Blattläuse an Kartoffeln

Pucerons (franz.); aphids (engl.)

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Aphididae

Blattläuse verursachen Saugschäden und können Kartoffelviren übertragen. Die häufigsten Arten sind (deutscher, französicher, englischer, wissenschaftlicher Name):

  • Grüne Pfirsichblattlaus, Puceron vert du pêcher, green peach aphid, Myzus persicae (Sulz.)
  • Kreuzdornlaus, Puceron du nerprun, buckthorn aphid, Aphis nasturtii Kalt.
  • Faulbaumlaus, Puceron de la bourdaine, Alder buckthorn aphid, Aphis frangulae Kalt.
  • Grünstreifige Kartoffellaus, Puceron vert et rose, potato aphid, Macrosiphum euphorbiae (Thomas)
  • Grünfleckige Kartoffellaus, Puceron tacheté, fox glove aphid, Aulacorthum solani Kalt.
  • Schwarze Bohnen- oder Rübenlaus, Puceron noir de la fève, black bean aphid, Aphis fabae
  • Kartoffelkellerlaus, Puceron des germes de la pomme de terre, bulb-and-potato aphid, Rhopalosiphonius latysiphon (Davidson)

Eine Bekämpfung der Blattläuse von Konsumkartoffeln lohnt sich meistens nicht. Bei der Produktion von Pflanzkartoffeln müssen die Bestände aber frei von Blattläusen gehalten werden, um eine Infektion der Knollen mit Viren zu verhindern.

Kreudornlaus (Aphis nasturtii)
Kreuzdornlaus (Aphis nasturtii) Abb. 1. Kreuzdornlaus (Aphis nasturtii)

Schaden

Meist findet man die Blattläuse auf der Blattunterseite (Abb. 1). Es gibt aber auch Blattlausarten, die treten nur an unterirdischen Pflanzenteilen auf. Blattläuse ernähren sich von Pflanzensaft und scheiden Honigtau aus, auf dem sich Schwärzepilze ansiedeln. Durch ihre Saugtätigkeit verursachen sie Ertragsverluste. Den grössten Schaden verursachen die Blattläuse aber durch die Übertragung von Viren. Die häufigsten, von Blattläusen übertragenen Kartoffelviren sind Blattrollviren, S-, A-, M- und Y- Virus.

Schädling

Blattläuse sind Insekten, haben sechs Beine und erreichen meistens eine Körperlänge von 1.5 bis 3.5 Millimetern. Die erwachsenen Blattläuse sind entweder geflügelt (Alate) oder ungeflügelt (Aptere). Die Geflügelten dienen der Verbreitung und dem Wirtswechsel. Am Kopf befinden sich zwei Fühler (Antennen) mit meist 6 Gliedern und am Hinterleib zwei Siphonen (Hinterleibsröhren). Am letzten Körpersegment ist ein Schwänzchen sichtbar, die Cauda. Die Geflügelten haben einen deutlich gegliederten Körper: Kopf, Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Sie sind häufig stärker pigmentiert und weisen am Hinterleib oft Zeichnungen und Flecken auf (Dubnik 1991). Die häufigsten Blattläuse an Kartoffeln sind (Beschreibung der Arten aus: Radtke und Rieckmann 1990, Dubnik 1991):

Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae)

Ungeflügelte Sommerform: Längliche, ovale, etwa 1.8 mm lange Form; variable Lebendfärbung: meist dunkel- bis gelbgrün, Nymphen (letztes Larvenstadium der Tiere, die sich zur geflügelten Form entwickelt) sind rötlich; Siphonen leicht keulenförmig; Fühler etwas kürzer als Körper; nach innen vorragende Stirnhöcker
Geflügelte Sommerform: Kopf- und Brustbereich schwarzbraun bis schwarz gefärbt; grüner Hinterleib mit braunem Fleck und ein bis zwei Querbändern; Siphonen und Cauda sind braun, Beinenden schwarz
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreichen anderen Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, Überwinterung im Eistadium auf Pfirsichbäumen (Prunus persica) oder verschiedenen Prunus Arten (Traubenkirsche, P. padus), in warmen Wintern Überwinterung auch ohne Eistadium möglich
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Kreuzdornlaus (Aphis nasturtii)

Ungeflügelte Laus: Rundlich ovale, 0.9 bis 1.8 mm grosse, gelbe oder grünliche, einheitlich gefärbte Blattlaus; Siphonen sind kurz und nur an den Spitzen dunkel, Fühler kürzer als der Körper; häufig (Abb. 2)
Geflügelte Laus: 1.2 bis 2.1 mm lang; Hinterleib mit dunklen Seitenflecken und zwei blassen Querbändern; Fühler reichen bis zu den Siphonen, Siphonen und Cauda braun gefärbt
Wirspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, überwintert im Eistadium an Kreuzdorn (Rhamnus cathartica)
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Abb. 2. Kreuzdornlaus (Aphis nasturtii)

Faulbaumlaus (Aphis frangulae)

Ungeflügelte Form: Ovale, mittelgrosse Blattlaus mit schmutzig gelber, grüner bis bräunlicher Lebendfärbung; dunkelbraune, zylindrische Siphonen; Fühler sind kürzer als der Körper
Geflügelte Form: Zwischen den Siphonen befindet sich ein dunkelbrauner Fleck; Fühler sind kürzer als der Körper; Siphonen und Cauda sind braun
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, Überwinterung als Ei auf dem Faulbaum (Frangula alnus)
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Grünstreifige Kartoffellaus (Macrosiphum euphorbiae)

Ungeflügelte Sommerform: relativ grosse (2.5 bis 3.8 mm), länglich ovale Blattläuse; die grünen Blattläuse besitzen einen dunkelgrünen Längsstreifen auf dem Rücken; die Siphonen sind lang und zur Spitze hin leicht bräunlich gefärbt; Fühler etwas länger als der Körper; langes, schlankes, zugespitztes Schwänzchen
Geflügelte Sommerform: 2.3 bis 3.4 mm gross; Kopf und Brust gelbbraun bis blass bräunlich gefärbt, Hinterleib grün oder rötlich mit Längsstreifen; Fühler grösser als Körper; lange Siphonen gegen das Ende dunkler werdend; langes, schlankes, zugespitztes Schwänzchen
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen (aus mehr als 20 Familien)
Lebenszyklus: ohne Wirtswechsel, Überwinterung ohne Bildung eines Eistadiums (häufig in Gewächshäusern)
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Grünfleckige Kartoffellaus (Aulacorthum solani)

Ungeflügelte Form: 1.8 bis 3.0 mm grosse, birnenförmige Blattlaus; grüne bis gelbliche Färbung; an der Stirn nach innen vorstehende Höcker; Siphonen schlank zylindrisch, am Ende etwas ausgestülpt und dunkel; grünes kurzes Schwänzchen; Fühler länger als der Körper
Geflügelte Form: helle und dunkle Formen; Stirnhöcker vorhanden; grosser dunkler Fleck an der Basis der Siphonen
Wirspflanzen: Kartoffel und zahlreichen anderen Wirtspflanzen, während des Winters häufig in Gewächshäusern an Zierpflanzen, je nach Rasse unterschiedliche Überwinterung
Lebenszyklus: Formen (Rassen) mit und ohne Wirtswechsel
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Schwarze Bohnen- oder Rübenlaus (Aphis fabae)

Ungeflügelte Blattläuse: rundlich und etwa 1.5 bis 2.5 mm gross (Meier 1985); Körper matt blauschwarz gefärbt und fein bewachst; Nymphen zeichnen sich durch eine Doppelreihe von je 4 weissen Wachsflecken auf dem vorderen Teil des Hinterleibs aus; Fühler sind etwa halb so lang wie der Körper; Siphonen sind schwarz und werden gegen das Ende enger; Cauda dunkel und fingerförmig; Hinterbeine dunkel, die Schienen hellbraun mit dunkler Spitze und die Fussglieder (Tarsen) sind schwarz.
Geflügelte Form: dunkel gefärbt; auf dem Hinterleib stärker chitinisierte Querstreifen und Seitenflecken sichtbar.
Wirspflanzen: Kartoffel und zahlreichen anderen Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, Überwinterung im Eistadium an Europäischen Pfaffenhütchen oder seltener an Schneeball
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus
Hinweis: Aphis fabae wird auch im Kapitel Schädlinge vorgestellt

Kartoffelkellerlaus (Rhopalosiphonius latysiphon)

Ungeflügelte Form: 1.7 bis 2.4 mm grosse, ovale, grüne Laus mit einem dunklen zentralen Fleck auf dem Hinterleibsrücken; dunkel gefärbte, stark geschwollene Siphonen; Fühler sind etwas länger als der Körper; an unterirdischen Pflanzenteilen; häufig in Kellern und Lagerräumen anzutreffen
Geflügelte Form: 2.2 bis 2.5 mm lang; grüne Färbung mit braunem Fleck auf dem Hinterleib; Fühler sind länger als der Körper; Siphonen sind dunkelbraun und in der oberen Hälfte stark angeschwollen
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: bilden keine Geschlechtstiere und Eier, überwintert ausschliesslich eingeschlechtlich (parthenogenetisch)
Besonderes: aus Nordamerika eingeschleppt

Typischer Lebenszyklus

Der vollständige Entwicklungszyklus (Holozyklus) beginnt im Frühjahr (März) mit dem Eischlupf der Stammmutter (Fundatrix) auf dem Winterwirt (Hauptwirt). Nach einer mehr oder weniger langen Entwicklungsdauer gebärt die Fundatrix auf ungeschlechtlichem Weg (parthenogenetisch) Nachkommen. Insgesamt folgen auf dem Winterwirt eine bis drei weitere Generationen, wobei die Anzahl geflügelter Läuse ständig zunimmt. Die Geflügelten wandern im Mai bis Juni ab auf die Sommerwirte (Nebenwirt). Dort entwickeln sich parthenogenetisch mehrere Generationen ungeflügelter Weibchen (Exsules). In den Blattlauskolonien entstehen aber auch geflügelte Weibchen, die neue Sommerwirte besiedeln. Dieser Sommerflug ist für die Ausbreitung von pflanzlichen Viruskrankheiten von besonderer Bedeutung. Im Spätsommer, bevor die Blattlauspopulation zusammenbricht, entstehen geflügelte Weibchen (Gynoparae), die zum Winterwirt zurückfliegen und dort die eierlegenden Weibchen (Oviparae) absetzen. Auf dem Sommerwirt entstehen geflügelte Männchen, die zum Winterwirt fliegen. Nach der Paarung der Männchen mit den eierlegenden Weibchen werden im Herbst befruchtete Eier am Winterwirt abgelegt. Ein Weibchen kann bis zu 10 Eier legen. Die Eier überwintern. In Gegenden mit milden Wintern können die Blattläuse auch als lebendgebärendes Weibchen überwintern.
Der unvollständige Zyklus (Anholozyklus) ist durch das Fehlen der geschlechtlichen Form gekennzeichnet. Die Blattläuse überwintern als lebende Tiere auf den Sommerwirten.

Wirtsspektrum

Kartoffelblattläuse können mehrere Pflanzenarten besiedeln und sich von ihnen ernähren. Diese Polyphagie begünstigt die Vermehrung.

Bekämpfung

  • Pflanzkartoffeln nur in Regionen anbauen mit geringem Blattlausflug und wenigen Virusquellen in der Umgebung (Gesundlagen). Virusquellen sind zum Beispiel virusbelastete Konsumbestände in Hausgärten.
  • Beim Anbau von Pflanzkartoffeln muss das Erntegut frei von Viren sein, so dass die Kartoffel vom Auflaufen bis zur Ernte blattlausfrei gehalten werden muss. Der von den Blattläusen ausgeschiedene Honigtau zieht Bienen an, die durch eine Insektizidbehandlung geschädigt werden können.
  • Kartoffeln sollten möglichst unkrautfrei gehalten werden. Viele typische Ackerunkräuter sind Infektionsquellen für Kartoffelviren (Schwarzer Nachtschatten, Stechapfel, Hirtentäschel, weisser Gänsefuss, zurückgebogener Fuchsschwanz u.a.).
  • Durch eine frühe Krautabtötung der Kartoffelbestände kann eine Infektion der Knollen in der Zeit des Hauptsommerflugs der Blattläuse vermieden werden.
  • Bei Konsumkartoffeln ist eine Bekämpfung der Blattläuse meistens nicht notwendig. Die Bekämpfungsschwelle wurde in der Schweiz auf 10 Blattläuse pro Fiederblatt (= 1 Blattlaus pro Einzelblatt) während der Kontrollperiode Ende Juni festgelegt (10 Fiederblätter oder 100 Einzelblätter auszählen).
  • Sorten wählen, die resistent gegenüber Blattroll- und Y-Virus sind.
  • Natürliche Feinde von Blattläusen fördern.

Literatur

Dubnik H, 1991. Blattläuse: Artenbestimmung – Biologie – Bekämpfung. Verlag Th. Mann Gelsenkirchen-Buer: 120 S.

Meier W, 1985. Pflanzenschutz im Feldbau: Tierische Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Eidg. Forschungsanstalt für landw. Pflanzenbau, Zürich-Reckenholz: 240 S.

Radtke W, Rieckmann W, 1990. Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel. Verlag Th. Mann, Gelsenkirchen-Buer, 167 S.