Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Grapholita funebrana (Pflaumenwickler)

Pflaumenwickler

Carpocapse des prunes ou ver des prunes (franz.); Plum Fruit Moth (engl.)

wissenschaftlicher Name: Grapholita funebrana Treitschke

Synonyme: Cydia funebrana Treitschke, Laspeyresia cerasana Kozhantshikov

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Lepidoptera, Tortricidae

Der Pflaumenwickler (Grapholita funebrana) ist in Europe heimisch. Mittlerweile findet man den Wickler auch in Nordafrika, Zentral- und Nordasien (China, Korea und Japan). Der Pflaumenwickler ist in Europa eine der schädlichsten Schmetterlingsarten an Zwetschgen und Pflaumen. Die Raupen bohren sich in junge Früchte und hinterlassen Frassgänge, die mit Kotkrümeln gefüllt sind. Früh reifende Zwetschgensorten werden weniger stark befallen. Das Einsammeln und Vernichten der befallenen Früchte (zusammen mit den Raupen) kann den Befall im Folgejahr vermindern. Mit Hilfe einer um den Baumstamm gebundenen Wellpappe können Raupen vor der Überwinterung gesammelt und vernichtet werden.

Pflaumenwickler (Grapholita funebrana)Abb. 1. Die Raupe des Pflaumenwicklers (Grapholita funebrana) frisst das Fruchtfleisch und hinterlässt Kotkrümel.

Abb. 2. Pflaumenwickler (Grapholita funebrana): Einbohrloch, Frassgang, junge und ältere Raupen

Schadbild

Die jungen Raupen bohren sich in die Früchte und fressen Gänge in das Fruchtfleisch (Abb. 2). Gummifluss aus dem Einbohrloch und Kotkrümel in den Frassgängen sind gute Hinweise auf einen Befall durch den Pflaumenwickler. Das Fruchtfleisch rund um den Zwetschgenkern ist zerstört und mit Kot gefüllt (Abb. 1 und 2). Im Inneren der Frucht befindet sich eine anfänglich weisse, dann rötliche, braunköpfige Raupe (Abb. 2). Die Farbe der befallenen Früchte wechselt von grün zu violett. Die Früchte reifen vorzeitig und fallen ab.

Schädling

Die flachen, durchsichtigen Eier sind zuerst weiss, dann gelb und messen im Durchmesser etwa 0.7 mm.
Die Raupen werden bis 12 mm lang und bestehen wie bei allen Schmetterlingen aus einem Kopf und 13 Segmenten (Gliedern). Die ersten drei Segmente bilden die Brust und die restlichen zehn den Hinterleib. Junge Raupen sind weiss, ältere rosa bis rötlich. Der Kopf ist dunkelbraun bis schwarz, der Nackenschild und der Analschild sind hellbraun gefärbt, letzterer mit kleinen, schwarzen Flecken. Die Raupe hat je ein Beinpaar an den drei Brustsegmenten und vier Paar Bauchfüsse am 3. bis 6. Hinterleibssegment. Die Afterfüsse oder Nachschieber befinden sich am 10. Hinterleibssegment.
Die Puppe ist 6-7mm lang, hellbraun und ist in einen seidenweichen Kokon eingebettet.
Der Falter hat braungraue Vorderflügel mit dunkler verschwommener Zeichnung (siehe www.lepiforum.de). Die Spannweite beträgt 12 bis 15 mm. Die Hinterflügel sind heller.
Verwechslungsgefahr: Die Raupen des Pflaumenwicklers können mit den Larven der Pflaumensägewespe verwechselt werden, letztere haben aber sechs Paar Bauchfüsse.

Lebenszyklus

Die nachtaktiven Falter des Pflaumenwicklers erscheinen ab April und können bis in den August beobachtet werden. Die weiblichen Falter legen 40 bis 60 Eier (Kühne et al. 2006) einzeln oder in kleinen Gruppen in der Nähe des Stiels an die Früchte. Die Raupen schlüpfen nach etwa 5 bis 10 Tagen und bohren sich in die Früchte. Sie fressen sich durch das Fruchtfleisch bis zum Kern und hinterlassen Frassgänge, die mit Kotkrümeln gefüllt sind. Aus dem Einbohrloch fliesst oft eine gummiartige Masse. Früh befallene Früchte fallen meist vorzeitig auf den Boden, wo die Raupen ihre Entwicklung ebenfalls abschliessen kann.
Nach 15 bis 25 Tagen verlässt die Raupe die Frucht, um sich in einem Kokon in Hohlräumen der Rinde oder im Boden zu verpuppen. Ein bis zwei Wochen später, etwa ab Juli, entwickeln sich die Falter der 2. Generation. Diese legen wiederum Eier an bereits recht grosse, aber noch grüne Früchte. Die aus den Eiern schlüpfenden Raupen befallen die Früchte, wo sie Frassgänge anlegen. Die ausgewachsenen Raupen verlassen die Früchte und verstecken sich in Rindenritzen oder im Boden, wo sie eingesponnen in einem Kokon überwintern. Die Verpuppung findet erst im Frühjahr (März bis April) statt. Ab April beginnt der Flug der 1. Generation, womit der Zyklus geschlossen ist.
Je nach Witterung und Klima durchläuft der Pflaumenwickler eine bis drei Generationen pro Jahr.

Wirtsspektrum

Der Pflaumenwickler (Grapholita funebrana) ist in Europa eine der schädlichsten Schmetterlingsarten an Prunus-Arten: Aprikosen (P. armeniaca L.), Kirschen (P avium L.), Pfirsich (P. persica L.), Zwetschgen (P. domestica L.), Pflaumen (P. domestica L.) und Schwarzdorn (P. spinosa L.) werden befallen.

Bekämpfung

  • Früh reifende Zwetschgensorten anbauen. Der Pflaumenwickler befällt hauptsächlich mittlere bis späte Sorten. (siehe Agroscope Sortenblätter oder FiBL: Sortenliste Zwetschgen und Mirabellen)
  • Natürliche Gegenspieler des Pflaumenwicklers fördern. Vögel fressen zum Beispiel die überwinternden Raupen.
  • Einsatz von Schlupfwespen (Trichogramma cacoeciae) ist möglich
  • Abgefallene Früchte regelmässig sammeln und vernichten
  • Im Sommer kann eine Wellpappe (Wellkarton) um den Stamm gebunden werden. Die Raupen verstecken sich in den Hohlräumen und können mit der Wellpappe entfernt und vernichtet werden. Anschliessend die Wellpappestreifen erneuern.
  • Im Herbst den Stamm mit einer Bürste reinigen, um überwinternde Raupen zu entfernen.
  • Vollständige Einnetzung der Anlage
  • Das Auftreten des Pflaumenwicklers kann mit einer Pheromonfalle kontrolliert werden (Andermatt biocontrol). Diese verringert den Befall aber nicht, da nur die Männchen von der Falle angezogen werden.
  • Als Schadschwelle für die Eiablage und Einbohrungen gilt nach Pflanzenschutzempfehlungen für den Erwerbsobstbau: An 1-3 % von 500 Früchten Eier abgelegt oder Früchte befallen.
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen den Pflaumenwickler finden sie für die Schweiz unter Agroscope und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel

Literatur

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, 288 S.