Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Falscher Mehltau der Erbsen (Peronospora viciae)

Falscher Mehltau

Mildiou (franz.); downy mildew (engl.)

wissenschaftlicher Name: Peronospora viciae (Berk.) de Bary
Synonym: P. pisi Syd.

Taxonomie: Chromista, Peronosporomycetes (früher Oomycota oder Oomycetes), Peronosporea, Peronosporidae, Peronosporales, Peronosporaceae

Der Falsche Mehltau der Erbsen (Peronospora viciae) führt bei jungen Pflanzen zu Wachstumsstörungen. Ältere Pflanzen zeigen bei Befall gelbbraune Flecken auf den Blättern. Bei feuchter Witterung bildet der Parasit Sporangien an der Blattunterseite. Diese führen zu Sekundärinfektionen im Bestand. P. viciae überwintert als Oospore im Boden oder auf Pflanzenresten. Die Oosporen können im Boden 10-15 Jahre überleben. Eine weite Fruchtfolge, der Anbau resistenter Sorten und die Verwendung von gebeiztem Saatgut können helfen, den Befall gering zu halten. 

Falscher Mehltau der Erbsen (Peronospora viciae)
Falscher Mehltau der Erbsen (Peronospora viciae)Abb. 1. Falscher Mehltau der Erbsen (Peronospora viciae): Braune Flecken an der Blattoberseite, grau-violetter Belag bestehend aus Sporangienträgern an der Blattunterseite.

Abb. 2. Falscher Mehltau der Erbsen (Peronospora viciae): Infizierte Jungpflanzen mit Wachstumsstörungen und mit Blattnekrosen

Krankheitsbild

Befallene Jungpflanzen zeigen Wachstumsstörungen, oft auch Blattkräuselungen und Blattflecken. Der Parasit wächst systemisch und sporuliert reichlich an der Pflanzenoberfläche. Jung infizierten Pflanzen sterben oft vor der Blüte ab.

Werden ältere Pflanzen befallen, zeigen die befallenen Blätter auf der Oberseite gelbe bis braune Flecken, die oft von Blattadern begrenzt sind. An der Blattunterseite ist ein grau-violetter Belag sichtbar, der aus den Sporangienträgern des Pilzes besteht. Die Infektion beginnt an den unteren Blättern und breitet sich später auf die oberen Blätter aus. Die Hülsen können ebenfalls befallen werden, vor allem bei feuchter Witterung.

 

Krankheitserreger

Die Sporangienträger wachsen in Gruppen aus den Spaltöffnungen. Sie sind dichotom verzweigt (Hauptachse teilt sich jeweils in zwei gleiche Teile) und tragen an den Enden jeweils ein einzelnes ovales Sporangium (11-22 x 13–29 µm) (Kraft und Pfleger 2001).

Der Parasit bildet sexuell entstandene Dauersporen, sogenannte Oosporen: Sie sind rund, gelb bis hellbraun, haben netzartig angeordnete Leisten und einen Durchmesser von 25-42 µm.
Innerhalb der Art Peronospora viciae gibt es verschiedene Rassen, die bestimmte Erbsensorten befallen können, andere dagegen nicht. Auf einem Feld können mehrere Rassen gleichzeitig vorkommen.

Die falschen Mehltaupilze (Peronosporales) gehören nicht zu den echten Pilzen, sondern sind mit den Braunalgen verwandt. Da ihre Zellwände aus Zellulose bestehen, werden sie auch Zellulosepilze genannt.

 

Lebenszyklus

P. viciae überwintert als dickwandige Oospore im Boden oder auf Pflanzenresten. Eine Samenübertragung ist möglich aber unbedeutend, da befallene Samen in der Regel nicht mehr keimfähig sind. Die überwinterten Oosporen keimen aus und führen zu einer systemische Primärinfektion von Keimlingen und Jungpflanzen. Später werden an Sporangienträgern, die aus den Spaltöffnungen (Stomata) wachsen, ovale Sporangien (Konidien) gebildet, die durch Wind und Regen verbreitet werden. Sind die Blätter mindestens 4 Stunden nass, keimen die Sporangien und führen zu Sekundärinfektionen. Die Keimschläuche dringen durch die Spaltöffnungen in die Pflanze ein, wachsen interzellulär und bilden Haustorien in den Pflanzenzellen. Samen werden ebenfalls befallen. Oosporen können häufig im Innern von infizierten Hülsen gefunden werden (Biddle und Cattlin 2012).

 

Epidemiologie

Sporangien werden nur bei hoher Luftfeuchtigkeit (> 90 %) gebildet (Kraft und Pfleger 2001). Sie keimen bei 1 bis 20 °C (optimal sind 4-8 °C), wobei die Blätter mindestens während 4 Stunden nass sein müssen. Die Überlebensfähigkeit der Sporangien hängt von der Temperatur ab: bei 20 °C überleben sie 24 Stunden, bei 15 °C 7 Tage und bei 4 °C 31 Tage.

 

Wirtsspektrum

Wirtspflanzen von P. viciae sind neben Erbsen (Pisum sativum) auch Ackerbohnen (Vicia faba), andere Vicia-Arten und Lathyrus Arten (Hoffmann und Schmutterer 1999).

 

Bekämpfung

  • Eine weit gestellte Fruchtfolge kann den Befall durch den Falschen Mehltau reduzieren. Die Oosporen können jedoch 10-15 Jahre im Boden überleben (Kraft und Pfleger 2001). Daher ist es schwierig, diese Krankheit allein durch die Fruchtfolge zu kontrollieren.
  • Resistente Sorten anbauen. Achtung: P. viciae kommt in verschiedenen physiologischen Rassen vor. Einige Erbsensorten sind gegen bestimmte Rassen resistent gegen andere aber nicht.
  • Gesundes Saatgut verwenden
  • Saatgutbehandlung mit systemischen Fungiziden, um Primärinfektionen weitgehend zu verhindern.
  • Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen den Falschen Mehltau der Erbsen finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der Online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).

 

Literatur

Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A Colour Handbook. Manson Publishing Ltd.

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.

Kraft JM, Pfleger FL, 2001. Compendium of Pea Diseases and Pests, second edition. APS Press St. Paul, 67 S.

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