Apfelsägewespe
Hoplocampe des pommes (franz.); European apple sawfly (engl.)
wissenschaftlicher Name: Hoplocampa testudinea Klug
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Hymenoptera (Hautflügler), Tenthredinidae
Die Larven der Apfelsägewespen bohren sich in junge Früchte und fressen diese aus. Die ausgewachsenen Larven verlassen den zuletzt befallenen Apfel, lassen sich auf den Boden fallen, graben sich dort ein und bilden ein Kokon in dem sie den Sommer und den Winter verbringen. Die Verpuppung erfolgt im Frühjahr. Zur Zeit der Apfelblüte kommen die erwachsenen Wespen aus dem Boden. Bei einem schlechten Fruchtansatz kann eine Bekämpfung nach dem Abfallen der Blütenblätter sinnvoll sein.
Abb. 1. Die Larven der Apfelsägewespen (Hoplocampa testudinea) bohren sich in junge Äpfel und höhlen diese aus.
Abb. 2. Apfelsägewespen (Hoplocampa testudinea): Schadbild an jungen und reifen Früchten, Larven haben 10 BeinpaareSchadbild
Das erste Larvenstadium miniert unter der Epidermis der noch jungen Früchte. Der Miniergang ist oft noch als charakteristisch gewundene Narbe auf der Oberfläche des reifen Apfels sichtbar (Abb. 2, drittes Bild). Die späteren Stadien der Larven bohren sich in das Kerngehäuse von jungen Früchten und höhlen diese aus (Abb. 1). Oft sind mehrere Früchte betroffen. Sie sind mit schwarzen, feuchten Kotkrümeln gefüllt. Im Inneren befindet sich eine weissliche, braunköpfige Larve mit widerlichem Wanzengeruch (Abb. 2). Die geschädigten Früchte fallen vorzeitig ab.
Das Schadbild wird oft mit demjenigen des Apfelwicklers (Cydia pomonella) verwechselt. Letzterer tritt allerdings später auf und verursacht Frassgänge. Zudem hat die Raupe des Apfelwicklers neben drei Paar Brustbeinen nur vier Paar Bauchfüsse und ein Paar Nachschieber, im Gegensatz zur Larve der Apfelsägewespe, die sechs Paar Bauchfüüse hat.
Schädling
Die Apfelsägewespen (H. testudinea) sind etwa 6-8 mm lang und haben keine Wespentaille, das heisst die Brust (Thorax) und der Hinterleib (Abdomen) sind breit zusammengewachsen (Sutton et al. 2014) (siehe zum Beispiel unter folgendem Link). Sie ist oben schwarz, unten hellbraun gefärbt und hat braune Beine (Höhn und Stäubli 1989).
Die Larven sind crèmefarbig und haben eine braune Kopfkapsel. Die ausgewachsene Larve ist 9-11 mm lang. Sie hat drei Paar gegliederte Brustbeine an den Brustsegmenten, sechs Paar Bauchfüsse an den Hinterleibssegmenten und ein Paar Afterfüsse oder Nachschieber am letzten Segment. Die Blattwespenlarven haben im Gegensatz zu den Schmetterlingsraupen nur ein bein- bzw. fussloses Segment zwischen den Brustbeintragenden und Bauchfusstragenden Segmenten.
Lebenszyklus
Die Apfelsägewespe bildet jährlich nur eine Generation. Die erwachsenen Wespen fliegen kurz vor und während der Apfelblüte. Nach der Befruchtung legt das Weibchen die Eier einzeln in Blütenkelche (Calyx) ab. Dazu nutzt die Wespe ein sägeartiges Organ am Hinterleib, um einen kleinen Schlitz in den Blütenkelch zu schneiden, in welchen sie das Ei ablegt. Innerhalb von zwei Wochen schlüpfen die Larven aus den Eiern und minieren anfangs unter der Fruchtoberhaut, ohne in das Fruchtinnere einzudringen. Diese Früchte bleiben oft am Baum hängen, entwickeln sich normal und der Miniergang ist an der reifen Frucht als verkorkte Narbe sichtbar. Anschliessend bohren sich die jungen Raupen nacheinander in 3-4 junge Früchte und höhlen diese aus. Die ausgefressenen Früchte fallen später hinunter. Die Entwicklung der Larven dauert 3-4 Wochen (Höhn und Stäubli 1989). Die erwachsenen Larven verlassen die Früchte, lassen sich auf den Boden fallen, graben sich 10-15 cm tief in den Boden und bilden ein Kokon in dem sie den Sommer und den Winter verbringen. Die Verpuppung erfolgt im Frühjahr. Zur Zeit der Apfelblüte kommen die erwachsenen Wespen aus dem Boden.
Wirtsspektrum
Die Apfelsägewespe (Hoplocampa testudinea) ist ein Schädling des Apfelbaumes.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Natürliche Feinde der Apfelsägewespen fördern: zum Beispiel durch das Pflanzen von Hecken und Aufstellen von Nisthilfen für Singvogelarten
- Die Apfelsägewespen überwintern unter denjenigen Apfelbäumen, wo sie einen Befall verursacht haben. Anlagen mit vorjährigem Befall sind deshalb gefährdet und müssen besonders sorgfältig kontrolliert werden. Das Auftreten der Apfelsägewespen kann auch mit weissen Klebefallen (Rebell® bianco, Andermatt Biocontrol AG) festgestellt werden. Es werden adulte Wespen gefangen, was auch zu einer Verminderung des Befalls führt.
- Nach Pflanzenschutzempfehlungen für den Erwerbsobstbau ist die Schadenschwelle zur Zeit der Blüte bei 20-30 Wespen pro Falle erreicht (oder 3-5 % Befall von 250 kontrollierten Früchten zu Beginn der Fruchtentwicklung). Eine Bekämpfung kann bei schwachem Blütenansatz sinnvoll sein.
Nach Kühne et al. (2006) ist die Schadenschwelle erreicht, wenn 3 bis 5 Fruchtbüschel (je nach Blütenansatz) von 100 kontrollierten Blütenbüscheln befallen sind. Die Einstichstelle der Eiablage ist nach der Apfelblüte an den jungen Früchten sehr gut sichtbar. - Der optimale Zeitpunkt für die Bekämpfung der Apfelsägewespe mit zugelassenen Pflanzenschutzmitteln ist beim Abfallen der Blütenblätter.
- Eine Bekämpfung der Sägewespen ist im Biolandbau mit Quassan (0,2%ig, 3–4 l/ha) beim Abblühen erlaubt (FiBL 2005). Siehe auch Andermatt biocontrol oder Betriebsmittelliste FiBL
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Apfelsägewespe finden sie für die Schweiz unter Agroscope und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Literatur
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 2005. Pflanzenschutz im Biokernobstanbau (pdf).
Höhn H, Stäubli A, 1989. Sägewespen. Landwirtschaft Schweiz Nr. 1-2 und 4, Herausgeber: Schweiz. Zentrale für Obstbau Oeschberg, Koppigen und AMTRA Nyon
Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, 288 S.
Sutton TB, Aldwinckle HS, Agnello AM and Walgenbach JF, 2014. Compendium of Apple and Pear Diseases and Pests. Second edition, St. Paul, Minn. The American Phytopathological Society, 218 p.