Kirschenhexenbesen
Balai de sorcière du cerisier (franz.); cherry leaf curl or witches broom (engl.)
wissenschaftlicher Name: Taphrina cerasi (Fuckel) Sadebeck
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Taphrinomycotina, Taphrinomycetes, Taphrinomycetidae, Taphrinales, Taphrinaceae
Taphrina cerasi verursacht an Süss- und Sauerkirschen starke Verzweigungen, die einen sogenannten Hexenbesen ausbilden. Die Hexenbesen tragen keine Blüten, sind aber belaubt. Die Blätter sind gekräuselt und haben auf der Blattunterseite einen weissen Überzug bestehend aus den Asci des Pilzes. Das vollständige Wegschneiden der Hexenbesen ist eine wirksame Massnahme, um die Krankheit zu verhindern.
Abb. 1. Taphrina cerasi an Kirsche: weisser Überzug auf der Blattunterseite
Abb. 2 Taphrina cerasi an KirscheKrankheitsbild
Die „Hexenbesen“ sind im Winter gut erkennbar. Es handelt sich um eine krankhafte Anhäufung von Trieben, die wie ein Besen im Baum sitzt. An der Basis ist der „Besen“ oft verdickt. Auch zur Zeit der Kirschenblüte im Frühjahr sind die Hexenbesen sehr auffällig. Sie tragen keine Blüten sondern zeigen eine üppige Belaubung. Die Blätter sind oft rotbraun verfärbt, gekräuselt und zwischen den Blattrippen blasig aufgetrieben. Auf der Blattunterseite bildet sich wegen der zahlreich gebildeten Asci ein weisser, reifartiger Überzug (Abb. 1 und 2). Befallene Blätter werden vorzeitig braun und fallen ab.
Krankheitserreger
T. cerasi bildet auf der Unterseite von befallenen Blättern frei stehende, keulenförmige, an der Spitze abgerundete oder abgeflachte Asci mit einer Stielzelle (Abb. 3). Die acht Ascosporen, welche zum Teil bereits im Ascus Knospen bilden, sind rund bis eiförmig. Nach Ogawa et al. (1995) entsprechen die Grössenangaben der Asci und Ascosporen der T. cerasi denjenigen der T. deformans: Asci 17-56 x 7-15 µm, Ascosporen 3-7 µm (Durchmesser).
Abb. 3. Taphrina cerasi: frei auf der Blattoberfläche stehende Asci mit Ascosporen
Lebenszyklus
Der Erreger des Kirschenhexenbesens überwintert in den Trieben der „Hexenbesen“. Er wächst im Frühjahr beim Austreiben der Knospen in die Blätter. Nach deren Entfaltung bildet er auf der Blattunterseite die Fortpflanzungsorgane, die Asci. Diese sind als weisser Überzug leicht zu erkennen. In den Asci werden je acht Ascosporen gebildet, die ausgeschleudert und durch Wind und Regen verbreitet werden. Die Ascosporen können dann gesunde Triebe infizieren. Ein mit dem Pilz befallener Trieb kann Jahr für Jahr an den Blättern neue Asci bilden.
Wirtsspektrum
Süss- und Sauerkirschen
Bekämpfung
Während des Winterschnittes müssen die erkrankten Triebe („Hexenbesen“) entfernt werden, etwa 30 cm unterhalb der Stelle, wo gesundes und krankes Holz aufeinander treffen.
Literatur
Ogawa JM, Zehr EI, Bird GW, Ritchie DF, Uriu K, Uyemoto JK (editors), 1995. Compendium of stone fruit diseases. St. Paul, American Phytopathological Society: 98 S.