Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Grosser Kohlweissling (Pieris brassicae)

Grosser Kohlweissling

piéride du chou (franz.); large cabbage white, cabbage white butterfly (engl.)

wissenschaftlicher Name: Pieris brassicae L.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Lepidoptera, Pieridae

Der Grosse (Pieris brassicae) und der Kleine Kohlweissling (P. rapae) haben das gleiche Wirtsspektrum und einen ähnlichen Lebenszyklus. Beide Arten überwintern im Puppenstadium. Die Falter erscheinen ab Mai. Die Raupen ernähren sich von Kreuzblütlern (Brassicaceae) und sind von Juni bis Herbst an verschiedenen Kohlarten zu finden. Sie verursachen Lochfrass an den Blättern oder fressen am Blattrand. Der Grosse Kohlweissling hat in der Regel zwei Generationen pro Jahr, wobei die zweite Generation die grösseren Schäden anrichtet. Das Abdecken der jungen Pflanzen mit einem Kulturschutznetz verhindert weitgehend das Einfliegen und die Eiablage der Kohlweisslinge. Bei Befall kann ein Bakterienpräparat auf der Basis von Bacillus thuringiensis eingesetzt werden.

Grosser Kohlweissling (Pieris brassicae) Raupen an Rosenkohl Abb. 1. Junge Raupen des Grossen Kohlweisslings (Pieris brassicae)

Grosser Kohlweissling (Pieris brassicae) Raupen an Rosenkohl Abb. 2. Schadbild des Grossen Kohlweisslings: Löcher in den Blättern und Blattrandfrass

Abb. 3. Verschiedene Entwicklungsstadien des Grossen Kohlweisslings: Eigelege, junge und ausgewachsene Raupen sowie Falter

Schadbild und Schadwirkung

Die Raupen (Larven) der ersten Generation des Grossen Kohlweisslings erscheinen ab Juni, diejenige der zweiten Generation ab Juli bis September (Balmelli et al. 2012) an allen Arten von Kohlgewächsen. Junge Raupen leben in Gruppen auf der Blattunterseite (Abb. 1), während ältere Raupen einzeln (auch auf der Blattoberseite) leben. Zahlreiche Frasslöcher an jungen Blättern sind meist das erste Anzeichen eines Befalls. Die Raupen fressen auch an den Rändern von grossen, äusseren Blättern (Abb. 2).  Grössere Blattadern werden nicht gefressen, so dass das typische Schadbild des Skelettierfrasses entsteht.
Das Auftreten von Faltern des Grossen Kohlweisslings, die um Kreuzblütler herumfliegen, deutet darauf hin, dass eine Eiablage stattfindet und später mit Schäden zu rechnen ist.
Schadwirkung: Die Raupen der zweiten Generation richten die grösseren Schäden an. Sie scheiden grosse Mengen Kot aus, der die Ernteprodukte verunreinigt.

Beschreibung des Schädlings

Der Grosse Kohlweissling (P. brassicae) ist ein tagaktiver Schmetterling (Ordnung: Lepidoptera) aus der Familie der Weisslinge (Pieridae).
Die Weibchen legen bis zu 100 Eier in Gruppen an der Blattunterseite ab (Crüger et al. 2002). Sie sind 1 mm lang, leuchtend gelb, kurz vor dem Schlupf orange, spindelförmig und senkrecht gerippt (Abb. 3).
Die frisch geschlüpften Raupen sind gelb mit glänzend schwarzem Kopf. Nach der ersten Häutung ändert sich die Grundfärbung in einen gelb-grünen Farbton. Über die gesamte Länge der Raupen verlaufen gelbe Linien. Auf dem Rücken und an den Seiten befinden sich zahlreiche behaarte Höcker, die den Raupen ein stark behaartes Aussehen verleihen. Die ausgewachsene Raupe ist bis zu 4 cm lang, überwiegend olivgrün gefärbt und hat eine deutliche gelbe Rückenlinie (siehe Beitragsbild). Die Raupe hat acht Beinpaare: drei gegliederte Beinpaare an den Brustgliedern und fünf Paar ungegliederte Bauchfüsse am Hinterleib (einschliesslich Nachschieber oder Afterfüsse).
Die Puppen sind blassgrün (im Sommer) oder grau (überwinternde Puppen) und schwarz gefleckt. Sie sind mit einem feinen Faden und einem Seidenpolster an der Unterlage befestigt.
Der tagaktive Falter hat eine Flügelspannweite von 5-6 cm (Kahrer und Gross 2002), wobei die Weibchen grösser sind als die Männchen (CABI 2014). Die Oberseite der Flügel ist weiss und hat eine ausgeprägte schwarze Spitze am Vorderflügel. Die Weibchen haben ausserdem zwei schwarze Flecken auf jedem Vorderflügel, die auch auf der Unterseite sichtbar sind. Die Unterseiten beider Flügelpaare sind blassgelb, mit Ausnahme der Mitte und der Basis der Vorderflügel, die weiss sind (CABI 2014). Der Kopf, die Brust und der Hinterleib sind schwarz mit grauen, haarähnlichen Schuppen.
Verwechslungsmöglichkeit: Die Falter des Grossen Kohlweisslings (P. brassicae) werden oft mit dem Kleinen Kohlweissling (P. rapae) verwechselt.
Weitere Abbildungen: Für weitere Fotos der Eier, Raupen (Larven), Puppen und Falter des Grossen Kohlweisslings besuchen Sie bitte die Webseite Lepiforum.org!

Lebenszyklus

Der Grosse Kohlweissling überwintert im Puppenstadium an Mauern, Zaunpfählen, Ästen oder Baumstämmen, wo er mit feinen Fäden und einem Polster am Untergrund befestigt ist (CABI 2014). Im Frühjahr, ab Mai (Kahrer und Gross 2002), schlüpfen die Falter aus den überwinternden Puppen und ernähren sich von Blütennektar verschiedener Pflanzenarten. Der grosse Kohlweissling ist ein guter Flieger.
Die Eier werden in Gelegen auf der Blattunterseite abgelegt. Der Schlupf kann je nach Witterung zwischen 10 bis 14 Tage dauern (Crüger et al. 2002). Die jungen Raupen leben in grösseren Gruppen und durchlaufen fünf Larvenstadien. Sie fressen kleine Löcher in die äusseren Blätter oder fressen vom Blattrand her. Häufig lassen sie die grossen Blattadern stehen, so dass es zu einem Skelettierfrass kommt (Bedlan und Kahrer 2002).
Nach drei bis vier Wochen (Crüger et al. 2002) verpuppen sich die Raupen an der Wirtspflanze oder an einer anderen schützenden Oberfläche (Kühne et al. 2006). Die Raupen der zweiten Generation erscheinen ab August und richten meist den grössten Schaden an. Bei günstiger Witterung bildet sich eine dritte Generation.
Im Herbst suchen sich die Raupen einen geeigneten Ort für die Überwinterung (Mauer, Zaunpfähle, Äste, Baumstämme etc.) und verwandeln sich dort in eine Puppe.

Wirtsspektrum

Zu den Wirtspflanzen des Grossen Kohlweisslings gehören alle Arten von Kohlgewächsen (Brassicaceae), inklusive Radieschen, Rettich und Meerrettich (Bedlan und Kahrer 2002, Kahrer und Gross 2002). Auch Raps (Durchwuchs) und Unkräuter wie Acker-Täschelkraut (Thlaspi arvense) oder Ackersenf (Sinapis arvensis) werden befallen.
Die Falter saugen Nektar aus den Blüten verschiedener Pflanzenarten, z.B. Schmetterlingsblütler (Fabaceae).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

Literatur

Balmelli A, Frank A, Sauer C, Vogler U, 2012. Kohlraupen. Merkblatt, Herausgeber: Extension Gemüsebau, Forschungsanstalt Agroscope, Changins-Wädenswil ACW,8820 Wädenswil.

Bedlan G, Kahrer A, 2002. Wichtige Krankheiten und Schädlinge im Gemüsebau. Verlag Jugend & Volk GmbH, Wien: 248 S.

CABI, 2014. Pieris brassicae (large cabbage white). CABI compendium (Link)

Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.

Kahrer A, Gross M, 2002. Gemüseschädlinge. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf: 205 S.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG, Stuttgart: 288 S.

Vieweger A, Hauenstein S, Koller M, 2023. Pflanzenschutz im Biogemüsebau: Krankheits- und Schädlingsregulierung im Freilandanbau. Merkblatt Nr. 1145, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, CH-5070 Frick:: 28 S. (Link)