Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa)

Walnussfruchtfliege

Mouche des brous du noyer (franz.); walnut husk fly (engl.)

wissenschaftlicher Name: Rhagoletis completa Cresson
Synonym: Rhagoletis suavis var. completa Cresson
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Diptera, Tephritidae

Die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) ist ein in Nordamerika beheimateter Nussschädling. Ende der 90-iger Jahre wurde das Vorkommen dieses Schädlings erstmals auch in Europa (Schweiz und Italien) beobachtet. Später konnte dieser Schädling auch in anderen europäischen Ländern (u.a. Frankreich, Deutschland und Österreich) nachgewiesen werden.
Die Maden der Walnussfruchtfliege fressen in der grünen Fruchtschale und verwandeln diese in eine klebrige, schleimige, schwarze Masse. Diese bleibt oft an der Nussschale kleben, was die Trennung von Schale und Nuss bei der Ernte erschwert und die Qualität der Nüsse vermindert.
Die Walnussfruchtfliege bildet nur eine Generation pro Jahr. Sie überwintert im Puppenstadium im Boden und die erwachsene Fliege erscheint im Sommer. Das erste Anzeichen dafür, dass dieser Schädling in der Kultur vorhanden ist, sind Einstiche an der Fruchtschale, in die das Weibchen Eier abgelegt hat. Diese Bereiche werden bald dunkel, vergrößern sich und sinken ein. In der Fruchtschale entwickeln sich die Maden. Falls die Nüsse bereits zu Beginn der Saison befallen werden, können sich die Nüsse nicht richtig entwickeln.

Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa)Abb. 1. Die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) befällt nur die Früchte.

Abb. 2. Die Maden der Walnussfruchtfliege zerstören die Fruchtschale.

Schadbild

"Nur" die Früchte sind betroffen. Der Frass der Maden zerstört die gesamte Fruchtschale oder grosse Teile davon (Abb. 1 und 2). Im Fruchtfleisch sind die weissen bis gelblichen Maden deutlich erkennbar (Abb. 2). Die Fruchtschale wird schmierig, klebrig und schwarz. Die verfaulende Fruchtschale klebt an der Nussschale und lässt sich nur mehr schwer von dieser trennen. Die holzige Nussschale ist teilweise oder ganz schwarz. Ein früher Befall durch die Fruchtfliege hemmt die Reifung der Kerne, führt zu geschrumpften Nüssen oder leeren Schalen und zu frühzeitigem Fruchtfall.

Beschreibung des Schädlings

Die Walnussfruchtfliege gehört zur Familie der Bohrfliegen (Tephritidae) und ist mit der Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi) nahe verwandt. Die ausgewachsenen Maden (drittes Larvenstadium) der Fruchtfliege sind 8-10 mm lang und etwa 2 mm dick. Sie sind weisslich bis gelblich.
Erwachsene Walnussfruchtfliegen sind 4 bis 6.5 Millimeter lang, die Weibchen und Männchen sind etwa gleich gross. Der Thorax und das Abdomen sind vorwiegend hellgelb bis orange. Auf dem Rücken hat die Walnussfruchtfliege ein gelbes Schildchen (Scutellum) (Köppler und Hinrichs-Berger 2014). Die Flügel haben drei braune Querbänder, wobei das äusserste Band eine verlängerte L-Form hat (Bild im Internet).

Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa)Abb. 3. Puppenstadium der Walnussfruchtfliege

Lebenszyklus

Die Walnussfruchtfliege bildet pro Jahr nur eine Generation (Verheggen et al. 2016). Die erwachsenen Fruchtfliegen schlüpfen aus den Puppen und erscheinen von Mitte Juli bis Ende August. Die Lebensdauer der Fliegen kann unter natürlichen Bedingungen bis zu 40 Tage betragen. Die Paarung erfolgt 6 bis 8 Tage nach dem Schlüpfen und die Weibchen beginnen 1 bis 2 Wochen nach der Paarung, die Eier an die grünen Früchte zu legen. Jedes Weibchen legt 300 bis 400 Eier in Gruppen von etwa 20 Eiern pro Frucht ab (Duso und Lago 2006). In der Regel gibt es nur ein Ei-Gelege pro Frucht, weil das Weibchen bei der Eiablage ein Pheromon auf der Fruchtoberfläche zurücklässt, welches andere Weibchen abschreckt, Eier an diese Frucht zu legen (Sarles et al. 2015).
Die Larven schlüpfen je nach Temperatur nach 3 - 10 Tagen aus den Eiern und fressen die grüne Fruchtschale (Mesokarp), wodurch diese bräunlich bis schwarz, weich, nass und schleimig wird. Die zerstörte Fruchtschale haftet sich an die reifende Nuss (Endokarp), was deren kommerziellen Wert stark vermindert. Ein früher Befall hemmt die Entwicklung des Samens (Nuss) und die Frucht fällt frühzeitig ab.
Nach zwei bis fünf Wochen fallen die Larven (mit oder ohne Frucht) auf den Boden und verpuppen sich in wenigen Zentimetern Tiefe im Boden unter der Wirtspflanze. Das Insekt überwintert im Puppenstadium (Abb. 3). Im folgenden Sommer schlüpfen mehr als 80 % der verpuppten Insekten und tauchen aus dem Boden auf. Ein Teil der Puppen verbringt eine weitere Saison im Boden. Die Walnussfruchtfliege befällt meistens die Früchte des Baumes unter dem sie überwintert hat. Bei hoher Fliegendichte fliegen einzelne Insekten jedoch auch weg und befallen Bäume in der näheren Umgebung. Eine passive Verbreitung durch andere Mittel (Wind, Menschen usw.) ist wahrscheinlich ebenfalls möglich.

Wirtsspektrum

In Europa ist der Walnussbaum (Juglans regia) die einzige bekannte Wirtspflanze der Walnussfruchtfliege. In Nordamerika befällt die Fruchtfliege auch die Früchte von J. nigra, J. californica und J. hindsii. Ausserdem wurde dieser Schädling auch schon auf Pfirsich (Prunus persica) beschrieben. Dieser Fund konnte aber nicht bestätigt werden.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Weniger anfällige Sorten wählen. Samietz et al. (2012) empfehlen für den Anbau folgende Sorten: Ferjean, Fernette, Fernor, Geisenheimer 26, Geisenheimer 1247, Meylanaise, Parisienne, Rainuss Kläusler, Ronde de Montignac, Scharsch, Sheinovo und Wirz. Geisenheimer 26. Meylanaise und Parisienne sind zudem Selbstbefruchter.
  • Wilde und verlassene Nussbäume entfernen
  • Abdecken des Bodens mit einem feinmaschigen Netz, um zu verhindern, dass die erwachsenen Walnussfruchtfliegen nach dem Schlüpfen ausfliegen können.
  • Ab Ende Juni Gelbfallen (Rebell Amarillo) in den Nussbäumen aufhängen (siehe auch Andermatt biocontrol).
  • Abgefallene und infizierte Früchte sammeln und entsorgen, bevor die Maden die Fruchtschalen verlassen haben
  • Den Boden mit einer wasserdurchlässigen Folie abdecken. Abgefallene Nüsse können leichter eingesammelt werden. Die Maden in den Schalen können sich nicht in den Boden einbohren. Vögel finden die Maden und Puppen besser.
  • Hühner fressen Maden und Puppen unter den Walnussbäumen.
  • Umgraben der Bodenoberfläche bringt die Puppen in tiefere Schichten.
  • Surround®, ein kaolinhaltiges Pflanzenschutzmittel, kann den Befall durch die Walnussfruchtfliege reduzieren.
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Walnussfruchtfliege (Rhagoletis completa) finden sie für die Schweiz unter BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel.

Literatur

Duso C, Lago GD, 2006. Life cycle, phenology and economic importance of the walnut husk fly Rhagoletis completa Cresson (Diptera: Tephritidae) in northern Italy. Annales de la Société Entomologique de France 42(2): 245–254.

Köppler K, Hinrichs-Berger J, 2014. Schadbilder an Walnuss – amerikanische Walnussfruchtfliege und Pilzkrankheiten mindern den Ertrag. Landinfo 3/2014: 16-19.

OEPP/EPPO, 2011. Rhagoletis completa. Bulletin OEPP/EPPO Bulletin 41, 357–362.

Samietz J, Schwizer T, Höhn H, Linder C, Aluja M, Guillen L, 2012. Noircissement des noix dû aux mouches et aux maladies: importance du choix variétal. Revue Suisse Viticulture, Arboriculture, Horticulture 44 (2): 88–93.

Sarles L, Verhaeghe A, Francis F, Verheggen F, 2015. Semiochemicals of Rhagoletis fruit flies: potential for integrated pest management. Crop Protection 78:114–118.

Verheggen F, Verhaeghe A, Giordanengo P, Tassus X, Escobar‑Gutiérrez A, 2016. Walnut husk fly, Rhagoletis completa (Diptera: Tephritidae), invades Europe: invasion potential and control strategies. Applied Entomology and Zoology 20:

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