Miniermotten
Mineuses du feuillage (franz.); leafminers (engl.)
- Schlangenminiermotte (de), mineuse sinueuse (franz), aple leaf miner (engl),
Lyonetia clerkella L. (wissenschaftlicher Name) - Fleckenminiermotte (de), mineuse cerclée (franz.), ribbed apple leaf miner (engl.),
Leucoptera malifoliella Costa, Synonym L. scitella Zeller (wissenschaftlicher Name) - Apfelminiermotte (de), mineuse élargie (franz.), apple pygmy moth (engl.),
Stigmella malella Staint. (wissenschaftlicher Name) - Haselminiermotte (de), mineuse plaquée (franz.), hawthorn red midget moth (engl.),
Phyllonorycter corylifoliella Hübner (wissenschftlicher Name) - Faltenminiermotte (de), mineuse marbrée (franz.), spotted tentiform leafminer (engl.)
Phyllonorycter blancardella Fabricius (wissenschftlicher Name) - Apfelblattrandmotte (de), mineuse repliée (franz.), garden apple slender (engl.),
Callisto denticulella Thunberg (wissenschaftlicher Name) - Sackträgermotte (de), coléophores (franz.), casebearer (engl.),
Coleophora spp. (wissenschaftlicher Name der Gattung, verschiedene Arten)
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Lepidoptera
Unter dem Oberbegriff Blattminiermotten versteht man Insekten, deren winzige Larven im Innern der Blätter leben, wo sie eine auffällig aussehende Mine bohren. Die Larven ernähren sich, gut geschützt vor Witterungseinflüssen und oft auch vor Insektiziden, von den Blättern. In den Blattminen häuten sich die Larven und verpuppen sich in der Regel auch.
Durch die Minierarbeit verursacht das Insekt auf dem Blatt für jede Art charakteristische Symptome, die zur Bestimmung des Schädlings herangezogen werden können.
In der Regel handelt es sich dabei um Schädlinge von völlig untergeordneter Bedeutung, deren sporadisches Auftreten im Obstgarten für den Landwirt in der Regel kein Grund zur Sorge ist. Massive Schäden, die manchmal zyklisch auftreten, sind jedoch möglich und die Schäden, die diese Miniermotten verursachen können, sind dann sehr schwerwiegend.
Wenn viele Miniermotten auftreten, kann die Assimilationsaktivität stark beeinträchtigt werden, es kann zu teilweisem Verdorren der Blattspreite kommen, was zu einer mehr oder weniger starken Reduktion des aktiven Gewebes führt, das Blatt wird braun, stirbt ab und fällt vorzeitig ab.
Das Auftreten eines starken Befalls kann von vielen Faktoren abhängen, von denen die Wetterbedingungen, die Wirkung natürlicher Feinde und die Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln eine entscheidende Rolle spielen.
Wir geben hier einige Hinweise, die es dem Praktiker erleichtern, die sieben wichtigsten Miniermotten, die er in seinem Obstgarten antreffen kann, zu bestimmen. Die Informationen stammen zum grössten Teil aus Bovey et al. 1979.
Schlangenminiermotte (Lyonetia clerkella)
Die Schlangenminiermotte ist zweifellos die wichtigste und am weitesten verbreitete Miniermotte in unseren Obstgärten. Sie befällt hauptsächlich Apfel- und Kirschbäume, lebt aber auch auf Pflaumen-, Birnen- und Pfirsichbäumen.
Abb. 1. Schlangenminiermotten (Lyonetia clerkella)
Abb. 2. Die Blattminen der Schlangenminiermotte schlängelt sich als langer Gang durch das Apfelblatt.Beschreibung des Schädlings
Die Flügelspannweite beträgt 7-9 mm. Die Vorderflügel sind silbrig-weiss, manchmal ganz oder teilweise braun und haben je einen dunklen Fleck an der Spitze. Die Hinterflügel sind dunkelgrau. Die Larven sind blassgrün, haben einen hellgrauen Kopf und sehen perlschnurartig aus.
Im Internetportal lepiforum.org sind Raupen, Puppe, Falter und die charakteristischen Blattminen abgebildet.
Schadbild
Die auf der Blattoberseite gut sichtbare Blattmine schlängelt sich als langer, schlanker Gang durch das Blatt (Abb. 1 und 2). Anfangs ist die Mine kaum wahrnehmbar, verbreitert sich aber mit der Entwicklung der Raupe und erreicht eine Breite von etwa 2 mm. Der Gang überwindet mühelos die Blattnerven (auch die Mittelrippe) und kann sich auch selber kreuzen. Der abgeschnittene Teil des Blattes wird dann meist braun und stirbt ab.
Eine zentrale dunkle Linie, die aus den Exkrementen der Larve besteht, ist in der Regel durch die Mine hindurch sichtbar. Die Spur dieser Rückstände fehlt im Endbereich des von der Raupe besetzten Ganges. Ein einzelnes Blatt kann mehrere Larven gleichzeitig beherbergen.
Die verlassene Raupenkammer ist im Verhältnis viel länger (mehr als dreimal so lang wie breit) als bei Blattminen der Apfelminiermotte (Stigmella malella).
Lebenszyklus
Die Schlangenminiermotte überwintert als erwachsener Falter in einem geschützten Versteck im Obstgarten oder in benachbarten Hecken. Der Flug dieses kleinen Schmetterlings mit seinen silberweissen Vorderflügeln findet ab Anfang April statt. Die Eiablage kann bereits vor der Blüte des Apfelbaums beginnen. Das Ei wird unter die Epidermis der Blattunterseite von frisch austreibenden Blättern gelegt. Die ersten Blattminen erscheinen vor dem Ende der Blüte. Die Raupen fressen, je nach Temperatur, im Innern der Blattminen während 12 bis 20 Tagen. Die von dieser ersten Generation verursachten Schäden sind meistens unbedeutend.
Die erwachsene Raupe verlässt die Mine und verpuppt sich in einem Kokon, der zwischen den Blatträndern oder in Rindenritzen gesponnen wird.
Der Schmetterling der ersten Generation fliegt ab Ende Mai und bringt die zweite Generation des Schädlings hervor, die sicherlich die gefährlichste ist. Die Eiablage erfolgt auf den Blättern an den Spitzen von neuen Trieben. Die kleinen Minen erscheinen auf den jungen Blättern, meist ab Mitte Juni.
Eine dritte Generation, die ebenfalls sehr schädlich ist, tritt ab Mitte Juli auf. In besonders günstigen Jahren kann ab Mitte August eine vierte Generation beginnen.
Die Schmetterlinge der letzten Generationen fliegen ab Anfang August in einen geschützten Bereich und bleiben dort bis zum nächsten Frühjahr in der Diapause.
Fleckenminiermotte (Leucoptera malifoliella)
Die Fleckenminiermotte (Leucoptera malifoliella) bevorzugt den Apfel. Andere wichtige Wirtspflanzen sind Birne, Quitte, Kirsche und andere Obst- und Laubbäume.
Beschreibung des Schädlings
Die Falter haben eine Flügelspannweite von 6-7 mm. Die Vorderflügel sind gräulich-weiss, mit bräunlichen Streifen und schwarzen Punkten an der Spitze. Die Hinterflügel sind blassgrau und gefranst. Die frisch gelegten Eier sind weiss. Die jungen Larven sind blassgrün, beinlos und bis zu 2 mm lang. Ältere Larven sind gelb bis blassbraun, haben Beine und können 3-4 mm lang werden. Der Kopf ist dunkelbraun und sehr klein. Die Körpersegmente sind gut voneinander getrennt. Die Puppen befinden sich in einem weissen, spindelförmigen Kokon.
Raupen, Puppe, Falter und die charakteristischen Blattminen sind im Internetportal lepiforum.org abgebildet.
Schadbild
Die Raupen der Fleckenminiermotte sind einzeln lebende Blattminierer. Die Früchte werden nicht befallen. Sie leben in konzentrischen Gängen, die einen Durchmesser von 5-6 mm erreichen können. Die unter der Epidermis lebende Raupe verursacht eine kreisförmige, dunkelbraune Fläche, in der die Exkremente durchscheinen, die in konzentrischen Kreisen (spiralförmig) angeordnet sind. Die Minen verändern mit der Zeit ihre Grösse und Farbe von klein und weisslich bis hin zu gross mit braunen Flecken. Bei starkem Befall wird die Blattoberfläche durch die Minen stark geschädigt und die Photosynthese wird reduziert. Dies führt zu einem vorzeitigen Blattfall.
Lebenszyklus
Die Fleckenminiermotten bilden in unserer Region zwei vollständigen Generationen und können, wenn die Umstände besonders günstig sind, eine dritte Teilgeneration hervorbringen.
Sie überwintert als Puppe in winzigen, weissen Kokons an geschützten Stellen wie Rindenspalten, auf abgestorbenen Blättern am Boden und an der Basis der Wirtspflanze. Die erwachsenen Tiere schlüpfen im Frühjahr, etwa ab April. Nach der Paarung werden Eier einzeln an den Unterseiten der Blätter abgelegt.
Die frisch geschlüpften Raupen bohren sich direkt in das Blattgewebe und legen runde Minen in den oberen Blattschichten an. Die Raupen durchlaufen in den Blattminen vier Larvenstadien, um ihre Entwicklung abzuschliessen. Die ausgewachsenen Larven schlüpfen durch die Blattoberseite aus den Minen und beginnen, nach Verpuppungsplätzen zu suchen. Die Raupen spinnen dort weisse Kokons, in denen sie sich verpuppen. Die Larven der ersten Generation verpuppen sich hauptsächlich auf Blättern, während sich die späteren Generationen in Rindenspalten oder auf den Früchten verpuppen.
Apfelminiermotte (Stigmella malella)
Die Wirtspflanze der Apfelmniermotte ist der Apfelbaum.
Beschreibung des Schädlings
Der Falter hat eine Flügelspannweite von 4 mm auf. Die Flügel sind schwarz mit einem silbernen Streifen auf den Vorderflügeln. Die Larven sind gelb, haben eine braune Kopfkapsel.
Raupen, Puppe, Falter und die charakteristischen Blattminen sind im Internetportal lepiforum.org abgebildet.
Schadbild
Die Raupe verursacht auf den Blättern des Apfelbaums längliche, gewundene Gänge, die an diejenigen der Schlangenminiermotte (Lyonetia clerkella) erinnern. Sie sind jedoch stärker gewunden, weniger lang und enden in einer grossen Erweiterung, die eine Breite von 3 bis 4 mm erreichen kann. Die Kotspur im Inneren der Mine ist ein dünnes schwarzes Band in der Mitte des Ganges.
Lebenszyklus
Die Raupe verlässt am Ende ihres Wachstums das Blatt, verpuppt sich im Boden und überwintert. Die Falter erscheinen im Frühjahr. Die Eier werden auf der Unterseite von Apfelblättern abgelegt und die jungen Larven bohren sich ins Blatt und leben im Inneren der Blattspreite. Normalerweise gibt es in unserer Region zwei Generationen, die erste fliegt im April-Mai, die zweite im August.
Haselminiermotte (Phyllonorycter corylifoliella)
Apfel- und Birnbäume sind besonders gefährdet.
Beschreibung des Schädlings
Der Falter hat eine Flügelspannweite von 9 mm, ist braun, teilweise schwarz und mit unauffälliger weisser Zeichnung.
Raupen, Puppe, Falter und die charakteristischen Blattminen der Faltenminiermotte sind im Internetportal lepiforum.org abgebildet.
Abb. 1. Die Blattmine der Haselminiermotte (Phyllonorycter corylifoliella) hat meist eine längliche Form
Schadbild
Die Blattmine der Haselminiemotte ist nur auf der Oberseite des befallenen Blattes sichtbar und befindet sich meist über der Mittelrippe oder einer Blattrippe. Sie ist zunächst sehr klein und rötlich, vergrössert sich dann aber stark und nimmt schliesslich eine meist längliche, seltener kreisförmige Form an. Ältere Minen werden graubraun, manchmal sehr hell, fast weisslich. Dieser längliche Fleck entspricht dem Bereich, in dem die Kutikula und die Zellmembran der Epidermis durch den Frass der Larve angehoben werden. Die Position der Mine auf dem Blatt ist sehr variabel. Häufig verformt sich das befallene Blatt, knickt ab oder weist am Rand einen stark nach oben gebogenen Teil auf, bis die Mine vollständig verdeckt ist. Manchmal sind in der Mitte der Blattmine die Exkremente durchscheinend sichtbar. Diese sind aber nie in konzentrischen Kreisen angeordnet, wie es bei der Fleckenminiermotte (Leucoptera malifoliella) der Fall ist.
Lebenszyklus
Das Insekt überwintert als erwachsene Larve in abgefallenen Blättern. Die Verpuppung erfolgt in der Mine und der erste Flug findet im Mai statt. Die Haselminiermotte weist zwei Generationen pro Jahr auf, wobei die Raupen vor allem im Juni aktiv sind (Raupen der ersten Generation).
Faltenminiermotte (Phyllonorycter blancardella)
Die Faltermiermotte ernährt sich fast ausschliesslich von Apfelblättern
Beschreibung des Schädlings
Die erwachsenen Falter sind klein und haben eine Flügelspannweite von 7-8 mm. Die Flügel sind goldbraun und silbrig gestreift (Sutton et al. 2014). Die Enden der Flügel haben einen haarigen Saum.
Raupen, Puppe, Falter und die charakteristischen Blattminen der Faltenminiermotte sind im Internetportal lepiforum.org abgebildet.
Abb. 1. Faltenminiermotte (Phyllonorycter blancardella): Blattmine an der Blattoberseite mit hellen kleinen Flecken, an der Blattunterseite Epidermis leicht angehoben und mit Falte
Schadbild
Die Blattmine erscheint auf der Blattoberseite als kleine, längliche Blase, die mit kleinen, hellen Flecken übersät ist (Abb. 1 und 2). Die fleckige Beschaffenheit der Blattminen wird deutlich, wenn man die Blätter gegen das Licht hält. Die Exkremente der Raupe sind im mittleren Teil der Blattmine gesammelt, die dort dunkler ist. Auf der Blattunterseite ist die Epidermis, die dem Bereich der Blattmine entspricht, leicht angehoben, unregelmässig faltig (Faltenminiermotte) und manchmal leicht bräunlich. Die Blattminen sind von Blattadern begrenzt.
Lebenszyklus
Der Schädling überwintert als Puppe, die im Herbst zusammen mit dem Blatt auf den Boden der Obstgärten gefallen ist. Der erwachsene Schmetterling erscheint bereits Anfang April. Die Faltenminiermotte ist ein sehr kleiner, bräunlicher Schmetterling mit einer Flügelspannweite von 8 mm und einer silbrig-weissen Zeichnung. Sie sind tagsüber inaktiv und fliegen meist in der Dämmerung, bei warmen Temperaturen aber auch bis weit in die Nacht hinein. Nach der Paarung legen die erwachsenen Tiere sehr kleine, fast durchsichtige Eier auf die Blattunterseite ab. Nach dem Schlüpfen aus dem Ei bohrt sich die Larve direkt in das Blatt, wo sie sich ihr ganzes Leben lang von der grünen Blattmasse ernährt. Anfänglich ist die Blattmine nur von der Unterseite erkennbar. Sobald die endgültige Grösse der Mine erreicht ist, beginnt die Raupe sich (von innen) vom oberen Gewebe des Blattes zu ernähren, wodurch die sehr kleinen, blassen Flecken auf der Blattoberseite entstehen. Sobald die Larve ihren Frass beendet hat, bildet sie in der Blattmine das Puppenstadium. Die geflügelte Motte schlüpft dann nach aussen.
Im Laufe des Jahres folgen drei bis vier Generationen aufeinander, wobei sich die letzten zwei bis drei Generationen in der Regel überschneiden. Die kleinen Larven sind somit von Mai bis November praktisch ununterbrochen im Obstgarten aktiv. Die Schäden sind durch Durchscheinen auf der Oberseite der Mine als kleine weissliche Flächen sichtbar.
Apfelblattrandmotte (Callisto denticulella)
Die Apfelblattrandmotte kommt in unseren Regionen nicht häufig vor. Sie erscheint nur auf den Blättern des Apfelbaums.
Beschreibung des Schädlings
Raupen, Puppe, Falter und die charakteristischen Blattminen der Faltenminiermotte sind im Internetportal lepiforum.org abgebildet.
Abb. 1. Apfelblattrandmotte (Callisto denticulella): Rand der Blätter ist nach unten gefaltet (Blattoberseite und - unterseite)
Schadbild
Die Larve verursacht zwei verschiedene Arten von Blattminen: Die Anfangsmine entsteht durch die Aktivität der jungen Raupe und erinnert an die Blattmine der Haselminiemotte (Phyllonorycter corylifoliella), ist aber deutlich kleiner und weniger auffällig. Die zweite, viel charakteristischere Blattmine wird von der älteren Raupe gebildet, die den Rand des Blattes nach unten faltet und so eine Art Tasche bildet, die mit einem weissen Seidensaum sorgfältig verschlossen ist (Abb. 1).
Lebenszyklus
Die jungen Raupen fressen in den Blättern und verursachen einen Gang, gefolgt von einem halbdurchscheinenden Fleck auf der Oberseite des Blattes. Die älteren Raupen entwickeln sich im gefalteten Blattrand weiter. Sie lassen nur die Blattnerven und die obere Epidermis des Blattes intakt. Eine einzige Larve kann nacheinander drei oder vier dieser gefalteten Minen bilden.
Unter den Bedingungen des Schweizer Mittellandes kommt es nur zu einer Generation pro Jahr. Die Larve ist im Juni/Juli aktiv und das Insekt überwintert als Raupe in einem seidigen Kokon, der in den Ritzen der Apfelbaumrinde versteckt ist.
Sackträgermotten (Coleophoridae)
Sackträgermotten sind kleine Nachtfalter aus der Familie der Coleophoridae mit sehr langen, schmalen und im Allgemeinen einfarbigen Flügeln. Die Larven sind meist Blattminierer und bewohnen, ausser wenn sie sehr jung sind, einen besonders geformten, artspezifischen Sack. Die Blattminen sind meist rund und mit einem kleinen kreisförmigen Loch am Ansatzpunkt des Gehäuses. Bei der überwiegenden Mehrheit der Arten findet die Verpuppung innerhalb des Raupensacks statt.
Stellvertretend für die zahlreichen Arten der Sackträgermotten wird unten die Apfel und Pflaumen Sackträgermotte (Coleophora spinella) vorgestellt (Informationen aus Alford 2014).
Apfel und Pflaumen Sackträgermotte (Coleophora spinella (Schrank))
Diese Sackträgermotte ist in Europa ein verbreiteter, aber unbedeutender Schädling an Apfel, seltener an Kirsche und Pflaume.
Beschreibung des Schädlings
Der Nachtfalter hat eine Flügelspannweite von 10-12 mm. Die Vorderflügel sind grau bis braungrau und glänzend, die Hinterflügel graubraun. Die Raupe hat einen rotbraunen Körper, Kopf und Analplatte sind schwarz. Der Raupensack ist 5-6 mm lang; mehr oder weniger zylindrisch, hell- bis dunkelbraun. Der Sack von jungen Larven ist pistolenförmig und braun bis gräulich.
Raupen, Puppe, Falter und die charakteristischen Blattminen der Faltenminiermotte sind im Internetportal lepiforum.org abgebildet.
Abb. 1. Blattminen einer Sackträgermotte (Coleophora sp.): Blattoberseite (oben); Blattunterseite mit zigarrenförmigen Raupensack (unten)
Schadbild
An der Unterseite der Apfelblätter hängen pistolenförmige, später zigarrenförmige Raupensäcke (Abb. 1 und 2). Auf den Blättern befinden sich zahlreiche kreisförmige Minen mit charakteristischen, runden Löchern, die mit dem Befestigungspunkt der Gehäuse und den Eintrittsstellen der Larven zusammenfallen.
Lebenszyklus
Die Nachtfalter erscheinen im Juni und Juli. Nach der Paarung werden die Eier einzeln an die Blattunterseite abgelegt. Die Larven schlüpfen im September. Anfangs fressen sie in den Blättern, bilden jedoch schon bald ein kleines, tragbares Gehäuse aus Seide und abgeschnittenem Blattgewebe (Raupensack) und schliessen sich darin ein. Die den Raupensack bewohnende Larve bildet kleine runde Blattminen, bevor sie schliesslich zu den Zweigen oder Stämmen wandern. Hier verankern sie sich an der Rinde und überwintern bis zum nächsten Frühjahr. Zur Zeit des Knospenaufbruchs werden die Larven wieder aktiv und greifen zunächst die sich öffnenden Knospen und das junge Laub an. Der Raupensack wird mit Material aufgefüllt, wodurch er allmählich grösser wird. Schliesslich, in der Regel 2 bis 3 Wochen später, bildet sich aus einem frischen Blattfragment eine neue, grössere, zigarrenförmige Hülle, wobei die kleinere, pistolenförmige Hülle in der Nähe aufgegeben wird. Der Frass dauert bis Mai an, wobei jede Larve aus ihrer Hülle herausragt und eine Reihe von Blattminen ausfrisst. Auch die Knospen und - zumindest beim Apfel - die Früchte werden befallen. Wenn die Larve vollgefressen ist, heftet sie sich mit ihrem Gehäuse an einen Zweig oder den Baumstamm und verpuppt sich; der erwachsene Falter schlüpft etwa zwei Wochen später.
Literatur
Alford DV, 2014. Pests of fruit crops. A colour handbook, second edition. CRC Press, Taylor & Francis group: 461 S.
Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.
Höhn H, Stäubli A, 1990. Miniermotten. Landwirtschaft Schweiz Nr. 7, Herausgeber: Schweiz. Zentrale für Obstbau Oeschberg, Koppigen und von der AMTRA 1260 Nyon.
Sutton TB, Aldwinckle HS, Agnello AM, Walgenbach JF, 2014. Compendium of Apple and Pear Diseases and Pests. Second edition, St. Paul, Minn. The American Phytopathological Society, 218 p.