Weissklee (Trifolium repens)

Weissklee  (Trifolium repens L.)


trèfle blanc, white clover

Weissklee ist neben Rotklee die wichtigste Leguminose unserer Wiesen und Weiden. In längerdauernden Gras-Weissklee-Mischungen wird zum Beispiel ein Weisskleeanteil von 25-50 % angestrebt. Er gilt als eine Futterpflanze mit hohem Nährwert und als sehr schmackhaft: Kühe fressen bis zu 20 % mehr pro Tag, falls ihnen Futter mit Weissklee vorgesetzt wird, statt nur Englisches Raigras (Thomson 1984).

Weissklee (Trifolium repens)Abb. 1. Weissklee (Trifolium repens)

Weissklee (Trifolium repens)Abb. 2. Bienen sind willkommene Bestäuber der Weisskleeblüten.

Weissklee (Trifolium repens)Abb. 3. Junge Weisskleeblätter sind gefaltet, die Blätter sind scharf gezähnt.

Wichtigste Merkmale

Der Weißklee ist eine ausdauernde Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 20 cm (Abb. 1). Er bildet eine kurze Pfahlwurzel und oberirdische, verzweigte Kriechtriebe (Stolone). Das Wurzelwerk reicht nicht tief, weshalb der Weissklee trockenheitsempfindlich ist. An den Knoten der Stolone wachsen Wurzeln und neue Blätter sowie Blütenstiele.
Die Blätter sind lang gestielt und bestehen aus drei scharf gezähnten Blättchen (Teilblättern). Die Blattspreite ist kahl, meist lebhaft grün, häufig tritt eine helle winkelförmige Zeichnung auf.
Die Blütenköpfchen bestehen aus 40 bis 80 Blüten, sind kugelig und stehen an 5 bis 30 cm langen Stielen. Die Einzelblüten sind deutlich gestielt und nach der Blüte hängend. Blütezeit ist Mai bis Oktober. Im Gegensatz zum Rotklee, der hauptsächlich von langrüsseligen Hummelarten bestäubt wird, erreichen beim Weissklee auch die kurzrüsseligen Honigbienen den Nektar (Abb. 3).
Die Hülsenfrucht ist abgeflacht, beinhaltet drei bis vier Samen und ist zwischen den Samen eingeschnürt.

Standort- und Bewirtschaftungsansprüche

Weissklee ist in Europa weit verbreitet und besiedelt hauptsächlich Wiesen und Weideland. Er bevorzugt nährstoffreiche, leicht kalkhaltige, lehmige, feuchte Böden und wächst auch in Sandböden. Er kommt in Mitteleuropa von Meeresniveau bis auf über 2200 m ü. M. in den Alpen vor.
Weissklee erträgt eine häufige Nutzung gut. Er ist sehr trittresistent, da er dank den oberirdischen Kriechtrieben rasch regenerieren kann. Mit den Kriechtrieben kann er Lücken rasch neu besiedeln. Weissklee ist die ideale Kleeart für Weiden.

Futterbaulicher Wert

Weissklee ist eine wertvolle Futterpflanze und liefert ein sehr gut verdauliches eiweissreiches Futter. Er ist nutzungselastisch, das heisst sein Energiegehalt nimmt während eines Aufwuchses bedeutend weniger ab als bei den Gräsern (Schubiger et al. 1997 und 2001).
Er eignet sich gleich gut für den Schnitt wie für die Weide. Als Leguminosen versorgt er den Pflanzenbestand mit Stickstoff aus der Luft. Aus diesem Grund und weil er sich als bodendeckende Ausläuferpflanze zur Unkrautunterdrückung eignet, wird der Weißklee sehr geschätzt. Darüber hinaus ist Weissklee eine wichtige Bienentrachtpflanze mit sehr gutem Nektar- und gutem Pollen-Trachtwert.
Wildwachsende Ökotypen und einige Zuchtsorten enthalten cyanogene Glykoside (Linamarin und Lotaustralin), aus denen (unter Mitwirkung von bestimmten Enzymen, ß-Glucosidasen) Blausäure freigesetzt werden, was die Gesundheit der Tiere beeinträchtigen kann (Schubiger et al. 1997). Blausäure hemmt die Cytochrom-Oxidase und blockiert so die Atmungskette in den Mitochondrien. Dies führt zu Sauerstoffmangel in Geweben und zu Krämpfen.
Die cyanogenen Glykoside befinden sich im Zellinnern, die spezifischen Enzyme aber in der Zellwand, so dass erst bei einer Zerstörung der Zelle Blausäure freigesetzt wird (zum Beispiel beim Fressen).
Es können vier Typen von Weissklee unterschieden werden: (1) Pflanzen, welche cyanogene Glykoside und ß-Glucosidasen bilden; (2) Pflanzen die nur cyanogene Glykoside bilden; (3) Pflanzen die nur ß-Glucosidasen enthalten und (4) Pflanzen, die weder Blausäure abspaltende Verbindungen noch entsprechende ß-Glucosidasen besitzen. Ob die Weisskleepflanzen ß-Glucosidasen besitzen oder nicht, spielt für die Freisetzung von Blausäure im Pansen allerdings keine Rolle, da dort eine genügend grosse Menge spezifischer Enzyme vorhanden ist, welche diese Reaktion auslösen können.
Die Menge an freigesetzter Blausäure ist abhängig von der Sorte und von der Jahreszeit. Im Frühjahr und im Herbst bilden die Pflanzen mehr cyanogene Glykoside als im Sommer (Höchstwerte bis 1'700 mg gebildete Blausäure pro kg Trockensubstanz). Je höher der Anteil an Pflanzen einer Sorte mit cyanogenen Glykosiden desto mehr Blausäure wird von der Sorte gebildet.
Natürlich vorkommende Ökotypen von Weissklee können ebenfalls hohe Gehalte an cyanogenen Glykosiden aufweisen. Ein Grund mehr, auch in Naturwiesen den Anteil an Weissklee unter 50 % zu halten.
Eine Konservierung des Futters reduzierte die spätere Freisetzung von Blausäure. Im Freien getrockneter Weissklee bildete nur noch 85 % und als Silage konservierter Weissklee nur noch 76 % der Blausäuremenge, die frischer Weissklee freisetzte.

Wichtige Krankheiten

Phyllodie (Mykoplasmen), Kleekrebs (Sclerotinia trifoliorum), Kleeschwärze (Cymadothea trifolii)

Ansaaten

Weissklee ist eine wichtige Kleeart in intensiv zu nutzenden 3 und mehrjährigen Gras-Weissklee-Mischungen (Standardmischungen für die Schweizer Landwirtschaft). Die grossblättrigen Ladino-Typen eignen sich für die Mähnutzung, die kleinblättrigen für Weiden.
In verschiedenen Ländern werden regelmässig Sortenlisten publiziert in denen die zugelassenen oder empfohlenen Sorten beschrieben werden: Deutschland: Beschreibende Sortenlisten des Bundessortenamt; Österreich: Österreichische beschreibende Sortenlisten; Schweiz: Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen.

Literatur

Dietl W, Jorquera M, 2003. Wiesen- und Alpenpflanzen. Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale Zollikofen.

Schubiger FX, Bosshard HR, Lehmann J, 1997. Futterwert von Weissklee. Agrarforschung 4 (2): 75-78.

Schubiger FX, Lehmann J, Daccord R, Arrigo Y, Jeangros B, Scehovic J,.2001. Nährwert von Wiesenpflanzen: Verdaulichkeit. Agrarforschung 8 (9): 354-359.

Thomson DJ, 1984. The nutritive value of white clover. In: Thomson, D.J. (ed.) Forage legumes. British Grassland Society Occassional Symposium 16, 78-92.