Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Diplocarpon rosae (Sternrusstau)

Sternrusstau

taches noires du rosier (franz.); black spot (engl.)

wissenschaftlicher Name der Hauptfruchtform: Diplocarpon rosae (Lib.) Wolf
beziehungsweise der Nebenfruchtform: Marssonina rosae Trail

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Leotiomycetes, Leotiomycetidae, Helotiales, Drepanopezizaceae

Sternrusstau (Diplocarpon rosae, Nebenfruchtform: Marssonina rosae) wird oft auch Schwarzfleckenkrankheit genannt. Diese häufige Pilzkrankheit der Rose verursacht schwarz-braune, kreisförmige Blattflecken mit strahlenförmig auslaufenden Rändern. Die Blätter vergilben rasch und fallen vorzeitig ab. Auch junge Triebe werden befallen. Eine lange Blattnässedauer und eine hohe Luftfeuchtigkeit bieten dem Sternrusstau besonders gute Wachstumsbedingungen. Eine Überkopfbewässerung sollte deshalb vermieden werden. Eine weitere vorbeugende Massnahme ist das Entfernen und Vernichten von befallenen Blättern.

Sternrusstau (Diplocarpon rosae) an RosenAbb. 1. Schwarz-braune Blattflecken mit strahlenförmig auslaufenden Rändern, verursacht durch den Pilz Sternrusstau (Diplocarpon rosae)

Abb. 2. Schadbild des Sternrusstaus (Diplocarpon rosae); Bilder 5 und 6: Sporenlager, sogenannte Acervuli, auf den Blattflecken

Schadbild

An der Blattoberseite entwickeln sich schwarz-braune, kreisförmige Blattflecken mit charakteristischen, strahlenförmig auslaufenden Rändern (Abb. 1 und 2). Auf den Flecken sind oft kleine schwarze Fruchtkörper (Acervuli) sichtbar, die unregelmäßig oder in konzentrischen Kreisen verteilt sind (Abb. 2). Das Blattgewebe rund um die Flecken verfärbt sich gelb. Diese Chlorose breitet sich über die gesamte Blattfläche aus, bis es zum vorzeitigen Blattfall kommt.
An jungen Trieben entwickeln sich leicht erhöhte, violett-rote, unregelmäßige Flecken, die später schwarz werden. Die Flecken sind oft klein und töten selten Zweige ab, sind aber wichtig für das Überleben des Erregers während des Winters.

Sternrusstau (Diplocarpon rosae) SporenAbb. 3. Konidien des Sternrusstaus (Diplocarpon rosae)

Krankheitserreger

Das stark verzweigte Myzel der D. rosae wächst strahlenförmig unter der Kutikula. Ausgehend vom Myzel werden Saughyphen (Haustorien) in die Wirtszellen gebildet, die der Ernährung des Pilzes dienen.
Die asexuellen Sporenlager, die Acervuli, variieren im Durchmesser von 50 bis 400 µm (alle Grössenangaben nach Horst und Cloyd, 2007). In den Sporenlagern werden zwei-zellige Konidien (5-7 x 15-25 µm) gebildet (Abb. 3). Diese sind glatt und haben eine klebrige Oberfläche. Die Acervuli durchbrechen die Kutikula und entlassen die Konidien in einer weissen, schleimigen Masse.
Sehr selten werden Apothecien (Hauptfruchtform) gebildet. Sie sind 100-250 µm gross. Die Asci (15 x 70-80 µm) enthalten acht Ascosporen (5-6 x 20-25 µm).

Lebenszyklus

Sternrusstau überwintert als Myzel in abgefallenen Blättern oder in Trieben, wo dann im Frühjahr neue Acervuli mit Konidien gebildet werden. Der Pilz kann auch in Form von Konidien in vorhandenen Acervuli überwintern oder als Acervuli, in denen im Frühjahr neue Konidien produziert werden. Sexuelle Fruchtkörper (Apothecien) werden selten gefunden, so dass sie für die Überwinterung unbedeutend sind (Horst und Cloyd, 2007). In Gebieten mit mildem Klima und in Gewächshäusern bleibt der Pilz das ganze Jahr auf dem Wirt aktiv.
Junge wachsende Blätter sind am anfälligsten. Sowohl die Unter- als auch die Oberseite des Blattes können befallen werden. Für die Keimung und die Infektion brauchen die Konidien während mehrerer Stunden einen Wasserfilm auf den Blättern oder Trieben. Einmal gekeimt durchdringen die Keimschläuche die Kutikula und wachsen zwischen der Kutikula und den Epidermiszellen. Dünne Penetrationshyphen durchdringen die Wand der Epidermiszellen und bilden in den Zellen Haustorien.
Innerhalb etwa 11 Tagen entstehen an der Blattoberseite Acervuli (an der Blattunterseite dauert dies etwas länger). Diese brechen die Kutikula auf und legen eine schleimige Masse von Konidien frei. An den Rändern der Flecken werden ständig neue Acervuli gebildet. Die Konidien werden durch Spritzwasser, durch Menschen oder durch Kontakt mit Insekten verbreitet. Abgefallene Blätter, die vom Wind verweht werden, können den Erreger lokal verbreiten.

Epidemiologie

Sternrusstau toleriert einen weiten Temperaturbereich von 15 bis 27 °C (Horst und Cloyd, 2007). Die Keimung der Konidien ist bei 18 °C optimal; bei dieser Temperatur beginnt die Keimung in 9 Stunden. Der Erreger ist empfindlich gegenüber hohen Temperaturen: Konidien werden bei 33 °C abgetötet.
Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigt, wenn die Blätter während 24 Stunden feucht bleiben. In trockener Luft findet keine Infektion statt. Selbst bei 100 % relativer Luftfeuchtigkeit keimen die Konidien nicht, wenn diese nicht ungefähr 7 Stunden in Wasser getaucht sind.
Eine gute Luftzirkulation in Gewächshäusern oder im Freiland beschleunigt das Trocknen der Rosen und reduziert die Wahrscheinlichkeit eines Befalls durch Sternrusstau. Überkopfbewässerung begünstigt die Infektion.
In trockenen Regionen oder in Gewächshäusern mit geringer Luftfeuchtigkeit ist die Krankheitsentwicklung eingeschränkt. Sommerhitze begrenzt die Entwicklung des Sternrusstaus auch in regenreichen Regionen.

Wirtsspektrum

Der Sternrusstau befällt mehrere Arten der Rosen (Rosa spp.). Es wurden physiologische Rassen des Pilzes beschrieben.

Bekämpfung

  • Resistente oder wenig anfällige Sorten anbauen
  • Überkopfbewässerung vermeiden. Falls trotzdem bewässert werden muss, dann nur in den frühen Morgenstunden, um den Blättern Zeit zu geben, im Laufe des Tages zu trocknen.
  • Das Entfernen der (befallenen) Blätter vom Boden und das Beschneiden von Trieben, die Krankheitssymptome zeigen, verhindern die Überwinterung des Erregers.
  • Eine dichte Bepflanzung sollte vermieden werden, um eine gute Luftzirkulation zu ermöglichen.
  • Im Handel sind verschiedene Pflanzenschutzmittel gegen Sternrusstau erhältlich.

Literatur

Horst RK, Cloyd RA, 2007. Compendium of Rose Diseases and Pests. Second edition. The American Phytopathological Society, 83 p.