Fruchtfäule an Zwetschge (Monilia laxa)

Blütensterben, Spitzendürre, Zweigdürre, Triebsterben und Fruchtfäule

moniliose (franz.); brown rot, blossom and twig blight (engl.)

wissenschaftliche Namen der Hauptfruchtform der beiden Hauptverursacher dieser Krankheit: Monilinia fructigena Honey ex Whetzel und Monilinia laxa (Aderh. & Ruhland) Honey

wissenschaftliche Namen der Nebenfruchtform: Monilia fructigena (Pers.) Pers. und Monilia laxa (Ehrenb.) Sacc. & Voglino

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Leotiomycetes, Leotiomycetidae, Helotiales, Sclerotiniaceae

Blütensterben, Spitzendürre, Zweigsterben und Fruchtfäule sind Krankheitssymptome an Obstbäumen, die in Europa vorwiegend von Monilinia laxa und Monilinia fructigena verursacht werden. Beide Pilzarten können in Jahren mit regnerischer Witterung während der Blüte oder in nassen Sommern grosse Schäden und Ernteverluste anrichten. Als vorbeugende Massnahme wird empfohlen, befallene Triebe, Früchte und Fruchtmumien abzuschneiden und zu vernichten. Zudem sollten Verletzungen der Früchte, zum Beispiel durch Insekten, verhindert werden.


Fruchtfaeule an Zwetschgen (Monilia fructigena)
Fruchtfaeule an Zwetschgen (Monilia laxa)Abb. 1. Fruchtfäule an Zwetschgen verursacht durch Monilinia fructigena (oben) und M. laxa (unten)

Abb. 2. Fruchtfäule (Monilinia sp.) an Zwetschgen und Fruchtmumie

Krankheitsbild an Steinobst

Blütensterben, Spitzendürre, Zweigdürre, Triebsterben, Rindenbrand und Fruchtfäule beschreiben Krankheitssymptome an Obstbäumen, welche in Europa hauptsächlich durch Monilinia laxa und M. fructigena verursacht werden.
Die Schadsymptome treten ab Blüte bis nach der Fruchtreife an Kern- und Steinobst auf. Der Pilz befällt Blüten, Triebe und Früchte. Blütenblätter und Blütenstiele werden plötzlich braun bis grau und vertrocknen, bleiben aber an den Trieben hängen (Blütensterben). Die Infektion kann sich später auf die Zweigspitzen ausdehnen. Diese und die jungen Blätter beginnen ebenfallls zu welken, vertrocknen und sterben innerhalb weniger Tage ab (Spitzen- oder Zweigdürre). In der Nähe der Infektionsstelle bildet sich eine krebsartige Geschwulst und es kommt häufig zu übermässigem Harzfluss (Gummifluss). Normalerweise beschränkt sich die Infektion auf einjährige Triebe und greift nicht über auf das zweijährige Holz. Die eingetrockneten Blüten und Blätter bleiben lange am Baum hängen.
An reifenden oder reifen Früchten entstehen braune, kreisrunde, sich rasch vergrössernde Faulstellen (Abb. 1 und 2) (Fruchtfäule). Fruchtinfektionen beginnen meistens an einer Verletzung der Frucht. Auf der Oberfläche der Faulstelle entwickeln sich polsterartige, oft in konzentrischen Ringen angeordnete Sporenpusteln. Sind diese Sporenlager grau, handelt es sich um M. laxa, sind sie ockerfarbig um M. fructigena. Befallene Früchte schrumpfen, fallen ab oder bleiben als Mumien am Baum hängen, wo sie überwintern.
Monilia kann ausgehend von infizierten Früchten in den Trieb eindringen und dort ein Triebsterben verursachen.

Fruchtfaeule an Kirschen (Monilia laxa) KonidienAbb. 3 Zitronenförmige Konidien der Monilinia laxa

Krankheitserreger

Die Konidien der Monilinia fructigena und M. laxa werden an verzweigten Ketten in Sporenlagern (Sporodochia) gebildet. Sie sind zitronen- bis eiförmig und transparent (Abb. 3). Die Sporen der M. fructigena messen 12-34 x 9-15 µm, diejenigen von M. laxa 8-23 x 7-16 µm (Wintersporen 5-19 x 4-12 µm) (Ogawa et al. 1995).
Die Sporenlager sind verstreut angeordnet, zum Teil wachsen sie auch zusammen. Sie haben eine graue (M. laxa) oder hellbraune (M. fructigena) Farbe und sind 1-2 mm breit und bis zu 2 mm hoch.
Die Bildung von Apothecien (Hauptfruchtform) kommt im Freiland selten vor.
Hilber-Bodmer et al. (2010 und 2012) fanden in der Schweiz auf Aprikosen erstmals auch die beiden Arten M. fructicola (die vor allem in den USA vorkommt) und M. polystroma.

Lebenszyklus

Monilia überwintert auf Fruchtmumien, in befallenen und am Baum hängen gebliebenen Blüten oder an Krebsstellen von erkrankten Trieben. Die Bildung der Hauptfruchtform (Apothecium) ist selten und spielt in der Schweiz für die epidemiologische Entwicklung der Krankheit keine Rolle.
An den befallenen und überwinterten Pflanzenorganen bilden sich im Frühjahr, vor und während der Blüte, bei kühler, regnerischer Witterung, neue Sporen (Konidien). Diese werden durch Wind, Regen und Insekten auf die Blüten übertragen. In Jahren mit trockener Witterung während der Blüte tritt die Monilia-Krankheit deshalb weniger häufig auf.
Die Keimhyphen der Konidien dringen durch die Blütenorgane in die Zweige. Das sich dort entwickelnde Myzel tötet diese Triebe ab und die Partie oberhalb der Befallsstelle trocknet ein. Oft kommt es zur Bildung einer krebsartigen Wucherung, die den Trieb ganz oder teilweise umgürtelt. Beim Übergang vom kranken zum gesunden Holz kommt es häufig zu übermässigem Harzfluss.
Monilia kann von Fruchtmumien direkt in den Trieb eindringen und diesen abtöten.
Auf den abgestorbenen Blüten und befallenen Trieben entstehen wiederum Sporenlager. Die hier entstehenden Konidien können zu neuen Infektionen führen.
Die Infektion der Früchte erfolgt über Verletzungen oder Wunden, verursacht zum Beispiel durch Hagel, Wachstumsrisse, Stiche und Frassstellen von Insekten oder Vögeln. Ausserdem können Infektionen auch über den Kontakt zwischen Früchten entstehen.
Die Inkubationszeit ist kurz. Bereits 7 Tage nach der Infektion werden neue Konidien gebildet. Infizierte Früchte sind attraktiv für Fruchtfliegen. Diese können die Krankheit ebenfalls verbreiten. Dort, wo faule Früchte die Rinde berühren, können neue Infektionen an den Trieben entstehen.
Die Früchte verfaulen und fallen ab. Oder sie trocknen ein und bleiben mumifiziert am Baum hängen. Dies kann im Folgejahr zu einer Neuinfektion führen.
In den Faulstellen entsteht das schädliche Schimmelpilzgift Patulin, das sich aber nur 1 cm um die schadhafte Stelle anreichert. Kleine, wasserreiche, angefaulten Früchte (wie Zwetschgen, Aprikosen und Kirschen) sollte man nicht mehr essen.

Wirtsspektrum

M. fructigena und M. laxa befallen Kern- und Steinobst. M. fructigena verursacht hauptsächlich eine Fruchtfäule. M. laxa befällt vorwiegend Steinobst und verursacht hier neben einer Fruchtfäule auch das Blüten- und Triebsterben.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

Literatur

Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 2020. Pflanzenschutz im Biosteinobstanbau (download)

Hilber-Bodmer M, Bünter M, Patocchi A, 2010. First report of asian brown rot caused by Monilia fructicola on apricot in a Swiss orchard. Plant Dis. 94(5):643.

Hilber-Bodmer M, Knorst V, Smits THM, Patocchi A, 2012. First report of asian brown rot caused by Monilia polystroma on apricot in Switzerland. Plant Dis. 96(1):146.

Ogawa JM, Zehr EI, Bird GW, Ritchie DF, Uriu K, Uyemoto JK (editors), 1995. Compendium of stone fruit diseases. St. Paul, American Phytopathological Society: 98 S.