Drahtwürmer (Schnellkäfer)
taupin, vers fil de fer (franz.); click beetle, wireworm (engl.)
Schädlinge:
- Saatschnellkäfer (Agriotes lineatus)
- Humusschnellkäfer (A. obscurus)
- Salatschnellkäfer (A. sputator)
- und mehr als 150 andere Arten
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Elateridae
Drahtwürmer sind die Larven des Schnellkäfers (Familie Elateridae). Sie fressen Löcher und Bohrgänge in die Kartoffelknollen und beeinträchtigen so die Qualität der Kartoffeln. Im schlimmsten Fall kann dies dazu führen, dass die Kartoffeln nicht als Speisekartoffeln angenommen werden. Die Schäden haben in den letzten Jahren zugenommen. Die Hauptgründe dafür sind das Verbot von breit wirksamen Bodeninsektizide und die Zunahme der Direktsaat, die zu mehr Dauerbegrünung auf den Feldern geführt hat. Drahtwürmer müssen vorbeugend bekämpft werden: Nach Grünland oder mehrjährigem Kleegras sollten 2 bis 3 Jahre keine Kartoffeln angebaut werden. Auch eine rechtzeitig durchgeführte Bodenbearbeitung kann die Drahtwurmpopulation im Boden reduzieren.
Abb. 1. Drahtwürmer sind die Larven des Schnellkäfers (Agriotes sp.)
Schadbild
Drahtwürmer bohren tiefe Gänge in die Kartoffelknollen (Abb. 2). Die Gänge enthalten oft braunen Kot. Die Löcher sind rund und haben einen Durchmesser von etwa 2 bis 4 mm. Die Ränder der Löcher sind scharf abgegrenzt, im Gegensatz zu den ähnlich aussehenden «Dry-core» Schäden. Durch Schnecken verursachte Löcher sind meist grösser. Enthält ein Kartoffelposten einen zu hohen Anteil an Kartoffeln mit Drahtwurmschäden (in der Schweiz > 7%), kann die Annahme als Speisekartoffeln verweigert werden.
Die Drahtwürmer fressen im Frühjahr die jungen Keime der Kartoffeln, was zu einer Schwächung der Pflanzen oder bei starkem Befall sogar zu einem Totalausfall führt.
Schädling
Drahtwurm ist die Bezeichnung für die Larven der Schnellkäfer (Familie Elateridae). In Mitteleuropa gibt es ungefähr 150 verschiedene Arten. Aus landwirtschaftlicher Sicht sind folgende Arten am wichtigsten: Saatschnellkäfer (Agriotes lineatus), Düsterer Humusschnellkäfer (A. obscurus), Salatschnellkäfer (A. sputator), Französischer Humusschnellkäfer (A. gallicus), Schneller Humusschnellkäfer (A. sordidus) und Rauchiger Humusschnellkäfer (A. ustulatus). Die Unterscheidung der Larven der verschiedenen Arten ist schwierig und Spezialisten vorbehalten.
Die Drahtwürmer sind goldgelb bis braun gefärbt, glänzend, glatt, hart, bis zu 3 cm lang und haben am Vorderkörper drei Beinpaare. Die Larven der Gattung Agriotes erkennt man am spitz zulaufenden Hinterende. Das letzte Segment hat zwei charakteristische schwarze Vertiefungen, die „Augenflecken“ (Abb. 1).
Die braunen bis schwarzen Schnellkäfer sind 7.5 bis 11 mm lang. Die Deckflügel verjüngen sich nach hinten zu einer stumpfen Spitze (Radtke und Rieckmann 1990).
Der Saatschnellkäfer ist dicht grau behaart. Die Deckflügel haben abwechselnd helle und dunkle Längsstreifen, die Fühler und Beine sind rostrot (Abb. 3).
Der Name Schnellkäfer kommt daher, dass sich die Käfer aus der Rückenlage nicht umdrehen können, sondern sich, verbunden mit einem Knackgeräusch, nach oben schleudern und dann auf den Beinen landen.
Abb. 3. Saatschnellkäfer (Agriotes lineatus)
Lebenszyklus
Die Schnellkäfer leben normalerweise im Grünland. Sie haben sich aber auch gut an die Bedingungen im Ackerbau angepasst. Die Käfer legen die 0.5 mm grossen Eier in lockerem, feuchtem Boden ab, z. B. im Grünland oder in Kleegrasbeständen, nicht aber in Feldern mit Hackfrüchten. Nach etwa einem Monat schlüpfen aus den Eiern winzige, durchsichtige Drahtwürmer, die sich von unterirdischen Pflanzenteilen ernähren. Die Larvenentwicklung dauert je nach Witterung und Nahrungsangebot 3 bis 5 Jahre. Während dieser Zeit häuten sich die Drahtwürmer 5 bis 13 Mal.
Drahtwürmer fressen vor allem im Frühjahr und im Herbst an den Wurzeln fast aller Pflanzen. An Kartoffeln und Mais verursachen sie dabei erhebliche Schäden. Raps und Getreide können den Wurzelfrass weitgehend kompensieren.
In kalten Wintern wandern die Drahtwürmer in tiefere Bodenschichten, wo sie vor Frost geschützt sind. Im Sommer, wenn die Böden austrocknen, weichen die Drahtwürmer oft ebenfalls nach unten in feuchtere Bodenschichten aus. Bei plötzlicher Trockenheit suchen die Drahtwürmer Feuchtigkeit und bohren sich zum Beispiel in erntereife Kartoffeln.
Im Sommer (Juli/August) des letzten Larvenjahres verpuppen sich die Larven im Boden. Zwei Wochen später schlüpfen die Käfer und überwintern im Boden. Ab April erscheinen sie an der Erdoberfläche. Nach einem Reifungsfrass und der Paarung werden die Eier von Mai bis Juli in den Boden abgelegt.
Wirtspflanzen
Agriotes Arten fressen als Larven an vielen Kultur- und Wildpflanzen: Gräser, Getreide, Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln, Klee, Luzerne, Erbsen, Ackerbohnen, Karotten / Möhren, Salat, Obst und viele andere (Hoffmann und Schmutterer 1999). Die Käfer selbst ernähren sich von Blüten, Getreideblättern und Gräsern.
Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen
- Da die Drahtwürmer mehrere Jahre im Boden leben, können sie vorbeugend bereits in einer Vorkultur bekämpft werden.
- Fruchtfolge: Auf stark befallenen Flächen oder nach Grünland oder mehrjährigem Kleegras für 2 bis 3 Jahre keine Kartoffeln anbauen (Häni et al. 2008). Im Herbst vor dem Anbau von Kartoffeln sollte der Drahtwurmbesatz mit Hilfe von Köderfallen bestimmt werden (Kühne et al. 2006). Zum Beispiel: Kartoffelhälften oder keimende Getreidekörner an mehreren Stellen 10-20 cm tief vergraben und nach 1 bis 2 Wochen auf Drahtwurmlarven kontrollieren (Drahtwürmer werden durch das entstehende CO2 angelockt).
- Reduzierung der Anzahl Drahtwürmer durch Bodenbearbeitung: Diese Massnahme wirkt nur, wenn sich die Drahtwürmer in der obersten Bodenschicht aufhalten, im Frühjahr und Herbst. Eine flache Stoppelbearbeitung im Juli oder August tötet frische Eier und junge Larven.
- Schnelles Auflaufen der Kartoffeln fördern: Vorkeimen der Saatkartofffeln und in warmen Böden pflanzen.
- Kartoffeln möglichst früh nach Erreichen der Schalenfestigkeit ernten, je länger sie im Boden liegen bleiben, desto grösser der Schaden.
- Förderung von natürlichen Feinden: räuberische Käfer (Laufkäfer), entomopathogene Pilze, Parasitoide (Schlupfwespen), Vögel (Krähen)
- Aussaat einer gegen Drahtwürmer gebeizten Zwischenkultur vor Kartoffeln (zum Beispiel Wicke-Hafer-Erbsen Gemenge). Wirksamkeit ist jedoch begrenzt!
- Drahtwurmbekämpfung im Biokartoffelanbau: siehe Video.
Literatur
Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.
Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.
Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.
Radtke W, Rieckmann W, 1990. Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel. Verlag Th. Mann, Gelsenkirchen-Buer, 167 S.