Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Erbsenblattlaus

Puceron vert du pois (franz.); pea aphid (engl.)

 

wissenschaftlicher Name: Acyrthosiphum pisum Harris
Synonyme: Macrosiphum pisi Kalt., Acyrthosiphum onobrychis Boy., Macrosiphum pisum Harr.

 

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Aphididae

 

Die Erbsenblattlaus (Acyrthosiphum pisum) schädigt die Pflanzen durch ihre Saugtätigkeit andererseits ist sie auch ein wichtiger Überträger von Pflanzenviren. Sie befällt neben Erbsen auch Ackerbohnen, Luzerne, Rotklee und anderen Kleearten. Nützlinge und insektenpathogene Pilze können oft die Massenentwicklung begrenzen.

 

Erbsenblattlaus (Acyrthosiphum pisum)
Abb. 1. Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum)

 

Schaden

Die ersten Erbsenblattläuse befinden sich zunächst im Verborgenen zwischen den noch nicht entfalteten Blättern der Triebspitze (Abb. 1 und 2). Durch die Saugtätigkeit der Blattläuse wird die Pflanze geschädigt. Die Triebspitzen welken, die Pflanze wächst langsamer und die Blätter werden gelb. Früh befallen können junge Pflanzen sogar absterben. Die Anzahl Hülsen ist reduziert, ebenso die Anzahl Körner pro Hülse. Die Körner bleiben klein. Die Blattläuse scheiden Honigtau ab, der die Blätter mit einer glänzenden, klebrigen Schicht überzieht und häufig von Russtaupilzen besiedelt wird.
Die Erbsenblattläuse können Pflanzenviren übertragen, zum Beispiel das Blattroll-Virus der Ackerbohne, das Scharfe Adernmosaik-Virus, das Erbsenmosaik-Virus, das Luzernemosaik-Virus oder das Bohnengelbmosaik-Virus. Je nach Virus sind die Beeinträchtigungen der Erbsenpflanze unterschiedlich.

 

Abb. 2. Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum)

 

Beschreibung der Erbsenblattlaus

Die ungeflügelte Erbsenblattlaus ist 3.3 bis 5.1 mm lang und gehört damit zu den grossen Blattlausarten (Dubnik 1991). Es gibt grüne, gelb-grüne oder rote Tiere. Die Fühler sind deutlich länger als der Körper. Die Spitze der Fühler und der einzelnen Fühlerglieder sind dunkelbraun. Die sehr langen und dünnen Hinterleibsröhren (Siphonen) sind am Ende bräunlich. Das Schwänzchen (Cauda) ist ebenfalls lang und am Ende spitz.
Die geflügelten Formen messen 3.1 bis 4.1 mm und sind schwach pigmentiert. Im Gegensatz zu den Ungeflügelten sind die Fühler, Beine und Schwänzchen dunkler. Die Augen sind rot.

 

Entwicklungszyklus

Die Erbsenblattlaus weist einen vollständigen Lebenszyklus auf. Nach der Paarung der Männchen mit den geschlechtlichen Weibchen werden im Herbst befruchtete Eier an ausdauernde Vicia Arten oder an Rotklee abgelegt. Ein Weibchen kann bis zu 10 Eier legen (Hoffmann und Schmutterer 1999). Diese schwarzen Eier überwintern. In Gegenden mit milden Wintern (Südeuropa) kann die Erbsenblattlaus auch als lebendgebärendes Weibchen überwintern.
Im Frühjahr (April bis Mai) schlüpfen die Larven aus den Eiern und entwickeln sich zu ungeflügelten Stammmüttern (Fundatrix), die sich ungeschlechtlich (parthenogenetisch) vermehren. Ab der zweiten Generation treten erste geflügelte Tiere auf. Diese wandern ab zu den Erbsen- oder Ackerbohnenbeständen.
Bei günstigem Wetter kommt es hier zur Massenvermehrung. Ein Weibchen kann pro Tag mehr als zehn Jungtiere absetzen (Kühne et al. 2006). In den Blattlauskolonien entstehen laufend geflügelte Weibchen, die neue Erbsenpflanzen besiedeln. Nach dem Abreifen der Erbsenfelder bricht die Blattlauspopulation zusammen. Die geflügelten Weibchen fliegen ausdauernde Leguminosen an. Dort entstehen neben den Männchen auch geschlechtliche Weibchen.

 

Wirtsspektrum

Die Erbsenblattlaus ist an verschiedenen Schmetterlingsblütlern zu finden: Erbsen, Ackerbohnen, Luzerne, Rotklee und anderen Kleearten (Dubnik 1991).

 

Bekämpfung

  • Neuansaaten von Erbsen nicht unmittelbar neben Kleegras- oder Luzerneschlägen planen.
  • Erbsen früh oder spät säen. Die empfindliche Phase der Hülsenbildung ist dann zur Zeit der Massenentwicklung der Erbsenblattlaus weitgehend abgeschlossen oder noch nicht erreicht.
  • Förderung von Nützlingen: Marienkäfer, Larven von Schweb- und Florfliegen, Schlupfwespen und insektenpathogene Pilze (Entomophthora Pilze) (Häni et al. 2008)
  • Ab Blühbeginn Einsatz von nützlingsschonenden Insektiziden (Brenner und Hochstrasser 2015). Bekämpfungsschwellen beachten!

 

Literatur

Brenner H, Hochstrasser M, 2015. Pflanzenschutzmittel im Feldbau. Fachstellen Pflanzenschutz Thurgau und Strickhof. 106 S.

Dubnik H, 1991. Blattläuse: Artenbestimmung – Biologie – Bekämpfung. Verlag Th. Mann Gelsenkirchen-Buer: 120 S.

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG: 288 S.

Erbsenkäfer

le bruche ou le charançon du pois (franz.); pea seed beetle, pea weevil (engl.)

 

wissenschaftlicher Name: Bruchus pisorum L.

Synonym: Bruchus pisi L.

 

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Chrysomelidae, Bruchinae

 

Der Erbsenkäfer (Bruchus pisorum) fliegt zur Zeit der Erbsenblüte in die Erbsenfelder. Er legt seine Eier auf junge Hülsen. Die daraus entstehenden Larven bohren sich in eine Erbse und entwickeln sich dort von der Larve über die Puppe in einen Käfer. Der Käfer überwintert im Samenlager oder im Freien.

Erbsenkäfer (Bruchus pisorum)Abb. 1. Erbsenkäfer (Bruchus pisorum) kurz vor dem Verlassen des Samens

 

  Abb. 2. Erbsenkäfer (Bruchus pisorum)

 

Schaden

Der Schaden wird durch die Larve des Erbsenkäfers verursacht. Sie dringt in den noch unreifen Samen (Erbse) und frisst eine zylindrische Höhle, die von der Samenschale bedeckt bleibt. Die Einbohrstelle vernarbt und bleibt von aussen sichtbar. Im Inneren entwickelt sich die Larve zur Puppe und schliesslich zum Käfer. Befallene Samen sind ungeniessbar und keimen schlecht oder keimen nicht mehr.

 

Schädling

Das erste Larvenstadium ist rosa und hat winzige Beine (Kraft und Pfleger 2001). Die ausgewachsene Larve ist schmutzig weiss, 3-4 mm lang, gekrümmt, quer-gerunzelt, beinlos und hat eine kleine dunkel gefärbte Kopfkapsel.
Der Käfer ist oval und etwa 5 Millimeter lang. Der Käfer ist grundsätzlich schwarz bis bräunlich und zeigt ein Muster aus unregelmässig angeordneten, weissen Flecken. Der Halsschild hat in der Mitte vor dem Schildchen (Scutellum) einen weissen Fleck. Das nicht von den Flügeldecken bedeckte Hinterleibsende (Pygidium) hat eine weisse Behaarung und am Rande zwei grosse schwarze Flecken.

 

Lebenszyklus

Der Erbsenkäfer erscheint im Frühling in den Erbsenfeldern, wenn die Pflanzen zu blühen beginnen. Er frisst Erbsenpollen und Nektar. Diese Nahrung ist für die Reifung der Eier wichtig. Nach der Blüte kleben die Weibchen gelbe Eier (bis zu 500 Eier pro Weibchen) einzeln an die Wand der jungen Hülsen. Aus dem Ei schlüpft 1 bis 2 Wochen später die Larve, die während des ersten Larvenstadiums noch kurze Beine hat. Die Larve bohrt sich durch die Hülsenwand und dringt in einen Samen ein. Gelangen mehrere Larven in eine Erbse, vollendet nur eine ihre Entwicklung (Zahradnik et al. 1985). Im Inneren des Samens frisst die Larve eine Höhle, entwickelt sich innerhalb 4-6 Wochen zur Puppe und schliesslich zum Käfer. Ein Teil der Käfer verbleibt in den Samen und gelangt in die Lagerräume, wo sie aber keinen Schaden anrichten können. Die restlichen Käfer gelangen über ausgefallene Erbsen (vor allem bei später Ernte) ins Freie und überwintern an geschützten Orten. Der Käfer kann bis zu 16 Monate überleben. Der Erbsenkäfer macht nur eine Generation pro Jahr.

 

Wirtsspektrum

Bruchus pisorum befällt Erbsen.

 

Bekämpfung

  • Günstige Bedingungen für die Entwicklung der natürlichen Feinde schaffen.
  • Nach der Ernte der Erbsen das Feld pflügen. Dies zerstört die auf dem Feld überwinternden Käfer.
  • Frühblühende Sorten anbauen.
  • Befallenes Saatgut mit Hitze behandeln (50 °C während 3-4 Stunden, Erbsen müssen trocken sein, Hoffmann und Schmutterer 1999), begasen oder mit Insektiziden behandeln.

 

Literatur

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.

Kraft JM, Pfleger FL, 2001. Compendium of Pea Diseases and Pests, second edition. APS Press St. Paul, 67 S.

Zahradnik J, Jung I, Jung D, et al., 1985. Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Parey, Berlin, 498 S.

Erbsenblattrandkäfer

Sitone du pois (franz.); Pea Leaf Weevil (engl.)

wissenschaftlicher Name: Sitona lineatus L. und andere Sitona Arten
Taxonomie: Metazoa, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Curculionidae

Der Erbsenblattrandkäfer (Sitona lineatus) frisst an den Blatträndern von Leguminosen typische halbkreisförmige Einbuchtungen. Die Larven fressen an den Wurzelknöllchen.

Erbsenblattrandkäfer (Sitona lineatus)
Erbsenblattrandkäfer (Sitona lineatus)
Abb. 1. Erbsenblattrandkäfer (Sitona lineatus) (oben); typischer Frass am Blattrand (unten)

Abb. 2. Erbsenblattrandkäfer (Sitona lineatus)

Symptome

Die Käfer verursachen einen typischen U-förmigen Frass am Blattrand (Abb. 1). Ein Blattfrass an Jungpflanzen kann zu Ertragsausfällen führen. Die Larven fressen an den Wurzelknöllchen. Bei starkem Auftreten kann auch der Larvenfrass Ernteverluste verursachen.

Schädling

Der Käfer ist grau bis braun, länglich und etwa 5 mm lang (Abb. 2). Der Halsschild hat drei deutlich sichtbare, helle Bänder. Auf den Flügeldecken sind helle und dunkle Längsstreifen erkennbar. Die Flügeldecken sind zudem mit feinen Borsten bedeckt. Die Fühler und die Beine sind gelb- bis rotbraun.
Die Larven sind milchig-weiss mit einem dunklen Kopf und haben keine Beine. Die Larven befinden sich fast ausschliesslich an den für Leguminosen typischen Wurzelknöllchen an welchen sie fressen.

Lebenszyklus

Die Erbsenblattrandkäfer bilden eine Generation pro Jahr. Sie überwintern als erwachsene Käfer im Boden, in Wiesen oder in Wintererbsenkulturen. Im Frühling ernähren sie sich zunächst von Futterleguminosen, später fliegen sie zu den Ackerbohnen und Sommererbsenkulturen. Hier verursachen sie den typischen U-förmigen Blattrandfrass. Die Eiablage findet ab Mai statt. Die Weibchen legen bis zu 1´000 Eier auf Leguminosenblätter oder auf den Boden. Die Eier werden mit dem Regen in den Boden gewaschen. Die frisch geschlüpften Larven kriechen zu den Wurzelknöllchen und ernähren sich von ihnen. Bei ungünstiger Witterung (Trockenheit) gehen viele Eier oder Larven zu Grunde. Nach der Verpuppung schlüpfen ab Mitte Juni bis August die Käfer. Diese fressen an Kleearten und Wicken bevor sie in die Überwinterungsquartiere laufen oder fliegen.

Wirtsspektrum

Der Erbsenblattrandkäfer kann sich auf vielen Leguminosenarten entwickeln: Unter anderem auf Erbsen, Ackerbohnen, Wicken, Luzerne und Kleearten.

Bekämpfung

  • Neuansaaten sind möglichst entfernt von Kleegrasbeständen anzulegen.
  • Alle Massnahmen, welche die Keimung des Saatguts und das Wachstum der Jungpflanzen fördern, können die Auswirkungen von Blattfrass vermindern.
  • Förderung von natürlichen Feinden

Literatur

Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A Colour Handbook. Manson Publishing Ltd.

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A, Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.

Kühne S, Burth U, Marx P, 2006. Biologischer Pflanzenschutz im Freiland. Eugen Ulmer KG Verlag, 288 S.

Erbsenminierfliegen (Blattminierer)

mouche mineuse du pois (franz.); pea leafminer (engl.)

wissenschaftlicher Name: Lyriomyza spp., Phytomyza horticola Gour. und andere

Taxonomie: Arthropoda, Insecta, Diptera, Agromycidae

Blattminen in Erbsenblättern werden von verschiedenen Fliegenarten verursacht. Eine Bekämpfung ist nicht nötig.

Erbsenminierfliege (Phytomyza horticola)
Erbsenminierfliege (Phytomyza horticola)
Erbsenminierfliege (Phytomyza horticola)
Abb. 1. Blattminen verursacht durch Erbsenminierfliegen

Schadbild

Auffällige Blattminen in den Erbsenblättern (Abb. 1). Minen sind Hohlräume unterhalb der Epidermis und entstehen durch den Frass von Insektenlarven im Parenchymgewebe der Blätter. Die Form der Minen ist charakteristisch für die verschiedenen diese Symptome verursachenden Arten.

Schädling und Lebenszyklus

Die erwachsenen Tiere sind kleine, meist schwarze Fliegen. Die Weibchen stechen die Blätter an und legen Eier ab. Nach einigen Tagen schlüpfen Larven. Sie sind klein, flach und beinlos. Später verpuppen sie sich in den Miniergängen (Abb. 1) oder im Boden und erscheinen als zweite Generation. Ein Teil der Puppen überwintert im Boden (Biddle und Cattlin 2012).

Wirtsspektrum

Erbsen, Bohnen

Bekämpfung

Minierfliegen haben keine wirtschaftliche Bedeutung und müssen deshalb nicht bekämpft werden (Hoffmann und Schmutterer 1999).

Literatur

Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A Colour Handbook. Manson Publishing Ltd.

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart (2. Auflage): 675 S.

Schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus

Puceron noir de la fève (franz.); black bean aphid (engl.)

wissenschaftlicher Name: Aphis fabae (Scop.)
Synonym: Doralis fabae

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Aphididae

Die schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus (Aphis fabae) ist ein regelmässiger Gast auf der Ackerbohne (Vicia faba) und der Zuckerrübe (Beta vulgaris). Blattläuse verursachen Saugschäden und spielen zudem eine bedeutende Rolle als Überträgerin von Viruskrankheiten (vorwiegend bei Zuckerrüben). Die schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus überwintert im Eistadium auf dem Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) oder auf dem Schneeball (Viburnum sp.). Während des Sommers besiedelt sie Ackerbohnen, Zuckerrüben und zahlreiche andere Wirtspflanzen. In der Regel können natürliche Feinde den Blattlausbefall unter der Schadschwelle halten und der angerichtete Schaden bleibt gering.

Schwarze Bohnenblattlaus (Aphis fabae) an Ackerbohne (Vicia faba)
Abb. 1. Schwarze Bohnenblattlaus (Aphis fabae) auf Ackerbohnen (Vicia faba)

Schwarze Bohnenblattlaus (Aphis fabae) an Zuckerrüben (Beta vulgaris)
Abb. 2. Schwarze Rübenblattlaus (Aphis fabae) auf Zuckerrübenblättern (Beta vulgaris)

Schadbild

Ackerbohnen: Mit Beginn der Blüte beginnen sich die Bohnenblattläuse (Abb. 1) an den obersten Stängelpartien zu vermehren und überziehen bald darauf den gesamten oberen Haupttrieb und die Blütenanlagen (Abb. 3). Die Blattläuse scheiden zuckerhaltigen Honigtau aus, der sich auf den unteren Blättern ablagert und rasch von Russtaupilzen besiedelt wird. Durch die Saugtätigkeit werden die Triebe im Wachstum gehemmt, die Blüten und die jungen Hülsen verkümmern. Feldränder werden bevorzugt besiedelt.
Zuckerrüben: Die Rübenblattlaus (Abb. 2) saugt Pflanzensaft aus den Siebröhren. Dies verursacht ein verzögertes Wachstum der Rüben und ein Einrollen oder Kräuselung der Blätter (Abb. 4). Auf der Blattunterseite findet man grössere Kolonien von Blattläusen. Diese scheiden Honigtau aus (ein zuckerhaltiges Ausscheidungsprodukt), der die Rüben schon bald mit einem klebrigen Belag überzieht. Der zuckerhaltige Saft wird rasch von Russtaupilzen besiedelt, die Blätter sehen schmutzig aus und die Photosynthese wird behindert. Die schwarze Rübenblattlaus ist im Vergleich zur grünen Pfirsichblattlaus weniger beweglich. Sie wechselt nicht so oft zu anderen Pflanzen, da bei ihr nach kurzer Zeit eine Lähmung der Flugmuskulatur einsetzt (Dubnik 1991). Die einzelnen Kolonien sind deshalb meist grösser und auf einzelne Bereiche im Feld beschränkt. Wegen ihrer geringeren Mobilität sind sie auch als Virusüberträger weniger gefährlich.

{becssg}/Insekten/Aphis_fabae/Galerie{/becssg}

Abb. 3. Schwarze Bohnenblattlaus auf Ackerbohnen (obere Reihe) oder Rübenblattlaus auf Zuckerrüben (untere Reihe)

Beschreibung der schwarzen Bohnen- oder Rübenblattlaus

Die ungeflügelten Blattläuse sind rundlich und etwa 1.5 bis 2.5 mm gross (Meier 1985). Die Fühler sind etwa halb so lang wie der Körper. Die Hinterleibsröhren (Siphonen) sind schwarz und werden gegen das Ende enger. Das Schwänzchen (Cauda) ist dunkel und fingerförmig. Die Schenkel besonders der Hinterbeine sind dunkel, die Schienen hellbraun mit dunkler Spitze und die Fussglieder (Tarsen) sind schwarz. Der Körper ist matt blauschwarz gefärbt, und fein bewachst. Die Nymphen zeichnen sich durch eine Doppelreihe von je 4 weissen Wachsflecken auf dem vorderen Teil des Hinterleibs aus. Nymphen sind bei Blattläusen das letzte Larvenstadium der Tiere, welche sich zu Geflügelten entwickeln.
Innerhalb einer Blattlauskolonie findet man viele Larvenhäute, die nach der Häutung abgestreift wurden, sogenannte Exuvien.
Die geflügelten Formen sind ebenfalls dunkel gefärbt. Auf dem Hinterleib sind stärker chitinisierte Querstreifen und Seitenflecken sichtbar.

Lebenszyklus

Die schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus überwintert im Eistadium auf dem Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) oder auf dem Schneeball (Viburnum opulus). Im Frühjahr, ab April, schlüpft die Stammmutter (Fundatrix). Die Entwicklung zur erwachsenen Laus (Imago) dauert je nach Wetterbedingungen mehrere Wochen. Die Läuse bilden auf dem Winterwirt drei bis vier ungeschlechtliche Generationen, wobei bereits die erste Generation geflügelte Wanderläuse enthalten kann. Später entstehen immer mehr geflügelte Tiere, die Ende April bis anfangs Mai zunächst auf verschiedene Unkräuter (zum Beispiel Melde) abwandern. Später besiedeln sie auch Ackerbohnen oder Rüben, beginnen mit der Nahrungsaufnahme und vermehren sich dort ungeschlechtlich weiter. Trockenes, warmes Wetter führt zu einer raschen Zunahme der ungeflügelten Weibchen (Exsules), so dass in kurzer Zeit grosse Blattlauskolonien zustande kommen. Ab Mitte Juni entstehen auch geflügelte Läuse, die neue Pflanzen im Bestand befallen und neue Kolonien bilden können.
Im Herbst fliegen geflügelte Weibchen (Gynoparen) zum Winterwirt Pfaffenhütchen oder Schneeball und setzen dort weibliche ungeflügelte Geschlechtstiere (Oviparen) ab. Diese werden durch nachfolgende Männchen (Brüder der Gynoparen) begattet. Die Oviparen wandern als Imago zu den Zweigen und legen je etwa vier Eier an die Knospen, Astlöcher oder in Rindenrisse.

Schadwirkung der Blattläuse an Ackerbohnen

Sie verursachen in erster Linie einen direkten Saugschaden und die zuckerhaltigen Ausscheidungen (Honigtau) können die Photosynthese der Ackerbohnen behindern. Honigtau-Beläge führen zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber der Schokoladenflecken-Krankheit (Botrytis fabae) (Heitefuss et al. 1993).

Schadwirkung der Blattläuse an Rüben

Die schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus und die grüne Pfirsichblattlaus übertragen wichtige Viruskrankheiten: zum Beispiel das milde Vergilbungsvirus (beet mild yellowing virus: BMYV) und das nekrotische Vergilbungsvirus (beet yellow virus: BYV). Beide Viren sind persistent, das heisst die Viren werden nach längerer Saugzeit von der Blattlaus aufgenommen und können dann von dieser zeitlebens abgegeben werden.
Sowohl ungeflügelte als auch geflügelte Läuse können Viren übertragen. Allerdings sind die Geflügelten wegen ihrer Beweglichkeit immer die gefährlichsten Vektoren. Für die Ausbreitung von Virosen ist das Vorhandensein von mit Viren infizierten Wirtspflanzen von grosser Bedeutung, denn die vom Winterwirt zufliegenden Blattläuse sind virusfrei und eine Virusübertragung mit dem Saatgut ist nicht möglich. Als Virusreservoir kommen viele Wirtspflanzen in Frage: Spinat, Wildrüben, Raps sowie die Unkräuter Kreuzkraut (Senecio vulgaris), Hirtentäschchen (Capsella bursa-pastoris), Sternmiere (Stellaria sp.) und viele andere (Dubnik 1991). Die vom Winterwirt kommenden Blattläuse können sich an diesen Pflanzen infizieren, wenn sie auf der Suche nach dem geeigneten Sommerwirt dort Zwischenstation machen.
Durch die Saugtätigkeit der schwarzen Bohnenblattlaus können die Rüben ebenfalls beträchtlich geschädigt werden.

Wirtsspektrum

Die schwarze Bohnen- oder Rübenblattlaus (A. fabae) besiedelt ausser Ackerbohnen und Zuckerrüben auch Rote Beete (Randen), Mangold (Krautstiel), Spinat, Bohnen, Mohn und Dahlien. Viele weitere Pflanzen, darunter auch Unkräuter wie Meldenarten, gehören zum Wirtskreis dieser Blattlausart.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

Ackerbohnen:

  • Eine frühe Saat und ein gut vorbereitetes Saatgut verhindern weitgehend einen grösseren Schaden, weil die empfindliche Wachstumsphase zur Zeit des Blattlausbefalls bereits durchlaufen ist.
  • Förderung der natürlichen Feinde der Blattläuse wie Marienkäfer, Schlupfwespen, Larven von Schwebfliegen, Florfliegen sowie Pilzkrankheiten (Häni et al. 2008).
  • Die Bekämpfungsschwelle liegt bei 40-60 % Pflanzen mit Blattlauskolonien (Häni et al. 2008). Ab Blühbeginn können Nützlinge schonende Insektizide angewendet werden. Meistens genügt die Behandlung der Feldränder.

Zuckerrüben:

  • Ein gut vorbereitetes und abgesetztes Saatbeet fördert eine rasche Entwicklung der Rüben.
  • Bei einem frühen Saattermin wirkt sich der Schaden durch Blattläuse weniger stark aus.
  • In der Nähe der Rübenbestände möglichst den Anbau weiterer Wirtspflanzen vermeiden: Raps, Busch- und Ackerbohnen.
  • An Feldrändern, Böschungen und Wiesen eine vielfältige Vegetation belassen. Dadurch werden die natürlichen Feinde der Blattläuse gefördert: Marienkäfer, Schlupfwespen, Larven von Schwebfliegen, Florfliegen sowie Pilzkrankheiten (Häni et al. 2008).
  • Bei der Neuanlage von Hecken die Sträucher Schneeball und Pfaffenhütchen nicht zu häufig verwenden (Winterwirt der schwarzen Bohnen- oder Rübenlaus).
  • Chemische Bekämpfung: Ein Saatbeizmittel in der Rübenpille (Gaucho: Wirkstoff Imidacloprid) kann den Befall verzögern (Häni et al. 2008). Die Bekämpfungsschwelle für den Einsatz von Insektiziden ist erreicht, wenn im 4-Blatt Stadium 50 %, im 6-10 Blatt Stadium 80 % der Pflanzen befallen und nur wenige Nützlinge vorhanden sind (ÖLN: 10 x 5 Pflanzen auszählen, nur mit empfohlenen Mitteln).

Literatur

Dubnik H, 1991. Blattläuse: Artenbestimmung – Biologie – Bekämpfung. Verlag Th. Mann Gelsenkirchen-Buer: 120 S.

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Harveson RM, Hanson LE, Hein GL, 2009. Compendium of Beet Diseases and Pests. The American Phytopathological Society, Auflage 2: 140 S.

Heitefuss R, König K, Obst A, Reschke M, 1993. Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Ackerbau. DLG-Verlags-GmbH

Meier W, 1985. Pflanzenschutz im Feldbau: Tierische Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Eidg. Forschungsanstalt für landw. Pflanzenbau, Zürich-Reckenholz: 240 S.

 

Rübsen- oder Rapsblattwespe

tenthrède de la rave (franz.); turnip sawfly (engl.)

wissenschaftlicher Name: Athalia rosae L.
Synonym: Athalia colibri Christ.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Hymenoptera, Tenthredinidae

Die Rübsenblattwespe (Athalia rosae) legt im Frühjahr die Eier in die jungen Blätter des Rapses. Nach 6 bis 10 Tagen schlüpfen die Larven und fressen an den Blättern. Meist treten drei Generationen auf. Die Larven der dritten Generation verursachen im Herbst den Hauptschaden.

Rübsenblattwespe (Athalia rosae)
Abb. 1. Die Larven der Rübsenblattwespe (Athalia rosae) fressen an den Blättern des Rapses.

{becssg}/Insekten/Athalia_rosae/Galerie{/becssg}

Abb. 2. Die Larven der dritten Generation der Rübsenblattwespe verursachen im Herbst an den Blättern des jungen Rapses einen Fenster- oder Randfrass.

Schadbild

Ältere Larven verursachen den Hauptschaden. Sie fressen die Blätter von Raps, Rübsen usw. Diese zeigen Fenster-, Loch- oder Randfrass. Später sind die Blätter bis auf die Blattadern abgefressen (Skelettierfrass). Ein Kahlfrass nach einem Massenauftreten von Blattwespenlarven kann bedeutende Ertragseinbussen zur Folge haben.

Beschreibung des Schädlings

Die Larven der Blattwespen sind sogenannte „Afterraupen“. Sie besitzen 3 Paar kräftige Brustbeine und am Hinterleib 7 Paar Bauchfüsse sowie 1 Paar Nachschieber. Sie unterscheiden sich deshalb von den Raupen der Schmetterlinge, die maximal sieben Beinpaare haben (https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Blattwespen). Sie sind anfänglich hellgrau bis hellgrünlich gefärbt, ältere Larven sind dunkelgrün bis schwärzlich und auf der Bauchseite grau (Hoffmann und Schmutterer 1999). Die Kopfkapsel ist schwarz und glänzend. Die Larve wird bis zu 18 mm lang.
Die Rübsenblattwespen (adultes Insekt oder auch Imago genannt) sind vorwiegend gelbrot gefärbt und haben durchsichtige Flügel mit einem dunklen Vorderrand. Sie sind 6 bis 8 mm gross. Die Echten Blattwespen haben keine Wespentaille zwischen Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Sie können nicht stechen.

Lebenszyklus

Die Rübsenblattwespe bringt im Laufe eines Jahres zwei oder drei Generationen hervor. Die erste Generation beginnt im Mai / Juni zu fliegen. Nach der Begattung fressen die Weibchen Pollen und Nektar von blühenden Pflanzen (Kreuz-, Dolden- und Korbblütler). Das Weibchen kann bis zu 300 Eier einzeln in Blätter von wilden und kultivierten Kreuzblütlern ablegen. Die optimale Temperatur für die Eiablage liegt zwischen 18 und 20 °C (Hoffmann und Schmutterer 1999). Vom Blattrand aus trennt die Wespe mit seiner fein gezahnten Legeröhre die Blattober- und -unterseite voneinander und legt hier ein 1 mm langes weissgelbes Ei ab (Zahradnik 1985). Nach 6 bis 10 Tagen schlüpft die Larve aus dem Ei und ernährt sich vom Blattgewebe. Die Larven verursachen zunächst einen Fensterfrass, später fressen sie die Blätter bis auf die Blattadern. Nach viermaliger Häutung verpuppen sich die Larven in 1 bis 5 cm Bodentiefe in einem Erdkokon. Im Juli und August erscheint die zweite Generation. Diese ernährt sich vor allem von Gründüngungs- und Futterpflanzen. Bei günstiger Witterung entsteht eine dritte Generation, welche den jungen Winterraps befällt. Das letzte Larvenstadium überwintert flach unter der Erde in einem Erdkokon, wo sie sich im Frühjahr verpuppt.

Wirtspflanzen

Wirtspflanzen der Athalia rosae sind Raps, Rübsen, Senf, aber auch Gemüsearten wie zum Beispiel Chinakohl, Kohlrüben oder Rettich sowie wild vorkommende Kreuzblütler (Paul 1992).

Bekämpfung

  • Natürliche Feinde der Rübsenblattwespe fördern.
  • Als Bekämpfungsschwelle bei Raps gilt 1 bis 2 Larven pro Pflanze im 3 bis 6 Blattstadium (ab Mitte September) (Häni et al. 2008).

Literatur

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 675 S.

Paul V, 1992. Krankheiten und Schädlinge des Rapses. Verlag Th. Mann 2. Auflage: 132 S.

Zahradnik J, 1985. Bienen, Wespen, Ameisen: Die Hautflügler Mitteleuropas. Kosmos-Naturführer, Franckh’sche Verlagshandlung Stuttgart: 191 S.

Grosser Rapsstängelrüssler

Charançon de la tige du colza (franz.); rape stem weevil (engl.)

wissenschaftlicher Name: Ceutorhynchus napi Gyll.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Curculionidae

Der Grosse Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) ist ein wichtiger Triebschädling des Rapses. Der Schädling fliegt im Frühjahr in die Rapsbestände und legt die Eier in den jungen Haupttrieb. Die Larven fressen im Inneren des Stängels. S-förmige Krümmungen des Stängels, verbunden mit späterem Aufplatzen, sind typische Symptome eines Befalls. Vorbeugende Massnahmen sind: Neue Rapsfelder möglichst weit entfernt von vorjährigen Rapskulturen anlegen. Früh schossende, standfeste, nicht zum Platzen der Stängel neigende Sorten wählen.

{becssg}/Insekten/Ceutorhynchus_napi/Galerie{/becssg}

Abb. 1. Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi): Einstichstellen für die Eiablage, S-förmige Krümmungen und Aufplatzen der Stängel, Larven im Inneren der Stängel

Schadbild

Im Frühjahr sind am Haupttrieb unterhalb der Triebspitze Einstichstellen für die Eiablage sichtbar. Die Einstiche sind zuerst schleimig, später weisslich umrandet (Abb. 1). Beim Längenwachstum des Haupttriebes zeigt dieser typische S-förmige Krümmungen. Befallene Stängel können aufplatzen. Ausserdem kann es zu Entwicklungsverzögerungen, zu verstärkter Seitentriebbildung mit verspäteter Blüte und zu Stängelbruch kommen. Im Stängelmark fressen braunköpfige, beinlose Larven. Ausbohrlöcher der Larven befinden sich bevorzugt in Blattachseln. Bei starkem Befall können Ertragsverluste von bis zu 50 % auftreten (Häni 2008).

Beschreibung des Grossen Rapsstängelrüsslers

Der Rüsselkäfer ist ohne Rüssel 3 bis 4 mm gross. Der Kopf ist in einen dünnen nach unten gebogenen Rüssel verlängert. Dunkle Fühler setzen am Rüssel an. Der Käfer ist grundsätzlich schwarz gefärbt, erscheint aber wegen Schuppen als grau. Die Füsse sind schwarz.
Die Larven sind bis zu 7 mm lang, weiss (1. Larvenstadium) bis gelblich (2. und 3. Larvenstadium). Während der ersten beiden Larvenstadien ist die Kopfkapsel dunkelbraun, während des dritten Larvenstadiums hingegen gelblich (Abb. 2). Die Larven haben keine Beine.
Verwechslungsmöglichkeit: Der gefleckte Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus quadridens) ist kleiner als der Rapsstängelrüssler: 2.5 bis 3.5 mm. Er ist ebenfalls schwarz, hat aber einen typisch weißen Fleck am Nackenschild. Er ist deutlich weniger schädlich. Der Zuflug des gefleckten Kohltriebrüsslers ist meist später.

Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi)
Abb. 2. Larve des Rapsstängelrüsslers (Ceutorhynchus napi)

Lebenszyklus

Der Grosse Rapsstängelrüssler überwintert als voll entwickelter Käfer (Imago) im Verpuppungskokon in der Erde vorjähriger Rapsfelder (Paul 1992). Im März, wenn die oberste Bodenschicht 5 - 7 °C und die Lufttemperatur 10 - 12 °C erreichen, verlassen die Käfer ihr Winterquartier und fliegen bei sonnigem Wetter in die Rapsbestände ein. Nach einem kurzen Reifungsfrass (10 bis 20 Tage) erfolgt die Eiablage. Das Weibchen bohrt mit seinem Rüssel unterhalb der Triebspitze von schossenden Rapspflanzen ein Loch. Die Eier werden einzeln in die Löcher abgelegt. Die Larven fressen das Innere des Rapsstängels. Im Sommer verlassen sie die Rapsstängel und begeben sich wenige Zentimeter in den Boden zur Verpuppung. Die Jungkäfer schlüpfen noch im Sommer, verbleiben aber bis zum nächsten Frühjahr im schützenden Kokon. Der Rapsstängelrüssler bildet jährlich nur eine Generation.

Wirtsspektrum

Wirtspflanzen sind Raps, Rübsen, Senf, Kohlgewächse sowie wild wachsende Kruziferen wie Hederich, Ackersenf und Hirtentäschelkraut.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Rapsfelder möglichst weit entfernt von vorjährigen Rapskulturen anlegen und weite Rapsfruchtfolgen planen.
  • Förderung von Larvenparasiten durch eine pfluglose Bodenbearbeitung zur Folgekultur
  • Früh schossende, standfeste, nicht zum Platzen der Stängel neigende Sorten wählen.
  • Förderung der Rapsentwicklung im Jugendstadium: zum Beispiel durch eine frühe N-Düngung. Gülle zu Vegetationsbeginn soll eine abschreckende Wirkung haben.
  • Zuflug der Käfer mit Gelbschalen im Rapsbestand selbst und in vorjährigen Rapsfeldern erfassen (Abb. 3).
  • Einstichstellen kontrollieren bis die Rapspflanzen grösser als 20 cm sind. Die Bekämpfungsschwelle ist erreicht, wenn bei einer Stängelhöhe von 1-5 cm an 20-40 %, bei einer Stängelhöhe von 5-20 cm an 40-60 % der Pflanzen Einstichstellen vorkommen (oder durchschnittlich 0.5-1 Einstiche pro Pflanze) (Häni et al. 2008). Insektizide bekämpfen die Käfer. Eier und Larven können nicht mehr bekämpft werden.

Gelbfalle

Gelbfalle
Abb. 3. Der Zuflug des Rapsstängelrüsslers kann mit Gelbfallen überwacht werden.

Literatur

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Paul V, 1992. Krankheiten und Schädlinge des Rapses. Verlag Th. Mann 2. Auflage: 132 S.

Kartoffelkäfer

doryphore (franz.); Colorado Potato Beetle (engl.)

wissenschaftlicher Name: Leptinotarsa decemlineata Say

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Polyphaga, Chrysomelidae

Der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) verursacht sowohl als Larve als auch als Käfer Blattrand- und Lochfrass. Ein hohes Befallsrisiko besteht vor allem in wärmeren Jahren. Besonders gefährdet sind Kartoffelfelder in unmittelbarer Nähe zu Feldern mit Vorjahresbefall. Ohne Gegenmassnahmen kann er bei Massenauftreten einen Totalschaden verursachen. Insektizide sollten erst nach dem Erreichen der Schadschwelle eingesetzt werden.

Kartoffelkaefer (Leptinotarsa decemlineata)
Abb. 1. Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata)

Krankheitsbild

Larven und Käfer fressen Löcher ins Blatt oder verursachen Blattrandfrass. Bei starkem Befall wird die ganze Blattspreite bis auf die Blattadern und die Stängel (Skelettierfrass, Kahlfrass) verzehrt. Die Zerstörung der Blattfläche kann zu erheblichen Ernteverlusten führen.

Beschreibung des Kartoffelkäfers

Der Kartoffelkäfer ist etwa 10 mm gross. Er ist gelb und hat zehn schwarze Längsstreifen auf den Flügeldecken (Abb. 1 und 2). Der rot gelbe Kopf- und Halsschild ist schwarz gefleckt. In Europa kann er mit keiner anderen Art verwechselt werden.

Die anfangs hellen, später orangeroten Eier sind etwa 1.5 mm lang und in Gruppen zu 10 bis 30 Eiern auf der Blattunterseite angeordnet.

Die Larven der Stadien L1 bis L3 sind 2 bis 3 mm gross, das abschliessende Larvenstadium L4 misst 10 mm (Abb. 2). Sie sind zunächst leuchtend rot, später rot gelb und tragen auf beiden Seiten 2 Reihen dunkler Flecken an den Körperseiten und weitere Flecken auf dem Rücken. Kopf und Beine sind schwarz.

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Abb. 2. Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata): Eigelege, Larven, Loch- und Blattrandfrass, Käfer 

Vorkommen und Bedeutung des Kartoffelkäfers

Der Kartoffelkäfer wurde erstmals 1811 an Solanum rostratum, einem Nachtschattengewächs, im Südwesten der Vereinigten Staaten (Colorado) entdeckt (Alyokhin et al. 2008). Einige Jahre später begannen europäische Einwanderer in dieser Gegend Kartoffeln anzubauen. Unglücklicherweise erwies sich die Kartoffel als sehr gute Wirtspflanze für den Kartoffelkäfer. Die Käfer wechselten auf die Kartoffelkulturen über und breiteten sich sehr schnell aus. Im Jahre 1859 kam es in Nebraska zur ersten Massenvermehrung in einem Kartoffelfeld. 1922 wurde die erste europäische Population in Bordeaux (Frankreich) festgestellt. 1936 kam es zu einem grossen Massenauftreten in Deutschland. In der Schweiz trat er erstmals 1937 auf und seit 1943 findet man den Kartoffelkäfer in allen Kantonen. In den folgenden Jahren besiedelte der Schädling ungefähr 16 Millionen km2 auf zwei Kontinenten (Weber 2003).
Der Kartoffelkäfer ist in vielen Gegenden der wichtigste Schädling an den Kartoffelblättern. Die Larve frisst ungefähr 40 cm2, der Käfer 10 cm2 Blattfläche pro Tag (Alyokhin et al. 2008). Vor allem das dritte und vierte Larvenstadium richten dabei den grössten Schaden an.

Lebenszyklus

Die im Boden überwinternden Käfer erscheinen Ende April bis Anfang Mai. Das Erstauftreten der Käfer ist abhängig von der Bodentemperatur und erfolgt bei Temperaturen über 10 °C (De Kort 1990). Damit ist der Käfer meist schon kurz nach dem Auflaufen der Kartoffeln präsent. Die Käfer machen einen zweiwöchigen Reifungsfrass und paaren sich. Die Weibchen legen die orangefarbigen Eier in Gruppen von 10 bis 30 Stück vorwiegend auf die Blattunterseite. Jedes Weibchen legt total etwa 300 bis 800 Eier auf verschiedene Pflanzen ab (Harcourt 1971).

Nach 10 bis 14 Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven, die sich innerhalb drei Wochen dreimal häuten bevor sie ihre Entwicklung abschliessen. Die Larven graben sich einige Zentimeter in den Boden ein und verpuppen sich. Nach einer 14-tägigen Puppenruhe kommen die neuen Käfer an die Oberfläche (ab Juli) und beginnen mit dem Frass an den Kartoffelblättern. In klimatisch begünstigten Anbaulagen kann sich eine zweite Generation entwickeln. Im Herbst graben sich die Käfer 20 bis 50 cm tief in den Boden ein, um zu überwintern. Nach dem Winter beginnt der Kreislauf von vorne.

Epidemiologie

Je nach Temperatur dauert die Entwicklung vom Ei zum erwachsenen Käfer zwischen 14 und 56 Tagen (Alyokhin et al. 2008). Am schnellsten läuft die Entwicklung bei Temperaturen von 25 bis 32 °C.
Die Diapause (Ruhezeit) im Winter ist fakultativ. Der Käfer kann eine bis drei überlappende Generationen pro Jahr haben.
Die Mehrzahl der Käfer stirbt während des zweiten Sommers. Ein kleiner Teil der Käfer (etwa 25 %) kann einen zweiten Winter überstehen. Die Mortalität während des Winters und Frühlings ist aber bei diesen Käfern sehr hoch.

Wirtsspektrum

Der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) frisst hauptsächlich an Kartoffeln, daneben aber auch an Tomaten, Auberginen und Schwarzem Nachtschatten.

Bekämpfung

  • Fruchtfolge: Ein Erstbefall im Frühjahr kommt vorwiegend auf Flächen vor, auf denen (oder in deren unmittelbaren Nähe) im Vorjahr Kartoffeln angebaut wurden. Deshalb sollten neue Kartoffelfelder möglichst weit weg von Flächen des Vorjahres gepflanzt werden (Mindestabstand von 500 m).
  • Durchwuchskartoffeln in der Folgekultur konsequent beseitigen, denn sie sind Befallsherde.
  • Frühe Sorten bevorzugen, die Pflanzkartoffeln vorkeimen und früh pflanzen, um einen Entwicklungsvorsprung zum Käfer (aber auch zur Krautfäule) zu erzielen.
  • Auf kleineren Flächen kann das Vorkommen der Käfer durch Absammeln reduziert werden.
  • Natürliche Feinde fördern (Schwebfliegen, Florfliegen, Marienkäfer etc.)
  • Einsatz von Insektiziden (Schweiz: Brenner und Hochstrasser 2014)
  • Insektizide sollten erst nach Erreichen der Schadschwelle eingesetzt werden. Behandlung möglichst zum Zeitpunkt des Erscheinens der Larven durchführen. Ein Wirkstoffwechsel kann helfen, der Ausbildung von Resistenzen entgegenzuwirken. Die verschiedenen Wirkstoffgruppen deshalb nur einmal pro Saison einsetzen.
    Bakterienpräparat mit Bacillus thuringiensis tenebrionis gegen Larven (Novodor 3 FC)
    Azadirachtin (Extrakt aus Samen des indischen Neembaumes) (Oikos oder NeemAzal-T/S)
    Spinosad gegen die Junglarven: Der Einsatz von „Audienz“ ist im Bioackerbau gemäss Bio Suisse Richtlinien verboten.
    Pyrethroide: natürlich aus Chrysanthemen gewonnenes oder synthetisch hergestelltes Pyrethrum. Seit einigen Jahren zeigen jedoch Pyrethroide kaum noch eine Wirkung gegen den Kartoffelkäfer.

Literatur

Alyokhin A, Baker M, Mota-Sanchez D, Dively G, Grafius E, 2008. Colorado Potato Beetle Resistance to Insecticides. American Journal of Potato Research, 85: 395-413.

Brenner H, Hochstrasser M, 2015. Pflanzenschutzmittel im Feldbau. Fachstellen Pflanzenschutz Thurgau und Strickhof. 103 S.

De Kort CAD, 1990. Thirty-five years of diapause research with the Colorado potato beetle. Entomologia Experimentalis et Applicata 56: 1-13.

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Harcourt DG, 1971. Population dynamics of Leptinotarsa decemlineata (Say) in eastern Ontario. III Major population processes. Canadian Entomologist 103: 1049-1061.

Radtke W, Rieckmann W, 1990. Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel. Verlag Th. Mann, Gelsenkirchen-Buer, 167 S.

Weber D, 2003. Colorado beetle: Pest on the move. Pesticide Outlook 14: 256-259.

Rapsglanzkäfer

Méligèthe du colza (franz.); pollen beetle, blossom beetle, rape beetle (engl.)

wissenschaftlicher Name: Meligethes aeneus F. und M. viridescens F.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Cucujoidea, Nitidulidae

Der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus und M. viridescens) ist der häufigste Schädling im Raps. Der schwarze Käfer ernährt sich fast ausschliesslich von Pollen. Um vor der Rapsblüte an den Pollen zu gelangen, muss er die Blütenknospen zerbeissen. Die Blüte kann sich nicht mehr weiterentwickeln und vertrocknet. Früh blühende Rapssorten werden weniger befallen als spät blühende. Rübsen locken die Käfer an und halten sie während des Knospenstadiums von den Rapskulturen fern. Eine direkte Bekämpfung mit Insektiziden ist nur ausserhalb des Bienenflugs möglich.

Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)

Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)

Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)

Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)
Abb. 1. Der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus) zerstört Blütenknospen

Schadbild

Der Rapsglanzkäfer zerstört geschlossene Blütenknospen, um an den Blütenpollen zu gelangen, der ihm als Nahrung dient (Abb. 1). Kleine Knospen sind vollständig zerbissen, grössere haben Frasslöcher. In der Folge vertrocknen die Knospen, fallen ab und es bleiben nur die leeren Blütenstiele zurück (Abb. 2).
Der Winterraps kann den Knospenverlust teilweise kompensieren, indem er auf die Beschädigung des Fruchtknotens mit einer vermehrten Seitentrieb- und Knospenbildung reagiert.
Verwechslungsgefahr: Anhaltende Trockenheit kann ebenfalls zu einem Knospenausfall führen (Knospenwelke).

Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)

Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)
Abb. 2. Der Rapsglanzkäfer ernährt sich von Pollen. Um an den Pollen zu gelangen, muss er die Blütenknospen zerbeissen. Diese vertrocknen und fallen ab.

Schadwirkung des Rapsglanzkäfers

Der Schaden der Käfer ist vom Wetter abhängig: Bei kaltem Wetter und später Rapsblüte vernichten die Käfer viele Knospen, während bei warmem Wetter und früher Blüte die Gefahr gering ist, da genügend Pollen zur Ernährung vorhanden ist. Sommerraps wird stärker befallen als Winterraps. Bei Sommerraps ist ein Totalschaden möglich.

Beschreibung des Rapsglanzkäfers

Der Rapsglanzkäfer ist 1.5 bis 2.5 mm gross, länglich-oval, schwarz mit blaugrünem, metallisch glänzendem Rücken (Abb. 3). Die Fühler sind am Ende keulenförmig. Die Eier sind länglich und milchig weiss. Die Larve ist maximal etwa 4 mm lang, gelblich bis weiss und hat drei kurze, dunkel gefärbte Beinpaare und einen schwarzbraunen Kopf. Auf jedem Körperabschnitt sind 2 bis 3 dunkle Flecken sichtbar.
Im Felde findet man zwei Arten von Rapsglanzkäfer, die nur von Spezialisten anhand der Kopulationsorgane auseinander gehalten werden können: Meligethes aeneus und M. viridescens. Eine Unterscheidung wäre wichtig, da nur M. aeneus Resistenzen gegen Pyrethroide entwickelt hat.

Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)
Abb. 3. Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)

Lebenszyklus

Bei Bodentemperaturen über 10 °C verlassen die Rapsglanzkäfer das Winterlager (Heitefuss et al. 1993). Je nach Jahr findet dies in den Monaten März oder April statt. Bei Tagestemperaturen über 15 °C fliegen die Käfer zu den Rapsfeldern und besiedeln zunächst deren Ränder. Bei warmem Wetter sind die Käfer sehr aktiv und breiten sich rasch über den ganzen Bestand aus. Sie ernähren sich vorwiegend von Blütenpollen. Vor der Rapsblüte müssen die Käfer die Blütenknospen zerbeissen, um an den Pollen zu gelangen. Dabei wird häufig auch der Fruchtknoten verletzt und damit die Knospe zerstört. Diese vertrocknen, fallen ab und es bleiben nur die leeren Blütenstiele zurück. Dies ist denn auch der Hauptschaden, den der Rapsglanzkäfer dem Raps zufügt. Ab Blühbeginn entstehen durch die Käfer keine nennenswerten Schäden mehr (Häni et al. 2008).
Nach der Begattung durch die Männchen legt das Weibchen ein bis sechs Eier in eine unbeschädigte, kräftige Rapsknospe. Dazu fressen sie ein kleines Loch in die Basis der Knospe und legen die Eier auf die Staubblätter. Ein Weibchen kann in mehrere Knospen Eier ablegen. Nach der Eiablage sterben die Altkäfer ab.
Bereits nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven, die sich vor allem von Pollen und Nektar ernähren. Die Ausbildung der Schoten wird von den Larven nicht behindert. Sie verursachen deshalb meist keinen nennenswerten Schaden.
Nach einer Entwicklungszeit von drei bis vier Wochen lassen sich die Larven (2. Larvenstadium) auf den Boden fallen und verpuppen sich in einer kleinen Kammer im Boden. Etwa drei Wochen später schlüpft im Sommer (Ende Juni bis Juli) des gleichen Jahres die nächste Käfergeneration. Die Jungkäfer fressen einige Wochen an verschiedenen Pflanzen und suchen Ende Sommer (August) ihr Winterlager unter der Streuschicht der Laubwälder auf. Die neue Käfergeneration kann in Massen auftreten und lästig werden, vor allem wenn man gelbe oder weisse Kleider trägt. Der Rapsglanzkäfer macht nur eine Generation pro Jahr.
Rapsglanzkäfer werden sowohl während der Verpuppung als auch im Winterquartier durch natürliche Feinde erheblich dezimiert: zum Beispiel durch Parasiten und Räuber wie Schlupfwespen und Laufkäfer.

Wirtsspektrum

Rapsglanzkäfer fressen im Frühjahr Pollen von zahlreichen Pflanzenarten, später vorwiegend von Raps und Rübsen. Im Sommer machen die Jungkäfer einen Mastfrass auf verschiedenen Pflanzenarten.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Im Frühjahr für ein zügiges Wachstum und eine kurze Blütezeit sorgen.
  • Früh blühende Sorten werden weniger geschädigt, sie wachsen den Schädlingen davon.
  • Rübsen blühen früher. Ein Streifen mit Rübsen am Feldrand (10-15m breit) lockt die Käfer von der Rapskultur weg, so dass diese eine Zeit lang geschützt ist. Dies lohnt sich aber nur bei grossen Parzellen.
  • Grosse Parzellen zeigen häufig einen kleineren Schaden, da die Käfer vom Rand her einwandern.
  • Eine Güllegabe im Knospenstadium bei trockener Witterung ist eine weitere vorbeugende Massnahme.
  • Pfluglose Bodenbearbeitung schont Nützlinge (Beispiel Schlupfwespen). Hecken und ökologische Ausgleichsflächen fördern die natürlichen Feinde der Rapsschädlinge ebenfalls.
  • Ein mechanisches Sammeln mit Hilfe so genannter Käfersammelgeräten reduziert den Befall.
  • Auf die Rapspflanze gestäubtes Gesteinsmehl kann den Frass der Käfer reduzieren (Abb. 4). Diese Methode ist nur bei mittelstarkem Schädlingsdruck wirtschaftlich interessant.
  • Mit Hilfe von Gelbschalen oder gelben Leimfallen, 5 Meter vom Feldrand auf Bestandeshöhe aufgestellt, kann der Erstanflug der Käfer und die Flugaktivität festgestellt werden.
  • In der Schweiz wird von der Arbeitsgruppe „Bekämpfungsschwellen im Ackerbau" folgende Bekämpfungsschwelle empfohlen: Drei Käfer pro Pflanze zwischen den Stadien 53 (Hauptblütenstand überragt die obersten Blätter) und 57 (geschlossene Einzelblüten der sekundären Blütenstände sichtbar). Ab Stadium 57 liegt die Bekämpfungsschwelle bei 5 Käfern pro Pflanze. Ermittelt wird die Schadschwelle indem die Blütenstände von 10-20 Pflanzen pro Feld über einem Gefäss geschüttelt und die Käfer gezählt werden. Nach dem Einsetzen der Blüte verursachen die Käfer keinen Schaden mehr.
  • Direkte Bekämpfung mit Insektiziden nur ausserhalb des Bienenflugs am Abend durchführen. Viele Rapsglanzkäferpopulationen sind resistent gegen Pyrethroide der Gruppe A (Cypermethrin, Alpha-Cypermethrin, Zeta- Cypermethrin, Deltamethrin, Lamda-Cyhalothrin). Auf den Einsatz dieser Wirkstoffgruppe sollte deshalb verzichtet werden.

Gesteinsmehl gegen Rapsglanzkäferfrass
Abb. 4. Gestäubtes Gesteinsmehl kann den Frass der Käfer reduzieren.

Literatur

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Heitefuss R, König K, Obst A, Reschke M, 1993. Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Ackerbau. DLG-Verlags-GmbH

Meier W, 1985. Pflanzenschutz im Feldbau: Tierische Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Eidg. Forschungsanstalt für landw. Pflanzenbau, Zürich-Reckenholz: 240 S.

Kohlschotengallmücke

Cécidomyie des crucifères (franz.); brassica pod midge (engl.)

wissenschaftlicher Name: Dasineura brassicae (Winnertz)

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Diptera, Cecidomyiidae

Die Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae) kommt in allen Rapsanbaugebieten verbreitet vor. Die Mücken überwintern als Puppe im Boden. Im Frühling fliegen sie kurz vor der Vollblüte in die Rapsbestände und legen ihre Eier in junge Schoten ab. Die befallenen Schoten vergilben vorzeitig, schwellen an und platzen auf. Im Inneren der Schote befinden sich zahlreiche weissgelbe Maden. Die verursachten Schäden konzentrieren sich bevorzugt auf die Ränder der Rapsfelder.

Schadbild

Einzelne Schoten sind schon früh gelb und unregelmässig angeschwollen (Gallen) (Abb. 1). Später, lange vor der natürlichen Abreife, springen die Schoten auf, so dass die Körner herausfallen. Im Inneren der Schote befinden sich zahlreiche weiss-gelbe Maden, die die Kornanlagen zerstören (Abb. 2).

Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae)

Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae)

Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae)
Abb. 1. Mit Kohlschotengallmücken (Dasineura brassicae) befallene Rapsschoten sind früh gelb, unregelmässig angeschwollen und platzen vorzeitig.

Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae)

Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae)

Kohlschotengallmücke (Dasineura brassicae)
Abb. 2. Die weiss-gelben Maden der Kohlschotengallmücke zerstören die Kornanlagen.

Schadwirkung der Kohlschotengallmücke

Die Kohlschotengallmücke kommt in allen Rapsanbaugebieten vor. Meistens treten Schäden nur an Feldrändern auf. Der Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis) ist häufig ein Wegbereiter für die Eiablage der Kohlschotengallmücke.

Beschreibung der Kohlschotengallmücke

Die Mücke (Zweiflügler) ist 1.2 bis 1.5 mm gross (Paul 1992) und besitzt lange Beine und Fühler. Der Hinterleib ist rötlich und mit bräunlichen Querbinden ausgestattet. Die Gallmücke legt bis zu 10 Eier in eine Schote. Die Maden (Larven) sind 0.5 bis 1.5 mm klein. Sie sind zuerst glasig, später gelblich-weiss und haben keine Kopfkapsel und keine Beine. Die Puppe ist etwa 2 mm gross, gelblich-weiss und befindet sich etwa 3 cm im Boden.

Lebenszyklus

Die Kohlschotengallmücke überwintert als Puppe im Boden von Rapsfeldern des Vorjahres. Bei Bodentemperaturen von 12 bis 15 °C (Paul 1992) schlüpfen die Mücken, gelangen an die Bodenoberfläche und fliegen bei Temperaturen über 15 °C und Windstille in blühende Rapsbestände. Diese werden vom Rand her besiedelt. Die Kohlschotengallmücken können nur kurze Strecken fliegen und leben nur 1 bis 3 Tage.
Die Weibchen legen ihre Eier in etwa 5 verschiedene Schoten (Paul 1992). Junge weiche Schoten (kleiner als 10 mm) kann die Mücke für die Eiablage selber anstechen. Bei älteren grösseren Schoten nutzt sie bereits vorhandene Frasslöcher des Kohlschotenrüsslers oder Verletzungen zum Beispiel durch Hagel.
Die Maden fressen an der Innenwand der Schoten oder Samen. Sie scheiden giftigen Speichel aus, was die Schoten anschwellen lässt und vorzeitig zum Platzen bringt (Heitefuss et al. 1993).
Etwa 14 Tage nach dem Schlüpfen aus dem Ei wandern die Maden in den Boden, wo sie sich in einem Kokon verpuppen. Nach weiteren zwei Wochen schlüpfen die Mücken der zweiten Generation. Ein Teil der Puppen verbleibt in einer Ruheperiode (Diapause) im Boden bis zum nächsten Frühjahr oder länger. Die zweite Generation legt ihre Eier in Schoten von Kreuzblütlern im Zwischenfutter, in einer Gründüngung oder an wild wachsende Kruziferen. Je nach Witterung können sich zwei, drei oder mehr Generationen pro Jahr entwickeln.

Wirtsspektrum

Wirtspflanzen sind Raps, Rübsen, schwarzer und weisser Senf, Rettich (Samenträger), Radies (Samenträger) sowie wild wachsende Kruziferen wie Hederich, Ackersenf und Hirtentäschelkraut.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Rapsfelder möglichst weit entfernt von vorjährigen Rapskulturen anlegen und weite Rapsfruchtfolgen planen.
  • Im Boden liegende Kokonlarven werden durch die Bodenbearbeitung in alle Bodenschichten verteilt.
  • Die Ermittlung des Befalls ist schwierig. Das Fangen der Mücken mit Gelbschalen oder das Auszählen der Mücken an der Rapspflanze ergeben keine zuverlässigen Werte. Häufig liegt nur Randbefall vor. In der Schweiz gibt es keine praxistauglichen Schadensschwellen.
  • Bekämpfungsmassnahmen gegen den Glanzkäfer und den Kohlschotenrüssler wirken zum Teil auch gegen die Kohlschotengallmücke (Häni et al. 2008). Die Kontrolle des Kohlschotenrüsslers ist wirtschaftlich besonders bedeutsam, da er der Kohlschotengallmücke bei ihrer Eiablage in die Schoten hilft. Häufig genügt eine Behandlung der Ränder der Rapsfelder.

Literatur

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Heitefuss R, König K, Obst A, Reschke M, 1993. Pflanzenkrankheiten und Schädlinge im Ackerbau. DLG-Verlags-GmbH

Paul V, 1992. Krankheiten und Schädlinge des Rapses. Verlag Th. Mann 2. Auflage: 132 S.

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