Himbeerrost
rouilles du framboisier (franz.); yellow rust (engl.)
wissenschaftlicher Name: Phragmidium rubi-idaei (DC.) P. Karst.
Synonym: Phragmidium imitans Arth.
Taxonomie: Fungi, Basidiomycota, Pucciniomycetes, Pucciniales, Phragmidiaceae
Der Himbeerrost (Phragmidium rubi-idaei) ist ein Rostpilz mit vollständigem Entwicklungszyklus (fünf verschiedene Sporenstadien) und ohne Wirtswechsel. Er überwintert in Form von Teleutosporen, die an den abgefallenen Blättern haften. Im Frühjahr bildet der Himbeerrost orange-gelbe Spermogonien und Aecidien auf der Blattoberseite, ab Juni bis in den Spätherbst gelbe Uredolager und später schwarze Teleutolager auf der Blattunterseite. Die Entfernung des abgefallenen Laubes aus der Anlage im Herbst, ist eine wirksame vorbeugende Bekämpfungsmassnahme.
Abb. 1. Himbeerrost (Phragmidium rubi-idaei): An der Blattunterseite bilden sich ab Juni Uredosporen- und später Teleutosporenlager
Schadbild
Im Frühjahr erscheinen leuchtend orange-gelbe Aecidien auf der Oberseite der Blätter in Bodennähe (Abb. 2). Gelegentlich sind Aecidien auch an Blattstielen, Blütenstielen und Kelchblättern zu sehen (Ellis et al. 1991). Ab Juni bildet der Himbeerrost orangefarbene bis blassgelbe Uredolager auf der Blattunterseite (Abb. 1 und 3) und manchmal auch auf den Blütenstielen und Kelchblättern. Die gelben Uredolager verdunkeln sich, wenn sich von Mitte Juli bis zum Spätherbst schwarze Teleutosporen in den Sporenlagern bilden (Abb. 1 und 3). Die Unterseite der Blätter kann dann dicht mit schwarzen Teleutolagern bedeckt sein. Der Himbeerrost ist nicht systemisch.
Krankheitserreger
Phragmidium rubi-idaei ist ein Rostpilz mit vollständigem Lebenszyklus ohne Wirtswechsel (makrozyklischer, autözischer Rostpilz). Die Spermogonien erscheinen im Frühjahr als kleine (weniger als 1 mm im Durchmesser), leuchtend orangefarbene, leicht erhabene Flecken auf der Blattoberseite. Die orange-gelben Aecidien entwickeln sich rund um die Spermogonien. Die Aecidiosporen (15-27 µm im Durchmesser) sind kugelförmig und haben kleine Stacheln.
Die kleinen, gelben Uredolager (0.1 -0.4 mm im Durchmesser) haben zahlreiche, keulenförmige Paraphysen (50-90 x 15-28 µm). Die Uredosporen (17-23 x 15-19 µm) sind eiförmig und stachelig (Abb. 4).
Die sechs- bis neun-zelligen Teleutosporen sind zylindrisch und an den Septen nicht eingeschnürt. Sie haben in der Regel am Ende eine kleine Spitze von bis zu 20 µm Länge. Die Teleutosporen sind 28-32 x 79-124 µm gross, haben dunkelbraune Wände und eine warzenförmige Oberfläche (Abb. 4). Die Stiele, welche die Teleutosporen tragen, sind 100 - 170 µm lang. (sämtliche Grössenangaben stammen aus Ellis et al. 1991)
Lebenszyklus
Phragmidium rubi-idaei überwintert als Teleutosporen auf abgefallenen Blättern. Diese benötigen während mehreren Monaten kalte Temperaturen, um die Keimruhe zu brechen. Bei Temperaturen über 6.3 °C (Optimum 14.6 – 18.4 °C und Maximum 25 °C) keimen die Teleutosporen und bilden je vier Basidiosporen (Ellis et al. 1991). Letztere infizieren im Frühjahr die Blätter der Himbeere und bilden an der Blattoberseite Spermogonien und gelbe Aecidien mit Aecidiosporen. Diese wiederum verursachen erneut Infektionen an Himbeerblättern und es entstehen an der Blattunterseite ebenfalls gelbe Uredolager mit Uredosporen.
Während kühler und feuchter Witterung können sich die Uredosporen schnell vermehren und die Krankheit verbreiten. Nur das jüngste, grüne Pflanzengewebe ist anfällig.
Im Sommer bis in den Spätherbst hinein verdunkeln sich die gelben Uredolager, da in den bestehenden oder in neu gebildeten Sporenlagern schwarze Teleutosporen gebildet werden.
Wirtsspektrum
Himbeeren (Rubus idaeus L.)
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Ein Witterungsschutz während der Vegetation kann einen Befall weitgehend verhindern.
- In Gebieten, wo der Himbeerrost häufig auftritt, wird die Verwendung von resistenten Himbeersorten empfohlen.
- Für eine gute Luftzirkulation zwischen den Pflanzen sorgen (z. B. Ausdünnen der Himbeerstöcke), damit die Pflanzen schneller abtrocknen
- Die ersten, mit Rost befallenen Blätter entfernen.
- Durch die Entfernung des abgefallenen Laubes wird der grösste Teil der Teleutosporen aus der Anlage entfernt. Oder für eine gute Verrottung des Laubes sorgen. Überwinterte Teleutosporen sind verantwortlich für die Primärinfektionen im folgenden Frühling!
Literatur
Ellis MA, Converse RH, Williams RN, Williamson B, 1991. Compendium of Raspberry and Blackberry Diseases and Insects. The American Phytopathological Society, St. Paul Minnesota: 100 p.