Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Südlicher Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii)

Südlicher Stängelbrenner oder Anthracnose

l'anthracnose (fr.); southern anthracnose (engl.)

Wissenschaftlicher Name: Colletotrichum trifolii Bain & Essary

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Sordariomycetes, Sordariomycetidae, Glomerellaceae

Colletotrichum trifolii, der Erreger des südlichen Stängelbrenners von Rotklee (Trifolium pratense) und Luzerne (Medicago sativa) kommt in Europa, Nordamerika, Australien und Japan vor. In wärmeren Gegenden ist er eine gefürchtete Krankheit der Leguminosen und kann grosse Schäden anrichten. Der nördliche Stängelbrenner wird durch den Pilz Kabatiella caulivora verursacht.

Südlicher Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii) an LuzerneAbb. 1. Südlicher Stängelbrenner oder Anthracnose (Colletotrichum trifolii) an Luzerne (Medicago sativa)

Südlicher Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii) an LuzerneAbb. 2. Krankheitssymptome des südlichen Stängelbrenners (C. trifolli) an Stängeln der Luzerne: Auf den Läsionen sind Acervuli mit Konidien zu erkennen.

Schadbild

Der Pilz verursacht hell- bis dunkelbraune, längs-ovale Läsionen an Stängeln und Blattstielen (Abb. 1 und 2). Die Verletzungen können sehr rasch den ganzen Stängel umgürten, so dass Blätter oder ganze Triebe vertrocknen und absterben. Dies führt zu bedeutenden Ertragsverlusten. Der Pilz befällt auch den oberen Teil der Pfahlwurzel und die Pflanzenbasis, was zum Welken der Triebe und in den meisten Fällen zum frühzeitigen Absterben der ganzen Pflanze führt. Die welkenden Triebe lassen sich leicht von der Wurzel trennen.
Da die ersten Symptome vorwiegend an den Stängeln sichtbar sind und ein stark befallenes Feld aussieht als ob ein Feuer die Leguminosen verbrannt habe, wird diese Pflanzenkrankheit Stängelbrenner genannt. Im englischen Sprachraum heisst sie Anthracnose, was ebenfalls auf etwas kohleartiges oder verbranntes hinweist.

Krankheitserreger

Auf krankem Gewebe bildet der Pilz Fruchtkörper (Acervuli) mit Konidien und schwarzen Borsten (Setae), die mit Hilfe einer guten Handlupe erkennbar sind (Abb. 3 und 4). Während feuchter Witterung füllen sich die Acervuli mit einer rosafarbenen, schleimigen Masse, bestehend aus Konidien. Die Konidien werden auf kurzen Konidienträgern gebildet, sind einzellig, gerade, hyalin, an beiden Enden leicht abgerundet und messen 10-12 µm x 5 µm (Raynal et al. 1989). Im Gegensatz zu C. trifolii sind die Konidien von C. destructivum, eine ebenfalls auf Rotklee und Luzerne vorkommende, aber weit weniger pathogene Colletotrichum Art (Schubiger et al. 2003), länger: 13-18 µm x 3-4 µm (Raynal 1977). Die Setae der C. trifolii sind braun-schwarz, zugespitzt und besitzen Trennwände.

Südlicher Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii): Setae
Südlicher Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii): KonidienAbb. 3. Setae (oben) und Konidien (unten) von Colletotrichum trifolii, dem Erreger des südlichen Stängelbrenners

Lebenszyklus und Epidemiologie

C. trifolii verbreitet sich mit Konidien. Wind und Regen sind hauptverantwortlich für den Transport der Konidien von kranken auf gesunde Pflanzen. Die Konidien keimen bei einer Temperatur von 25 °C innerhalb von 6-8 Stunden (Raynal et al. 1989). Der Keimschlauch bildet zunächst ein Appressorium, später eine Penetrationshyphe, die durch die Epidermis in die Pflanze eindringt. Unter natürlichen Bedingungen dringt der Pilz häufig an der Pflanzenbasis in die Pflanze ein, da dort während längerer Zeit eine genügend hohe Feuchtigkeit vorkommt.
Die Inkubationszeit dauert 7 bis 8 Tage. Nach O'Rourke (1976) beträgt die optimale Temperatur für das Wachstum des Pathogens 25-28 °C. Die Anthracnose tritt deshalb vor allem im Sommer während heisser, feuchter Witterung auf.
C. trifolii überwintert als Myzel in abgestorbenen Pflanzenteilen oder im Wurzelhals von befallenen Pflanzen. Steigen die Temperaturen auf 20 °C bildet das überwinterte Myzel während Feuchteperioden Konidien, die neue Pflanzen infizieren können.
Eine Saatgutübertragung ist möglich.

Südlicher Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii): Setae
Südlicher Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii): SetaeAbb. 4. C. trifolii an Rotklee mit Acervuli aus denen Setae wachsen (vergrössert)

Wirtsspektrum

Der südliche Stängelbrenner kann ausser Rotklee und Luzerne noch weitere Wirtspflanzen infizieren: den Inkarnatklee (Trifolium incarnatum), Erd-Klee (T. subterraneum) und andere Medicago-Arten.

Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen

Ein vorzeitig durchgeführter Schnitt kann in einem Feld eine Massenvermehrung von Konidien verhindern, da ein geschnittenes Feld schneller abtrocknet. Die Krankheit wird auf diese Art aber nicht eliminiert.
In Amerika zeigte eine konsequent durchgeführte Züchtung auf Resistenz gegen den südlichen Stängelbrenner (Southern Anthracnose) eine hervorragende Wirkung. Alle Luzernesorten sind heute mehrheitlich resistent, wobei immer wieder neue Rassen des Pathogens auftauchen, welche die Resistenz durchbrechen können (Elgin und Ostazeski 1982, Mackie et al. 2003).

Literatur

Elgin JH und Ostazeski SA, 1982. Evaluation of selected Alfalfa Cultivars and related Medicago Species for Resistance to Race 1 and Race 2 Anthracnose. Crop Science 22: 39-42.

Mackie JM, Musial JM, O'Neill NR und Irwin JAG, 2003. Pathogenic specialisation within Colletotrichum trifolii in Australia, and lucerne cultivar reactions to all known Australian pathotypes. Australian Journal of Agricultural Research 54 (9): 829-836.

O'Rourke CJ, 1976. Diseases of grasses and forage legumes in Ireland. An Foras Taluntais, Dublin 4. 115 S.

Raynal G, 1977. Comparaison, en contaminations artificielles, des pouvoirs pathogènes des Colletotrichum isolés en France sur la Luzerne. Ann. Phytopathol. 9 (2): 193-203.

Raynal G, Gondran J, Bournoville R und Courtillot M, 1989. Ennemis et maladies des prairies. INRA Paris: 249 S.

Schubiger FX, Streckeisen P und Boller B, 2003. Resistance to Southern Anthracnose (Colletotrichum trifolii) in Cultivars of Red Clover (Trifolium pratense). Czech J. Genet. Plant Breed., 39: 309–312.

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