Blattfallkrankheit der Johannisbeere
Anthracnose des grosseilliers (franz.); anthracnose of currant (engl.)
wissenschaftlicher Name der Hauptfruchtform: Drepanopeziza ribis (Kleb. V. Höhn. und der Nebenfruchtform: Gloeosporidiella ribis (Lib.) Petr.
Synonym: Pseudopeziza ribis
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Leotiomycetes, Leotiomycetidae, Helotiales, Drepanopezizaceae
Die Blattfallkrankheit (Drepanopeziza ribis) kommt an der Roten und Schwarzen Johannisbeere (Ribes rubrum, R. nigrum) sowie an der Stachelbeere (R. uva-crispa) vor. Der Pilz verursacht dunkelbraune Blattflecken und einen frühzeitigen Blattfall. Bei Neupflanzungen sollten widerstandsfähige Sorten berücksichtigt werden.
Abb. 1. Blattfallkrankheit (Drepanopeziza ribis) an Roter Johannisbeere: Zuerst gelbliche, später bräunlich-schwarze Flecken, die zum Teil ineinander fliessen.
Abb. 2. Blattfallkrankheit (D. ribis) an StachelbeereSchadbild
Der Pilz Drepanopeziza ribis (Blattfallkrankheit) befällt die Blätter, auf denen er unregelmässige dunkelbraune Flecken verursacht, die oft einen grossen Teil des Blattes bedecken (Abb. 1 und 2). Befallene Blätter vergilben, rollen sich nach oben und fallen vorzeitig ab. Stark befallene Sträucher sind bereits nach der Ernte mehr oder weniger entblättert. Solche Flecken können auch an den Blattstielen, an den Spitzen der krautigen Zweige und an den Früchten und ihren Stielen auftreten. In der Mitte der Blattflecken bilden sich kleine, rosa-weisse Fruchtkörper (Acervuli), die Konidien enthalten (Abb. 3). Die Krankheit beeinträchtigt das Wachstum und führt zu Ertragseinbussen im Folgejahr.
Beschreibung des Krankheitserregers
Die Sommerfruchtkörper (Acervuli) mit den asexuell gebildeten Sporen (Konidien) entstehen auf den Blattflecken (Abb. 3). Die Acervuli sehen aus wie kleine, rosa-weisse Polster, die die Epidermis durchbrechen und aus denen einzellige, farblose, bananenförmige Sporen austreten (Abb. 4), die 12 - 24 µm lang und 5 - 9 µm breit sind (Bovey et al. 1979)
In kranken, auf den Boden gefallenen, überwinterten Blättern bildet der Pilz seine sexuellen Fruchtkörper. Es handelt sich um Apothecien, deren Asci acht eiförmige, farblose Ascosporen enthalten, die 12-17 µm lang und 7-8 µm breit sind (Bovey et al. 1979).
Abb. 3. Acervuli des Erregers der Blattfallkrankheit (D. ribis)
Abb. 4. Bananenförmige Konidien der Drepanopeziza ribis, dem Erreger der Blattfallkrankheit
Lebenszyklus
Drepanopeziza ribis überwintert in Blättern, die nach einem Befall auf den Boden gefallen sind. Hier bildet er die sexuellen Fruchtkörper: Apothecien mit Asci und Ascosporen. Die Ascosporen sorgen dafür, dass die Wirtspflanzen (Rote und Schwarzer Johannisbeere, Stachelbeere und andere Ribes Arten) im Frühjahr wieder infiziert werden.
Regenwetter begünstigt die Freisetzung der Ascosporen und die Infektion (Pscheidt und Ocamb 2023). Innerhalb von 3 bis 4 Wochen nach der Infektion werden asexuelle Fruchtkörper (Acervuli) gebildet, die Konidien produzieren. Letztere werden durch Regenspritzer verbreitet und infizieren wiederum gesunde Blätter.
Wirtsspektrum
Die Blattfallkrankheit (D. ribis) befällt vor allem die Rote Johannisbeere (Ribes rubrum), seltener die Schwarze Johannisbeere (R. nigrum), die Stachelbeere (R. uva-crispa) und anderen Ribes-Arten.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Widerstandsfähige Sorten anpflanzen. Rotblühende Sorten, die von Ribes petraeum abstammen sind widerstandsfähig, grünblühende Sorten die von R. rubrum und R. vulgare abstammen sind sehr anfällig (Schmid 2002)
- Abgestorbene Blätter unter den Sträuchern entfernen und vernichten.
- Johannisbeersträucher ausdünnen, um eine gute Luftzirkulation und bessere Trocknungsbedingungen zu schaffen.
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz vor der Blattfallkrankheit der Johannisbeere finden sie für die Schweiz unter Betriebsmittelliste für den biologischen Landbau in der Schweiz und BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Literatur
Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.
Pscheidt JW, Ocamb CM (Senior Eds.), 2023. Pacific Northwest Plant Disease Management Handbook, © Oregon State University. (Link)
Schmid A, 2002. Biologischer Anbau von Strauchbeeren. Herausgeber/Vertrieb: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Ackerstrasse, Postfach, CH-5070 Frick (Link)