Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Monilia spp (Fruchtmonilia) an Apfel

Fruchtmonilia

Moniloses (franz.); brown rot (engl.)

wissenschaftliche Namen:

  • Hauptfruchtform: Monilinia fructigena Honey ex Whetzel, Monilinia laxa (Aderh. & Ruhland) Honey
  • Nebenfruchtform: Monilia fructigena (Pers.) Pers., Monilia laxa (Ehrenb.) Sacc. & Voglino

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Leotiomycetes, Leotiomycetidae, Helotiales, Sclerotiniaceae

Monilia fructigena ist in Europa die häufigste Fruchtmonilia an Äpfeln und Birnen. Sie verursacht an den Früchten eine braune Fäule mit fahlbraunen Sporenlagern. Die Fruchtmonilia überwintert in Fruchtmumien (vertrocknete Früchte, die am Baum hängen bleiben). Im Frühjahr bildet der Krankheitserreger dort Konidien, die über Wunden junge Früchte infizieren.

Fruchtmonilia (Monilia spp.) an Apfel

Fruchtmonilia (Monilia spp.)Abb. 1. Fruchtmonilia verursacht durch Monilinia sp.

Krankheitsbild

An reifen oder reifenden Äpfeln entstehen braune, kreisrunde, sich rasch vergrössernde Faulstellen, die meist von einer Verletzung der Frucht ausgehen. An der Oberfläche der Faulstelle entwickeln sich ockerfarbene, polsterartige, oft in konzentrischen Ringen angeordnete Sporenpusteln (Abb. 1). Sind die Sporenlager eher grau, könnte es sich auch um Monilia laxa, eine weitere Monilia Art handeln, die hauptsächlich auf Steinobst vorkommt, selten auch auf Kernobst.
Befallene Früchte schrumpfen, fallen ab oder bleiben als Mumien am Baum hängen, wo sie überwintern.
Die Krankheit kann auch im Kühllager entstehen. Normalerweise bilden sich hier aber keine Sporenpusteln sondern eine braun-schwarze Fäule („Schwarzfäule“).

Krankheitserreger

Die Konidien der Monilia fructigena werden an verzweigten Ketten in Sporenlagern (Sporodochia) gebildet. Sie sind zitronen- bis eiförmig, hyalin und circa 13 x 22 µm gross (Sutton et al. 2014).
Die Sporenlager sind verstreut angeordnet, zum Teil wachsen sie auch zusammen. Sie haben eine braune bis gelb-braune Farbe, sind 1-2 mm breit und bis zu 2 mm hoch.
Die Bildung von Apothecien (Hauptfruchtform) kommt selten vor.

Lebenszyklus

Die Fruchtmonilia überwintert an den Fruchtmumien am Apfelbaum oder an Mumien, die auf dem Boden liegen. Die Bildung von Apothecien (Hauptfruchtform) ist selten und spielt daher keine Rolle für die epidemiologische Entwicklung der Krankheit.
Während des Frühlings werden in Sporenlagern auf den überwinterten Fruchtmumien Konidien gebildet, die mit Regen und Wind verbreitet werden und junge Früchte infizieren. An den neu infizierten Früchten werden wiederum Konidien gebildet, die zu neuen Infektionen führen.
Die Infektion der Früchte erfolgt über Verletzungen oder Wunden, verursacht zum Beispiel durch Hagel, Wachstumsrisse, Apfelschorf, durch Stiche und Frassstellen von Insekten (zum Beispiel Apfelwickler, Sägewespen) oder Vögeln. Ausserdem können Infektionen auch über den Kontakt zwischen Früchten entstehen.
Die Inkubationszeit ist kurz. Bereits 7 Tage nach der Infektion werden neue Konidien gebildet. Infizierte Früchte sind attraktiv für Fruchtfliegen. Diese können die Krankheit, nebst Regen und Wind, ebenfalls verbreiten.
Die Früchte faulen und fallen ab. Oder sie trocknen ein und bleiben mumifiziert am Baum hängen. Dies kann zu Neuinfektionen im Folgejahr führen.
Spät infizierte Früchte bleiben ohne Symptome, werden geerntet und im Kühllager gelagert. M. fructigena kann aber auch bei Temperaturen unter 5 °C wachsen und sich im Lager nesterweise ausbreiten.
In den Faulstellen entsteht das schädliche Schimmelpilzgift Patulin, das sich aber nur 1 cm um die schadhafte Stelle anreichert. Es genügt, kleine Faulstellen beim Apfel grosszügig auszuschneiden. Kleine, wasserreiche, angefaulte Früchte (wie Trauben, Zwetschgen, Kirschen und Beeren) sollte man allerdings nicht mehr essen.

Wirtsspektrum

Monilia fructigena befällt Kern- und Steinobst.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Infizierte Früchte und Fruchtmumien ablesen und entsorgen (nicht im Garten kompostieren).
  • Apfelschorf und Insekten bekämpfen, um Verletzungen der Früchte zu verhindern.
  • Die Verbreitung der Monilia durch Kontakt zwischen den Früchten kann durch eine Fruchtausdünnung reduziert werden.
  • Um Lagerverluste zu verhindern, nur gesunde Früchte ernten und einlagern
  • Direkte Massnahme: In der Praxis wird Fruchtmonilia bei der Schorfbekämpfung teilweise miterfasst.
  • Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen Monilia finden sie für die Schweiz unter Agroscope und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).

Literatur

Sutton TB, Aldwinckle HS, Agnello AM and Walgenbach JF, 2014. Compendium of Apple and Pear Diseases and Pests. Second edition, St. Paul, Minn. The American Phytopathological Society, 218 p.