Septoria-Blattfleckenkrankheit
Septoriose du céleri (franz.); late blight of celery (engl.)
wissenschaftlicher Name: Septoria apiicola Speg.
Synonym: Septoria apii (Briosi & Cav.) Chest., S. apii-graveolentis Dorogin
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Dothideomycetes, Capnodiales, Mycosphaerellaceae
Die Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria apiicola) ist weltweit eine der wichtigsten Blattkrankheiten an Sellerie und kann im Extremfall zu einem Totalausfall der Ernte führen. Befallene Blätter und Stängel zeigen gelbe bis braune Flecken, die sich deutlich vom gesunden Pflanzengewebe abheben. Innerhalb der Flecken sind kleine schwarze Punkte sichtbar. Es handelt sich dabei um Fruchtkörper (Pyknidien) des Pilzes, die Sporen (Konidien) enthalten. Die Septoria-Blattfleckenkrankheit wird mit dem Saatgut übertragen. Saat- und Pflanzgut sollten daher frei von diesem Erreger sein.
Abb. 1. Septoria-Blattfleckenkrankheit (Septoria apiicola); die Fruchtkörper (Pyknidien) sind als kleine schwarze Punkte deultlich sichtbar.
Schadbild / Schadwirkung
Die ersten Symptome der Septoria-Blattfleckenkrankheit sind unregelmässige gelbe Flecken (Chlorosen) auf Blättern und Stängeln, die deutlich vom gesunden Pflanzengewebe abgegrenzt sind. Die Flecken werden bald braun und das Pflanzengewebe stirbt ab (Abb. 1 und 2). Auf dem Feld ist die Krankheit leicht an den kleinen, schwarzen Fruchtkörpern (Pyknidien) zu erkennen, die in das abgestorbene Pflanzengewebe eingebettet sind (Abb. 3, links). Unter feuchten Bedingungen entlassen sie eine weisse, schleimige Ranke (mit einer Lupe gut sichtbar), die aus Tausenden von Konidien besteh (Abb. 3, mittleres Bild).
Ältere Blätter erkranken in der Regel zuerst. Später werden auch jüngere Blätter befallen und die Anzahl der Blattflecken nimmt zu. Das ganze Blatt kann braun werden und absterben.
Bei befallenen Samen sitzen die Pyknidien aussen auf der Samenschale. Da der Erreger samenbürtig ist, können die Symptome auch bereits am Pflanzgut auftreten.
Schadwirkung: Die Septoria-Blattfleckenkrankheit zerstört einen grossen Teil der Blätter, was zu erheblichen Ertragsverlusten führen kann. Befallene Stängel können nicht mehr vermarktet werden.
Beschreibung des Krankheitserregers
Der Pilz Septoria apiicola bildet auf den Blattflecken oder auf den Samen schwarze, flaschenförmige Pyknidien (Fruchtkörper) mit einem Durchmesser von 55-200 µm (Abb. 3. rechts). Jedes Pyknidium enthält 1500 bis 5400 mehrzellige, fadenförmige Sporen (Konidien) (Abb. 4) (Davis und Raid 2002). Sie haben typischerweise drei oder mehr Septen (Trennwände), junge Konidien haben oft keine. Die Konidien sind lang (ca. 1.5 x 22-51 µm), gebogen oder gerade. Der Erreger kann durch Samen übertragen werden. Es ist kein sexuelles Stadium bekannt.
Abb. 4. Konidien der Septoria apiicola
Lebenszyklus
Die Septoria-Blattfleckenkrankheit kann mit dem Saatgut oder mit infizierten Jungpflanzen übertragen werden. Unter trockenen und kühlen Lagerbedingungen (5 - 15 °C) überlebt der Erreger der Krankheit auf dem Saatgut 2 bis 3 Jahre (Koike et al. 2007). Er kann aber auch im Feld auf befallenen Pflanzenresten (Schwarz et al. 1990) oder auf wildem Sellerie überwintern. Dies scheint jedoch in der Regel von untergeordneter Bedeutung zu sein.
Bei einer Saatgutübertragung infiziert S. apiicola die keimenden Pflanzen und bildet unter feuchten Umweltbedingungen Pyknidien mit Konidien. Letztere werden durch Regenspritzer oder Überkopfbewässerung verbreitet. Ausserdem können Menschen und Maschinen die Sporen auf gesunde Pflanzen übertragen.
Der Pilz dringt entweder durch die Spaltöffnungen (Stomata) oder direkt durch die Epidermis in das Blatt ein und bildet unter optimalen Bedingungen innerhalb von 7 bis 8 Tagen neue Blattflecken. Bei resistenten oder wenig anfälligen Sorten dauert es länger, etwa 16 – 21 Tage (Davis und Raid 2002).
Epidemiologie
Die Entwicklung der Krankheit wird durch die Temperatur und die Blattnässedauer beeinflusst. Eine Blattnässedauer von mindestens 24 Stunden bei 20 °C bietet optimale Bedingungen für die Krankheitsentwicklung (Koike et al. 2007). Schwere Epidemien treten in Verbindung mit lang anhaltenden Regenperioden oder saisonaler Beregnung auf. Ein dichter Pflanzenbestand, der die Luftbewegung verringert und die Dauer der Blattnässe verlängert, begünstigt die Krankheit ebenfalls.
Wirtsspektrum
Die Septoria-Blattfleckenkrankheit befällt Stangensellerie (Apium graveolens var. dulci) und Knollensellerie (A. graveolens var. rapaceum).
Die Septoria-Blattfleckenkrankheit an Petersilie wird durch eine andere Art, Septoria petroselini, verursacht.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Eine zweijährige Anbaupause von Sellerie ist ausreichend, um eine Infektion auf dem Feld weitgehend zu verhindern, da der Pilz im Boden relativ kurzlebig ist (Davis und Raid 2002).
- Befallenes Saatgut ist die Hauptquelle für Neuinfektionen. Daher sollte das verwendete Saatgut immer frei von S. apiicola sein. Eine Saatgutlagerung von mindestens 2 Jahren eliminiert den Pilz in der Regel. Eine Heisswasserbehandlung (47 °C während 30 Minuten, Davis und Raid 2002) kann den Erreger auf dem Saatgut abtöten, muss aber sorgfältig durchgeführt werden (am besten von einer spezialisierten Firma), um Schäden am Saatgut zu vermeiden (siehe auch Pflanzenschutzempfehlungen für den Biogemüsebau).
- Wenig anfällige Sorten wählen (empfohlene Sorten siehe Pflanzenschutzempfehlungen für den Biogemüsebau)
- Keine Jungpflanzen mit Krankheitssymptomen pflanzen
- Weite Pflanzabstände anstreben, damit die Bestände rasch abtrocknen können.
- Erste kranke Blätter entfernen (im Hausgarten)
- Keine Arbeiten auf befallenen Feldern, solange die Blätter noch nass sind, um die Übertragung von Sporen auf gesunde Pflanzen zu vermeiden.
- Überkopfbewässerung möglichst vermeiden
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen die Septoria-Blattfleckenkrankheit bei Sellerie finden Sie für die Schweiz unter Betriebsmittelliste für den biologischen Landbau in der Schweiz und im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel.
Literatur
Davis RM, Raid RN, 2002. Compendium of Umbelliferous Crop Diseases. The American Phytopathological Society, St. Paul Minnesota: 75 p.
Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.
Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.