Helminthosporium- oder Turcicum-Blattflecken
helminthosporiose du maïs (franz.), northern corn leaf blight (engl.)
wissenschaftliche Namen und Synonyme:
anamorph (asexuelle Nebenfruchtform): Exserohilum turcicum (Pass.) K.J. Leonard & Suggs, (Synonyme: Bipolaris turcica (Pass.) Shoemaker, Drechslera turcica (Pass.) Subram. & B.L. Jain, Helminthosporium inconspicuum Cooke & Ellis, Helminthosporium turcicum Pass., Boln Comiz., Keissleriella turcica (Luttr.) Arx, Luttrellia turcica (Pass.) Khokhr., Setomelanomma turcica (Luttr.) Leonards & Suggs
teleomorph (Hauptfruchtform mit sexueller Fortpflanzung): Setosphaeria turcica (Luttr.) K.J. Leonard & Suggs (Synonym: Trichometasphaeria turcica Luttr.
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Dothideomycetes, Pleosporomycetidae, Pleosporales, Pleosporaceae
Mais wird von zahlreichen Blattfleckenerregern befallen. Neben Helminthosporium-Blattflecken (Setosphaeria turcica, Cochliobolus carbonum = Helminthosporium carbonum und C. heterostrophus = H. maydis) kommen auch Phyllosticta-Blattflecken (verursacht durch P. maydis) oder Kabatiella Augenflecken (Kabatiella zeae) vor.
Die Turcicum-Blattfleckenkrankheit tritt in der Schweiz seit einigen Jahren vermehrt auf und führt zu deutlichen Ertragseinbussen. Ein sauberes Einarbeiten des verseuchten Maisstrohs und eine überlegte Sortenwahl können den Befall erheblich reduzieren.
Abb. 1. Blattflecken an Mais verursacht durch Setosphaeria turcica (= Exserohilum turcicum)
Schadbild
Die von Setosphaeria turcica verursachten Blattflecken sind lang (bis zu 20 cm), oval, graubraun und mit einem schmalen, dunkelbraunen Rand begrenzt (Abb. 1 und 2). Die Form der Flecken ähnelt der Form von Zigarren. Zuerst zeigen sich an den unteren Blättern einige verstreut liegende Flecken. Im Verlauf der Krankheitsentwicklung werden später auch die oberen Blätter und die Lieschblätter befallen. Der Parasit kann, günstige Umweltbedingungen vorausgesetzt, die gesamte Blattspreite befallen und eine vorzeitige Notreife auslösen. Die Blätter haben im Vergleich mit gesund abgereiften Pflanzen eine schmutzig-graue Farbe. Auf anfälligen Sorten breitet sich der Erreger fast ungehindert aus. Auf weniger anfälligen Sorten ist die Anzahl Flecken deutlich geringer und die Flecken sind kleiner.
Auch Keimpflanzen können befallen werden. Diese sterben häufig bereits vor dem Auflaufen ab. An den überlebenden Pflanzen bilden sich sehr kleine, ovale Nekrosen.
Krankheitserreger
Die braunen Konidienträger wachsen einzeln oder in Gruppen durch die Spaltöffnungen. Sie sind gerade oder gekrümmt, bis zu 300 µm lang und 8-9 µm dick (Ellis 1971) (Abb. 3). Die Konidien (50-144 µm lang und 20-24 µm breit) sind gerade oder nur leicht gekrümmt, ellipsenförmig bis umgekehrt keulenförmig und blass bis strohgelb (Abb. 3 und 4). Sie haben eine glatte Oberfläche und 4-9 Pseudosepten. Das Hilum tritt stark hervor. Weltweit sind verschiedene physiologische Rassen des Parasiten bekannt.
Abb. 3. Auf den Blattflecken werden massenhaft neue Konidien auf Konidienträgern gebildet.
Abb. 4. Konidien der Setosphaeria turcica (Syn. Exserohilum turcicum) mit deutlich hervortretendem Hilum
Lebenszyklus
Der Erreger dieser Blattfleckenkrankheit überwintert als Konidie oder Myzel in oder auf Ernterückständen (White 1999). Im Frühjahr gelangen die Konidien (überwinterte oder neu gebildete) mit Regenspritzern auf die unteren Maisblätter und verursachen dort die ersten Blattflecken. Auf diesen Flecken werden später massenhaft neue Konidien gebildet (Abb. 4). Der Wind sorgt für die weitere Verbreitung der Sporen im Bestand und in benachbarten Maisfeldern.
Erste Infektionen können auch durch mit dem Saatgut eingeschleppte Konidien verursacht werden.
Epidemiologie
Ein feuchtes und warmes Klima begünstigt den Krankheitsverlauf. Nach einem frühen Befall und bei optimalen Bedingungen (Wasserfilm auf den Blättern bei 18-27°C) kann sich der Pilz explosionsartig verbreiten und viel Assimilationsfläche zerstören. Die Stärkeeinlagerung und Kornausbildung wird gestört, die Pflanzen werden notreif, wodurch ein wirtschaftlich wichtiger Schaden entstehen kann. Nach Besenhofer und Zederbauer (2002) kann ein Befall zur Zeit der Blüte den Kornertrag um bis zu 30 % mindern. Spät auftretende Blattflecken verursachen hingegen nur einen geringen Ertragsverlust. Die Qualität der Maiskörner ist nach bisherigen Untersuchungen nicht beeinträchtigt, S. turcica bildet keine Mykotoxine.
Wirtsspektrum
Der Helminthosporium- oder Turcicum Blattfleckenerreger (Setosphaeria turcica) befällt Mais (Zea mays) und Sorghum (Sorghum sp.). Süssmais ist besonders anfällig.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Eine wichtige vorbeugende Massnahme ist das saubere Unterpflügen von Maisstroh und Maisstoppeln. Ein vorgängiges Zerkleinern der Ernterückstände verbessert zudem die Verrottung. Dadurch wird das Infektionspotential stark reduziert und das Risiko eines Frühbefalls wird vermindert.
- Weniger Mais in der Fruchtfolge kann einen Frühbefall verhindern. Da die Konidien aber auch von Nachbarfeldern kommen können, ist trotzdem ein Befallsrisiko vorhanden.
- Der Anbau von wenig anfälligen Sorten (Schweiz: Liste der empfohlenen Maissorten; Österreich: Österreichische beschreibende Sortenliste) ist eine der wichtigsten vorbeugenden Bekämpfungsmassnahmen.
- Eine Saatgutbeizung kann Teilerfolge gegen Frühbefall bringen (Häni et al. 2008).
Literatur
Besenhofer G, Zederbauer R, 2002. Turcicum-Blattflecken – eine epidemische Krankheit in Österreich? Mais 1: 24-25.
Ellis MB, 1971. Dematiaceus Hyphomycetes. Commenwealth Mycological Institute Kew, Surrey England: 608 S.
Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A, Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.
White DG (ed.), 1999. Compendium of Corn Diseases, Third Edition. The American Phytopathological Society, APS Press, St. Paul Minnesota: 77 S.