Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Kohlmotte (Kohlschabe) (Plutella xylostella)

Kohlmotte (Kohlschabe)

teigne des crucifères (franz.); cabbage moth, diamondback moth (engl.)

wissenschaftlicher Name: Plutella xylostella L.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Lepidoptera, Plutellidae

Die Raupen der Kohlmotte (Plutella xylostella) ernähren sich von Pflanzen der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Sie fressen bevorzugt an den Herzblättern, später auch an den äusseren Blättern und verursachen Frassfenster oder kleine Löcher in den Blättern. Die Kohlmotte bildet pro Jahr drei bis fünf Generationen, wobei während den Sommermonaten Juli und August besonders viele Raupen beobachtet werden können. Kohlmotten lassen sich oft vom Wind über grosse Distanzen tragen, so dass sie plötzlich massenhaft in gesunde Bestände einfliegen können. Das Abdecken der jungen Pflanzen mit einem Kulturschutznetz verhindert weitgehend das Einfliegen und die Eiablage der Kohlmotten. Bei Befall kann ein Bakterienpräparat auf der Basis von Bacillus thuringiensis eingesetzt werden.  

Kohlmotte (Plutella xylostella): Puppe an WeisskohlAbb. 1. Frassfenster, verursacht durch die Larve und Puppe der Kohlmotte (Plutella xylostella)

Kohlmotte (Plutella xylostella): Raupe an WeisskohlAbb. 2. Larve (Raupe) der Kohlmotte

Abb. 3. Schadbild (Blattoberseite und -unterseite), Larve und Puppe der Kohlmotte. Die Afterfüsse der Larven ragen aus dem hinteren Ende heraus und bilden ein charakteristisches “V”.

Schadbild und Schadwirkung

Die jungen Raupen minieren im ersten Larvenstadium in den Blättern. Diese Blattminen sind aufgrund ihrer Grösse schwer zu erkennen. Später fressen die jungen Raupen das Blattgewebe (Parenchym) auf der Blattunterseite und lassen die Blattoberhaut (Kutikula) oft unversehrt (Abb. 1 und 3). Es entstehen typische Frassfenster oder kleine Löcher in den Blättern, falls die Blattoberhaut zerfällt. Die Raupen fressen bevorzugt an den Herzblättern (Schwarz et al. 1990). Mit zunehmendem Alter der Raupen werden die Schäden grösser und der Blattfrass nimmt zu.
Schadwirkung: Die Raupen sind sehr klein, können aber in grosser Zahl auftreten, so dass das gesamte Blattgewebe mit Ausnahme der Blattadern gefressen wird. Die Raupen sind besonders schädlich für Jungpflanzen und können die Kopfbildung bei Kohl, Brokkoli und Blumenkohl stören. Das Vorhandensein von Raupen in den Blüten kann dazu führen, dass die Ernteprodukte abgelehnt werden, auch wenn nur wenig Pflanzengewebe gefressen wurde. Auch die Knolle von Kohlrabi kann durch die Raupen der Kohlmotte geschädigt werden.

Beschreibung des Schädlings

Wenn nicht anders angegeben, stammen die Angaben aus Capinera (2001).
Die Kohlmotte (Plutella xylostella) ist ein dämmerungsaktiver Schmetterling (Ordnung: Lepidoptera) aus der Familie der Schleiermotten / Halbmotten (Plutellidae).
Die Eier sind winzig klein (0.44 mm lang und 0.26 mm breit) und gelb bis blassgrün gefärbt. Sie werden einzeln oder in kleinen Gruppen von 2 bis 8 Eiern meist auf der Blattunterseite abgelegt. Die Weibchen legen durchschnittlich etwa 150 Eier. Die Entwicklungsdauer beträgt 4 - 8 Tage.
Die Raupen (Larven) werden etwa 11 mm lang (Abb. 2). Sie sind zunächst gelblich-grau, später werden sie grün (Crüger et al. 2002). Der Kopf der Raupen ist anfangs braun bis schwarz, später gelblich mit schwarzen Punkten. Der Körper ist spärlich und kurz behaart. An den Enden sind die Raupen etwas dünner. Die Raupe besitzt drei Paar gegliederte Brustbeine und vier Paar Bauchfüsse am 3. bis 6. Hinterleibssegment (Abdominalsegment). Am letzten (10.) Hinterleibssegment befinden sich die Afterfüsse oder Nachschieber. Die Afterfüsse ragen aus dem hinteren Ende heraus und bilden ein charakteristisches “V”. Werden die Raupen gestört, zappeln sie oft heftig und lassen sich an einem Seidenfaden von der Pflanze fallen. Sobald die Gefahr vorüber ist, klettern sie wieder nach oben (Porteneuve et al. 2015).
Die Verpuppung erfolgt auf der Wirtspflanze in einem Kokon aus locker gesponnenen Seidenfäden (Kahrer und Gross 2002) (Abb. 1 und 3). Die braune bis gelbliche Puppe ist 7 - 9 mm lang.
Der Falter ist eine kleine, schlanke, graubraune Schleiermotte mit ausgeprägten Fühlern. Er ist etwa 6 mm lang und hat eine Flügelspannweite von 11 bis 16 mm (Porteneuve et al. 2015). Der hintere Rand der schlanken Vorderflügel ist durch ein helles, wellenförmiges Band begrenzt (Kahrer und Gross 2002). Bei ruhenden Insekten mit zusammengefalteten Flügeln ist dieses helle Band auf dem Rücken sichtbar. Es ist an einigen Stellen verengt, so dass eine oder mehrere Rauten (soll der Form eines Diamanten entsprechen) erkennbar sind (dies gab der Kohlmotte ihren englischen Namen). Die Hinterflügel besitzen lange Fransen.
Weitere Abbildungen: Zusätzliche Bilder der Eier, Raupen (Larven), Puppen und Falter der Kohlmotte finden Sie unter Lepiforum.org.

Lebenszyklus

Die Falter der Kohlmotten erscheinen ab April (Kühne et al. 2006; Balmelli et al. 2012). Unmittelbar nach dem Schlüpfen aus dem Kokon paaren sich Männchen und Weibchen meist in der Abenddämmerung (Capinera 2001). Die Falter leben etwa 12 bzw. 16 Tage und ernähren sich von Blütennektar. Die Weibchen legen im Durchschnitt insgesamt etwa 150 Eier, in kleinen Gruppen von 2 bis 8 Eiern, an der Blattunterseite ab. Vier bis acht Tage nach der Eiablage schlüpfen die jungen Räupchen.
Die Raupen haben vier Larvenstadien, wobei die durchschnittliche Entwicklungsdauer je nach Witterung etwa drei Wochen beträgt (Kahrer und Gross 2002; Porteneuve et al. 20015). Die Raupen fressen bevorzugt an den Herzblättern, später auch an den äusseren Blättern von Kreuzblütlern und verursachen Frassfenster oder Löcher in den Blättern.
Am Ende ihrer Entwicklung verpuppt sich die Raupe auf der Wirtspflanze in einem locker gewebten, spindelförmigen Gespinst (Kokon). Die Verpuppung dauert je nach Umgebungstemperatur zwischen 4 bis 15 Tagen.
Die Anzahl Generationen pro Jahr variiert je nach klimatischen Bedingungen zwischen drei und fünf (Balmelli et al. 2012). Die einzelnen Generationen überlappen sich. Die meisten Raupen werden im Juli und August beobachtet.
Die Kohlmotte überwintert als Puppe an Pflanzenresten (Hoffmann und Schmutterer 1999; Balmelli et al. 2012). Es ist jedoch noch nicht vollständig geklärt, „ob und gegebenenfalls in welchem Stadium der Schädling bei uns überwintert oder ob er alljährlich aus wärmeren Gebieten zuwandert“ (Crüger et al. 2002). Die Kohlmotte ist ein schlechter Flieger und legt normalerweise keine weiten Strecken zurück (Capinera 2001). Die Falter lassen sich jedoch leicht vom Wind tragen, so dass sie in Gebieten mit gemässigtem Klima überwintern und mit Hilfe von Südwinden jedes Frühjahr wieder in nördliche Gebiete einwandern können (Capinera 2001; Porteneuve et al. 2015).

Epidemiologie

Feuchte und kühle Witterung hemmt die Entwicklung der Kohlmotte (Schwarz et al. 1990).

Wirtsspektrum

Die Kohlmotte (Plutella xylostella) befällt praktisch alle Kreuzblütler (Familie der Brassicaceae): Kopfkohl, Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl, Kohlrüben, Grünkohl, Kohlrabi, Radieschen, Rettich, Meerrettich, Raps etc. Auch Unkräuter wie Hirtentäschchen (Capsella bursa-pastoris), Acker-Täschelkraut (Thlaspi arvense) oder Ackersenf (Sinapis arvensis) werden befallen.
Die Falter saugen Nektar von Blüten verschiedener Pflanzenarten.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

Literatur

Balmelli A, Frank A, Sauer C, Vogler U, 2012. Kohlraupen. Merkblatt, Herausgeber: Extension Gemüsebau, Forschungsanstalt Agroscope, Changins-Wädenswil ACW,8820 Wädenswil.

Capinera JL, 2001. Handbook of Vegetable Pests. Academic Press New York: 729 S.

Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 675 S.

Kahrer A, Gross M, 2002. Gemüseschädlinge. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf: 205 S.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.

Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.

Porteneuve C, Baty-Julien C, Estorgues V, Maitre R, Penguilly D, Mérendet V, Méry A, Raynal C, Serrurier M, Villeneuve F, 2015. Les choux à inflorescence: chou-fleur, chou brocoli, chou romanesco. Paris: Centre Technique Interprofessionnel des Fruits et Légumes (CTIFL): 331 S.

 

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