen, Wicken), Gartenbohnen und Erbsen.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Pflanzenreste der Ackerbohnenvorkultur unterpflügen
- Neue Ackerbohnenkultur nicht in der Nähe der Vorjahreskultur anbauen.
- Einen 4 bis 5 jährigen Unterbruch von Vicia-Arten in der Fruchtfolge einhalten (Häni et al. 2008)
- Wenig anfällige Sorten anbauen (Deutschland: Sortenliste des Bundessortenamtes; Österreich: Österreichische beschreibende Sortenliste)
- Nicht zu dicht säen und eine Unkrautbekämpfung fördert die Durchlüftung und bewirkt ein rasches Abtrocknen der Bestände. Eine niedrige Luftfeuchtigkeit stoppt das Wachstum des Erregers.
- Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Schokoladen- oder Braunfleckenkrankheit oder Botrytis fabae finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).
Literatur
Ellis M.B. 1971. Dematiaceus Hyphomycetes. Commenwealth Mycological Institute Kew, Surrey England: 608 p.
Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.
Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.
Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.