Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Spätfrostschäden an Apfelblüten

Frost- und Winterschäden an Kernobst

Les gelées tardives ou précoces, le gel d’hiver (franz.); low temperature injury (engl.)

Niedrige Temperaturen im Frühjahr, Herbst und Winter oder schnelle Temperaturschwankungen während dieser Jahreszeiten können Apfel- und Birnbäume schwer schädigen. Dies lässt sich oft vermeiden, indem Obstbäume in der Nähe grosser Gewässer, welche die Temperaturen mässigen, angebaut werden und indem Obstanlagen an Hängen angelegt werden, wo die kalte Luft abfliessen kann.
Die folgenden Informationen stammen zum grössten Teil aus Bovey et al. 1979 und Sutton et al. 2014.

Spätfröste im Frühling

Wenn die Temperaturen im Spätwinter und zu Beginn des Frühjahrs ansteigen, wird das Pflanzengewebe anfälliger für Frostschäden. Falls dann die Temperaturen im Frühjahr schnell sinken, können die Knospen geschädigt werden. Mit dem Öffnen der Knospen nimmt die Widerstandsfähigkeit weiter ab und die Blüten und jungen Früchte, insbesondere die Samenanlagen und die sich entwickelnden Samen, sind sehr anfällig. Offene Blüten und junge Früchte können schon bei Temperaturen von -2 °C beschädigt werden.

Spätfrostschaden an einer Apfelbluete
gesunde Apfelbluete (kein Spätfrostschaden)Abb. 1. Apelblüten: oben durch Spätfrost zerstörte Blüte; unten gesunde, nicht durch Frost geschädigte Blüte

Frostring am Kelch des Apfels Abb. 2. Frostring am Kelch des Apfels, verursacht durch Spätfrost im Frühling

Schadbild

Bei Äpfeln ist die mittlere Blüte der Blütendolde am weitesten fortgeschritten und daher am anfälligsten. Frühzeitige Spätfröste können diese Blüten schädigen oder vollständig zerstören, wobei die übrigen Blütenknospen unversehrt bleiben. Spätfröste, die stattfinden wenn die Blüten weiter fortgeschritten sind, können die Narben und Griffel sowie die Fruchtknoten oder die sich entwickelnden Samen abtöten (Abb. 1). Auch können sich Frostringe am Kelch (Abb. 2) oder an anderen Stellen der Frucht bilden. Oft hat auch nur ein Teil der Frucht einen rauen, rostbraunen Flecken.
Das vegetative Pflanzengewebe ist zwar widerstandsfähiger gegen Frostschäden, doch starke Fröste können ganze Knospen oder Triebe vernichten. Das Blattgewebe kann auch bereits durch milde Fröste geschädigt werden. Diese verursachen oft ein Kräuseln der Blattspreite (Abb. 3).

Abb.3. An Apfelblättern verursachen Spätfröste sehr charakteristische Veränderungen. Die Blattspreite erscheint an der Oberseite verhärtet und blasig, während die untere Epidermis unter Spannung steht und manchmal einreisst.

Herbstfröste

Herbstfröste können die Früchte am Baum schädigen, so dass sie nur noch für die Saftgewinnung gebraucht werden können. Das Gefrieren kann bei Temperaturen von annähernd -2° C erfolgen, wobei das Ausmass der Schädigung mit der Dauer der Einwirkung zunimmt.

Schadbild

Die Schädigung äussert sich in einer Bräunung und Erweichung des Fruchtfleisches und einer schwammigen Textur. Solche Früchte müssen aufgetaut sein, bevor sie geerntet werden können, da Druckstellen die Schädigungen noch verstärken.
Auch im Herbst kann es zu Verletzungen des vegetativen Pflanzengewebes kommen, wenn es noch nicht durch niedrige Temperaturen und kurze Fotoperioden abgehärtet ist. Für den Abhärtungsprozess reichen Temperaturen von -5 °C (nicht winterhart) bis etwa -35 °C (maximale Winterhärte). Da die Bäume von oben nach unten abhärten, ist die Schädigung in der Regel an der Basis des Stammes am grössten. Apfelbäume sind im Allgemeinen widerstandsfähiger als Birnen.

Winterschäden

Winterkälte wird von Obstbäumen in der Regel gut ertragen. Bei maximaler Winterhärte können einige Apfelsorten Temperaturen von -35 °C oder darunter standhalten. Winterfrostschäden sind besonders in milden Wintern zu befürchten, wenn die Temperaturen im Januar oder Februar ungewöhnlich hoch bleiben. Einige Pflanzen nehmen dann ihre Tätigkeit vorzeitig wieder auf und beginnen auszutreiben. Sobald sie im Saft stehen, sind sie sehr anfällig für Kälte. Ein plötzlicher Kälteeinbruch reicht aus, um das Kambium (Wachstumsschicht des Baumes) schwer zu schädigen. Falls allerdings eine ausreichende Anzahl von Kambiumzellen überleben, können neue Zellen gebildet werden und der Baum erholt sich. Solche Bäume sollten, wenn überhaupt, nur leicht zurückgeschnitten und nach Beginn des Frühjahrswachstums erneut untersucht werden.

Vorbeugende Massnahmen

Um Schäden durch Spätfröste im Frühling oder durch Winterkälte zu vermeiden oder zu verringern, können eine Reihe von Kulturmassnahmen ergriffen werden.

  • Frost- und Kälteschäden lassen sich oft vermeiden, indem Obstanlagen in der Nähe grosser Gewässer, die die Temperaturen mässigen, angebaut werden oder indem sie an Hängen angelegt werden, wo die kalte Luft abfliessen kann.
  • Um Spätfrostschäden im Frühling zu vermeiden, können bei Bedarf Frostkerzen, Windmaschinen oder Überkronenberegnungen helfen.
  • Die Bäume sollten nicht überdüngt oder nicht zu stark geschnitten werden, so dass sie nicht bis spät in den Herbst hinein weiterwachsen. Auch das Entfernen überschüssiger Früchte (Ausdünnen) ermöglicht die Erreichung einer besseren Winterhärte.
  • Die Bekämpfung von Insekten und Krankheiten ist für eine optimale Abhärtung unerlässlich, um zu vermeiden, dass Nährstoffe für den Baum verloren gehen.
  • Stämme, die während der kalten Jahreszeit der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, können beschattet oder mit Kalk gestrichen werden, um das Licht zu reflektieren und so die Temperatur der Rinde zu senken (fördert die Winterhärte).
  • Anbau von standortangepassten Sorten

Literatur

Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.

Sutton TB, Aldwinckle HS, Agnello AM and Walgenbach JF, 2014. Compendium of Apple and Pear Diseases and Pests. Second edition, St. Paul, Minn. TheAmerican Phytopathological Society, 218 p.

 

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