Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Echter Mehltau an Zuckerrüben (Erysiphe betae)

Echter Mehltau der Zuckerrübe

Oïdium de la Betterave (franz.); sugar beet powdery mildew (engl.)

wissenschaftlicher Name: Erysiphe betae (Vaňha) Weltz.
Synonyme: Erysiphe communis (Wallr.) Link., Erysiphe polygoni DC (in den USA immer noch ein häufig verwendeter Name)

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Leotiomycetes, Leotiomycetidae, Erysiphales, Erysiphaceae

Der Echte Mehltau der Zuckerrübe (Erysiphe betae) ist ein obligat biotropher Ektoparasit. Er bildet einen weissen, mehligen Belag auf den Blättern. Trockene und warme Witterung begünstigt eine Krankheitsentwicklung. Neben Zucker- und Futterrüben werden auch Rote Bete (Randen) und Stielmangold (Krautstiel) befallen. Der Einsatz von Fungiziden lohnt sich in der Regel nicht.

Echter Mehltau an Zuckerrüben (Erysiphe betae)Abb. 1. Echter Mehltau der Zuckerrübe (Erysiphe betae)

Echter Mehltau an Zuckerrüben (Erysiphe betae)Abb. 2. Echter Mehltau der Zuckerrübe (Erysiphe betae): Weisser, mehliger Belag an den Blättern

Krankheitsbild

Der Echte Mehltau bildet vor allem auf den unteren, älteren Rübenblättern einen weisssen, mehligen Belag (Abb. 1 und 2). Dieser Belag besteht aus Pilzfäden (Myzel) und Sporen (Konidien) und kann sowohl die Blattober- als auch die Blattunterseite grossflächig bedecken. Die Blätter bleiben zunächst grün, verfärben sich später gelb und vertrocknen.
Unter bestimmten Bedingungen entstehen in den Myzelpolstern zunächst gelborange, später schwarz gefärbte Fruchtkörper (Kleistothecien), die als kleine Punkte sichtbar sind.

Krankheitserreger

Erysiphe betae bildet ein oberflächlich wachsendes Myzel aus dem 60-100 µm lange Konidienträger wachsen (Harveson et al. 2009). Auf den Trägern bilden sich einzelne oder in kurzen Ketten angeordnete Konidien. Sie sind farblos, oval und 12-22 x 25-55 µm gross.
Reife Kleistothecien sind schwarz, kugelförmig (70-130 µm im Durchmesser), haben einfache oder verzweigte Anhängsel und enthalten 3-12 (meist 4-8) Asci. In den Asci (31-46 x 62-72 µm) wachsen ein bis vier Ascosporen (12-20 x 18-30 µm).

Lebenszyklus

Konidien und Ascosporen sind nur relativ kurze Zeit überlebensfähig und spielen daher für die Überwinterung des Erregers nördlich der Alpen vermutlich keine entscheidende Rolle. Vielmehr wird vermutet, dass ein Erstbefall durch Sporen erolgt, die über weite Strecken aus wärmeren Gebieten hierher transportiert werden (Heitefuss et al. 1993).
Unter günstigen Bedingungen entstehen Konidien, die mit dem Wind auf neue Rübenpflanzen gelangen. Die Konidien keimen auf der Blattoberfläche und bilden Pilzhyphen, die in kurzen Abständen gelappte Appressorien (Haftorgane) bilden. Von diesen Appressorien aus durchdringen die Penetrationshyphen die Kutikula und die Epidermiszellwand des Blattes. Im Inneren der Epidermiszelle bildet der Parasit Haustorien (Saugorgane) über die die Nahrungsaufnahme erfolgt. Das oberflächlich wachsende Myzel wächst weiter und bildet Konidienträger, auf denen sich Konidien entwickeln. Die Konidien werden mit dem Wind verbreitet und sorgen für die Massenvermehrung während der Vegetationszeit.
Unter bestimmten Bedingungen (Witterung, Vorhandensein eines kompatiblen Kreuzungstyps) entstehen Fruchtkörper (Kleistothecien) mit Asci und Ascosporen. Dieses geschlechtliche Stadium ermöglicht dem Erreger, das genetische Material neu zu kombinieren.

Epidemiologie

Die Krankheit erscheint meist erst im Spätsommer. Bei frühem Befall sind die Schäden grösser, ebenso bei Trockenheit. Schönes, trockenes und warmes Wetter begünstigt eine Epidemie. Die Konidien des Echten Mehltaus haben einen hohen Wassergehalt. Sie können deshalb auch unter relativ trockenen Umweltbedingungen keimen. Freies Wasser kann die Bildung und Keimung der Konidien sogar hemmen. Anhaltende Regenfälle können daher die Krankheit unterdrücken.
Der Echte Mehltau der Rübe entwickelt sich bei Temperaturen zwischen 15 und 30 °C, das Optimum liegt bei 25 °C.

Wirtsspektrum

Das Wirtsspektrum von E. betae ist auf Arten der Gattung Beta beschränkt. Dazu gehören Zuckerrüben, Futterrüben (Runkelrüben), Rote Bete (Randen) und Stielmangold (Krautstiel). Auch viele wild wachsenden Beta spp. werden befallen.
Physiologische Rassen von E. betae sind nicht bekannt.

Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen

Literatur

Heitefuss R, König K, Obst A, Reschke M, 1993. Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Ackerbau. DLG-Verlags-GmbH

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Harveson RM, Hanson LE, Hein GL, 2009. Compendium of Beet Diseases and Pests. The American Phytopathological Society, Auflage 2: 140 S