Birnenpockenmilbe
phytopte du poirier (franz.); pearleaf blister mite (engl.)
wissenschaftlicher Name: Eriophyes pyri Pgst.
Synonym: Phytoptus pyri Pagenstecher
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Arachnida, Acari, Prostigmata, Eriophyidae
Birnenpockenmilben (Eriophyes pyri) verursachen charakteristische Verdickungen (Pocken) an Blättern und Früchten. Im Inneren der Pocken befinden sich die winzig kleinen Gallmilben. Vor dem Blattfall verlassen die Milben die Blätter und wandern zu den neugebildeten Knospen, wo sie unter den Knospenschuppen überwintern. Eine Nacherntebehandlung mit 2% Schwefel kann die Birnenpockenmilben erfolgreich bekämpfen.
Abb. 1. Schadbild der Birnenpockenmilben (Eriophyes pyri)
Abb. 2. Schadbild der Birnenpockenmilben (Eriophyes pyri): Die knötchenförmigen Verdickungen (Pocken) an den Blättern sind zuerst hellgrün, dann rötlich und dunkelbraun bis schwarz.Schadbild
Im Frühjahr bilden sich an den Blättern und Früchten zahlreiche knötchenförmige Verdickungen, sogenannte Pocken (Abb. 1 und 2). Diese sind zuerst hellgrün, später verfärben sie sich rötlich und anschliessend dunkelbraun bis schwarz (Abb. 2). Im Inneren befinden sich zahlreiche nur mit einer Lupe sichtbare Gallmilben (Abb. 3). Die Pocken sind auf beiden Blattseiten sichtbar. Auf der Blattunterseite haben die Pocken eine kleine Öffnung, durch welche die Milben die Pocken verlassen können. Die Birnenpockenmilbe schädigt auch die Knospen in denen sie überwintert.
Abb. 3. Die Birnenpockenmilbe (Eriophyes pyri) ist mikroskopisch klein, weiss und hat nur zwei Beinpaare.
Schädling
Die Birnenpockenmilbe ist eine Gallmilbe. Sie ist weiss, sehr klein, etwa 0.2 mm lang und sieht aus wie ein winzig kleines Würstchen (Abb. 3). Gallmilben haben nur zwei Beinpaare.
Lebenszyklus
Die Überwinterung der ausgewachsenen Weibchen erfolgt zwischen den Schuppen der Blatt- und Blütenknospen. Sobald die Knospen im Frühling anfangen zu wachsen, besiedeln die Milben die sich entwickelnden Blätter und Früchte und beginnen mit der Saugtätigkeit. Dadurch wird die Bildung von Pocken angeregt, die anfangs grün später rot gefärbt sind. Die Weibchen legen Eier in die Pocken. Die daraus entstehende neue Generation von Milben ernährt sich in den Pocken vom Pflanzengewebe. Durch ein kleines Loch in der Mitte der Pocken können die Milben diese verlassen und frische Blätter an den Triebenden besiedeln. Während der Vegetationszeit vermehren sich die Birnenpockenmilben über zwei bis drei Generationen (Sutton et al. 2014). Während der heissen Sommermonate verlangsamt sich die Aktivität der Milben. Die Pocken verfärben sich schwarz. Ab dem Herbst verlassen die Milben die Blätter und wandern in die neu gebildeten Knospen, in denen sie überwintern.
Die Verbreitung der Milben von Baum zu Baum oder zwischen Obstanlagen geschieht mit dem Wind, durch Vögel oder Insekten.
Wirtsspektrum
Wirtspflanze der Eriophyes pyri ist die Birne (Pyrus communis). Ob die Apfelpockenmilbe, Verursacher von Pocken an Apfelbäumen, eine eigene Art (Eriophyes mali) ist oder eine Unterart der E. pyri, ist noch nicht abschließend geklärt.
Bekämpfung
- Die Schadschwelle ist erreicht, wenn gegen Ende der Blüte oder im Spätsommer 10% von 200 untersuchten Blütenbüscheln und/oder Trieben einen Befall aufweisen (Pflanzenschutzempfehlung für den Erwerbsobstbau)
- Bei Befall beim Austrieb eine zweimalige Behandlung mit Mineralöl (nur Teilwirkung) oder nach der Ernte eine oder zwei Behandlungen mit 2% Netzschwefel durchführen (FiBL 2005). Im Herbst, während der Wanderung der Milben von den Pocken zu den Knospen sind die Milben ungeschützt und können gut mit Schwefel bekämpft werden. Raubmilben werden dabei nicht geschädigt, da sie zu diesem Zeitpunkt die Winterquartiere bereits bezogen haben (Daniel et al. 2005). Siehe auch Andermatt biocontrol oder Betriebsmittelliste FiBL.
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Birnenpockenmilbe finden sie für die Schweiz unter Agroscope und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Literatur
Daniel C, Wyss E, Linder C, Höhn H, 2005. Schwefel gegen Birnenpockenmilbe: Wirkung bestätigt. BioAktuell 06: S. 12
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 2005. Merkblatt. Pflanzenschutz im Biokernobstanbau. 32 Seiten (pdf)
Sutton TB, Aldwinckle HS, Agnello AM and Walgenbach JF, 2014. Compendium of Apple and Pear Diseases and Pests. Second edition, St. Paul, Minn. The American Phytopathological Society, 218 p.